Januar 12th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Wir sind die Wirtschaft § permalink
Mit Luhmann zu sprechen: Stimmt es, dass die Wirtschaft ein Subsystem der gesellschaft ist — oder inzwischen die Gesellschaft ein Subsystem der Wirtschaft. Nämlich der nicht-produktive zeitliche (Feierabend, Rente, Krankheit), menschliche (Arbeitslose, Rentner) usw. Überschuss, der aus dem Gesamtsystem Wirtschaft herausragt wie das Bein eines Schlafenden aus dem Bett? Hat also das System Wirtschaft sich das System Gesellschaft einverleibt — und lässt nur noch ein Bein heraushängen? Dann ist wiederum an Brecht orientiert die Frage:
Wer aber ist die <Wirtschaft>?
Sitzt sie in einem Haus mit Telefonen?
Sind ihre Gedanken geheim, ihre Entschlüsse unbekannt?
Wer ist sie?
Wir sind sie.
Du und ich und ihr — wir alle.
Wenn es so ist, dass die Gesellschaft ein Subsystem der Wirtschaft ist, die Mitglieder des Subsystems Gesellschaft zugleich Träger des Systems Wirtschaft sind — dann führt die Veränderung der Mitglieder der Gesellschaft auch zu einer Veränderung des Systems Wirtschaft.
Hm.
Oder nicht?
Die Frage ist eben deswegen nicht irrelevant, weil etwa die Verkürzung der Ursachen der sogenannten Finanzkrise auf die “Gier einiger Banker” zu kurz greift. » Read the rest of this entry «
Zugegebenermaßen — hätte mich jemand vor einigen Tagen gefragt, was ich von Meinhard Miegel halte, hätte ich vermutlich ihn und Hans-Werner Unsinn in einen Topf geworfen und behauptet, von solchen Hochnotgestrigkeiten hielte ich nicht nur nichts sondern stünde ihnen diametral gegenüber. Nun bin ich zufällig im TV (dass es das noch gibt …) beim Zappen (dass es das noch gibt) über Monitor (dass es das noch gibt) und einen interessanten wirtschaftskritischen Beitrag (dass es das noch gibt) gestolpert (hier der Inhalt als PDF), in der sich Herr Miegel darüber verbreitete, wie dümmlich das Festhalten an der Wachstumsideologie und daraus abgeleiteten Wachstumbeschleunigungsgesetzen sein.
Hm.
Nun ist in Zeiten wie den Gegenwärtigen nicht unbedingt erkennbar, welches Interesse dahinter steckt, zumal die Vertreter der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” (und hier das kritische INSM-Watchblog)eher nicht zu den fortschrittlich und unkonventionell denkenden Zeitgenossen zählen. Will er damit die Bürger daran gewönen, dass es kein Lohn‑, Gehalts‑, Rentensteigerungen mehr gibt? Dass alles schlechter wird für die, denen es sowieso schon schlechter geht? Oder denkt da jemand tatsächlich nach? Dann bin ich über dieses Interview in der FAZ (oha …) gestolpert. Und noch etwas nachhaltiger irritiert.
Ich erlaube mir, einige Zitate aus diesem Interview:
Zurzeit sind wir eine völlig durchmonetarisierte, auf Wachstum fokussierte Gesellschaft. Alles andere ist dem untergeordnet. Zum Teil hat das beinahe manische Züge angenommen, zum Beispiel wenn die Familienministerin sinngemäß erklärt, eine nachhaltige Familienpolitik stärke das wirtschaftliche Wachstum und steigere die dringend benötigten » Read the rest of this entry «
Januar 4th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Der Begriff des Politischen und das Theater § permalink
Bevor der falsche Eindruck aufkommt, das Politische, von dem hier gelegentlich gefordert wird, dass es wieder ins Theater zurückkehren solle, sei etwa die sogenannte Tagesaktualität hier ein Text von mir zu diesem Thema. Geschrieben fuer eine Matinee im Frankfurter Autorentheater am 1.5.2009 und dort auch noch als Druckschrift erhältlich. Und hier zum Download: “DasPolitischeZurueckInsTheater”
Januar 3rd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Bestandsaufnahmen des Unbeständigen § permalink
Gestern abend hab ich mit meiner Schwester telefoniert und versuchte darzuelegen, wie fundamental der Wandel der Lebensverhältnisse momentan sei, auf den zu reagieren ich von Theatern erwarte. Politischen Wandel, veränderte Arbeitswelt. Auf die Schnelle wollte mir kein konsistenter Vortrag gelingen, deswegen versuch ichs jetzt in Ruhe:
Die digitale Vernetzung
Durch Facebokk (nach Mitgliedern gezählt wäre Facebook inzwichen das viertgrößte Land der Welt!), Twitter, Blogs, Communities werden Machtverhältnisse verändert. Die Menschen schaffen sich freie Informations- und Austauschwege, die sowohl staatlicher wie auch unternehmerischer Kontrolle nicht mehr völlig unterliegen. Niemals in der Geschichte was es besser möglich, sich frei mit beliebig vielen Menschen auszutauschen. Da dieser Austausch aber in einem unendlich speicherbaren Raum stattfindet, entstehen daraus zugleich massive Bedrohungen, die mit der Nutzung und Auswertung dieser Daten zu tun haben. Niemals war es nämlich in gleicher Weise wie heute möglich, durch automatisierte Verfahren Beziehungs‑, Denk- und Bewegungsprofile von Menschen herzustellen. Eine gigantische Utopie und zugleich eine riesige Bedrohung. Dzu wurde auf diesem Blog schon einiges an Links angeboten. Nun noch hier die Fortsetzung der Schirrmacher-Debatte: Absaufen in der Informationsflut. Lesenswert. Bedenkenswert. Und für alle, die es noch nicht kennen DAS Video zum Thema Social Media Revolution.
Die Aufspaltung einzelner Rollen ist für postdramatisches Theater geradezu Routine geworden. Wieviele Fausts gabs bei Schleef noch? Vierzehn. Und 11 Gretchen dazu — vermeldete seinerzeit die ZEIT. Ich habs gesehen und fands grandios. Die Vielheit des Dividuums. Nun aber ist es Zeit für den proteischen Gegenzug, das Dividum, das sch jenseits des einzelnen Textes in Vielheit befindet. Müsste nicht also ein “Darsteller” am Abend gleichzeitig die Figur in mehereren Stücken sein? Müsste also nicht am selben Abend Antonius und Cleopatra, Troilus und Cressida, Romeo und Julia gespielt werden. Mit derselben Besetzung. Das wäre Postdrama. Das wäre spannend. Auch wen ich keine Ahnung habe, wie das funktionieren könnte.
Januar 2nd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Und weiter? Jahrespläne § permalink
Auch jenseits von Geschichten bleibtdie Frage: wie weiter? Verzicht auf zeitliche Binnelogiken implizieren nicht den Verzicht auf Plan und Entwurf. Auf: und wie nun weiter? Am Jahresanfang die Frage der Fragen. Den neuen Text, den Dachs weiter. Seit einem halben Jahr nahezu nichts mehr daran gemacht. Neuen Arbeitsplatz mit zwei Bildschirmen eingerichtet, um in ganzer Breite schreiben zu können. A2 oder A1. Ein Plotter muss auch noch her.
Der Dachs ist an der Zeit — möge die Zeit nicht zu schnell verfliegen. Der Dachsplatz:
Januar 1st, 2010 § Kommentare deaktiviert für Under construction § permalink
Die Postings und Beiträge in diesem Blog tendieren dazu, vielleicht etwas wirr zu erscheinen. Das liegt daran, dass sie teilweise etwas wirr sind. Hier klärt sich alles erst im Fortgange. Die Gedanken verfertigen sich im Akt des Schreibens. Allmählich oder sprunghaft. Wenn sie sich geklärt haben werden, wird dieses Blog beendet sein.