Buchkritik: „Der Kulturinfarkt“ am Verwaltungsfuzzistammtisch

März 16th, 2012 § 2 comments

So, jetzt hab ichs gele­sen: „Der Kul­tur­in­farkt“ von Die­ter Hasel­bach, Armin Klein, Pius Knö­sel und Ste­phan Opitz.  Schnur­ri­ges Büch­lein. Vier Ver­wal­tungs­fuz­zis tref­fen sich in der Knei­pe Wirt­schaft und kot­zen sich ein­fach mal rich­tig aus. Der Eine zieht über Ver­wal­tung und För­de­rung vom Leder. Der Ande­re ent­deckt sei­ne Lie­be zur markt­li­be­ra­len Öko­no­mie (und lang­weilt alle damit). Der Nächs­te lässt sei­ne unglück­li­che Ver­gan­gen­heit an Ador­no aus. Und der Vier­te ver­sucht, sein gesell­schaft­li­ches Anlie­gen irgend­wie refor­mu­liert zu ret­ten. Das Gan­ze zer­fällt nicht nur sti­lis­tisch. Auch inhalt­lich sind sich die apo­ka­lyp­ti­schen Schrei­ber offen­bar ziem­lich uneins. Man ist sosehr über­zeugt von der eige­nen Mei­nung, dass man nicht mehr merkt, dass man gar nicht einer Mei­nung ist. War­um sie das in ein Buch und einen gemein­sa­men Text zwin­gen muss­ten – schlei­er­haft. Die skan­da­li­sier­te Etat­hal­bie­rung ist eigent­lich eher ver­nach­läs­sig­bar. Ansons­ten lus­ti­ge Aus­fäl­le gegen ein Gebil­de, dass sie „die Kul­tur“ nen­nen, die es aber lei­der nicht gibt. Es sei denn, man eini­ge sich dar­auf, Kul­tur sei alles, was in öffent­li­chen Hau­halts­do­ku­men­ten unter der Posi­ti­on „Kunst und Kul­tur“ zu fin­den ist. Zitat: „Dabei kri­ti­sie­ren wir weder Per­so­nen noch Pro­jek­te noch Insti­tu­tio­nen als Ein­zel­ne; wir benut­zen sie höchs­tens zur Illus­tra­ti­on.“ (173) Sol­che Gene­ra­li­sie­run­gen und unver­bind­li­che All­ge­mein­hei­ten haben zwar den Vor­teil, immer irgend­was oder irgend­wen zu tref­fen, aber lei­der nie das Gan­ze, das sie zu beschrei­ben behaup­ten. Man­gels kon­kre­ter Objek­te läuft der Rant ins Lee­re. Das tut er gele­gent­lich kurz­wei­lig und nicht unin­spi­rie­rend. Gele­gent­lich hohl, dümm­lich oder gezwun­gen. Und kann – um beim feuil­le­to­nis­tisch auf­ge­grif­fe­nen „Kern“ des Buches, dem Kür­zungs­vor­schlag, zu blei­ben – nicht erklä­ren, war­um die Hälf­te. War­um nicht ein Vier­tel, zwei Drit­tel. War­um nicht alles strei­chen? War­um die Etats nicht ver­dop­peln? Zitat: „Wer sucht, wird vie­le Argu­men­te für Kür­zun­gen in die­sem Text fin­den. Wer Grün­de für den Aus­bau von Kul­tur­för­de­rung sucht, wird sie genau­so fin­den.“ (175) Was aber soll das Buch dann?

Das eigent­lich Pro­blem des Buches liegt woan­ders und ist für Ver­wal­tungs­fuz­zis nicht zu ändern: Kunst und Kul­tur wer­den von Künst­lern gemacht. Wenn Kunst und Kul­tur anders wer­den (sol­len), wer­den Künst­ler es anders machen (müs­sen). Da kannst mit Geld han­tie­ren, wie’st willst. Auf eine fun­da­men­tal sich ändern­de Gesell­schaft (auf die das Buch kon­kret auf den letz­ten Sei­ten zu spre­chen kommt), wird Kunst und Kul­tur neu reagie­ren, wird sich neu orga­ni­sie­ren. Dafür brauchts kei­ne Bücher von Ver­wal­tungs­fuz­zis, son­dern Künst­ler. Von denen ist im Buch kaum die Rede. Und inhalt­li­che oder for­ma­le Debat­ten jen­seits von Orga­ni­sa­ti­ons- und Insti­tu­ti­ons­for­men kön­nen Ver­wal­tungs­fuz­zis auch nicht füh­ren. Ähn­lich aber ganz anders als wei­land Midas wird alles zu Geld, was sie begrei­fen kön­nen. Dass ande­re Kunst anders begrei­fen könn­ten,  spielt da bes­ten­falls eine Neben­rol­le, die von der „Hälfte“-Debatte über­deckt wird. Man schwankt wohl offen­bar zwi­schen unter­schied­li­chen Autoren­mei­nun­gen und den zwei See­len in der eige­nen Schrei­ber­brust – was dazu führt, dass sich zu jedem State­ment des Buches ver­mut­lich auch das gegen­tei­li­ge State­ment irgend­wo fin­den lässt.

Das Unbe­ha­gen an Kul­tur und Kunst zu äußern kann nicht kri­tik­wür­dig sein. Selbst Ver­wal­tungs­fuz­zis dür­fen sich dar­über aus­las­sen, ob es denn noch „gro­ße Kunst“ (12) gibt. Man muss auch nicht Schum­pe­ter bemü­hen, um zu ver­ste­hen, dass das Neue auch aus der Kri­tik am Bestehen­den ent­ste­hen kann. Krea­ti­vi­tät heißt (nicht zuletzt), Din­ge anders und neu zu machen. Natür­lich lässt sich Fra­gen, ob Kunst noch Dis­kus­sio­nen über Bedin­gun­gen des Lebens aus­löst (12). Es macht hoch­gra­dig Sinn, dar­über nach­zu­den­ken, ob sich nicht gra­de ein unter­fi­nan­zier­tes künst­le­ri­sches Pre­ka­ri­at bil­det (168), ob dadurch neue Impul­se kom­men oder ver­lo­ren­ge­hen. Man kann Ber­lin (163)  oder das bedin­gungs­lo­se Grund­ein­kom­men (123) doof fin­den. Man kann – was ja ein Leit­mo­tiv aller Kul­tur­kri­tik schon immer war – über die ver­fet­te­ten Struk­tu­ren der Kul­tur­bü­ro­kra­tie strei­ten. Es lässt sich fra­gen, ob das, was gera­de da ist, die unbe­dingt zu erhal­ten­de Sub­stanz ist (208) – zumal in Zei­ten der Digi­ta­li­sie­rung (130) und Ver­net­zung, die – wie die Autoren bemer­ken – Kunst und Kul­tur genau­so durch­ein­an­der­wir­belt und noch mehr wir­beln wird wie die Gesell­schaft drum­rum. Natür­lich kann man über Kul­tur- und Krea­tiv­in­dus­trie, über Heils­ver­spre­chun­gen krea­ti­ver Zukunft, über Lai­en­kunst usw. geteil­ter Mei­nung sein, dis­ku­tie­ren, strei­ten. Das alles aber sind KEINE pri­mär öko­no­mi­sche Fra­gen. Denn Öko­no­mie hat es nicht nur mit „knap­pen Gütern“ zu tun, son­dern Öko­no­mie ist die Dis­zi­plin, die ermit­telt, mit wel­chen MITTELN sich gesteck­te ZIELE effek­tiv und effi­zi­ent errei­chen las­sen. Die Zie­le aber wer­den nie­mals von Öko­no­men vorgegeben.

Noch ein Zitat: „… künst­le­ri­sches Arbei­ten hat in sei­nem Kern nicht ein kom­mer­zi­el­les Motiv, son­dern ein künst­le­ri­sches. Aber Kul­tur hat mit Wirt­schaf­ten zu tun. Und des­we­gen ist es nicht nur gerecht­fer­tigt, son­dern gehört zu einem voll­stän­di­gen Bild kul­tu­rel­ler Rea­li­tä­ten, Kunst und Kul­tur auch in wirt­schaft­li­chen Kate­go­rien zu reflek­tie­ren.“ (147). „Auch“ – ja, war­um denn nicht. Aber solan­ge nicht inhalt­lich dar­über gestrit­ten wird, was und war­um Kunst und/oder Kul­tur über­haupt da und för­de­rungs­wür­dig sind (und da kommt das Buch lei­der nicht über Tri­via­les hin­aus), macht der blo­ße Blick aufs Wirt­schaft­li­che blind. Oder führt gar zu einer Bemer­kung, die in Zei­ten, da „die Märk­te“ gan­ze Staa­ten in die Kri­se, die Bevöl­ke­run­gen in Armut stür­zen, in einem Buch über Kultur(politik) gelin­de gesagt über­rascht: „Die Kri­ti­ker des Mark­tes haben seit der Ban­ken­kri­se Ober­hand. Das ändert nichts dar­an, dass es zum frei­en Spiel der Kräf­te kei­ne Alter­na­ti­ve gibt. Deut­lich gilt das für die Kul­tur …“ (236). Geht, lie­be Öko­no­men, tuts uns den Gefalln und ret­tets Grie­chen­land. Oder ret­tet mei­net­we­gen die Ban­ken ohne öffent­li­che Gel­der. Aber weils des net kennts, öko­no­mi­sierts „die Kul­tur“ und setzt den Merkel’schen Rot­stift an. So reden Kul­tur­funk­tio­nä­re zu Kul­tur­funk­tio­nä­ren über Kul­tur­funk­tio­nä­re und dar­über wie Kunst und Kul­tur funk­tio­nie­ren. Das Kunst mache, Kunst au blei­be las­se. Und lie­ber Kunst mache.

Das Ärger­nis an den Buch ist, dass dar­in durch­aus eini­ges ange­ris­sen wird, was beden­kens­wert ist – was aller­dings auch schon bedacht und dis­ku­tiert wird. Viel­leicht nicht breit und radi­kal genug. Die Hin­wei­se von Samu­el Schwarz in den Kom­men­ta­ren auf nacht­kri­tik wei­sen in die­se Rich­tung. Das Buch aber nimmt die ein­fa­che Vari­an­te des Skan­da­lons „Kunst für die Hälf­te“ – und ver­fes­tigt damit genau die­je­ni­gen Ver­tei­di­gungs­li­ni­en, die es (viel­leicht) auf­rei­ßen wollte.

Wobei ich übri­gens den Vor­schlag, allen Kin­dern einen Tablet zu schen­ken (278), geil finde.

Und zum guten Schluss ein Lieblingszitat:

„Gewitz­te Künst­ler nut­zen das Inter­net, um direkt zu ihren Fans und Kon­su­men­ten zu gelan­gen, und sie nut­zen es fürs Manage­ment und die Planung.“(278)

Lori­ot wür­de dar­auf sagen : „Ach was?“

§ 2 Responses to Buchkritik: „Der Kulturinfarkt“ am Verwaltungsfuzzistammtisch"

  • Axel Kopp sagt:

    Beson­ders viel Stil hat der obi­ge Ver­riss ja nicht. Man könn­te sogar sagen, “er zer­fällt nicht nur sti­lis­tisch.” Allein schon die vier Autoren als “Ver­wal­tungs­fuz­zis” abzu­tun, hal­te ich für eine unnö­ti­ge Dif­fa­mie­rung. Aber gut.
    Inhalt­lich stellt sich mir die Fra­ge, ob dei­ner Mei­nung nach über­haupt irgend­je­mand das deut­sche Kul­tur­för­der­sys­tem, also “das Gan­ze”, kri­ti­sie­ren darf, bzw. die not­wen­di­ge Kom­pe­tenz mit­bringt, um dies adäquat tun zu kön­nen. Oder darf “das Gan­ze” gene­rell nicht in Fra­ge gestellt wer­den? Darf nur dar­über dis­ku­tiert wer­den, wie viel Zuschuss für Thea­ter X ange­mes­sen ist? Und wenn ja, wie viel ist ange­mes­sen? Genau so viel, dass die enga­gier­ten Schau­spie­ler so bezahlt wer­den kön­nen, dass sie mit Ach und Krach über die Run­den kom­men (Stich­wort: künst­le­ri­sches Prekariat)?
    Doch blei­ben wir beim “Gan­zen”: Thea­ter wer­den fast zu 85 % von der öffent­li­chen Hand getra­gen, Pro­jek­te in der frei­en Kul­tur­sze­ne hin­ge­gen i.d.R. nur bis max. 50 % öffent­lich geför­dert — ist das gerecht? Klingt wie eine rhe­to­ri­sche Fra­ge, soll es aber gar nicht sein. Viel­leicht gibt es ja Grün­de dafür, doch müs­sen die­se dann auch genannt wer­den kön­nen. Genau dar­um geht es ja den Autoren: Sie wol­len das Kul­tur­för­der­sys­tem hin­ter­fra­gen und eine Dis­kus­si­on dar­über ansto­ßen, ob das bis­he­ri­ge Sys­tem so fort­ge­führt wer­den soll. Und eine Sache muss an die­ser Stel­le auch ganz deut­lich sagen: Es geht den Autoren nicht um eine Kür­zung, son­dern um eine Umver­tei­lung der Kulturfördergelder!

    Dei­nen Satz “Wenn Kunst und Kul­tur anders wer­den (sol­len), wer­den Künst­ler es anders machen (müs­sen)” hal­te ich für gefähr­lich. Denn nach die­ser Logik könn­te der Staat jeg­li­che För­de­rung von zeit­ge­nös­si­scher Kunst unter­las­sen (denn die Künst­ler machen ja eh Kunst). Es braucht dann nicht nur “kei­ne Bücher von Ver­wal­tungs­fuz­zis”, son­dern auch kei­ne Kul­tur­för­de­rung. Willst du das wirklich?

  • Postdramatiker sagt:

    Hast du das Buch gele­sen? Und hast du wirk­lich gele­sen, was ich dazu geschrie­ben habe? Und hast du dei­nen eige­nen Kom­men­tar gele­sen? Die 85–50 Fra­ge ist eine rei­ne Finan­zie­rungs­fra­ge. Und als rei­ne Finanz­fra­ge lässt sich Kul­tur­för­de­rung nicht beant­wor­ten. Weil sich öko­no­misch Kul­tur­för­de­rung nicht argu­men­tie­ren lässt. Kunst und Kul­tur wer­den geför­dert, weil sie eine gesell­schaft­li­che Dimen­si­on haben oder haben sol­len. Weil sich die Gesell­schaft oder Tei­le von ihr Kunst “leis­ten” wol­len. Ich zum Bei­spiel. Und ver­mut­lich wür­de ich dabei sein, wenn mehr Geld für die­sen Sek­tor gefor­dert wür­de. Trotz­dem bleibt die Fra­ge der Finan­zie­rung der Fra­ge nach­ge­la­gert, was wir für Kunst und/oder Kul­tur hal­ten, wie sich Kunst und Kul­tur im 21 Jahr­hun­dert dar­stel­len oder ver­än­dern, wel­che Posi­ti­on sie ein­neh­men. Das ist eine inhalt­li­che Fra­ge, die für mein Gefühl viel zu wenig und viel zu wenig kon­tro­vers geführt wird. Die Autoren grei­fen Hil­mar Hoff­mans “Kul­tur für alle” fron­tal an. War­um auch nicht. Auf den letz­ten Sei­ten fin­den sich — wie ich mei­ne — durch­aus span­nen­de Bemer­kun­gen zur Kunst und Kul­tur, die der Debat­te wert wären. Eini­ge Beispiele:
    “Muse­en kön­nen nicht nur Orte der Prä­sen­ta­ti­on sein, son­dern müs­sen zu Moto­ren der Kunst­ent­wick­lung wer­den .…Die Umwand­lung die­ser Häu­ser in kul­tu­rel­le Kom­ple­xe, denen die För­de­rung der indi­vi­dul­len Künst­ler in ihrem Ein­zugs­ge­biet mit­tels Pro­jekt­fi­nan­zie­run­gen und Resi­den­zen genau­so obliegt wie der Ein­be­zug der inter­es­sier­ten Lai­en in Ver­mitt­lungs­pro­gram­me und Aus­stel­lungs­ge­stal­tung ist vorrangig.”(244 — ähn­lich spä­ter auch über Theater)
    “Da Com­pu­ter­spie­le das domi­nie­ren­de Kul­tur­me­di­um der Zukunft sind und das Fern­se­hen womög­lich ablö­sen, ist es nötig, krea­ti­ve Kom­pe­ten­zen in jedem Land zu ent­wi­ckeln. Denn nur wo die­se vor­han­den sind, ent­wi­ckelt sich ein kri­ti­scher Dis­kurs zum Medi­um und sei­ner Pro­duk­ti­on. Des­halb ist es erfor­der­lich, Game­de­sign wie ande­re Küns­te zu för­drn.” (256)
    “Die Erwei­te­rungs­flü­gel aller gegen­wär­ti­gen Muse­en brau­chen nur noch vir­tu­ell gebaut zu werden.”(278)
    Das sind Punk­te, die den Blick und die Dis­kus­si­on auf Kunst und Kul­tur öff­nen könn­ten. In denen sich vie­le Künst­ler wie­der­fin­den wer­den. Die ich mit dem von dir im Kom­men­tar zitier­ten Satz gemeint habe: Es geht um die Arbeit an Kunst und Kul­tur, um die Ver­än­de­rung die­ser Begrif­fe, der Kon­zep­te, der gesell­schaft­li­chen Stel­lung von Kunst und Kul­tur. Was wären Kunst udn Kul­tur in der ent­ste­hen­den Netz­ge­sell­schaft? Wie kann man künst­le­risch damit umge­hen? Wie das in der 70ern ange­dach­te Eman­zi­pa­ti­ons- und Zivi­li­sa­ti­ons­po­ten­zi­al in ver­än­der­ten Zei­ten neu und anders ver­ste­hen? Was muss man anders machen, um die Kom­ple­xi­tät der gesell­schaft­li­chen Gegen­wart, die mit den 70ern nicht ver­gleich­bar ist, künst­le­risch und kul­tu­rell zu adres­sie­ren? Mit sol­chen Gedan­ken wäre das Buch ein Wurf gewor­den. Und in der Fol­ge dar­über nach­zu­den­ken, wie sich sol­che Ver­än­de­rungs­pro­zes­se auch finan­zi­ell gestal­ten las­sen, wie tra­di­tio­nel­le For­men und neue For­men neben­ein­an­der bestehen kön­nen und sih finan­zi­ell aus­stat­ten las­sen — dar­über lie­ße sich wirk­lich fan­tas­tisch strei­ten. Die­sen Ansatz aber hat sich die öko­no­mi­sie­ren­de Grund­hal­tung — und das zei­gen die Rezep­ti­on und die Reak­tio­nen — nahe­zu kom­plett verbaut.
    Und natür­lich kann man “das Gan­ze” ger­ne in den Blick neh­men. Abe­re es nur als das auf­sum­mier­te Bud­get­gan­ze zu begrei­fen, geht an der Debat­te vor­bei, die in Tei­len des Buches auf­ge­macht wird, näm­lich die Fra­ge nach Kunst und Kul­tur, was sie sind, wie sie sich ändern, was sie viel­leicht sein sol­len. Es wird dann zu einer Frge von Ver­tei­lung und Umver­tei­lung, Kür­zung, Insti­tu­ti­ons­schlie­ßung usw. — ohne aber Ross und Rei­ter der Gekürz­ten zu benen­nen. Sich wenigs­tens in einem Aus­schnitt mit kon­kre­ten Fäl­len zu beschäf­ti­gen, wäre dann das Min­dest­maß der zu for­dern­den Kon­kret­heit. Wenigs­tens eine Lis­te von 100 Insti­tu­tio­nen, die geschlos­sen wer­den kön­nen. Wenigs­tens eine Stadt, an der die beschrie­be­ne Fehl­ent­wick­lung abzu­le­sen wäre. Wenigs­tens ein Sek­tor, der die Fehl­ent­wick­lun­gen para­dig­ma­tisch in einer gedul­di­gen Dar­stel­lung vorführt.
    Und zu dei­ner letz­ten Pas­sa­ge: Mir scheint das gegen­wär­ti­ge Buch eher die Steil­vor­la­ge für Kür­zun­gen und Been­di­gung von Kul­tur­för­de­rung, als die eigent­lich zu füh­ren­de, kon­tro­ver­se Debat­te über Kunst und Kul­tur in der Netzgesellschaft.

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