Über kontingente und strafende Gewalt-“Warum so brutal?” in der neuen POLAR

April 4th, 2014 § 1 comment § permalink

In der April­aus­ga­be 2014 des klei­nen, fei­nen Maga­zins POLAR “Kunst der Dras­tik” erscheint gera­de mein Text “War­um so bru­tal? Tom Fon­ta­nas TV-Serie OZ und Dan­tes Gött­li­che Komö­die”. Das Heft kann man hier bestel­len. Mei­nen Bei­trag (in mnei­ner Roh­fas­sung) kann man sich am Ende die­ses Pos­tings herunterladen.

Es ste­hen, wie der Unter­ti­tel andeu­tet, die von Tom Fon­ta­na geschrie­be­ne TV-Serie OZ und Dan­te Ali­ghie­r­is Divina Com­me­dia im Mit­tel­punkt, genau­er gesagt die dras­ti­schen Schil­de­run­gen von Bru­ta­li­tät und ihre nar­ra­ti­ven Funk­tio­nen. Die instru­men­tel­le Gewalt bei Dan­te, die sich als Stra­fe für began­ge­ne Unta­ten spie­gel­bild­lich zu die­sen Taten ver­hält, damit die Gewalt recht­fer­tigt und mit “Sinn” auf­lädt, trifft auf die kon­tin­gen­te Gewalt in OZ, wo sich zwar eben­falls Straf­tä­ter fin­den, deren Schre­ckens­zu­stand in der Gefäng­nis­höl­le aber eben nicht in ers­ter Linie aus einer “sinn­haf­ten” Straf­zu­mes­sung her­rührt, son­dern gera­de­zu gespens­tisch zir­ku­liert und sich ihre Opfer fast zufäl­lig sucht (war­um “fast” — dazu im Text selbst mehr).

Tom Fon­ta­nas Serie OZ, gelau­fen in den » Read the rest of this entry «

Bürgerliche Empörung nur im Internet? Falsch: Die Straße lebt.

Februar 26th, 2014 § Kommentare deaktiviert für Bürgerliche Empörung nur im Internet? Falsch: Die Straße lebt. § permalink

In der Frank­fur­ter Neu­en Pres­se war ges­tern hier eine inter­es­san­te Sta­tis­tik zu sehen: die Zunah­me ange­mel­de­ter Demons­tra­tio­nen im Ver­lauf der  letz­ten zehn Jah­re. Im Haupt­ar­ti­kel liegt der Fokus auf Frank­furt. Ein wei­te­rer Text stellt zudem eini­ge Zah­len aus ande­ren Städ­ten dar. Und das Ergeb­nis ist erstaun­lich. Von 2004 bis 2012 hat sich die Zahl ange­mel­de­ter Demos in Frank­furt nahe­zu ver­fünf­facht. Die gele­gent­lich zu hören­de oder zu lesen­de Ein­schät­zung, die #Auf­schrei-Kul­tur des Net­zes wür­de dazu füh­ren, dass sich Pro­test zu einer Pro­test­si­mu­la­ti­on wan­delt, dass also Unmut nur get­wit­tert und damit ent­schärft wür­de, bestä­tigt sich nicht. Im Gegenteil.

 

Die FNP lis­tet eini­ge Berich­te über Demons­tra­tio­nen aus der letz­ten Zeit auf. Es fin­den sich beispielsweise:

  • Demo gegen Nah­rungs­mit­tel­spe­ku­la­ti­on (Link)
  • Anti-Späh-Demo (Link)
  • Soli­da­ri­täts­de­mo für die Tür­kei (Link)
  • Block­upy-Groß­de­mo (Link)

Als wich­tigs­te The­men berich­tet die FNP die Finanz­kri­se und den Aus­bau dess Frank­fur­ter Flug­ha­fens. Der Anstieg ver­blüfft — unter ande­rem auch den Frank­fur­ter Sozio­lo­gen Sieg­hard Neckel, den der Arti­kel dahin­ge­hend zitiert, dass sei­ner Ein­schät­zung nach das Inter­net die Stra­ßen­pro­test­kul­tur offen­bar nicht nur nicht ver­min­dert, son­dern sogar befördert.

Stuttgart, Berlin, Köln, München, Hamburg

Ähn­li­che Ent­wick­lun­gen las­sen sich, so die FNP in einem ergän­zen­den Arti­kel hier, auch in ande­ren Groß­städ­ten in Deutsch­land fest­stel­len: » Read the rest of this entry «

Vortragstext “Agiles Theater” — Hier als Download

Januar 25th, 2014 § 2 comments § permalink

UPDATE 05.02.2014: Der Text ist jetzt in einer leicht über­ar­bei­te­ten Form auf nachkritik.de zu fin­den: Auf dem Weg zum agi­len Thea­ter. Wer sich den Text hier her­un­ter­la­den möch­te (in der unbe­ar­bei­te­ten Vor­trags­fas­sung) bit­te den Link am Ende die­ses Arti­kels hier auf der Sei­te benutzen.

Auf Ein­la­dung der Dra­ma­tur­gi­schen Gesell­schaft hat­te ich am 25.01.2014 die Ehre, bei der Jah­res­kon­fe­renz mit dem Titel “wie wol­len wir arbei­ten?” einen Key­note-Vor­trag hal­ten zu dür­fen. Die­sen möch­te ich hier — in der Vor­trags­fas­sung — zum Down­load anbieten.

Der Vor­trag glie­der­te sich in 1+4 Teile:

Pro­log

Im Pro­log auf Basis der Sta­tis­ti­ken des deut­schen Büh­nen­ver­eins eini­ge Zah­len, die — wie ich mei­ne — eine depri­mie­ren­de und für den Fort­be­stand der deut­schen Stadt­thea­ter­land­schaft gefähr­li­che SItua­ti­on erken­nen las­sen (in den Power­point-Slides enthalten).

Im Anschluss an Dirk Bae­cker dann die Fra­ge: “Wozu Thea­ter?” und eine vor­läu­fi­ge Rahmendefinition:

Thea­ter ist der Ort der Gesell­schaft in der Gesell­schaft, an dem sich in Gesell­schaft über Gesell­schaft ästhe­tisch reflek­tie­ren lässt.

Kapi­tel 1

Aus­ge­hend von einem — als The­se in den Raum gestell­ten — Ver­lust des Bezugs zwi­schen Thea­tern und der umge­ben­den Gesell­schaft eini­ge Aus­füh­run­gen über die — bereits anbre­chen­de und sich als Über­for­de­rung und Stress bemerk­bar machen­de — nächs­te Gesell­schaft und das zu ihr gehö­ri­ge nächs­te Theater.

Kapi­tel 2

Ein eher kur­so­ri­scher Aus­flug zu den The­men die­ses nächs­ten Thea­ters, das sich bei den The­men als das­je­ni­ge Thea­ter dar­stellt, dass über die Mit­welt­zer­stö­rung reflektiert.

Kapi­tel 3

Anknüp­fend an das bereits recht alte Lamen­to über die for­ma­le Ein­ge­schränkt­heit der Stadt­thea­ter beson­ders im ver­gleich­zu den Arbei­ten der frei­en Sze­ne, eini­ge Anmer­kun­gen zu den For­ma­ten des nächs­ten Theater.

Zudem Anknüp­fung an neue Fern­seh­for­ma­te, in denen es mit neu­en Arbeits­wei­sen (Stich­wort “Wri­ters Romm”) gelingt, dem schein­bar alten und bekann­ten Medi­um fern­se­hen unge­ahn­te neue Mög­lich­kei­ten zu eröff­nen. Zudem ein Plä­doy­er für das kom­ple­xe Erzählen.

Kapi­tel 4

Eine mög­li­che und mei­nes Erach­tens sinn­vol­le Ant­wort auf die Tagungs­fra­ge “wie wol­len wir arbei­ten”: Agi­li­sie­rung der Abläu­fe und Reor­ga­ni­sa­ti­on der inter­nen Struk­tu­ren mit Kan­ban und Scrum.

Zusam­men­fas­sung “Agi­les Thea­ter” mit den fol­gen­den Punkten:

agiles_theater14b.066

 

Über die Dokumente:

Es han­delt sich um die Power­point-Foli­en sowie um den Vor­trags­text (jeweils als PDF).

Das heißt: Es sind Tex­te, die für den münd­li­chen Vor­trag geschrie­ben wur­den — und ent­spre­chend sind sie for­ma­tiert. Und sie ori­en­tie­ren sich nicht unbe­dingt an Les­bar­keit, son­dern an Sprechbarkeit.

Die PDF’s ste­hen unter Crea­ti­ve Com­mons Namens­nen­nung — Nicht kom­mer­zi­ell — Kei­ne Bear­bei­tun­gen 4.0 Inter­na­tio­nal Lizenz.

Sie dür­fen her­un­ter­ge­la­den, aus­ge­druckt, wei­ter­ge­lei­tet wer­den. Kom­mer­zi­el­le Ver­wen­dung, Abdruck (auch gekürzt) bedür­fen mei­ner vor­he­ri­gen Ein­wil­li­gung.-

Downloads

Um das Vortragsmanuskript herunterzuladen, hier klicken.

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Hier kön­nen Sie sich die Slides anse­hen und als PDF herunterladen:

Auf dem Weg zum agi­len Thea­ter from Ulf Schmidt

Ich wür­de mich freu­en, wenn Sie nach der Lek­tü­re hier in einem Kom­men­tar Ihre Mei­nung dazu äußern.

 

Brandneuer Theatertext „Media Divina“ – hier direkt downloadbar

Januar 23rd, 2014 § Kommentare deaktiviert für Brandneuer Theatertext „Media Divina“ – hier direkt downloadbar § permalink

Hier kön­nen Sie sich mei­nen neu­en Text „Media Divina“ direkt und kos­ten­los herunterladen.

» PDF-Download

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Aufspaltung und Stabilisierung der Demokratie durch Fernsehen #MediaDivina

Juni 28th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Aufspaltung und Stabilisierung der Demokratie durch Fernsehen #MediaDivina § permalink

Ein Sky­po­nat mit Klaus Kus­anow­sky bringt mich dazu einen Gedan­ken her­un­ter­zu­schrei­ben, der mir schon län­ger durch den Kopf geht und der Teil eines grö­ße­ren Pro­jek­tes mit dem Arbeits­ti­tel „Moni­to­ri te salu­tant – Über­wa­chen und Fern­se­hen“ ist. Näm­lich den Folgenden:

Nip­kows „elek­tri­sches Tele­skop“, als das das Fern­se­hen hier bereits mehr­fach beschrie­ben wur­de (hier und hier), leis­tet die Aus­st­an­zung aus dem poten­zi­ell wahr­nehm­ba­ren Kon­ti­nu­um durch das Kame­ra­ob­jek­tiv, die Mar­kie­rung eines Aus­schnit­tes als her­aus­ra­gend und zugleich die Über­tra­gung die­ses Bil­des in einen unmar­kier­ten Raum, d.h. in Räu­me, in denen Zuschau­er vor ihren Hei­li­gen­schrei­nen die Nach­rich­ten verfolgen.

Die­se Struk­tur ist für die demo­kra­ti­sche Ver­fas­sung von Staa­ten des spä­ten 20. Jahr­hun­derts von fun­da­men­ta­ler Bedeu­tung. Lässt man nicht allei­ne wört­lich Demo­kra­tie aus Demos, den Beherrsch­ten, und Kra­tos, den Herr­schen­den bestehen, so ist die Auf­tei­lung in die­se bei­den funk­tio­na­len Posi­tio­nen alles ande­re als selbst­ver­ständ­lich. Wie kommt es, dass eine Grup­pe zu Kra­tos wird und in die­ser Funk­ti­on sta­bi­li­siert wird, wie kann der Rest sich im unmar­kier­ten Raum der Bevöl­ke­rung, des Demos, wie­der­fin­den – wenn nicht (im spä­ten 20. Jahr­hun­dert jeden­falls) durch das Fernsehen?

Die Ega­li­tät der Bevöl­ke­rung für den Herrscher

Im vor­de­mo­kra­ti­schen Zeit­al­ter waren die Din­ge klar: in die Herr­schaft wur­de der Herr­scher hin­ein­ge­bo­ren, umge­ben von einer Grup­pe von poten­zi­ell Herr­schafts­fä­hi­gen, mit eige­nen (mehr oder min­der begrenz­ten) Herr­scher­be­fug­nis­sen in begrenz­ten Ter­ri­to­ri­en aus­ge­stat­tet. Der Pöbel war durch dicke Mau­ern und bewaff­ne­te Wäch­ter aus­schließ­bar. Dass über­haupt Herr­schaft statt­fand, dass abso­lu­te Macht (wenn schon kein Abso­lu­tis­mus) herrsch­te, muss­te der Herr­scher von Zeit zu Zeit aktua­li­sie­ren: Mit­tels Steu­er­ein­trei­bung und Armee­aus­he­bun­gen etwa. Oder in Zwi­schen- und Frie­dens­zei­ten durch Erlas­se und Ver­ord­nun­gen, die ver­viel­fäl­tigt in die letz­ten Win­kel des Lan­des getra­gen und dort an Kir­chen- oder Rat­haus­tü­ren gena­gelt und von Kan­zeln ver­le­sen wur­den. Dass die­sen Ver­fü­gun­gen kaum prak­ti­sche Bedeu­tung zukam, wie neue­re Stu­di­en über den Mythos des Abso­lu­tis­mus zei­gen, lag dar­an, dass der Zen­tral­herr­scher kei­ne hin­rei­chen­de Orga­ni­sa­ti­on hat­te, um die Ver­brei­tung und ins­be­son­de­re Ein­hal­tung der Ver­fü­gun­gen über­prü­fen und sich mit­tei­len zu las­sen, kei­ne loka­len Mäch­te in hin­rei­chen­der Zahl, um über­all die Ein­hal­tung durch­zu­set­zen. Die Ver­ord­nun­gen an ihren Nägeln waren der Exis­tenz­be­weis der Herr­schaft. Die Nicht­ein­hal­tung, das Quit­tie­ren eines zen­tra­len Edikts durch Ach­sel­zu­cken durch die Bevöl­ke­rung war sei­ne Schwä­che. In einem inter­es­san­ten Auf­satz schreibt Achim Landwehr:

Die media­len Mög­lich­kei­ten der Publi­ka­ti­on und Ver­brei­tung sol­cher Befeh­le waren ver­hält­nis­mä­ßig begrenzt und bestan­den vor­nehm­lich im Aus­hang und der öffent­li­chen Ver­le­sung. Angsichts einer all­ge­mein als gering zu ver­an­schla­gen­den Alpha­be­ti­sie­rung kam vor allem der Ver­le­sung, ob sie nun vom Rat­haus oder von der Kir­chen­kan­zel von­stat­ten ging, ein recht hoher Stel­len­wert zu. Hier stell­te sich aber ein wei­te­res, kaum zu unter­schät­zen­des und auch zeit­ge­nös­sisch bereits the­ma­ti­sier­tes Pro­blem: Wie ließ sich garan­tie­ren, daß bei­spiels­wei­se nach » Read the rest of this entry «

Die Trierer proben den Aufstand – eine Laien(theater)kritik

Juni 22nd, 2013 § Kommentare deaktiviert für Die Trierer proben den Aufstand – eine Laien(theater)kritik § permalink

Dass es einen FC Bay­ern Mün­chen gibt, ist kein Ein­wand gegen Fei­er­abend- und Ama­teur­fuß­ball in zahl­lo­sen ört­li­chen Ver­ei­nen. Und dass letz­te­re nicht auf dem Niveau des Ers­te­ren spie­len, eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Denn die zahl­lo­sen loka­len Ver­ei­ne haben eine ande­re lokal-gesell­schaft­li­che Funk­ti­on, als die Cham­pi­ons League Sportler.

Mit Lai­en­thea­ter ist es eine ähn­li­che Sache. Gewöhnt an die Hoch­äm­ter der Büh­nen­kunst in pro­fes­sio­nel­len Häu­sern, kann man recht schnell zu einer ent­täusch­ten Ein­schät­zung sol­cher Thea­ter­ak­ti­vi­tä­ten kom­men und sich gelang­weilt oder frus­triert abwen­den. Man kann sich aber auch den Eigen­ge­set­zen die­ser viel­leicht nicht ein­mal im empha­ti­schen Sin­ne „künst­le­ri­schen“, son­dern lokal gemein­schaft­li­chen Form widmen.

Die Trie­rer Pro­duk­ti­on „Stadt in Auf­ruhr“, pro­du­ziert für und gezeigt im Rah­men des Fes­ti­vals „Maxi­mie­rung Mensch 4:Mensch Marx“ der Uni­ver­si­tät und des Thea­ters Trier, ist ein sol­cher Anlass, die Bewer­tungs­kri­te­ri­en pro­fes­sio­nel­len Büh­nen­thea­ters zurück­zu­stel­len, um sich dem wid­men zu kön­nen, was da tat­säch­lich an Span­nen­dem geschah. Das soll hier ver­sucht wer­den, wes­halb es sich hier eigent­lich nicht um eine Kri­tik han­delt, son­dern um eine Laienkritik.

Es fan­den sich mehr als 60 Trie­rer (mei­ne Zäh­lung – Ver­an­stal­ter­an­ga­ben über 100) unter Anlei­tung der GRUPPE INTERNATIONAL zusam­men, um „Stadt in Auf­ruhr“ zu geben. Nicht auf einer Büh­ne, son­dern indem die Stadt selbst zur Büh­ne ver­wan­delt, das Publi­kum zum Spa­zier­gän­ger in einer Stadt­füh­rung wur­de. Erschien der Beginn noch auf übli­chem Lai­en-Niveau, wan­del­te sich die Akti­on spä­ter plötz­lich in Anderes.

Die ers­ten Akte: Von damals

Ers­te Spiel­stät­te war die Kunst­bau­stel­le „Tuf­ta­po­lis“, ein etwas her­un­ter­ge­kom­me­ner Aben­teu­er­spiel­platz, auf dem Kin­der in Kos­tü­men des Micha­el aus Lön­ne­ber­ga, Bat­man, Robin und Pip­pi Lang­strumpf Klein­grup­pen eine Füh­rung gaben und den Besu­chern gesprä­chig erzähl­ten, was das damals alles war. „Damals“ (so ver­stand ich) ist das Trier der Gegen­wart, denn die Insze­nie­rung sie­del­te sich in der Zukunft des Jah­res 2025 (in Anknüp­fung an ein gera­de ver­öf­fent­lich­tes Stra­te­gie­pa­pier „Trier Zukunft 2025“ der Stadt) an  – einer durch­aus dys­to­pi­schen, durch­öko­no­mi­sier­ten und in einer ver­elen­de­ten und zutiefst in Reich und Arm gespal­te­nen Stadt.

Durch Sei­ten­gas­sen, an denen sich Bau­an­kün­di­gun­gen für Enter­tain­ment Cen­ter fan­den, ging es zum zwei­ten Akt, einen Gara­gen­hof. Dort wur­de das Publi­kum (geschätzt über 100 Zuschau­er) auf­ge­teilt auf ver­schie­de­ne Gara­gen, in denen ver­klei­de­te Ein­zel­dar­stel­ler ver­arm­te Trie­rer gaben, die von einer gemein­schaft­li­chen Aldi-Plün­de­rung erzähl­ten. Wei­ter dann auf einen Park­platz, auf dem vier Dar­stel­ler sich als Opfer staat­li­cher Gewalt der jün­ge­ren Gegen­wart (Athen, Tune­si­en) und der ent­fern­te­ren Trie­rer Ver­gan­gen­heit (ein 1848 von der Poli­zei in Trier getö­te­te Revo­lu­tio­när) gaben und ihre Geschich­te erzählten.

Der drit­te Akt: Der Auf­stand beginnt

Span­nend wur­de es direkt im Anschluss. Die Dar­stel­ler misch­ten sich unter die Zuschau­er-Spa­zier­gän­ger, drück­ten Dut­zen­den von ihnen Demo-Pla­ka­te mit der » Read the rest of this entry «

Zwangsvorstellungen: Bühnenverein will Theater zum UNESCO-Kulturerbe machen — hier die bessere, wirkungsvollere (und ältere) Idee!

Mai 26th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Zwangsvorstellungen: Bühnenverein will Theater zum UNESCO-Kulturerbe machen — hier die bessere, wirkungsvollere (und ältere) Idee! § permalink

Nacht­kri­tik wuss­te vor­ges­tern zu ver­mel­den, dass der Deut­sche Büh­nen­ver­ein die deut­sche Thea­ter­land­schaft auf die Lis­te der bedroh­ten Irgend­was­se bei der UNESCO, Thea­ter­in­ten­dan­ten auf die rote Lis­te der aus­ster­ben­den Arten, den Deut­schen Büh­nen­ver­ein auf die UN-Lis­te der Ver­ei­ne ohne zah­len­de Mit­glie­der set­zen und durch Blau­hel­me schüt­zen las­sen, zu Besu­cher­sta­tis­ti­ken auch vor­bei­flie­gen­de Droh­nen rech­nen will. Das alles ist im inne des erhalts der deut­schen Kul­tur- und Thea­ter­land­schaft natür­lich hoch sinn­voll, der Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Aller­dings bleibt es weit hin­ter dem zurück, was Karl Valen­tin bereits vor Jahr­zehn­ten vor­schlug. Mit dem Titel: Zwangs­vor­stel­lun­gen. Kennt ver­mut­lich jeder. Aber weils doch so schön ist, hier noch einmal:

Karl Valen­tin: Zwangsvorstellungen

Woher die­se lee­ren Thea­ter? Nur durch das Aus­blei­ben des Publi­kums. Schuld dar­an — nur der Staat. War­um wird kein Thea­ter­zwang ein­ge­führt? Wenn jeder Mensch in das Thea­ter gehen muß, wird die Sache gleich anders. War­um ist der Schul­zwang ein­ge­führt? Kein Schü­ler wür­de die Schu­le besu­chen, wenn er nicht müß­te. Beim Thea­ter, wenn es auch nicht leicht ist, wür­de sich das unschwer eben­falls doch viel­leicht ein­füh­ren las­sen. Der gute Wil­le und die Pflicht brin­gen alles zustande.

Ist das Thea­ter nicht auch Schu­le, Fragezeichen!

Schon bei den Kin­dern könn­te man begin­nen mit dem Thea­ter­zwang. Das Reper­toire eines Kin­der­thea­ters wäre sicher­lich nur auf Mär­chen auf­ge­baut, wie “Hän­sel und Gre­tel”, “Der Wolf und die sie­ben Schneewittchen”.

In der Groß­stadt sind hun­dert Schu­len, jede Schu­le hat tau­send Kin­der pro Tag, das sind hun­dert­tau­send Kin­der. Die­se hun­dert­tau­send Kin­der » Read the rest of this entry «

Vom industriell geplanten zum agilen Theater?

Mai 14th, 2013 § 1 comment § permalink

Dass Stadt­thea­ter nach dem Mus­ter der Indus­trie­pro­duk­ti­on des 19. Jahr­hun­derts auch heu­te noch wei­test­ge­hend orga­ni­siert sind, hat­te ich gele­gent­lich etwa hier im Blog und auch mit Bezug auf den Stadt­thea­ter-Text von Mat­thi­as von Hartz auf nacht­kri­tik in mei­nem Bei­trag zur Stadt­thea­ter-Debat­te auf nacht­kri­tik vor­ge­tra­gen. Das ist aber nur so sinn­voll, wie man beginnt, sich mit mög­li­chen ande­ren Struk­tu­ren kon­kret zu befas­sen. Im Gespräch mit Nadi­ne Por­til­lo von der Schwank­hal­le kam ich dann dazu, mir kon­kret vor­zu­neh­men, mich mit moder­ner Orga­ni­sa­ti­ons­theo­rie zu beschäf­ti­gen, dem soge­nann­ten “agi­len” Pro­zess, der auch ger­ne mit dem Stich­wort Scrum in Ver­bin­dung steht.

Sinn der Aus­ein­an­der­set­zung ist natür­lich kein selbst­zweck­haf­ter Inno­va­tis­mus, son­dern die Befra­gung, ob und wie der Ein­fluss sol­cher Orga­ni­sa­ti­ons- und Pro­duk­ti­ons­me­tho­den sich im Stadt­thea­ter frucht­bar machen lie­ße. Als Gedankenspiel.

Mit fol­gen­den bei­den Büchern leg ich mal los und neh­me sie mit in den Urlaub. Mal schauen.

Nach­trag: Sehe gera­de erst, dass Chris­ti­an Hen­ner-Fehr dar­über schon vor zwei Jah­ren Inter­es­san­tes im Kul­tur­ma­nage­ment-Blog geschrie­ben hat: Hier.

Schillers weltbedeutende Bretter, Zeitung, Fernsehen (ein gedanklicher Mäander) #MediaDivina

April 21st, 2013 § Kommentare deaktiviert für Schillers weltbedeutende Bretter, Zeitung, Fernsehen (ein gedanklicher Mäander) #MediaDivina § permalink

Die For­mu­lie­rung Schil­lers über die „Bret­ter, die die Welt bedeu­ten“ ist eine ste­hen­de Rede­wen­dung gewor­den. Weni­ger bekannt, aber durch­aus auf­schluss­reich ist der Zusam­men­hang, in dem die­se For­mu­lie­rung stand. Inter­es­sant in sich selbst, inter­es­sant, da sie hilft, einen epo­cha­len Bruch in der Nach­fol­ge zu mar­kie­ren, inter­es­sant auch, weil sie eine durch­aus schil­lern­de Dimen­si­on des „Bedeu­tens“ eröffnet.

An die Freunde

Lie­ben Freun­de! Es gab schön­re Zeiten
Als die unsern — das ist nicht zu streiten!
Und ein edler Volk hat einst gelebt.
Könn­te die Geschich­te davon schweigen,
Tau­send Stei­ne wür­den redend zeugen,
Die man aus dem Schoß der Erde gräbt.
Doch es ist dahin, es ist ver­schwun­den, » Read the rest of this entry «

Unterm Strich zahl’ ich — mich dumm und dämlich. Stairway to Schuldenfalle mit der Postbank.

April 17th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Unterm Strich zahl’ ich — mich dumm und dämlich. Stairway to Schuldenfalle mit der Postbank. § permalink

Heu­te mor­gen flat­ter­te mir von mei­nen Kre­dit­in­sti­tut Post­bank ein wun­der­schö­nes Ange­bot in den Brief­kas­ten: Weil man doch im Früh­jahr ein­fach raus muss und “was erle­ben” will, aber doch so die eine oder ande­re böse Zah­lung anfal­len kann, soll ich doch bit­te­schön gleich mal unter­schrei­ben, dass ich für mei­ne Kre­dit­kar­te die Teil­zah­lungs­funk­ti­on akti­viert haben möch­te. Die näm­lich ist ein tol­les Ange­bot: Ich zah­le von mei­nem Gesamt-Sal­do am Ende des Monats nur tol­le 10% zurück. Und das kos­tet auch nur 3,99% Zin­sen. Duf­te Sache. Geld aus­ge­ben — und nur 10% zurückzahlen.

Das Klein­ge­druck­te (bei der Post­bank immer GANZ wich­tig) schafft aller­dings etwas mehr Klar­heit. Die 3,99% gibts nur für sechs Mona­te als Akti­ons­zins­satz. Danach — springt der Zins­satz auf PB1fan­tas­ti­sche 15,77%. Das darf man sich ger­ne auf der Porte­mon­naie-Lasche zer­ge­hen las­sen. Ein Kre­dit­zins in Höhe von fast 16%. Freund­li­cher­wei­se legt die Post­bank noch eine Bei­spiel­rech­nung für einen Kre­dit­be­trag über 500 Euro bei. Ich schnapp­te mir den Taschen­rech­ner und zähl­te die Til­gungs­ra­ten zusam­men: aus den 500 Euro wer­den in 12 Mona­ten 518,52 Euro. Das nen­nen wir dann mal einen sat­ten Zins.

 

Natür­lich weiß die Post­bank, dass es hier nicht um 500 Euro-Beträ­ge geht. Wäre » Read the rest of this entry «

Where Am I?

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