Juli 26th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Das große Drama rund ums Urheberrecht – Tag 2: Das Internet erscheint! § permalink
Geschlossener Vorhang. Gewitterstimmung. Toben, Tosen, Tumult. Vorhang rauscht auf. Die Fischer holen ihre Netze ein. Da — plötzlich das Internet.
Erster Akt: Eine Zeitenwende hat stattgefunden. Plötzlich stehen alle Beteiligten des ersten Tages vor einer neuen Situation: dem Internet. Urheber können jederzeit ihre textuellen, musikalischen, fotografischen, filmischen oder wie auch immer gearteten, digitalisierten Werke veröffentlichen. Vom eigenen Schreibtisch aus. Die Menschend es zweiten Aktes können jederzeit auf die Werke der Schöpfer zugreifen. Die Menschen des dritten Aktes – genannt Verlage – stehen vor einem massiven Problem. Ihre Leistung ist überflüssig geworden.
Zweiter Akt: Die Kinder der Urheber und Rezipienten nutzen das Netz genau so: sie stellen ihre Bilder bei flickr und Facebook bereit, sie schreiben Blogs, sie sharen ihre Musik auf MySpace. Urheber und Rezipienten kommen in direkten Kontakt miteinander. Die Rezipienten empfehlen sich gegenseitig Inhalte oder teilen sie sogar miteinander.
Juli 25th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Das große Drama rund ums Urheberrecht – Stück in 5 Tagen und 21 Akten § permalink
Ein hochdramatisches Stück — mit etwas langweiligem und langatmigem ersten Tag.
Geplant ist, dass die nächsten Tage täglich hier erscheinen. Sie sind noch nicht fertig — das ist aber manchmal so bei Urhebungen. Und nun: Vorhang auf.
Erster Akt: Menschen haben Ideen und erfinden oder produzieren Dinge. Sie schreiben Texte, malen Bilder, komponieren Musik, fotografieren, musizieren und so weiter. Der Urheber all dieser Dinge hat das Urheberrecht daran. Ihm gehört die Idee. Wenn er sie weitergibt und sie verbreitet gehört jederzeit dazu gesagt, wer der Urheber ist. So weit so einfach. Ein ideelles Anrecht.
Zweiter Akt: Menschen suchen Ideen und Unterhaltung. Sie möchten sich lange Abende mit Musik oder Büchern vertreiben, die gute Nachricht der Religion lesen, das Neueste aus aller Welt mitbekommen. Sie wünschen sich Bilder, Fotos und so weiter. So weit so schön.
Dritter Akt: Menschen entdecken, dass sich die Ideen der einen gut dazu eignen, das Bedürfnis der anderen zu erfüllen. Sie haben keine Idee außer » Read the rest of this entry «
Das Blog gibt einen wunderbaren Rahmen ab, um Halbgedachtes zur Diskussion zu stellen, umzudenken, neu zu denken, umzuschreiben und anders zu formulieren. Daraus mögen vielleicht ein paar abschließende Gedanken entstehen, die sich zu Thesen zusammenfassen lassen. Nicht für Kirchentüren. Fürs Nachdenken: To be continued.
Das Kommentieren im Blog muss dagegen — der Premierenkritik gleich, die auch über alle der Kritik zeitlich nachfolgenden Aufführungen gültig bleiben will — jederzeit darauf insistieren, dass das Posting ein Dokument ist und bleibt, sodaß auch nach Veröffentlichung des Kommentars das Kommentierte sich noch so verhält, wie es vor dem Verfassen des Kommentares sich darstellte. Es behandelt das Unfertige als Vorliegend. Es behandelt die Pause als Ende des Prozesses. Als wäre auch der Kommentator unter jedem Artikel und in jedem Kommentar derselbe, wenn er unter dem selben Namen auftritt, immer ein anderer, wenn verschiedene Namen aufträten.
Ich gestehe, dass sich zum Burka- und Kopftuchverbot beim mir keine instantan klare Meinung einstellt. Das macht den folgenden Artikel vielleicht ein wenig unübersichtlich — jedenfalls lang.
Kusanowsky und weissgarnix schrieben unlängst dazu. Kusanowskys Gedanke, der mir in der Sache tatsächlich (jedenfalls von mir) ungedacht erscheint:
der weibliche Körper bleibt für soziale Beobachtungssysteme skandalfähig. Es ist keine Art von Emanzipation möglich, die daran etwas ändern könnte, weil alle Emanzipationsbemühungen den Skandal der Ungleichwertigkeit der Verteilung von Aufmerksamkeit auf anthropogene Umweltkomplexität notwendig reproduzieren müssen, um die Legitimität der Emnazipation nicht aus den Augen zu verlieren. (hier)
Allerdings kommt er — dabei ganz Beobachter und nicht Richter — am Ende natürlich in die Unentschiedenheit hinsichtlich der Ausgangsfrage (mit leichter Tendenz wohl gegen das Burkaverbot — wenn ichs recht verstehe). Wenn nicht zur Unentscheidbarkeit. Aber die Gleichstellung von Burkaforderern und Burkaverbietern ist bedenkenswert:
Will man behaupten, die Burka bezeichne einen Verhüllungsskandal, der durch Zwang zur Nichtsichtbarkeit entsteht, wird nun sichtbar, dass der Zwang zur Enthüllung ebenfalls ein Skandal ist, weil die so erzeugte » Read the rest of this entry «
Juli 21st, 2010 § Kommentare deaktiviert für Update zu “One Laptop per Hartz IV — Empfänger” {UPDATED} § permalink
In aller Kürze bei der Hitze ein Update zu meinem gestrigen Posting hier: SpON legt heute nach zum Thema Internet für Hartz IV-Empfänger. Etwas zaghaft — aber immerhin. Das Sommerloch war offenbar dem Thema gnädig — und in Foren und Mails war auf Spiegel dazu viel zu lesen. Hier gehts zum Artikel. Und hier ins Forum zum ursprünglichen, hier zum heutigen Artikel.
21.7.2010: Und nun noch das Update zum Update: Auf Hamburg.de (hier) findet sich Spendenkonto und Anschrift vom Verein “Computer Spende Hamburg”. Willkommen sind ausgediente Rechner und Ersatzteile — und Geld. Also: Hin mit allem, was (sich) noch rechnet — und was sonst so auf der hohen Kante rumliegt auch. http://www.hamburg.de/computerspende/
Juli 21st, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Zeitung als Aggregations-Performat § permalink
Um den Performat-Begriff auch noch jenseits des Textes auf die Aggregation von textförmigen Performaten auszudehnen, macht die Betrachtung dieses Videos vielleicht Sinn (oder jedenfalls Spaß):
Klaus Kusanowsky arbeitet sich seit einigen Postings an dem von ihm entworfenen und aus einer Beobachtung der Veränderungen des Begriffs des Dokuments gewonnenen und geschärften Begriffs des “Performats” ab. Ich zitiere sein Definitionsperformat (nicht mißzuverstehend als zitiertes Dokument!):
Bei Performaten handelt es sich um dauerprozessierte und fluktuierende Formen der Repräsentation von Sinnkondensaten, für die ein Beobachtungsschema gefunden werden müsste, das Manipulation weder ein- noch ausschließt. (Quelle)
Wenn ichs recht verstehe ist dieses Performat ein nur kurzzeitig zum Stillstand gerinnendes Flottieren, das Unterschiede wie Dokument/nicht Dokument ebenso kassiert wie wahr/falsch identisch/nichtidentisch. Das Performat ist — würde ich hinzufügen — von dritter Ordnung und dem dem Gerücht ähnlich, das durch zusätzliche Operationen als wahr/falsch qualifiziert werden kann — aber als Gerücht bereits “wirksam” ist. Zugleich aber immer selbst in Verdacht (wobei der Verdacht selbst ein Drittes zwischen schuldig/unschuldig ist …) steht, unwahr zu sein — und als an der Sohle der Wahrheit klebend auch die Qualifikationen “falsch” » Read the rest of this entry «
Juli 20th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Schlaaand und die Entfremdung: Teil 3 – „Wir müssen aber alle selbst ran.“ § permalink
In den letzten beiden Beiträgen zum Thema „Schlaaand und die Entfremdung“ war die Symboloperation (Fahnenschwingerei hier, Bundespräsidentenwahlgetümmel) miteinander in Beziehung gesetzt worden mit dem Hinweis, das Beobachter dazu neigen, sie für Inhaltliches misszuverstehen. Wie beim Fahnenschwingen kein Patriotismus involviert sein muss und nicht involviert zu sein scheint, ist die Bundespräsidentenwahl kein geeignetes Moment inhaltlicher Beteiligung der Bevölkerung an Demokratie. Beides glaubt zu sehr, dass Symbolisches Inhaltliches wäre. Und die eigentlich zu führende Debatte liegt an anderer Stelle: Der Glaube, der Staat sei das Ensemble seiner politischen Repräsentanten. Heißt: Die Politiker „sind“ der Staat.
Natürlich schwingt dieses ungute Gefühl bei denen mit, die – wie der Spiegel-Titel – darauf hinweisen, dass die Präsidentenwahl von Politikern ausgekungelt sein. Damit usurpieren Politiker das Nullmorphem, das ihnen nicht gebührt, weil das Wahlvolk darüber zu bestimmen hat. Es ist ein Übergriff auf Symbolisches – aber das ist eher das Epiphänomen. Der Kampf um eine Position, die nichts zu sagen hat, kann keine inhaltliche Frage sein. Es ist die Frage nahch der Macht im und über den Staat. Aber viel wichtiger ist die inhaltliche Frage. Heißt: wofür lohnt es sich, inhaltlich die Fahnen zu schwingen, gemeinsam öffentlich aufzutreten, wofür gilt es, Trikots anzuziehen – wenn es denn kein Fußball wäre. Was oder wen » Read the rest of this entry «
Juli 19th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Schlaaand und die Entfremdung: Teil 2 – Warum der Bundespräsident Null ist § permalink
Die gestern (hier) problematisierte Überlegung, ob es sich bei der weltmeisterlichen Fahnenschwenkerei und Farbenträgerei um auflebenden Neonationalismus handelt oder nicht, hatte unter anderem die Beobachtung vorgetragen, dass diese öffentliche Symbolmanipulation mit keinem gemeinsamen politischen Inhalt oder Anliegen verbunden war. Man könnte sich also verwundert die Augen reiben, wie erfahrene und reflektierte Beobachter des Politischen überhaupt auf die Idee kommen können, dass es sich hierbei um etwas Politisches oder Politiknahes handeln könnte.
Das Bedauerliche aber ist, dass selbst diesen Beobachtern der Blick dafür abhanden gekommen ist, wo Politisches es mit Inhalt und wo nur mit oberflächlichem Symbolismus oder Symbolmanipulation zu tun hat. Wie der Aufzug der symbolischen Oberfläche bereits mit vollumfänglichem Neonationalismus verwechselt wird, so wird auch die Symbolmanipulation im Allgemeinpolitischen mit Politik verwechselt.
Richard David Precht hat drei Wochen auf SpON einen Artikel zum Besten gegeben, in dem er „Die entfremdete Republik“ (hier) beschrieb. Ich erlaube mir, » Read the rest of this entry «
Juli 18th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Schlaaand und die Entfremdung: Teil 1 – Schwarz-rot-goldene Vuvuzelas § permalink
Zwei Sachverhalte, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Weltmeisterschaftsbilder, in denen Menschenmassen mit Nationalflaggen zusammen vor Großbilleinwänden stehen oder sich gar in Stadien versammeln, um gemeinsam „Fernsehen“ zu schauen. Ein aufkommender, sich hinterrücks einschleichender Neonationalismus, wie Müller )hier und hier) auf den Nachdenkseiten meint – oder doch ganz harmlos wie der Spiegelfechter und die überwiegende Schar seiner Kommentatoren hier meinen?
Eine offenbar schnell voranschreitende Entfremdung der Bürger des Landes gegenüber den Staatsvertretern, den Repräsentanten der „Nation“. Eine mangelnde Beteiligung, mangelndes politisches Interesse, Verachtung von Politikern, von Politik überhaupt.