Sonnenfinsternis und Theater

August 13th, 2014 § 1 comment

Mit dem Blick in eine Son­nen­fins­ter­nis ver­hält es sich übri­gens genau wie mit dem Blick auf Gesell­schaft: direk­te Beob­ach­tung macht blind. Für den Blick in die Son­nen­fins­ter­nis nut­zen daher man­che Men­schen ruß­ge­schwärz­te Glas­schei­ben. Für den Blick auf Gesell­schaft emp­fiehlt sich Thea­ter. Aber Vor­sicht — es bleibt ein Restrisiko!

Augen­ärz­te war­nen vor Seh­schä­den nach der Son­nen­fins­ter­nis. So kann es durch die hohe Strah­lungs­in­ten­si­tät wäh­rend des Beob­ach­tens zu Netz­haut­ver­bren­nun­gen kom­men. Dies ist zu ver­mei­den, wenn der rich­ti­ge Licht­schutz gewählt wird.
… Der gefähr­lichs­te Moment sei, wenn die Son­ne nach der Ver­fins­te­rung hin­ter dem Mond lang­sam her­vor­tre­te, sagt Pro­fes­sor Her­mann Krastel von der Uni­ver­si­täts­kli­nik in Hei­del­berg. Dort, wo es vor­her ganz dun­kel war, wer­de wei­ter­hin fas­zi­niert hingesehen.

Das unge­schütz­te Auge sei dann den sicht­ba­ren infra­ro­ten und ultra­vio­let­ten Strah­len aus­ge­setzt, so Krastel. Es kom­me zu einem Brenn­glas­ef­fekt und pho­to­che­mi­schen Reak­tio­nen mit der Fol­ge von Netz­haut­ver­bren­nun­gen. Kri­tisch wer­de es vor allem dann, wenn man die Son­nen­fins­ter­nis mit einem Fern­glas oder Tele­op­ti­ken beob­ach­te. Die Wär­me­ab­fuhr aus dem ver­grö­ßer­ten Bild über­las­te die Blut­zir­ku­la­ti­on am Augen­hin­ter­grund. Netz­haut­schä­den sind die Folge.

Die Schä­di­gung erzeugt kei­ne Schmer­zen. Sym­pto­me tre­ten oft erst Stun­den oder sogar Tage spä­ter auf. Dann läßt die Seh­schär­fe nach. Far­ben erschei­nen blaß oder gar nicht mehr. Auch die Licht­wahr­neh­mung ist gestört. Die­se Seh­schä­den könn­ten lang­an­hal­tend oder gar dau­er­haft sein. The­ra­pie­richt­li­ni­en für sol­che Augen­schä­den nach einer Son­nen­fins­ter­nis gäbe es noch nicht. Mög­lich wäre ein Ver­such mit hoch­do­sier­tem Cor­ti­son über kur­ze Zeit.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, raten Augen­ärz­te zum rich­ti­gen Licht­schutz. Unzu­rei­chend und gefähr­lich sei die Beob­ach­tung durch geschwärz­te Fil­me, beruß­te Glä­ser, meh­re­re Son­nen­bril­len hin­ter­ein­an­der. Auch ein schwar­zes Glas kön­ne so viel infra­rotes und ultra­vio­let­tes Licht durch­las­sen, “daß die Netz­haut raucht”. Nach der tota­len Son­nen­fins­ter­nis im März 1970 in den USA wur­den 145 Fäl­le regis­triert, bei denen Men­schen ihr Seh­ver­mö­gen durch Unvor­sich­tig­keit ganz oder teil­wei­se ver­lo­ren haben.

Neben den Licht­schutz-Foli­en­bril­len kön­ne man auch Schweiß­bril­len zum Augen­schutz ver­wen­den, sie müß­ten jedoch ein Zer­ti­fi­kat auf­wei­sen mit einer opti­schen Dich­te (D) von fünf bis sechs. Ein Tip der Exper­ten zur unge­fähr­li­chen Son­nen­be­ob­ach­tung nach dem Prin­zip der Came­ra obscu­ra: Man bege­be sich in ein ver­dun­kel­tes Zim­mer. Am Fens­ter brin­ge man eine licht­dich­te Kar­to­na­ge mit einer nadel­stich­gro­ßen Öff­nung an. Damit wird das Son­nen­bild auf eine mat­te Ober­flä­che projiziert.
Hin­wei­se zum Schutz für die Augen im Inter­net: http://www.ukl.uni-Freiburg.de/aug/mitteil/sofi/index.html
(Quel­le: Welt.de)

Der Ver­gleich scheint mir in vie­len Details sehr pas­send. Man bege­be sich in ein ver­dun­kel­tes Zim­mer, um unge­fähr­det in die Son­ne bli­cken zu kön­nen. Oder auf Gesell­schaft. So unge­fähr dach­te es ja schon Pla­ton, der Höh­len­ma­ler und Theatermacher(-Hasser).

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