Arbeit oder Muße — die Frage nach dem Ziel des Fortschritts

November 12th, 2009 Kommentare deaktiviert für Arbeit oder Muße — die Frage nach dem Ziel des Fortschritts

Seit schrift­li­che Über­lie­fe­run­gen exis­tie­ren, tau­schen Autoren ihre Mei­nun­gen aus dar­über, ob es bes­ser sei, ein Leben in Muße zu füh­ren (und dem­entspre­chend Arbeit eher Skla­ven gebüh­re) oder nur Arbeit das Leben sinn- und wert­voll mache. Wert oder Stra­fe. Die eine Gesell­schaft ver­ur­teilt ihre Häft­lin­ge zur Zwangs­ar­beit. Die ande­ren sperrt sie in Arbeits­lo­sig­keit ein. Bei Oti­um fin­den sich wun­der­vol­le Zita­te dazu. Fol­gen­de Fra­ge steht im Raum (und sol­te auch in den Bühnenraum):

Hat nun der tech­ni­sche Fort­schritt das Ziel, die Pro­duk­ti­vi­tät der Arbeits­kraft zu erhö­hen? Oder die Effi­zi­enz des Mit­tel­ein­sat­zes? Soll bei glei­cher Arbeit mehr raus­kom­men – oder das­sel­be mit weni­ger Arbeit erle­digt wer­den. Schafft der tech­ni­sche Fort­schritt mehr Frei­zeit oder mehr Reichtum?

Unse­re Gegen­wart wird nicht zuletzt durch die­sen nicht the­ma­ti­sier­ten Gegen­satz in der Span­nung gehal­ten, die sie zu zer­rei­ßen droht. Denn die Mehr-Leis­tungs-Frak­ti­on ist ganz offen­sicht­lich an die Gren­zen gelangt, die die Auf­nah­me­ka­pa­zi­tät des Mark­tes hat. Denn irgend­je­mand muss das Mehr­pro­dukt kau­fen. Und irgend­wann kommt der Punkt wo kein Mehr mehr Sinn macht. Kam der Punkt. Er ist in den west­li­chen Gesell­schaf­ten längst über­schrit­ten. Selbst die immer kür­zen Lebens­zy­klen der Pro­duk­te und die immer schnel­ler auf­ein­an­der fol­gen­den Inno­va­ti­ons­schü­be sor­gen nicht mehr dafür, dass die Märk­te expan­die­ren. Es sei denn, sie wach­sen in neue geo­gra­phi­sche Regio­nen – wo sie das Pro­blem in etwa der Wei­se auf­schie­ben, wie ein neu ent­deck­tes Ölfeld das Enden des Ölzeit­al­ters. Auf­ge­scho­ben. Nicht auf­ge­ho­ben. Mit­hil­fe Chi­nas kommt viel­leicht wei­te­re 10–20 Jah­re Wachs­tum. Aber es wird nicht rei­chen – weil die­se wach­sen­den Volks­wirt­schaf­ten den Teu­fel tun wer­den, sich an den Tropf von Export­na­tio­nen zu hän­gen (wie es Deutsch­land ist).

Also wird frü­her oder spä­ter das Kre­do der Markt­ex­pan­si­on an sein Ende kom­men. Und dann? W“ohin mit der Frei­zeit, wenn sie nicht als Arbeits­lo­sig­keit stig­ma­ti­siert und “bekämpft” wer­den soll?

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