Der Wert, die Kunst und Sachen

Juni 11th, 2014 Kommentare deaktiviert für Der Wert, die Kunst und Sachen

Für eine Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung an der Ber­li­ner Uni­ver­si­tät der Küns­te zum The­ma “Kunst” und “Wert” wur­de ich, wie die Mit­dis­ku­tie­ren­den auch, ein­ge­la­den, als Auf­takt eine drei­mi­nü­ti­ge Ant­wort auf die Fra­gen vor­zu­tra­gen: “Was ist dir dei­ne Kunst wert? Und was bedeu­tet dies für dich im Hin­blick auf alter­na­ti­ve, fle­xi­ble Arbeits­be­schäf­ti­gungs­mo­del­le?”. Sie lau­tet:

Was ist dir dei­ne Kunst wert? 

  1. Ich weiß nicht, ob ich Kunst mache. Ich mache Sachen. Ob eine Mehr­heit von Beob­ach­tern die­se Sachen für Kunst hält, bleibt den Beob­ach­tern überlassen.
  2. Die­se Sachen sind mir nichts Wert. Weil ich sie nicht in ein Wert­kal­kül inte­grie­re, das durch die­se Bewer­tung bewer­te­te Wert­sa­chen mit ande­ren Wert­sa­chen mess­bar und tausch­bar macht. Ob ande­re sie in der Form bewer­ten, dass sie mir im Tausch dafür Wert­ge­gen­stän­de wie bei­spiels­wei­se Geld anbie­ten, ent­zieht sich mei­ner Bewertung.
  3. Ich machen die Sachen, weil ich die Sachen mache.

 

Und was bedeu­tet dies für dich im Hin­blick auf alter­na­ti­ve, fle­xi­ble Arbeitsbeschäftigungsmodelle?

  1. Ich muss ein Geld ver­die­nen. Das pas­siert bei mir durch Arbeit. Arbeit heißt, einen Teil der eige­nen Frei­heit und Selbst­be­stim­mung gegen Geld­zah­lung auf­zu­ge­ben und sich in den Dienst von jeman­dem zu stel­len. Das ist ok, wenn es neben­her hin­rei­chend viel Frei­heit und Selbst­be­stim­mung ermög­licht oder übrig lässt. Zum Bei­spiel dafür, Sachen zu machen.
  2. Wenn es sich ergibt, dass jemand für die­se Sachen Geld bezahlt, ist das schön. Dann stei­gen Frei­heit und Selbst­be­stim­mung. Wenn es sich nicht ergibt, ist das Pech. Dann muss ich mein Geld anders­wo­her durch Arbeit bekommen.
  3. Wenn durch die Abhän­gig­keit von dem Geld, das ich für die Sachen bekom­me, das Sachen­ma­chen zu bezahl­ter Arbeit wird, das heißt: die Sache von vorn­her­ein nach einem Wert kal­ku­liert wird, ist der Sinn der Sache flö­ten gegangen.
  4. Wobei „Sinn“ ein gro­ßes Wort ist. Fast so groß wie „Wert“. Und das Schö­ne an den Sachen ist, dass sie zu machen eigent­lich meis­tens völ­li­ger Unsinn ist.
  5. Schön wäre es, könn­te man sich für das Sachen­ma­chen bezah­len las­sen, ohne dass es die Unsin­nig­keit des Sachen­ma­chens verliert.
  6. Schön ist auch ein gro­ßes Wort.
  7. Es sind die Beob­ach­ter, die sich über­le­gen müs­sen, ob ihnen die Sachen, die sie für schö­ne Kunst hal­ten, so viel wert sind, dass sie das Frei­heits- und Selbst­be­stim­mungs­pro­blem der Sachen­ma­cher im Gegen­zug dadurch lösen, dass sie ihnen Geld ohne Arbeit geben. Allein in der spe­ku­la­ti­ven Hoff­nung, dass dabei eine Sache ent­steht, die sie hin­ter­her als Kunst beob­ach­ten können.
  8. Andern­falls gehe ich halt arbei­ten und behal­te mei­ne Sachen für mich. Wenn das eine Arbeit ist, die mir mehr Frei­heit und Selbst­be­stim­mung übrig lässt, ist das bes­ser. Viel­leicht kön­nen das die­se soge­nann­ten Arbeits­be­schäf­ti­gungs­mo­del­le. Das wäre schön.
  9. Viel­leicht brin­gen sie aber auch nur in die Arbeit die glei­che Unsi­cher­heit wie in das Sachen­ma­chen. Das wäre desaströs.
  10. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

 

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