Auf der documenta ist’s wie daheim im Arbeitszimmer #d13

Juli 29th, 2012 § Kommentare deaktiviert für Auf der documenta ist’s wie daheim im Arbeitszimmer #d13 § permalink

Sus­an Hil­ler: Die Gedan­ken sind frei. Neue Gale­rie. (Hier noch ein tol­les Bild von der Arbeit).

Und so sähs bei mir aus:

 

Der Bühnenverein auf der re:publica — ein Kasperltheater #rp12

Mai 3rd, 2012 § 1 comment § permalink

Wie letz­tens gepos­tet, haben die Inten­dan­ten im Deut­schen Büh­nen­ver­ein ein Expe­ri­ment unter­nom­men, um einen Fuß ins kal­te Netz zu stre­cken. Zusam­men mit Jovo­to wur­de ein “Crea­ti­ve Crowd­sour­cing” Pro­jekt gestar­tet, bei dem die Platt­form-Mit­glie­der kei­ne gerin­ge­re Fra­ge beant­wor­ten soll­ten, als  “Was ist das Thea­ter der Zukunft?”. Das hat natür­lich eini­ger Vor­dis­kus­sio­nen bedurft im Kreis der Inten­dan­ten. Eine Klau­sur­ta­gung mit ein­ge­la­de­nen Exper­ten. Und Abstim­mungs­run­den, was man denn sinn­voll fin­det und was nicht. Sol­che Din­ge wol­len reif­lich über­legt sein.

Zum Ergeb­nis lässt sich so wahn­sin­nig viel nicht sagen. Eini­ge der auf der Ver­an­stal­tung vor­ge­stell­ten Ideen waren eini­ger­ma­ßen ori­gi­nell oder schräg. Rich­tig ange­kom­men sind sie bei den Thea­ter­leu­ten, die die Ideen vor­stell­ten, nicht. Letzt­lich, so hieß es, sei das Publi­kum so digi­tal ja noch nicht, son­dern infor­mie­re sich über Thea­ter eher aus der gedruck­ten Zei­tung. Wes­we­gen man die “neu­en Medi­en” mit Fin­ger­spit­zen­ge­fühl anpa­cken müs­se. Selbst wenn man aus Fair­ness­grün­den kei­ne wei­te­ren ver­ba­len Auf­fäl­lig­kei­ten wie­der­gibt, lässt sich schon hier ein ganz fun­da­men­ta­les Pro­blem fest­stel­len. Die Thea­ter­leu­te auf dem Podi­um haben die Rele­vanz der — mit ca. 20 Jah­ren sicher nicht mehr “neu­en” Medi­en — nicht erkannt. Sie geben sich mit dem Print­pu­bli­kum zufrie­den, ohne dar­über nach­zu­den­ken, das die­ses mit den Zei­tun­gen selbst ver­schwin­den könnte.

Der Ideen­wettb­werb hat­te für die panel­an­we­sen­den Thea­ter­leu­te in etwa die prak­ti­sche Rele­vanz wie der Mal­wett­be­werb eines Spar­kas­sen­ver­ban­des. Hüb­sche Din­ge — aber doch nichts fürs Tages­ge­schäft. Mar­ke­ting und Wer­bung kön­ne man sicher mit cle­ve­ren Ideen anrei­chern, um “jun­ge Leu­te” (eine grau­en­vol­le For­mu­lie­rung von älte­ren Herr­schaf­ten, die die Welt nicht mehr ver­ste­hen) bes­ser zu errei­chen. Aber der Auf­trag des Thea­ters sei ja nun doch, tra­dier­te Inhal­te in neue Gewän­der zu klei­den. Das tue man ja schon. Etwa indem Figu­ren nur als Pro­jek­tio­nen auf der Büh­ne prä­sent sein las­se. Und twit­tern und pos­ten auf Face­book — tue man ja auch schon. Aber da kön­ne man sicher noch etwas mehr tun. In Sachen Werbung.

Das wirk­li­che Desas­ter aber …

Auf der re:publica ver­sam­meln sich etwa 4.000 krea­ti­ve, gesell­schafts­in­ter­es­sier­te, poli­tisch inter­es­sier­te, in vie­ler­lei Sin­ne krea­ti­ve, vor­wärts den­ken­de und avant­gar­dis­ti­sche Köp­fe. Und von die­sem 4.000 haben es gera­de ein­mal gut 30 (Panel­teil­neh­mer und Orga­team abge­zo­gen) in die Ver­an­stal­tung geschafft. In Zah­len: Drei­ßig. Eine zeit­lich rela­tiv gut gele­ge­ne (War­ten auf die Lobo-Sau­se) Ver­an­stal­tung über das Thea­ter lockt gera­de ein­mal 30 Zuhö­rer an. Viel­leicht sind die Thea­ter­leu­te schon zu sehr gewohnt vor lee­ren Sälen zu spie­len — der Saal 4 auf der re:publica bot geschät­ze 300 Sitz­plät­ze — als dass es ihnen noch auf­fie­le: Die kata­stro­pha­le und gäh­nen­de Lee­re aber war ein über­deut­li­ches State­ment der “jun­gen Leu­te” dazu, was sie vom Thea­ter hal­ten. Und wenn Thea­ter­leu­te nicht begin­nen zu ver­ste­hen, dass Thea­ter in der ent­ste­hen­den Netz­ge­sell­schaft (das Wort fiel immer­hin ein­mal) nicht heißt, ande­re Wer­bung zu machen, die PR twit­tern zu las­sen und noch ein paar Pro­jek­to­ren mehr auf­zu­stel­len, son­dern dass es viel­mehr dar­um geht, als gesell­schaft­li­che und sich als gesellschafts“kritisch” ver­ste­hen­de Insti­tu­ti­on die künst­le­ri­sche und intel­lek­tu­el­le Aus­ein­an­der­set­zung zu suchen, die eige­nen künst­le­ri­schen Mit­tel und orga­ni­sa­to­ri­schen Pro­zes­se zu über­prü­fen, grund­sätz­lich und umfas­sen infra­ge zu stel­len und gege­be­nen­falls neu zu erfin­den, kurz: Thea­ter in der Netz­ge­sell­schaft zu wer­den — dann wer­den die Thea­ter über kurz oder lang so leer sein, wie heu­te Saal 4 auf der re:publica. Und das haben sie auch so verdient.

Gewon­nen hat am Ende übri­gens — Ham­let. Kein Witz. Vor­ge­stellt wur­de eine “argu­men­ted (sic!) rea­li­ty” app fürs iPad, mit der User inter­ak­tiv … äh … irgend­wie ent­schei­den kön­nen, wor­an Ham­let stirbt. Oder so. Egal. Der Gewin­ner darf sich freu­en, das Preis­geld sei ihm gegönnt. Rea­li­siert wird das ver­mut­lich nicht. Und wenn doch: Geld bekommt er ver­mut­lich nicht dafür.  Außer dem Preisgeld.

Erfreu­li­cher­wei­se ergab sich nach die­sem Kas­per­let­ha­ter eine span­nen­de Unter­hal­tung mit Chris­ti­an Römer von der Boell-Stif­tung, bei der ich am 25. Mai an einer Podi­ums­ver­an­stal­tung zum Urhe­ber­recht teil­neh­men wer­de, und @twena Tina Lorenz, auf deren Vor­trag “Thea­ter und digi­ta­le Medi­en – ein Trau­er­spiel” mor­gen um 11.15 ich mich sehr freue. Die­ses Pos­ting ist als Fol­ge die­ses Gesprächs zu verstehen.

Bühnenverein mit Ideenwettbewerb auf der #rp12

April 24th, 2012 § Kommentare deaktiviert für Bühnenverein mit Ideenwettbewerb auf der #rp12 § permalink

Min­des­tens so erstaun­lich wie die Tat­sa­che, dass der Deut­sche Büh­nen­ver­ein nicht nur Part­ner der re:publica 2012 ist, son­dern dort sogar einen zusam­men mit jovo­to umge­setz­ten Ideen­wett­be­werb für das Thea­ter der Zukunft unter dem Mot­to “Thea­ter­In­ter­ac­tion” ver­an­stal­tet und prä­sen­tiert, ist die Tat­sa­che, dass ich das bis­her völ­lig über­se­hen habe. Wor­an das auch immer lie­gen mag. Wenn ich recht zäh­le, sind immer­hin schon 42 Vor­schlä­ge ein­ge­reicht. Was ja nicht nichts ist. Ich hof­fe es zu schaf­fen, mir die Prä­mie­rungs­ses­si­on am 02.05. um 18:45 anzuschauen.

Außer­dem kün­digt Tina Lorenz einen Vor­trag für den 03.05. dort an mit dem » Read the rest of this entry «

Leseempfehlung für “Kulturinfarkt”-Geschädigte

März 17th, 2012 § 1 comment § permalink

Lei­der wird die Auf­merk­sam­keit in der Kul­tur­de­bat­te gera­de durch das von mir zuletzt hier und auf nacht­kri­tik veris­se­ne “Kul­tur­in­farkt”-Buch geprägt. Dage­gen möch­te ich eine Les­emp­feh­lung aus­spre­chen, die zeigt, dass der The­men­kom­plex nicht nur pole­misch zuge­spitzt ange­gan­gen wer­den, son­dern intel­li­gent und viel­schich­tig reflek­tiert wer­den kann — und tat­säch­lich in “der Kul­tur” reflek­tiert wird. Ich mei­ne das Jahr­buch 2011 des Insti­tuts für Kul­tur­po­li­tik der Kul­tur­po­li­ti­schen Gesell­schaft: Digi­ta­li­sie­rung und Inter­net, das den Kon­gress “netz. macht. kul­tur.” doku­men­tiert und sogar im Vor­trag von Bernd Neu­mann die Reich­wei­te der gedank­li­chen, prak­ti­schen und insti­tu­tio­nel­len Her­aus­for­de­rung aufreißt:

Das Inter­net hat die Art und Wei­se revo­lu­tio­niert, wie wir an Infor­ma­tio­nen gelan­gen, Infor­ma­tio­nen ver­ar­bei­ten und mit­in­an­der kom­mu­ni­zie­ren. Es ermög­licht neue Geschäfts­mo­del­le, ist eine fas­zi­nie­ren­de Quel­le gesell­schaft­li­cher Teil­ha­be an Kunst und Kul­tur und auch ein gro­ßer Arbeits­markt. Wir befin­den uns mit­ten in der größ­ten tech­ni­schen, wirt­schaft­li­chen und gesell­schaft­li­chen Umwäl­zung seit der Ent­wick­lung des Buch­drucks, deren Aus­wir­kun­gen sich heu­te noch gar nicht rich­tig über­bli­cken las­sen. (102)

Die zahl­rei­chen Bei­trä­ge die­ses Ban­des machen das aktu­el­le, zukunfts­wei­sen­de Span­nungs­feld von Kul­tur­po­li­tik in der Netz­ge­sell­schaft auf, erfor­schen und reflek­tie­ren es, ohne sich bloß pole­misch abzu­ar­bei­ten. Hier geht es um Par­ti­zi­pa­ti­on und Offen­heit, neue For­men von Kul­tur­ver­mitt­lung, Insti­tu­tio­nen, För­de­rung und Kunst­schaf­fen — auch wenn der per­ma­nen­te Dis­put ums Urhe­ber­recht etwas nerv­tö­tend ist, weil er nicht wirk­lich zu einer gang­ba­ren Visi­on gelangt. Die Bei­trä­ge stel­len sich der Gegen­wart und der Zukunft. Und sie befra­gen Bestehen­des und den­ken über Neue­run­gen im Bestehen­den nach. Wer also inter­es­siert dar­an ist, wie sich Kunst und Kul­tur in Bewe­gung brin­gen las­sen, wo die Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen, wo aber auch die span­nen­den Ten­den­zen zu fin­den sind, der soll­te lie­ber das lesen.

Zum Bei­spiel Tho­mas Krü­ger von der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung, der sei­ne Behör­de revo­lu­tio­nie­ren will:

Es reicht nicht, die auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen auf kul­tur- und » Read the rest of this entry «

Buchkritik: „Der Kulturinfarkt“ am Verwaltungsfuzzistammtisch

März 16th, 2012 § 2 comments § permalink

So, jetzt hab ichs gele­sen: „Der Kul­tur­in­farkt“ von Die­ter Hasel­bach, Armin Klein, Pius Knö­sel und Ste­phan Opitz.  Schnur­ri­ges Büch­lein. Vier Ver­wal­tungs­fuz­zis tref­fen sich in der Knei­pe Wirt­schaft und kot­zen sich ein­fach mal rich­tig aus. Der Eine zieht über Ver­wal­tung und För­de­rung vom Leder. Der Ande­re ent­deckt sei­ne Lie­be zur markt­li­be­ra­len Öko­no­mie (und lang­weilt alle damit). Der Nächs­te lässt sei­ne unglück­li­che Ver­gan­gen­heit an Ador­no aus. Und der Vier­te ver­sucht, sein gesell­schaft­li­ches Anlie­gen irgend­wie refor­mu­liert zu ret­ten. Das Gan­ze zer­fällt nicht nur sti­lis­tisch. Auch inhalt­lich sind sich die apo­ka­lyp­ti­schen Schrei­ber offen­bar ziem­lich uneins. Man ist sosehr über­zeugt von der eige­nen Mei­nung, dass man nicht mehr merkt, dass man gar nicht einer Mei­nung ist. War­um sie das in ein Buch und einen gemein­sa­men Text zwin­gen muss­ten – schlei­er­haft. Die skan­da­li­sier­te Etat­hal­bie­rung ist eigent­lich eher ver­nach­läs­sig­bar. Ansons­ten lus­ti­ge Aus­fäl­le gegen ein Gebil­de, dass sie „die Kul­tur“ nen­nen, die es aber lei­der nicht gibt. Es sei denn, man eini­ge sich dar­auf, Kul­tur sei alles, was in öffent­li­chen Hau­halts­do­ku­men­ten unter der Posi­ti­on „Kunst und Kul­tur“ zu fin­den ist. Zitat: „Dabei kri­ti­sie­ren wir weder Per­so­nen noch Pro­jek­te noch Insti­tu­tio­nen als Ein­zel­ne; wir benut­zen sie höchs­tens zur Illus­tra­ti­on.“ (173) Sol­che Gene­ra­li­sie­run­gen und unver­bind­li­che All­ge­mein­hei­ten haben zwar den Vor­teil, immer irgend­was oder irgend­wen zu tref­fen, aber lei­der nie das Gan­ze, das sie zu beschrei­ben behaup­ten. Man­gels kon­kre­ter Objek­te läuft der Rant ins Lee­re. Das tut er gele­gent­lich kurz­wei­lig und nicht unin­spi­rie­rend. Gele­gent­lich hohl, dümm­lich oder gezwun­gen. Und kann – um beim feuil­le­to­nis­tisch auf­ge­grif­fe­nen » Read the rest of this entry «

Die Blackfacing-Theaterdebatte: Das Politische im Ästhetischen (postdramatiker auf nachtkritik.de)

Februar 22nd, 2012 § 1 comment § permalink

Ges­tern erschien auf nachtkritik.de (hier) ein Arti­kel von mir zu der in thea­ter­af­fi­nen und anti­ras­sis­ti­schen Kri­sen im Netz hef­tig geführ­ten Debat­te zum The­ma “Black­fa­cing”, der Pra­xis also, wei­ße Dar­stel­ler durch Gesichts­be­ma­lung “Schwar­ze” dar­stel­len zu las­sen. Die Erbit­tert­heit die­ser in zahl­lo­sen Kom­men­ta­ren und Bei­trä­gen aus­ge­tra­ge­nen Dis­kus­si­on war­tet mit der eini­ger­ma­ßen über­ra­schen­den Situa­ti­on auf, dass bei­de Sei­ten sich in der Ableh­nung des Ras­sis­mus zutiefst einig sind, auf der einen Sei­te aber ras­sis­ti­sche Prak­ti­ken von Anti­ras­sis­ten ange­pran­gert und nach­voll­zieh­bar begrün­det wer­den, ande­rer­seits sich Thea­ter­leu­te mit Ver­weis auf “harm­lo­se” Thea­ter­tra­di­tio­nen ver­tei­di­gen, für die eben­so­gu­te Argum­nte ins Feld zu füh­ren sind. In dem Arti­kel unter­neh­me ich — mit einer Vol­te über die Luhmann’sche Figur des “Unter­schieds, der einen Unter­schied macht” — den Ver­such, die gemein­sa­me Quel­le von Ras­sis­mus und einer rol­len­zen­trier­ten Thea­ter­tra­di­ti­on frei­zu­le­gen, mit dem Ziel zu einer gründ­li­che­ren Refle­xi­on der Fra­ge­stel­lung und mög­li­chen Kon­se­quen­zen für Thea­ter­pra­xis zu kommen.

Da der Arti­kel umfang­reich ist und sich ver­mut­lich hier im Blog schlecht lesen lässt, gibt es ihn hier als PDF-Down­load.

Um die Debat­te un das ewi­ge Kri­sen in sich ähneln­den Kom­men­ta­ren nicht über zusätz­li­che Platt­for­men zu zer­streu­en, deak­ti­vie­re ich in die­sem Pos­ting aus­nahms­wei­se die Kom­men­tar­funk­ti­on und lade zu Kom­men­tar und Dis­kus­si­on auf nachtkritik.de ein.

Nach­trag: Inzwi­schen ist ein inter­es­san­ter wei­te­rer Text von Jür­gen Bau­er zu der Dis­kus­si­on auf nachtkritik.de (hier) erschie­nen, der sich mit den Erschei­nungs­for­men von Black­fa­cing dif­fe­ren­ziert aus­ein­an­der setzt. 

Wer hier lesen möch­te, kann das im Fol­gen­den tun: » Read the rest of this entry «

Partizpiation: Publikum bestimmt Thalia-Spielplan mit

November 3rd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Partizpiation: Publikum bestimmt Thalia-Spielplan mit § permalink

Auf nacht­kri­tik ist hier gera­de zu lesen, dass das Ham­bur­ger Tha­lia Thea­ter vier Posi­tio­nen des nächs­ten Spiel­plans durch das Publi­kum bestim­men las­sen will. Das klingt inter­es­sant — hat aber den einen oder ande­ren Pfer­de­fuß, den es im Auge zu behal­ten gibt, der zugleich eini­ge empi­ri­sche Hin­wei­se auf die Fall­stri­cke der orga­ni­sier­ten Par­ti­zi­pa­ti­on geben.

Zunähst: Die Betei­li­gung fin­det offen­bar im Wege der Vor­schlags­ein­rei­chung per Mail oder Brief  an das Thea­ter statt. Das heißt: Das Thea­ter sam­melt einen Hau­fen an Ideen. So weit, so fein. Ob dabei sehr viel auf­tau­chen wird, das den Dra­ma­tur­gen nicht selbst ein­ge­fal­len wäre, sei dahin gestellt. Der zwei­te chritt scheint dann eine Urnen­wahl im haus zu sin. Damit will man offen­bar sicher­stel­len, dass nur tat­säch­li­ches Publi­kum, und nicht etwa Kids aus Irgend­wo die Wahl bestim­men. Zudem behält sich die Dra­ma­tur­gie vor, beson­ders wich­ti­ge oder inter­es­san­te Vor­schlä­ge direkt aus­zu­wäh­len — nun­ja, Demo­kra­tie kann man sich auch ein­fach machen.

Die Pro­ble­me dabei

Zunächst ist natür­lich der Vor­wahl­pro­zess etwas intrans­pa­rent, da die Vor­schlä­ge offen­bar einer Prü­fung unter­zo­gen wer­den (wie der Hin­weis auf Direkt­aus­wahl inter­es­san­ter Vor­schläg nahe legt). Aber das ist viel­leicht das klei­ne­re Pro­blem — glau­ben wir der Dra­ma­tur­gie doch durch­aus, dass die Ver­an­stal­tung fair abläuft.

Das eigent­li­che Pro­blem ist ein ande­res: Zu erwar­ten ist, dass eine gro­ße Zahl von » Read the rest of this entry «

Spielzeitstart – Ein paar nicht einmal mehr wütende Gedanken dazu

Oktober 5th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Spielzeitstart – Ein paar nicht einmal mehr wütende Gedanken dazu § permalink

Es ist ruhig gewor­den hier auf dem Blog. Das hat vor­der­grün­dig damit zu tun, dass ich ziem­lich beschäf­tigt bin mit Din­gen, die wenig mit Thea­ter, dafür mehr mit der Finan­zie­rung des all­ge­mei­nen Lebens­be­darfs zu tun haben. Eigent­lich aber kom­me ich beim Nach­den­ken dar­über, war­um mir auch die Moti­va­ti­on fehlt, das eine oder ande­re, was halb geschrie­ben oder noch ganz im Kopf ist, zu ver­fer­ti­gen und zu pos­ten zu einer (mich selbst)) ziem­lich depri­mie­ren­den Folgerung.

Was es so um und über Thea­ter zu lesen und zu hören gibt, inter­es­siert mich nicht. Gar nicht. Es reicht nicht ein­mal hin, mich dar­über auf­zu­re­gen, mich damit aus­ein­an­der zu set­zen, oder Ande­res vor­zu­stel­len oder zu fordern.

Die Spiel­zeit­er­öff­nun­gen und Vor­bli­cke sind von einer sol­chen Belang­lo­sig­keit und ermü­den­den Arro­ganz, die Berich­te dar­über von sol­cher pflicht­er­fül­len­den Abar­bei­tung geprägt, dass ich nicht weiß, was über­haupt am Thea­ter mir eine Visi­on geben könn­te, die mich nicht nur in Aktu­el­les zöge, son­dern mir eine Vor­stel­lung davon gibt, war­um ich mich län­ger­fris­tig damit beschäf­ti­gen soll­te. Wor­an liegt das?

Spiel­zeit­vor­schau­en

In dem wider bes­se­res Wis­sen und zur Unfreu­de zukünf­ti­ger Umzugs­hel­fer erwor­be­nen Jahr­buch Thea­ter Heu­te fin­det sich zwei­er­lei Ernüch­tern­des wenn nicht Abstoßendes:

  1. Ein paar Leu­te wur­den dazu auf­ge­for­dert, sich rund um den Begriff der Wut auf­zu­pum­pen. Hübsch aus­ge­dacht. Ohne Erfolg. Es will nicht so recht Wut wer­den. Man merkt den Bei­trä­gen die an den Haa­ren her­bei­ge­zo­ge­ne Auf­re­gung an, schlech­te Schaus­chrei­be­rei. Wut? Wor­über? Dies oder jenes. Aber für mehr als ein paar Zei­len reicht die Wut nicht. „Sag mal was Wüten­des – und dann leg dich wie­der hin“.
  2. Tra­di­tio­nell schal­ten die Häu­ser hier ihre 1/1 Anzei­gen. Tra­di­tio­nell ste­hen da die Pro­duk­tio­nen, die übers Jahr geplant sind. War ja schon immer so. Kann also wei­ter so gehen. Oder nicht? Reicht es in einer Zeit galop­pie­ren­den Rele­vanz­ver­lusts der Thea­ter noch aus, ein­fach run­ter­zu­schrei­ben, was gespielt wird und einen Jung­gra­fi­ker an eine mög­lichst schrä­ge Gestal­tung zu hocken? Die die Unles­bar­keit mög­lichst auf ganz neue Ebe­nen hebt? Wofür ste­hen die­se Thea­ter? War­um soll das, was da auf­ge­lis­tet wird, ange­se­hen oder besucht wer­den? Sich am Klemp­ner­sor­ti­ments­ka­ta­log für Bad­ar­ma­tu­ren zu ori­en­tie­ren, die sich erschöpft in der Auf­lis­tung der ver­füg­ba­ren Pro­duk­te, setzt vor­aus, dass » Read the rest of this entry «

Aus dem Maschinenraum: “Der Marienthaler Dachs” — zweiter Akt fertig

September 6th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Aus dem Maschinenraum: “Der Marienthaler Dachs” — zweiter Akt fertig § permalink

Vier­zehn Mona­te Arbeit ste­cken drin: Der zwei­te Akt vom “Mari­en­tha­ler Dachs” ist, naja, in Roh­form fer­tig. Jetzt noch der Drit­te und dann ist das end­lich von der Leis­te. Alles in allem bis­her unge­fähr 2,5 Jah­re Arbeit. Fra­ge mich, ob irgend­ei­ne Dra­ma­tur­gie irgend­wann irgend­wo sich die Arbeit macht, das auch nur anzu­se­hen. Im End­zu­stand wird es auf A2 oder A1 aus­ge­druckt, vier, teil­wei­se fünf par­al­le­le Hand­lungs­or­te und Hand­lungs­strän­ge, die die Besu­cher ein­la­den, sich von Ort zu Ort zu bege­ben, sich ihre eige­ne Geschich­te zusam­men­zu­sur­fen oder zu ‑fla­nie­ren. Oder in der Wirt­schaft ein Bier zu neh­men. Inspi­red by “Die Arbeits­lo­sen von Mari­en­thal”, einem der wahr­schein­lich größ­ten Bücher des 20.Jahrhunderts.
Any­way, ich bin jetzt erst mal platt.

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Feuer in London, Finanzkrise, Erzählmacht und ctrl-Gewinn

August 10th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Feuer in London, Finanzkrise, Erzählmacht und ctrl-Gewinn § permalink

Im Dis­kus­si­ons­th­read mei­nes Gast­bei­trags auf nacht­kri­tik (hier) frag­te ein Kom­men­ta­tor, ob jene im Arti­kel gefor­der­te Kon­zen­tra­ti­on des Thea­ters auf das umge­ben­de Gesell­schaft­li­che in der Netz­ge­sell­schaft eine Poli­ti­sie­rung beinhal­te. Ich hat­te mit einem Link auf mei­nen zwei Jah­re alten Text Das Poli­ti­sche zurück ins Thea­ter (hier down­load­bar) dar­auf geant­wor­tet. Dort hat­te ich am Bei­spiel der Geschich­ten­er­stel­lung rund um den Amok­lauf von Win­nen­den zu zei­gen ver­sucht, wie sehr sich das Poli­ti­sche gera­de in der Gene­se eines ver­bind­li­chen Dra­mas zeigt und zugleich ver­birgt – in der Dra­ma­tur­gie. Ange­sichts von Ereig­nis­sen, die das geüb­te Erzäh­len der Medi­en her­aus­for­dern und zu unter­bre­chen schei­nen, lau­fen die Print‑, Radio- und Mas­sen­me­di­en gera­de­zu hys­te­risch zu einer Hoch­form auf, die sich dar­in zeigt, dass unter­schied­li­che Erzäh­lungs­an­sät­ze aus­pro­biert wer­den. Und gera­de der genaue Blick auf die­se Erzäh­lun­gen und ihre Ent­ste­hung, ihre Dra­ma­tur­gie und ihre Impli­ka­tio­nen sind es, die ein Thea­ter zu fokus­sie­ren hat, das das Poli­ti­sche auf­neh­men will.

Wie wird „Lon­don“ beobachtet

Es ist bedau­er­lich, dass gera­de jetzt Klaus Kus­anow­sky in eine Blog­pau­se abge­taucht ist, wäre doch aus sei­nem schar­fen Blick auf das Beob­ach­ten ver­mut­lich eini­ges an pro­vo­kan­ten Ein­sich­ten über die Form der Beob­ach­tung des­sen, was in Lon­don sich gera­de voll­zieht, zu erwar­ten. Wie beob­ach­ten Medi­en die Ereig­nis­se in Lon­don, Man­ches­ter und Bir­ming­ham? Wie beschrei­ben sie ihre Beob­ach­tung, wel­ches Dra­ma bau­en sie dar­aus und ver­su­chen, es als gül­ti­ge Beob­ach­tung zu eta­blie­ren? Wird die Geschich­te von Unter­pri­vi­le­gier­ten erzählt, deren unge­rich­te­te Wut sich nun­mehr „blind“ in einem Auf­stand ent­lädt – den Auf­stän­den in Los Ange­les 1992 oder der Pari­ser Ban­lieue ver­gleich­bar? Han­delt es sich um eine eng­li­sche Form der Sozi­al­pro­tes­te, wie sie auch in Spa­ni­en zu beob­ach­ten sind? Arti­ku­liert sich hier also sozia­le Ungleich­heit in flam­men­den Fana­len? Oder han­delt es sich um „Ban­den“, die die gegen­wär­ti­ge Unüber­sicht­lich­keit, die Unfä­hig­keit der som­mer­lich schläf­ri­gen Ord­nungs­au­tori­tä­ten aus­nut­zen, um mai­fer­tags- und hoo­li­g­an­haf­te Ran­da­le und Kra­wal­le anzu­zet­teln? Die gött­li­che Ina Berg­mann, vor­ma­li­ge Würst­chen­bu­den­be­sit­ze­rin in Lon­don und ein­zig­ar­ti­ge Nacht­jour­nal-Mode­ra­to­rin des ZDF, die ver­län­ger­tes Wach­blei­ben durch unver­gleich­li­chen Mode­ra­ti­ons­stil und Kugel­schrei­ber­ar­tis­tik belohnt, brach­te Mon­tag­abend sowohl die Refe­renz auf L.A.  und Paris wie auch die Beschrei­bung des Gesche­hens als Ban­den­kra­wall. Noch ist die Erzäh­lung nicht ganz fer­tig. Noch herrscht Unsi­cher­heit über die Ein­ord­nung. Noch ist der Raum des Poli­ti­schen offen und nicht gänz­lich definiert.

Spie­gel Online etwa schwankt in der Bewer­tung der Ereig­nis­se ähn­lich wie die „Märk­te“, die sich gera­de am DAX austobten:

Am 07.08. schrieb man: „Auf­ge­brach­te Bewoh­ner setz­ten in der Nacht zum Sonn­tag min­des­tens zwei Poli­zei­wa­gen, einen Dop­pel­de­cker­bus sowie ein Gebäu­de in Brand.“ (hier)

Am 08.08.: Beob­ach­ter erklär­ten, die Poli­zei hät­te gro­ße Pro­ble­me gehabt, die Ran­da­lie­rer unter Kon­trol­le zu bekom­men. (hier)

Am 09.08.: Plün­dern­de und brand­schat­zen­de Ban­den, die in der Nacht zum Sonn­tag im Nord­lon­do­ner Stadt­teil Tot­ten­ham die Ran­da­le begon­nen hat­ten, waren schon in der Nacht zum Mon­tag in wei­te­re Stadt­tei­le wei­ter­ge­zo­gen. (hier)

Auch am 09.08.: War­um explo­diert die Gewalt in Eng­land? Das Gefäl­le zwi­schen Arm und Reich wird immer grö­ßer, eth­ni­sche Min­der­hei­ten füh­len sich gezielt schi­ka­niert. Eine gan­ze Gene­ra­ti­on sieht sich abge­hängt — und ist geeint im Hass auf Eli­ten und Poli­zei. (hier)

Beim Blog­ger chris­ti­ans­oeder fin­det der Zusam­men­prall der Erzäh­lun­gen ein einem ein­zi­gen Tweet Platz:

Es ist nicht ein­fach ein Wech­sel des Beschrei­bungs­vo­ka­bluars – son­dern jede die­ser Beschrei­bun­gen insti­tu­iert ten­den­zi­ell ein Dra­ma, des­sen nächs­te Schrit­te bereits mehr oder min­der unaus­ge­spro­chen mit­schwin­gen. Die dra­ma­ti­schen For­men sind zu sehr eta­bliert, um das zu über­se­hen. Mit „auf­ge­brach­ten Bewoh­nern“ ist anders zu ver­fah­ren, als mit „plün­dern­den Ban­den“. Dabei geht es gar nicht dar­um, wer oder was die Betei­lig­ten „wirk­lich“ oder „in Wahr­heit“ sind. Das lässt sich von hier aus sowie­so nicht beur­tei­len (das macht die Macht der Tele-Medi­en aus). Zudem lässt sich schein­bar auch kein „Anfüh­rer“ befra­gen, der erklä­ren könn­te, wel­chen Kol­lek­tiv­mo­ti­ven die Akti­vi­tä­ten fol­gen.  Es lässt sich aber sehr wohl erken­nen, wel­che poli­ti­schen Dimen­sio­nen dahin­ter ste­cken: Das Dra­ma der „auf­ge­brach­ten Bewoh­ner“ zöge nach sich eine Dia­gno­se des » Read the rest of this entry «

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