Februar 18th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Gott, seine Welt und die Zeitung § permalink
Ich glaube, dass selbst Gott sich über die Welt nur mehr aus den Zeitungen orientiert.
Brecht, Schriften 21, 153
Es gibt Sätze, die zum Schreiben zwingen — und denen trotzdem nichts hinzuzufügen ist. Wer eine Stunde oder ein Leben Zeit hat, möge sich diesen Brechtspruch auf dem Hirne zergehen lassen.
Januar 28th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Sich Gesellschaft leisten — Brecht § permalink
Da “Sich Gesellschaft leisten” sich anzuschicken scheint, auf der einen oder anderen Bühne realisiert zu werden, ein guter Zeitpunkt für ein verblüffend passgenaues Brecht-Zitat:
Beziehungen der Menschen untereinander
Die meisten Beziehungen leiden darunter und gehen oftmals dadurch in die Brüche, daß der zwischen den betreffenden Menschen bestehende Vertrag nicht eingehalten wird. Sobald zwei Menschen zueinander in Beziehung treten, tritt auch, in den allermeisten Fällen stillschweigend, ihr Vertrag in Kraft. Dieser Vertrag regelt die Form der Beziehung. Er kann nur aus zwei Punkten bestehen, aber er ist trotzdem ein Vertrag, und jeder der Kontrahenten muß zum mindesten diesen Minimalvertrag einhalten, sofern er sich nicht der Gefahr aussetzen will, daß die andere Seite, Anstoß daran nehmend, ihren Vertrag und damit die sich darauf gründende Beziehung aufhebt. Was zuerst da ist, ist immer die Beziehung, der Vertrag setzt dann ein, wenn zum mindesten eine Seite erkannt hat, welchen Wert die andere Seite für ihn hat. Die menschlichen Verträge leiden meistens unter dem Nachteil, daß es wohl zwei Ausfertigungen von einem Vertrag gibt, aber die beiden Ausfertigungen voneinander abweichen. So hat zum Beispiel A. in seiner Vertragsurkunde in Bezug auf B. stehen, er verlange, daß B., mit dem er jede Woche einmal zum Pokerspielen zusammenkommt, ein erstklassiger Pokerspieler ist, daß er » Read the rest of this entry «
Januar 26th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Manche Dinge scheinen sich nie zu ändern — zum Beispiel die Veränderung § permalink
Die alte Form des Dramas ermöglicht es nicht, die Welt so darzustellen, wie wir sie heute sehen.
Brecht, Über experimentelles Theater, 47.
Das liegt allerdings nicht daran, dass die dramatische Form sich nicht geändert hätte. Sondern dass die Welt und ihre Ansicht sich unter der egwandelten Form wiederum weiter bewegt haben. Postwelt. Postdramaturgie. Postdrama. Postpostdrama. Whatsoeverdrama.
Januar 25th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Frage der Form § permalink
Können wir in der Form des Jambus über Geld sprechen?
Brecht, Über experimentelles Theater, 54
Januar 24th, 2010 § Kommentare deaktiviert für “Das Theater ist tot” — Brecht § permalink
Das Theater mag in den letzten Jahren einige vereinzelte erträgliche Aufführungen gehabt haben, ein oder zwei Leute, die in einem neuen Theater Gutes leisten könnten, mögen ihre Eignung gezeigt haben. Aber im ganzen ist das Theater so tot, als es nur sein kann. Das ist eine unangenehme Auffassung für alle, die noch beim Theater sind, aber eine auch noch so gemäßigte Zufriedenheit mit dem Theater, so wie es jetzt ist, wäre lediglich der Beweis einer beklagenswerten Anspruchslosigkeit. Ja, jedes kleinste Zeichen von Zufriedenheit mit diesem Theater bei einem, der drin war, würde nur seine Uneignung für wirkliches Theater klar erweisen. Und die allgemeine ungeschminkte Unzufriedenheit, die immer mehr um sich greift, ist darum das einzige Zeichen von Zukunft, die das Theater vielleicht noch hat.
Brecht, 1926/27 (Schriften Bd 21, S.133f)
Hm. Zeit, Brecht intensiver zu lesen. Irgendwie war er ein Blogger. Und Nachtkritik wär vermutlich nach seinem Geschmack gewesen …