Facebook — ein Staat? Nachtrag: Der Staatsgründerkult beginnt

Juli 16th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Facebook — ein Staat? Nachtrag: Der Staatsgründerkult beginnt § permalink

Als Nach­trag zur Über­le­gung, ob die Ein­füh­rung einer eige­nen Wäh­rung Face­book stär­ker in die Nähe eines Staats­ge­bil­des bringt (hier). Jetzt bereits wird der “Staats­grün­der” Mark Zucker­berg von Hol­ly­wood zu einer per­so­nen­kul­tisch vereh­ten Iko­ne erho­ben. Erin­nert irgend­wie an Sta­lin­kult, Nord­ko­rea, Turk­me­ni­stan oder … ääähm… Nun­ja — sehet und schau­et. Ich den­ke, der Film endet damit, dass die bösen Daten­schutz­rö­mer ihn auf dem Daten­berg kreu­zi­gen. Hal­le­lu­ja. Let’s poke him with nails.

Von der Abwärtsspirale zur “Todesspirale”

Juli 15th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Von der Abwärtsspirale zur “Todesspirale” § permalink

Bei Tho­mas Knü­wers “Indis­kre­ti­on Ehren­sa­che” ist heu­te (hier) eine  Gra­fik zu fin­den, die die Abwärts­spi­ra­le in einer Bran­che zeigt, die mit vol­ler Wucht von der digi­ta­len Dig­res­si­on erfasst wur­de. Ursprüng­lich stammt die Gra­fik vom Bun­des­ver­band Deut­scher Zei­tungs­ver­le­ger (BDZV)

http://www.indiskretionehrensache.de/wp-content/uploads/bdzv-ums%C3%A4tze-zeitungen-2009.jpg

Der Print-Sek­tor der Zei­tung bricht — es ist in aller Mun­de — in sich zusam­men, Nach­rich­ten wer­den zuneh­mend kos­ten­los online gele­sen (The­ma » Read the rest of this entry «

One Laptop per Hartz IV — Empfänger

Juli 15th, 2010 § Kommentare deaktiviert für One Laptop per Hartz IV — Empfänger § permalink

Wie­der ein schon län­ger geplan­tes Pos­ting — das aus aktu­el­lem Bericht­an­lass jetzt kommt. SpOn mel­det (Hier) eine soli­da­ri­sche Initia­ti­ve von einem Ham­bur­ger Ehe­paar (unter dem däm­li­chen Titel “Hartz IV Com­pu­ter: Ich schenk dir das Tor zur Welt), das weg­ge­wor­fe­ne oder defek­te Rech­ner her­rich­tet und Hartz IV- Emp­fän­gern schenkt. Umso soli­da­ri­scher des­we­gen, weil die Schen­ken­den selbst von Harzt IV leben — eine Form von Selbst­hil­fe also. Über die­se Selbst­hil­fe woll­te ich nicht blog­gen, aber die dahin­ter ste­hen­de, von SpON kurz auf­ge­grif­fe­ne Fra­ge nach der Rele­vanz von Rech­ner und Inter­net­an­schluss gera­de für die­je­ni­gen, die im her­kömm­li­chen Sin­ne “drau­ßen” also ins­be­son­de­re ohne Job sind.

In Anleh­nung an Nicho­las Negro­pon­tes ambi­tio­nier­tes “One Lap­top per Child” (hier) muss die For­de­rung und die sinn­vol­le Fort­ent­wick­lung der Arbeits­lo­sen­ver­mitt­lung der Paro­le fol­gen: One Lap­top per Arbeits­lo­sem. Heißt: Wer sich arbeits­los mel­det oder mel­den will — bekommt (wenn nicht vor­han­den) einen Lap­top in die Hand gedrückt und die Behör­de zahlt ihm einen breit­ban­di­gen Internetanschluss.

Oha — jetzt die Faul­pel­ze auch noch mit hoch­wer­ti­ger Elek­tro­nik beschen­ken? End­rö­mi­sche Tur­bo­de­ka­denz? Kann nur den­ken oder rufen, wer den digi­ta­len » Read the rest of this entry «

Die Abwärtsspirale — updated

Juli 14th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Abwärtsspirale — updated § permalink

Vor eini­gen (gefühlt) Jahr­hun­der­ten hat­te ich hier im Blog ange­fan­gen, mir aus dem Bauch her­aus Gedan­ken zum The­ma Spa­ren zu machen, den öffent­li­chen Spar­wahn auf­grei­fend, mit dem per­ma­nen­ten Vor­sor­ge-und-Ver­sor­gungs­lü­cken­ge­re­de, der Sor­ge des Mit­tel­stands vor Ver­ar­mung und gleich­zei­tig der “Digi­ta­len Dig­res­si­on”, d.-h. der Mög­lich­keit, durch elek­tro­ni­sche Preis­ver­glei­che und Online-Händ­ler die bil­ligs­ten Pro­duk­te zu fin­den und zu erste­hen (etwa hier), im Hin­ter­grund. Eine Art psy­cho­lo­gi­scher Abwärts­s­spi­ra­le also, die die Men­schen im Land (auch mit per­ma­nen­tem Blick auf die öffent­li­chen Haus­hal­te und der dor­ti­gen mora­li­schen Auf­wer­tung von “Spar­sam­keit) in sich zieht und dafür sorgt, dass an Stel­le von Wachs­tum — Spar­tum tritt (etwa hier oder hier). Das also die Kri­se kei­ne Sin­gu­la­ri­tät son­dern Bestand­teil der Zyklen­ent­wick­lung ist, auf die die nächst­hef­ti­ge­re umso siche­rer folgt (etwa hier)

Das hatet natür­lich kei­ner­lei wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Hin­ter­grund — und ich bin des­we­gen umso erfreu­ter (wenn auch in der Sache depri­miert), heu­te bei weiss­gar­nix (hier (Update 2015: Bog inzwi­schen off­line; Link zur Way­back­Ma­chi­ne)) mit Bezug zum bil­ly­b­log hier) ein Pos­ting zu die­sem The­ma zu fin­den, das zeigt, wie die Spar­sam­keit dafür sorgt, dass sich das » Read the rest of this entry «

Wird Facebook der erste virtuelle Staat?

Juli 14th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Wird Facebook der erste virtuelle Staat? § permalink

Die Nut­zer­zah­len von Face­book wer­den seit eini­ger Zeit schon ger­ne in Rela­ti­on zu staat­li­chen Popu­la­tio­nen gesetzt. Wäre Face­book ein Land — wäre es inzwi­schen das dritt­größ­te nach Chi­na und Indi­en mit sei­nen 500 Mil­lio­nen (!) “Ein­woh­nern”. Das ist inso­fern span­nend als die­ser Staat ein post­na­tio­na­les Gebil­de, ein Netz­werk­staat wäre. Anstel­le von Per­so­nal­aus­weis und Lan­des­zu­gangs­recht tritt Log­in und Nutzungsrecht/Mitgliedschaftsrecht. Des­we­gen liegt eben­falls (neben dem beab­sich­tig­ten The­ma Leis­tungs­schutz­recht) auf mei­nem Desk­top seit Wochen der Plan, Goog­le, Face­book und Apple dar­zu­stel­len und in ihrer gan­zen Dimen­si­on zu ver­ste­hen bzw. das Ver­stan­de­ne zu posten.

Da gerät mir etwas in die Que­re, was ich eigent­lich als pro­phe­ti­schen Clou mei­nes Face­books-Tex­tes anbrin­gen woll­te. Ich war mir sicher, dass Face­book nach dem Roll-Out des “Gefällt mir” But­tons für alle Web­sei­ten (wie die­ses Blog hier) im nächs­ten Schritt einen ähn­li­chen But­ton zum Bezah­len anbie­ten wird. Basie­rend auf einer eige­nen “Wäh­rung”, die supra­na­tio­nal gül­tig sein wird (wie einst der ECU?). Die frei in jede Land­wäh­rung con­ver­ti­bel ist (bzw. zu von Face­book fest­ge­leg­ten Kur­sen). Und die als Mischung aus auf­lad­ba­rer Kre­dit­kar­te, vir­tu­el­ler Wäh­rung und Spielmünzen/Coins funk­tio­niert. Soweit die Pro­phe­tie. Und nun die­se Mel­dung von new­me­diaage (hier):

Facebook virtual currency to roll out in September

Face­book is aiming for a full launch of its vir­tu­al cur­ren­cy Face­book Cre­dits in Sep­tem­ber, a move that could lead to it beco­ming the default online cur­ren­cy, rival­ling lea­ders such as Pay­Pal.  Face­book Cre­dits is in a » Read the rest of this entry «

“Sich Gesellschaft leisten” in Trier — Kritiknachtrag

Juli 13th, 2010 § 1 comment § permalink

Gera­de erst gefun­den: ein ziem­lich guter Text auf theaterforschung.de über “Maxi­mie­rung Mensch” in Trier. Mit einer eban­falls sehr posi­ti­ven Bespre­chung von SGL. Ich erlau­be mir ein Zitat:

[…Der] Text ist in der Typo­skript­fas­sung eine aus vie­len neben­ein­an­der arran­gier­ten Text­spal­ten bestehen­de Mam­mut-Par­ti­tur, in der die Mitspieler/Marktteilnehmer immer wie­der mehr­stim­mig, gleich­zei­tig oder ver­setzt, cho­risch oder poly­fon ihre Ange­bo­te oder Nach­fra­gen arti­ku­lie­ren und ver­han­deln. Der Autor hat den dra­ma­tur­gi­schen Ablauf sei­ner öko­no­mi­schen Uto­pie an den fünf Levels des Com­pu­ter­spiel ‚Unre­al Tour­na­ment‘ ori­en­tiert. Die ein­leuch­ten­de Zugriffs­wei­se der Urauf­füh­rung hat aus [den] Text­mas­sen eine 90 minü­ti­ge Trie­rer Fas­sung kon­stru­iert, die sie in einer ehe­ma­li­gen Maschi­nen­hal­le im Indus­trie­ge­biet ein­rich­te­te. Als Spiel­ort wäre ange­sichts der Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft in ‚Sich Gesell­schaft leis­ten‘ eher ein Bör­sen­saal, eine Zeit­ar­beits­ver­mitt­lungs­agen­tur, der Han­dels­raum einer Bank oder ein Bor­dell ange­mes­sen gewe­sen – doch sind die­se Dienst­leis­tungs-Räu­me in Trier ver­mut­lich alle noch aus­ge­las­tet in Betrieb und ste­hen im Gegen­satz zu einer Maschi­nen­hal­le dem Thea­ter nicht zur Ver­fü­gung. Das Zusam­men­le­ben in Schmidts Sozi­al­dra­ma (das eher eine post­dra­ma­ti­sche Par­ti­tur über post­so­zia­le Zustän­de zu sein scheint) gleicht gera­de auch im Pri­va­ten einem per­ma­nen­ten Bör­sen­sze­na­rio. Nicht nur zeit­na­he Tausch­an­ge­bo­te wer­den aus­ge­ru­fen und abge­wi­ckelt, es wird auch mit Optio­nen und Pri­vat-Schuld­schei­nen gehan­delt. Der Text ist ein ästhe­tisch anspruchs­vol­ler Kom­men­tar zur zuneh­men­den Durch­öko­no­mi­sie­rung aller Lebens­be­rei­che. Das Stück pass­te wie ein Auf­trags­werk (das es nicht war) ins Kon­zept des Maxi­mie­rung-Mensch-Fes­ti­vals. Sei­ne Trie­rer Urauf­füh­rung war ein gelun­ge­ner Thea­ter­abend; auf wei­te­re Insze­nie­run­gen die­ses aus­la­den­den post­dra­ma­ti­schen Tex­tes darf man gespannt sein.

Hier gibts den Gan­zen Arti­kel von Bernd Blascke

Päpste, Huren, Könige, Beamte — Marxens Problem mit der Dienstleistungsarbeit

Juli 12th, 2010 § 4 comments § permalink

Ich bin kein Mar­xist. Aber mir scheint Mar­xens Den­ken eines der Frucht­bars­ten zu sein — wenn ich auch glau­be, dass er wesent­li­che, für die Gegen­wart beherr­schend wer­den­de Ver­hält­nis­se igno­riert oder aus­ge­blen­det hat. Das Wich­tigs­te die­ser Fel­der ist das Gebiet der Dienst­leis­tun­gen — zu der die Indus­trie­ge­sell­schaft der Marx-Zeit sich nun­mehr ent­wick­len soll und wird. Dazu fand ich bei Marx eini­ge Pas­sa­gen, die ich im Fol­gen­den weit­ge­hend unkom­men­tiert wie­der­ge­ben will.

War­um? Weil der Wech­sel von der Indus­trie- zur Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft mit einer Art “Imma­te­ria­li­sie­rung” ein­her geht. Bei Marx fin­det die Kon­zen­tra­ti­on auf die soge­nann­te “ver­ge­gen­ständ­lich­te Arbeit” statt, d.h. im Wesent­li­chen eine Arbeit, die einen phy­si­schen Gegen­stand ver­än­dert und sich dar­in “spei­chert” als han­de­le es sich um eine Bat­te­rie, die durch die Arbeits­en­er­gie des Arbei­ters auf­ge­la­den wird. Dar­aus lei­ten sich die Defi­ni­ti­on des Kapi­ta­lis­ten als Besit­zers der Pro­duk­ti­ons­mit­tel, des Genie­ßers des Mehr­werts und des Befehls­ha­bers ab. Wenn nun aber das Werk­stück und die Ver­ge­gen­ständ­li­chung der Arbeit schwin­det, der Auf­trag­ge­ber direkt die Ver­rich­tung des Auf­trag­neh­mers ent­lohnt, sei­ne Diens­te in Anspruch nimmt, ohne dass er für das mate­ri­el­le Geld ein mate­ri­el­les Gut erhält, ver­dre­hen sich die Ver­hält­nis­se. Der Auf­trag­neh­mer kann etwas, das sich der Auf­trag­ge­ber wünscht (als Kun­de) — und ist bereit dafür zu bezah­len. Am Ende der Leis­tung (neh­men wir eine Mas­sa­ge) ist das Bezahl­te weg. Und der Auf­trag­ge­ber muss wie­der­keh­ren, um die Leis­tung erneut in Anspruch zu neh­men. Über das Pro­duk­ti­ons­mit­tel (das Ver­mö­gen, Boltanski/Chiapello wür­den sagen: die Kom­pe­tenz) ver­fügt der Auf­trag­neh­mer, von dem der Auf­trag­ge­ber inso­fern abhän­gi­ger ist als der Kapi­ta­list vom Arbei­ter am Werkstück.

Aus MEW BD. 42 — Öko­no­mi­sche Manu­skrip­te 1857/58(Alle Fet­tun­gen vom mir; Kur­si­vie­run­gen im Original)

Der ein­zi­ge Unter­schied von der ver­ge­gen­ständ­lich­ten Arbeit ist die nicht ver­ge­gen­ständ­lich­te, son­dern sich noch ver­ge­gen­ständ­li­chen­de, die Arbeit als Sub­jek­ti­vi­tät. Oder die ver­ge­gen­ständ­lich­te, d.h. als räum­lich vor­hand­ne Arbeit kann auch als ver­gang­ne Arbeit der zeit­lich vor­hand­nen ent­ge­gen­ge­stellt wer­den. Soweit sie als zeit­lich, als leben­dig vor­han­den sein soll, kann sie nur als leben­di­ges Sub­jekt vor­han­den sein, in dem sie als Fähig­keit exis­tiert, als Mög­lich­keit; als Arbei­ter daher. Der ein­zi­ge Gebrauchs­wert daher, der einen Gegen­satz zum Kapi­tal bil­den kann, ist die Arbeit. {und zwar wert­schaf­fen­de i.e. pro­duk­ti­ve Arbeit. Die­se Neben­be­mer­kung ist vor­weg­ge­nom­men; muß erst ent­wi­ckelt wer­den; by and by. Arbeit als blo­ße Befrie­di­gung von unmit­tel­ba­ren Bedürf­nis­sen hat gar nichts mit dem Kapi­tal zu tun, da es sie nicht sucht. Wenn ein Kapi­ta­list sich Holz hacken läßt, um sein mut­ton zu rös­ten, so ver­hält sich nicht nur der Holz­ha­cker zu ihm, son­dern er zum Holz­ha­cker im Ver­hält­nis des ein­fa­chen Aus­tauschs. Der Holz­ha­cker gibt ihm sei­nen Dienst, einen Gebrauchs­wert, der das Kapi­tal nicht ver­mehrt, son­dern wor­in es sich kon­su­miert, und der Kapi­ta­list gibt ihm eine and­re Ware dafür unter der Form von Geld. So ver­hält es sich mit allen Dienst­leis­tun­gen, die Arbei­ter direkt aus­tau­schen gegen das Geld and­rer Per­so­nen und die von die­sen Per­so­nen kon­su­miert wer­den. Es ist die Kon­sum­ti­on der Revenu, die als sol­che immer in die ein­fa­che Zir­ku­la­ti­on fällt, nicht des Kapi­tals. Indem der eine der Kon­tra­hen­ten dem andern nicht als Kapi­ta­list gegen­über­steht, kann die­se Leis­tung des Die­nen­den nicht unter die Kate­go­rie der pro­duk­ti­ven Arbeit fal­len. Von der Hure bis zum Papst gibt es eine Mas­se sol­chen Gesin­dels. …}

(Marx lei­tet den Dienst­leis­ter vom Skla­ven ab):

Im Skla­ven­ver­hält­nis ist der Arbei­ter nichts als leben­di­ge Arbeits­ma­schi­ne, die daher einen Wert hat für and­re oder viel­mehr ein Wert ist. Das Arbeits­ver­mö­gen erscheint dem frei­en Arbei­ter gegen­über in sei­ner Tota­li­tät selbst als sein Eigen­tum, eins sei­ner Momen­te, über das er als Sub­jekt über­greift und das er erhält, indem er es ver­äu­ßert. […] Aus­tausch ver­ge­gen­ständ­lich­ter Arbeit gegen leben­di­ge Arbeit kon­sti­tu­iert noch nicht weder auf der einen Sei­te das Kapi­tal noch auf der and­ren Sei­te die Lohn­ar­beit. Die gan­ze Klas­se der sog Diens­te vom Schuh­put­zer bis zum König fällt in die­se Kate­go­rie. Eben­so der freie Tag­löh­ner, den wir spo­ra­disch fin­den über­all, wo [… die] Gemein­de sich auf­löst in ein­zel­ne Ele­men­te … [377)

Bei per­sön­li­chen Dienst­leis­tun­gen wird der Gebrauchs­wert als sol­cher kon­su­miert, ohne aus der Form der Bewe­gung in die der Sache über­zu­gehn. […] …selbst gesetzt, A zah­le Geld für den Dienst, so ist dies kei­ne Ver­wand­lung sei­nes Gel­des in Kapi­tal, son­dern viel­mehr Set­zen des­sel­ben als blo­ßen Zir­ku­la­ti­ons­mit­tels, um einen Gegen­stand des Kon­sums, einen bestimm­ten Gebrauchs­wert zu erhal­ten. Die­ser Akt ist daher auch kein Reich­tum pro­du­zie­ren­der, son­dern umge­kehrt Reich­tum kon­su­mie­ren­der Akt. Es han­delt sich für A durch­aus nicht dar­um, daß sich Arbeit als sol­che, eine gewis­se Arbeits­zeit, also Wert , in dem Tuch objek­ti­viert, son­dern daß ein gewis­ses Bedürf­nis befrie­digt wird. A ist nicht ver­wer­tend, son­dern ent­wer­tend sein Geld, indem er [es] aus der Form des Werts in den des Gebrauchs­werts über­setzt.  […] Je öfter A den Aus­tausch wie­der­holt, des­to mehr ver­armt er.  […] Es bedarf kei­ner weit­läu­fi­gen Aus­ein­an­der­set­zung, daß Geld kon­su­mie­ren nicht Geld pro­du­zie­ren ist. (379)

Abge­se­hen von die­ser selt­sam flui­den Form der Arbeit in der Dienst­leis­tung scheint es doch so, dass der Kapi­ta­list durch Dienst­leis­tung .… ent­eig­net wird? Marx schreibt:

In der bür­ger­li­chen Gesell­schaft selbst gehört in die­se Rubrik aller Aus­tausch per­sön­li­cher Dienst­leis­tun­gen — auch Arbeit für per­sön­li­chen Kon­sum, Kochen, Nähen etc., Gar­ten­ar­beit etc., bis hin­auf zu den sämt­li­chen impro­duk­ti­ven Klas­sen, Staats­die­ner, Ärz­te, Advo­ka­ten, Gelehr­te etc. — gegen Revenu in die­se Kate­go­rie. […] Es fällt aber nie­man­dem ein zu den­ken, daß durch Aus­tausch sei­ner Revenu gegen sol­che Dienst­leis­tun­gen, d.h. durch sei­nen Pri­vat­kon­sum, der Kapi­ta­list sich als Kapi­tal setzt. Er ver­aus­gabt viel­mehr dadurch die Früch­te sei­nes Kapi­tals. (380)

Bis hier­her hän­disch abge­schrie­ben vom Buch. Eini­ge wei­te­re Zita­te über­neh­me ich vom Marx-Forum und Trend­par­ti­san (hier und hier)

„Ein Schau­spie­ler z. B. … ist hier­nach ein pro­duk­ti­ver Arbei­ter, wenn er im Dienst eines Kapi­ta­lis­ten … arbei­tet, dem er mehr Arbeit zurück­gibt, als er in der Form des Lohns von ihm erhält, wäh­rend ein Flick­schnei­der, der zu dem Kapi­ta­lis­ten ins Haus kommt und ihm sei­ne Hosen flickt, ihm einen blo­ßen Gebrauchs­wert schafft, ein unpro­duk­ti­ver Arbei­ter ist. Die Arbeit des ers­te­ren tauscht sich gegen Kapi­tal aus, die des zwei­ten gegen Reve­nue (= Kon­sum­aus­ga­ben). Die ers­te­re schafft einen Mehr­wert; in der zwei­ten ver­zehrt sich eine Reve­nue.“ K. Marx, Theo­rien über pro­duk­ti­ve und unpro­duk­ti­ve Arbeit, MEW 26.1, 127.

„Eine Sän­ge­rin, die auf ihre eige­ne Faust ihren Gesang ver­kauft, ist ein unpro­duk­ti­ver Arbei­ter. Aber die­sel­be Sän­ge­rin, von einem Unter­neh­mer enga­giert, der sie sin­gen lässt, um Geld zu machen, ist ein pro­duk­ti­ver Arbei­ter; denn sie pro­du­ziert Kapi­tal.“ K. Marx, Theo­rien über den Mehr­wert I., MEW 26.1, 377.

„End­lich erlaubt die außer­or­dent­lich erhöh­te Pro­duk­tiv­kraft in den Sphä­ren der gro­ßen Indus­trie, beglei­tet, wie sie ist, von inten­siv und exten­siv gestei­ger­ter Aus­beu­tung der Arbeits­kraft in allen übri­gen Pro­duk­ti­ons­sphä­ren, einen stets grö­ße­ren Teil der Arbei­ter­klas­se unpro­duk­tiv zu ver­wen­den …“ K. Marx, Kapi­tal I, MEW 23, 469.

Fin­de ich enorm span­nend, weil sich m.E. gegen­wär­tig nicht nur die Arbeits­pro­zes­se zuneh­mend in die­sem selt­sam “flui­den” Zustand befin­den, aus dem Marx sie ret­ten woll­te — son­dern sich schon bei Marx anzu­deu­ten beginnt, dass die Kon­zen­tra­ti­on auf die ver­ge­gen­ständ­lich­te Arbeit eine künst­li­che Abs­trak­ti­on, der Wer­tä­ti­ge mit sei­ner ver­gen­ständ­li­chen­den Arbeit — eine Rand­er­schei­nung. Denn was genau wür­de den dienst­leis­ten­den Holz­ha­cker vom Werk­tä­ti­gen bzw. Wert-Täti­gen scharf genug tren­nen? Wie gesagt — ich bin kein Mar­xist, fin­de nur an die­ser Fra­ge eine sinn­vol­le Anknüp­fung und ein Befra­gen von mar­xis­ti­schen Kate­go­rien drin­gend notwendig.

Zudem ver­an­lasst es mich, dem­nächst doch noch über die Fra­ge des Urhe­ber­rechts in Zei­ten des Flui­dums oder des Per­for­mats (Kus­anow­sky etwa hier) zu schreiben.

Universität als Kampfplatz, Hauptfach: Überleben

Juli 11th, 2010 § 2 comments § permalink

Reden wir nicht über Bil­dungs­idea­le. Reden wir auch nicht über Chan­cen­gleich­heit. Reden wir ein­fach nur davon, was für ein Zei­chen die in der letz­ten Woche beschlos­se­ne Sti­pen­di­en­re­ge­lung (hier ein Arti­kel von Minis­te­rin Scha­van dazu) für die (bis zu) 160.000 bes­ten Stu­den­ten eigent­lich bedeutet.

Lässt man die­se “Vor­ur­tei­le” außer acht, könn­te man ja durch­aus ver­sucht sein zu sagen: Eine För­de­rung der Begab­tes­ten und Flei­ßigs­ten — kann man ja mal drü­ber nach­den­ken. Eltern­un­ab­hän­gig — war schon immer eine For­de­rung bein BAföG. Nun sind 300 Euro­nen sicher­lich ein gespiel­ter Witz. Das ist nicht mal Hart­zIV. Nun­ja — aber Bil­dungs­auf­wän­de spie­len bei Hartz IV ja eh kei­ne bedeu­ten­de Rol­le. Immer­hin doch nett. Nett.

Das Signal heißt also: Stu­den­ten, strengt euch an — das zahlt sich für euch aus. Ist jetzt nicht das ganz klas­sisch-heh­re Ide­al. Zeigt aber eine Grund­ein­sicht, die zu ler­nen gar nicht früh genug begon­nen wer­den kann. Leis­te was — dann kanns­te dir » Read the rest of this entry «

Ihr seid doch alle Terroristen …!

Juli 6th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Ihr seid doch alle Terroristen …! § permalink

Gera­de erst durch Hin­weis der bes­ten Ehe­frau von allen dar­auf gesto­ßen. Ein tol­les Video zum The­ma Überwachung.

Du bist Ter­ro­rist (You are a Ter­ro­rist) eng­lish sub­tit­les from alex­an­der­leh­mann on Vimeo.

Gleich­zei­tig ist mir Heri­bert Prantls “Der Ter­ro­rist als Gesetz­ge­ber. Wie man mit Angst Poli­tik macht” (ama­zon) in die Hän­de gekom­men, das mit viel Ver­ve als » Read the rest of this entry «

Theaterintendanten vom Publikum wählen lassen?

Juli 5th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Theaterintendanten vom Publikum wählen lassen? § permalink

Nach­dem in den letz­ten Tagen wie­der mal die ein oder ande­re Direkt­wahlsau durch den Blät­ter­wald der Old School-Print­me­di­en getrie­ben wur­de (ich spa­re mir Links, es ging um den Bun­des­prä­si­den­ten und die Minis­ter­prä­si­den­ten), ging mir gera­de die Fra­ge durch den Kopf: War­um dür­fen Thea­ter­in­ten­dan­ten eigent­lich nicht von ihrem Publi­kum gewählt wer­den? Will hei­ßen von allen Bür­gern der Stadt, zu der das Thea­ter gehört, sowie allen außer­halb der Stadt woh­nen­den Abon­nen­ten. Wür­de mei­nes Erach­tens die Iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem Thea­ter und sei­nem Pro­gramm enormst erhö­hen. Viel­leicht müss­te die­ses Votum nicht ver­bind­lich sein für eine Fin­dungs­kom­mis­si­on — aber der Begrün­dung bedür­fen, war­um der Publi­kums­fa­vo­rit nicht gewählt wird.

Wie könn­te das funktionieren?

  1. Die Fin­dungs­kom­mis­si­on defi­niert ein Anfor­de­rungs­pro­fil (mit öffent­li­cher Feed­back­mög­lich­keit) und die finan­zi­el­le Dotie­rung des Postens.
  2. Die Aus­schrei­bung erfolgt.
  3. Bewer­ber müs­sen sowohl ihre Über­ein­stim­mung mit dem Pro­fil begrün­den (oder “sinn­vol­le” Abwei­chun­gen) und ein Grob­kon­zept » Read the rest of this entry «

Where am I?

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