Von der Würde zum Tauschwert (Marx bei Strobl)

Oktober 22nd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Von der Würde zum Tauschwert (Marx bei Strobl) § permalink

Grad ange­fan­gen, Tho­mas Stro­bls Buch “Ohne Schul­den läuft nichts” zu lesen. Star­tet ful­mi­nant lau­nig und gut les­bar. Und ver­an­lasst mich, unmit­tel­bar ein Marx-Zitat bei ihm abzu­schrei­ben, das ide­al als Mot­to vor Sich Gesell­schaft leis­ten hät­te ste­hen können:

Die Bour­geoi­sie, wo sie zur Herr­schaft gekom­men, hat alle feu­da­len, patri­ar­cha­li­schen, idyl­li­schen Ver­hält­nis­se zer­stört. Sie hat die bunt­sche­cki­gen Feu­dal­ban­de, die den Men­schen an sei­nen natür­li­chen Vor­ge­setz­ten knüpf­ten, unbarm­her­zig zer­ris­sen und kein ande­res Band zwi­schen Mensch und Mensch übrig gelas­sen als das nack­te Inter­es­se, als die gefühl­lo­se ‘bare’ Zah­lung. Sie hat den hei­li­gen Schau­er der from­men Schwär­me­rei, der rit­ter­li­chen Begeis­te­rung, der spieß­bür­ger­li­chen Weh­mut in dem eis­kal­ten Was­ser ego­is­ti­scher Berech­nung ertränkt. Sie hat die per­sön­li­che Wür­de in den Tausch­wert auf­ge­löst und an die Stel­le der zahl­lo­sen ver­brief­ten und wohl erwor­be­nen Frei­hei­ten die eine gewis­sen­lo­se Han­dels­frei­heit gesetzt. (Marx/Engels, Kom­mu­nis­ti­sches Mani­fest 44; bei Strobl 24f.)

Über­rascht bin ich aller­dings von der weh­mü­ti­gen Remi­nis­zenz auf den Feu­da­lis­mus. Mal schaun, was Strobl sonst noch so bereithält.

Die Wiedergeburt des Theaters aus dem Geist der Dramaturgie. Eine Art Programm.

September 29th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Wiedergeburt des Theaters aus dem Geist der Dramaturgie. Eine Art Programm. § permalink

Es gab Zei­ten, da neben den Erzäh­lern, neben Kir­chen­ma­lern und Pre­di­gern oder auch neben Roman­ciers die Thea­ter­au­to­ren die Auf­ga­be hat­ten Geschichte(n) zu erzäh­len. Sie mach­ten den Men­schen ein beweg­tes Bild vom Ver­hält­nis zwi­schen Men­schen, Men­schen und Göt­tern in der Anti­ke, zwi­schen Men­schen, Men­schen und Gott, zwi­schen Regier­ten, Regier­ten und Regie­ren­den, zwi­schen Armen, Armen und Rei­chen, zwi­schen Män­nern und Frau­en, Bür­gern und Adli­gen, Arbei­tern und Arbeit­ge­bern, Lin­ken und Rech­ten. Tat­säch­lich ist dabei das Medi­um selbst die Haupt­bot­schaft gewe­sen. Nicht nur das Medi­um der Guck­kas­ten­büh­ne allein, des Thea­trons, der Volks­büh­ne. Son­dern vor allem die Dra­ma­tur­gie. Die Geschich­te als „Sinn­ge­bung des Sinn­lo­sen“, wie es im Titel eines hüb­schen Buches von Theo­dor Les­sing heißt. Die per­p­etu­ier­te Dra­ma­tur­gie, die das Gesamt­ge­flecht in herr­schen­de Kon­flik­te sor­tier­te, in eine Abfol­ge aris­to­te­li­scher Pro­ve­ni­enz klemm­te, Wen­dun­gen mit moti­vier­ten oder erklär­ten Ver­än­de­run­gen (aus dem Cha­rak­ter der Han­deln­den, aus den ein­grei­fen­den Göt­tern, aus der revo­lu­tio­nä­ren Wil­lens­bil­dung) hin­ter­leg­ten. Der Mensch, der aus einer unüber­sicht­li­chen anti­ken, mit­tel­al­ter­li­chen, baro­cken, auf­klä­re­ri­schen, moder­nen Welt ins Thea­ter ging, kam her­aus und wuss­te: es gibt einen sinnn­haf­ten, ver­steh­ba­ren Zusam­men­hang. Er war auf­ge­for­dert, in sei­ner Welt die­sen Zusam­men­hang her­zu­stel­len. Der kate­go­ri­sche Impe­ra­tiv an den Thea­ter­zu­schau­er lau­te­te: Wursch­te­le nicht ein­fach rum um glau­be nicht, die ande­ren wursch­tel­ten nur. Viel­mehr mach Geschich­te, habe Moti­ve, habe Zie­le. Ver­ste­he das Dra­ma, in dem du dich befin­dest. Wursch­te­le nicht – han­de­le! Und ler­ne bei uns im, Thea­ter, was „han­deln“ ist.

Das ent-eig­ne­te Theater

Die­se Zei­ten sind vor­bei. Längst haben Fern­se­hen und poli­ti­sche Pres­se die­se Erzähl­for­men ursur­piert (hier im Blog wur­de gele­gent­lich schon auf den Hang zum Shakespeare’schen in den aktu­el­len Medi­en­land­schaft hin­ge­wie­sen). Längst ent­kommt nie­mand mehr der Dau­er­be­schal­lung mit Dra­ma­tur­gie. Auf die­ses Vor­ver­ständ­nis sich stüt­zend kön­nen Staa­ten und Regier­zun­gen dra­ma­tur­gisch ein­grei­fen und genau die regu­la­to­ri­schen Ein­grif­fe punkt­ge­nau anset­zen, die ihren Steue­rungs­ab­sich­ten ent­spricht. Weil die Dra­ma­tur­gie längst in allen Köp­fen und Lebens­ver­hält­nis­sen ange­langt ist.  Thea­ter befin­det sich in etwa in der Situa­ti­on der Male­rei im Ange­sicht der Foto­gra­fie. Über­flüs­sig. Ortlos.

Der undramat(urg)ische Über­druss malt nach Zahlen

Dar­aus haben sich zwei Grund­ten­den­zen erge­ben: Aus einem kaum arti­ku­lier­ten Grund­ge­fühl des Über­drus­ses, dem Büch­ner­schen Leon­ce sehr ver­gleich­bar, haben Thea­ter und Regien sich damit abge­fun­den, ein­fach das Alte zu per­p­etu­ie­ren. War­um neue Geschich­ten spie­len, wenn sie doch sich im Wesent­li­chen nicht von den Alten nicht unter­schei­den? Und das Wesent­li­che ist eben die Dra­ma­tur­gie. Man neh­me also die Vor­zeich­nung von Rem­brandts Nach­wa­che und zei­ge Krea­ti­vi­tät in der Aus­ge­stal­tung. Der eine stellt die Nacht­wachäch­ter nackt dar. Der eine als geschla­ge­ne Trup­pe. Der nächs­te als Grup­pe Trans­se­xu­el­ler, von Frau­en, von Ara­bern, Afri­ka­nern, Eski­mos. Oder von allen zusam­men. Der nächs­te als Grup­pe von Roter Armee und Wehr­macht. Wozu » Read the rest of this entry «

Das Netz als Ende der Lebensgeschichte (erster Entwurf von Unterwegs).

September 27th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Das Netz als Ende der Lebensgeschichte (erster Entwurf von Unterwegs). § permalink

War bis­her die bio­gra­phie eher einer stras­se ver­gleich­bar, die im wesent­li­chen auch daaus bestand, wege nicht ein­zu­schla­gen, freun­de un bekann­te ande­re wege zie­hen zu las­sen, men­schen aus den augen zu ver­lie­ren, kurz: eine geschich­te zu haben aus rea­li­sier­ten und nicht rea­li­sier­ten optio­nen, aus erin­ne­rung und ver­ges­sen — so ver­wan­delt das netz die ehe­ma­li­ge lebens­ge­scich­te in ein werk, in dem jeder kon­takt eine neue ver­aes­te­lung hin­zu­fuegt, jede opti­on bestehen blei­ben kann, jeder sei­ten­weg noch gegan­gen wer­den koenn­te. Aus dem linea­ren weg wir ein syn­chro­nes, sich immer mehr ver­zwei­gen­des netz. Der begriff der lebens­ge­schich­te ist damit an ihr ende gelangt. 

P.S. Hab das mobi­le geschrie­ben, wird in Kuer­ze ordent­lich feh­ler­be­rei­nigt und ausgefuehrt. 

Thesen zum Theater: Veröffentlichung des Privaten. Annäherung des Fernen. Das Innere äußern.

August 24th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Thesen zum Theater: Veröffentlichung des Privaten. Annäherung des Fernen. Das Innere äußern. § permalink

{Vor­be­mer­kung: In der Kate­go­rie “The­sen zum Thea­ter” sol­len in die­sem Blog Gedan­ken auf Trag­fä­hig­keit getes­tet und zur Kri­tik und Über­ar­bei­tung gestellt wer­den. Jede The­se bleibt vor­läu­fig. Wie auch die­se Bemerkung.}

Dass das Thea­ter der Raum des “Sozialen“sei, gele­gen zwi­schen dem Öffent­li­chen und dem Pri­va­ten, war letz­tens hier und hier im Blog als The­se auf­ge­stellt wor­den. Das Sozia­le war dabei als der Bereich des sozia­len Sys­tems vor­läu­fig bestimmt wor­den — was sich ange­sichts der Über­le­gun­gen zum Ver­hält­nis von privat/öffentlich im Zusam­men­hang mit Goog­le Street­view noch ein Stück wei­ter prä­zi­sie­ren lässt.

Das Sozia­le als Ver­öf­fent­li­chung des Privaten

Ins­be­son­de­re in der Dra­men­ge­schich­te der letz­ten Jahr­hun­der­te spiel­te Thea­ter häu­fig (aus dem Bauch her­aus wür­de ich sagen: in bestimm­ten Epo­chen nahe­zu aus­schließ­lich) in “Pri­vat­räu­men”. Sei­en es die Herr­scher- und Adli­gen­ge­mä­cher der Shakespeare’schen Köni­ge, die Paläs­te Raci­n­es oder auch die Wohn­räu­me bür­ger­li­cher Trau­er­spie­le. Thea­ter ver-öffent­licht Räu­me, die wei­test­ge­hend “pri­vat” in dem Sin­ne waren, dass das Publi­kum dort nicht hin­ein konn­te. Und inner­halb die­ser ver­öf­fent­lich­ten Pri­vat­räu­me ent­spann sich das dra­ma­tur­gi­sche Sys­tem der Socia­li­tä­ten, der Bezie­hun­gen unter­ein­an­der, die Ver­schie­bun­gen von Kon­stel­la­tio­nen, der Wis­sens­über­schuss oder ‑man­gel bei Betei­lig­ten. Das durch die Ram­pe getrenn­te, ggf. sogar ins Dun­kel des Zuschau­er­raums getauch­te Publi­kum war in die Rol­le des “pri­va­ten” Voy­eurs gewie­sen und hat­te das “Recht auf Ein­sicht” in das (aller­dings fik­ti­ve) Pri­va­te. Eine Form von “Big Brot­her” — nur eben unter den Regu­la­ri­en des Sys­tems. Denn mit Kant wäre zu sagen, dass Thea­ter dabei die tran­szen­den­ta­le Ästhe­tik der prak­ti­schen Ver­nunft sowohl » Read the rest of this entry «

“Politik” eine Konstruktion des Journalismus?

August 10th, 2010 § 5 comments § permalink

Ich lese gera­de noch ein­mal den Text “Hege­mo­nie und das Para­dox von pri­vat und öffent­lich” (hier online und als pdf) von Alex Demi­ro­vic. Und bin dabei über einen Gedan­ken gestol­pert, den ich zuletzt (hier) beim Nach­den­ken über Öffentlich/Sozial/Privat über­le­sen hatte:

Jour­na­lis­ten waren die­je­ni­gen Akteu­re, die, solan­ge es kei­ne poli­ti­schen Par­tei­en, kein regel­mä­ßig tagen­des Par­la­ment und kei­ne Berufs­po­li­ti­ker gab, Poli­tik als eigen­stän­di­ge Hand­lungs­sphä­re auf Dau­er stell­ten und damit auch die staat­li­che Ver­wal­tung kontrollierten.

Lei­der unter­schätzt Demi­ro­vic die Kraft die­ses Gedan­kens — und kon­sta­tiert die­se Funk­ti­on nur für den Jour­na­lis­mus der vor­de­mo­kra­ti­schen Epo­che. Wie wäre es, wenn die “Auf Dau­er Stel­lung” des Poli­ti­schen als eine eige­ne Spä­re nur durch die soge­nann­te jour­na­lis­ti­sche Lite­ra­tur grund­sätz­lich geschä­he. Wenn unab­hän­gig von der umge­ben­den Herr­schafts­form “das Poli­ti­sche” nur durch die Erzäh­lun­gen von Print, Radio, TV ent­stün­den — wie die Hei­li­gen­le­gen­den durch die Bibel, Mär­chen­ge­stal­ten, Cele­bri­ties. Wie also, wenn nicht nur die “Dra­ma­tur­gie” wie hier » Read the rest of this entry «

Das Geheimnis und die Macht

August 4th, 2010 § 3 comments § permalink

Im Frei­tag gibt es heu­te einen gehar­nisch­ten Arti­kel von Peter Nowak (hier) zu der Fra­ge, ob es eine im Gehei­men agie­ren­de Macht gibt, deren Wir­ken durch Whist­le­b­lower wie Wiki­leaks auf­ge­deckt wird — oder ob die­se Annah­me nur grenz­pa­ra­no­ide Ver­schwö­rungs­theo­rie ist, wäh­rend “die  Macht” vom Kapi­tal bzw. nach Geset­zen des Kapi­tals aus­ge­übt wird. Nowak emp­fiehlt: Statt Wiki­leaks und and­re (ehe­mals) inves­ti­ga­ti­ve Quel­len wie (frü­her) den Spie­gel doch lie­ber Marx und das Kapi­tal zu lesen.

Das gibt mir Anlass zu dreierlei:

  1. Marx lesen scha­det nie. Marx der Beschäf­ti­gung mit Gegen­wär­ti­gem vor­zu­zie­hen oder bei­des ent­ge­gen zu set­zen macht aus Marx einen Mär­chen­on­kel, bei des­sen Lek­tü­re man noch von aus­ge­beu­te­ten Pro­le­ta­ri­ern und aus­beu­ten­den Kapi­ta­lis­ten träu­men kann. Die Welt hat sich ver­än­dert. Marx gehört in die Per­spek­ti­ve der Betrach­tung des Gegen­wär­ti­gen, aus­rei­chen wird er dafür nicht (mehr).
  2. Die Vor­stel­lung der Macht, die Peter Nowak refe­riert  und zurück­weist, näm­lich “das die Welt von Mäch­ten gelenkt wer­den, die im Gehei­men » Read the rest of this entry «

Die Kapitalverbrechen der Leistungsgesellschaft — anlässlich einer Debatte bei weissgarnix

Juli 29th, 2010 § 13 comments § permalink

“Um es im Leben zu etwas zu bringen,
muss man früh aufstehen,
bis in die Nacht arbei­ten — und Öl finden.”
J.P.Getty

Bei weiss­gar­nix hat­te Hans Huett ges­tern (hier (Update 2015: Weiss­gar­nix-Blog inzwi­schen off­line)) die Fra­ge gestellt, wer Nach­fol­ger des Geld­fäl­scher als Kai­tal­ver­bre­cher des Kapi­ta­lis­mus in einer nächs­ten Gesell­schaft wohl Opfer der Hexen­jagd- und ver­bren­nung sein wird. Dazu hat­te im mich in eini­gen Kom­men­ta­ren geäu­ßert, will aber hier noch ein­mal zusam­men­hän­gend und über­dacht eine Ant­wort ver­su­chen, weil mir die Fra­ge enorm span­nend erscheint.

Vor­ab: Ich hal­te die Rede von der „nächs­ten Gesell­schaft“ für gefähr­lich, weil sie unter­stellt, Geschich­te sei eine natur­ge­setz­lich-schick­sal­haf­ter Pro­zess, den es zu ertra­gen oder durch Pro­phe­tie vor­her­zu­se­hen gäbe. Eine vor­wärts­ge­wand­te His­to­rie also (um einen Spruch von Schle­gel auf den Kopf zu stel­len). Das ist inso­fern gefähr­lich, als Zukunft immer das Gesamt der Hand­lun­gen und Wün­sche der Men­schen ist, die rea­li­siert wer­den (könn­ten). Sich dem Pro­zess wil­len­los hin­zu­ge­ben, heißt, sich zum Opfer zu machen, wo noch gar kei­ne Opfer gefragt sind. Oder einem Cha­ris­ma­ti­ker die Tür zu öff­nen, der nichts ande­res ver­spicht, als den schein­ba­ren Zau­ber­trick zu beherr­schen, das natur­ge­setz­li­che Schick­sal durch Wil­lens­kraft bän­di­gen zu kön­nen, als sei es ein wil­des Pferd. Tat­säch­lich ist es noch immer die gemein­schaft­li­che Anstren­gung, die Mei­nungs­bil­dung und gemein­schaft­li­che Wil­lens­durch­set­zung durch Beauf­tra­gung einer Regie­rung (und hei­ße sie Mer­kel), die die Zukunft gestal­tet und dar­über ent­schei­det, ob es eine nächs­te Gesell­schaft gibt und wie sie aus­se­hen wird.

Zwei­tens vor­ab: Ich glau­be, dass die Rede vom Kapi­ta­lis­mus – so sehr sie volks­wirt­schaft­lich, gesamt­wirt­schaft­lich, finanz­wirt­schaft­lich noch Wich­ti­ges in den Blick zu neh­men ver­mag – gesell­schafts­kri­tisch aus­ge­dient hat. Wer die Begriff­lich­kei­ten noch auf­recht erhält, ver­sucht den Begriff des Rei­chen unter den des Kapi­ta­lis­ten zu schie­ben. Der klas­si­sche Kapi­ta­list als der Besit­zer der Pro­duk­ti­ons­mit­tel, der die Mehr­wert­pro­duk­ti­on in sei­ne Taschen und sein Geld­ver­mö­gen umzu­lei­ten ver­steht, ist außer­halb des Mit­tel­stan­des wei­test­ge­hend aus­ge­stor­ben. Eben­so der Pro­le­ta­ri­er. Bei­de Sei­ten haben sich auf­ge­spal­ten: Der Kapi­ta­list in die Aktio­närs­ge­mein­schaft der „Besit­zer“, die recht eigent­lich Mie­ter des Unter­neh­mens sind und für ihre Mie­te ent­lohnt wer­den durch Stei­ge­rung des Wert des Miet­ge­nuss­schei­nes sowie durch Divi­den­de, und in den Mana­ger, der das Unter­neh­men lei­tet, aber es nicht besitzt son­dern dort ange­stellt ist wie der Pfört­ner. Ande­rer­seits hat das Pro­le­ta­ri­at sich auf­ge­spal­ten in die Arbei­ten­den und die Arbeits­lo­sen (was der Arbeit­neh­mer­ver­tre­tung mas­sivs­te, unge­lös­te Pro­ble­me berei­tet). Und der besitz von Reich­tum hat nicht mehr unbe­dingt mit dem Besitz von Pro­duk­ti­ons­mit­teln zu tun.

Zurück zur Fra­ge nach der Hexen­jagd: Wenn nun der Geld­fäl­scher in der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft, die Kapi­tal­be­sitz zu ihrer „Wahr­heit“ erklärt als Hexe jagt, weil er die­se Wahr­heit zur Lüge macht – dann ist die Hexe der gegen­wär­ti­gen Gesell­schaft nicht zu über­se­hen. Die gegen­wär­ti­ge Gesell­schaft ist nahe­zu reli­gi­ös » Read the rest of this entry «

Vom Performat und Figurat — Zurück zum Postdrama

Juli 21st, 2010 § 10 comments § permalink

Klaus Kus­anow­sky arbei­tet sich seit eini­gen Pos­tings an dem von ihm ent­wor­fe­nen und aus einer Beob­ach­tung der Ver­än­de­run­gen des Begriffs des Doku­ments gewon­ne­nen und geschärf­ten Begriffs des “Per­for­mats” ab. Ich zitie­re sein Defi­ni­ti­ons­per­for­mat (nicht miß­zu­ver­ste­hend als zitier­tes Dokument!):

Bei Per­for­ma­ten han­delt es sich um dau­er­pro­zes­sier­te und fluk­tu­ie­ren­de For­men der Reprä­sen­ta­ti­on von Sinn­kon­den­sa­ten, für die ein Beob­ach­tungs­sche­ma gefun­den wer­den müss­te, das Mani­pu­la­ti­on weder ein- noch aus­schließt. (Quel­le)

Wenn ichs recht ver­ste­he ist die­ses Per­for­mat ein nur kurz­zei­tig zum Still­stand gerin­nen­des Flot­tie­ren, das Unter­schie­de wie Dokument/nicht Doku­ment eben­so kas­siert wie wahr/falsch identisch/nichtidentisch. Das Per­for­mat ist — wür­de ich hin­zu­fü­gen — von drit­ter Ord­nung und dem dem Gerücht ähn­lich, das durch zusätz­li­che Ope­ra­tio­nen als wahr/falsch qua­li­fi­ziert wer­den kann — aber als Gerücht bereits “wirk­sam” ist. Zugleich aber immer selbst in Ver­dacht (wobei der Ver­dacht selbst ein Drit­tes zwi­schen schuldig/unschuldig ist …) steht, unwahr zu sein — und als an der Soh­le der Wahr­heit kle­bend auch die Qua­li­fi­ka­tio­nen “falsch” » Read the rest of this entry «

One Laptop per Hartz IV — Empfänger

Juli 15th, 2010 § Kommentare deaktiviert für One Laptop per Hartz IV — Empfänger § permalink

Wie­der ein schon län­ger geplan­tes Pos­ting — das aus aktu­el­lem Bericht­an­lass jetzt kommt. SpOn mel­det (Hier) eine soli­da­ri­sche Initia­ti­ve von einem Ham­bur­ger Ehe­paar (unter dem däm­li­chen Titel “Hartz IV Com­pu­ter: Ich schenk dir das Tor zur Welt), das weg­ge­wor­fe­ne oder defek­te Rech­ner her­rich­tet und Hartz IV- Emp­fän­gern schenkt. Umso soli­da­ri­scher des­we­gen, weil die Schen­ken­den selbst von Harzt IV leben — eine Form von Selbst­hil­fe also. Über die­se Selbst­hil­fe woll­te ich nicht blog­gen, aber die dahin­ter ste­hen­de, von SpON kurz auf­ge­grif­fe­ne Fra­ge nach der Rele­vanz von Rech­ner und Inter­net­an­schluss gera­de für die­je­ni­gen, die im her­kömm­li­chen Sin­ne “drau­ßen” also ins­be­son­de­re ohne Job sind.

In Anleh­nung an Nicho­las Negro­pon­tes ambi­tio­nier­tes “One Lap­top per Child” (hier) muss die For­de­rung und die sinn­vol­le Fort­ent­wick­lung der Arbeits­lo­sen­ver­mitt­lung der Paro­le fol­gen: One Lap­top per Arbeits­lo­sem. Heißt: Wer sich arbeits­los mel­det oder mel­den will — bekommt (wenn nicht vor­han­den) einen Lap­top in die Hand gedrückt und die Behör­de zahlt ihm einen breit­ban­di­gen Internetanschluss.

Oha — jetzt die Faul­pel­ze auch noch mit hoch­wer­ti­ger Elek­tro­nik beschen­ken? End­rö­mi­sche Tur­bo­de­ka­denz? Kann nur den­ken oder rufen, wer den digi­ta­len » Read the rest of this entry «

Die Abwärtsspirale — updated

Juli 14th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Die Abwärtsspirale — updated § permalink

Vor eini­gen (gefühlt) Jahr­hun­der­ten hat­te ich hier im Blog ange­fan­gen, mir aus dem Bauch her­aus Gedan­ken zum The­ma Spa­ren zu machen, den öffent­li­chen Spar­wahn auf­grei­fend, mit dem per­ma­nen­ten Vor­sor­ge-und-Ver­sor­gungs­lü­cken­ge­re­de, der Sor­ge des Mit­tel­stands vor Ver­ar­mung und gleich­zei­tig der “Digi­ta­len Dig­res­si­on”, d.-h. der Mög­lich­keit, durch elek­tro­ni­sche Preis­ver­glei­che und Online-Händ­ler die bil­ligs­ten Pro­duk­te zu fin­den und zu erste­hen (etwa hier), im Hin­ter­grund. Eine Art psy­cho­lo­gi­scher Abwärts­s­spi­ra­le also, die die Men­schen im Land (auch mit per­ma­nen­tem Blick auf die öffent­li­chen Haus­hal­te und der dor­ti­gen mora­li­schen Auf­wer­tung von “Spar­sam­keit) in sich zieht und dafür sorgt, dass an Stel­le von Wachs­tum — Spar­tum tritt (etwa hier oder hier). Das also die Kri­se kei­ne Sin­gu­la­ri­tät son­dern Bestand­teil der Zyklen­ent­wick­lung ist, auf die die nächst­hef­ti­ge­re umso siche­rer folgt (etwa hier)

Das hatet natür­lich kei­ner­lei wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Hin­ter­grund — und ich bin des­we­gen umso erfreu­ter (wenn auch in der Sache depri­miert), heu­te bei weiss­gar­nix (hier (Update 2015: Bog inzwi­schen off­line; Link zur Way­back­Ma­chi­ne)) mit Bezug zum bil­ly­b­log hier) ein Pos­ting zu die­sem The­ma zu fin­den, das zeigt, wie die Spar­sam­keit dafür sorgt, dass sich das » Read the rest of this entry «

Where Am I?

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