Commerzbankchef findet: Anleger haben zu viel Geld {Updated)

Oktober 30th, 2011 Kommentare deaktiviert für Commerzbankchef findet: Anleger haben zu viel Geld {Updated)

In einer Zeit, da Medi­en und ver­öf­fent­lich­te Poli­ti­ker sich die Schlag­zei­len und Näch­te um die Ohren hau­en, um ver­schul­de­ten Län­dern Geld zur Ver­fü­gung zu stel­len, ist das fol­gen­de, gera­de hier auf SpOn gefun­de­ne Zitat des Com­merz­bank­chefs Bles­sing von skur­ri­ler Interessanz:

Es gebe außer­dem im Moment zu viel Liqui­di­tät im Markt, sag­te Bles­sing, “und des­halb sehr vie­le Anla­ge­gel­der. Wir müs­sen zuse­hen, wie wir lang­sam wie­der Liqui­di­tät aus dem Markt neh­men können”.

Das Pro­blem der Märk­te scheint nach Bles­sing also zu sein, dass Com­merz­bank-Kun­den — denn das sind die Anle­ger — über zu viel Geld ver­fü­gen. Das Pro­blem ist also nicht etwa Knapp­heit von Geld (wie man­che zu glau­ben schei­nen, die sich über die Sta­as­schul­den­quo­te erei­fern), son­dern das genaue Gegen­teil. Liqui­de Mit­tel suchen zin­sen­rin­gend nach Anla­ge­mög­lich­kei­ten, die auf­grund der über­schüs­si­gen Mit­tel in der “Real­wirt­schaft” (ein Knal­ler­be­griff übri­gens) kei­ne Inves­ti­ti­ons­mög­lich­kei­ten mehr fin­den. Die Zahl der Apple-Akti­en ist eben­so begrenzt wie die Zahl der Äpfel. Bis zu einem gewis­sen Grad las­sen sich über­schüs­si­ge Mit­tel noch dadurch anleg­bar machen, dass sowohl Apple wie Äpfel teu­rer wer­den. Nur: Irgend­wann sieht jeder ein, dass es kei­nen Sinn macht, unbe­grenzt viel für Akti­en aus­zu­ge­ben, nur um das Geld los­zu­wer­den. Gleich­zei­tig ist in den USA übri­gens natür­lich das Größ­te Pro­blem nicht das Feh­len von Ste­ve, son­dern das Feh­len von Jobs. Die wer­den nicht geschaf­fen — egal ob die Apple-Aktie nun 100 oder 1000 Dol­lar kos­tet. Aller­dings machen ihnen (und wei­te­ren Tei­len der welt­be­völ­ke­rung) stei­gen­de Äpfel­prei­se durch­aus zu schaf­fen — die des­we­gen stei­gen, weil Leu­te, die zu viel Geld haben (sage nicht ich, son­dern der Com­merz­bank­chef) ein­fach irgend­was dafür kau­fen müs­sen. Sie müs­sen ihre Liqui­di­tät liqui­die­ren, um in Geld- statt Grün­an­la­gen Zin­sen zu ernten.

Noch­mal ganz zurück: Der Bank­chef beklagt sich, dass sei­ne Kun­den zu viel Geld haben — und in der Fol­ge Ban­ken mehr oder weni­ger gezwun­gen (naja) sind, sinn­lo­se Pro­duk­te auf den Markt zu brin­gen, die kein ande­res Ziel haben als: Geld zu kos­ten. Liqui­di­tät zu redu­zie­ren, in der Hoff­nung, dass eini­ge Zeit spä­ter ande­re Dep­pen mit noch mehr Geld kom­men, die den Dep­pen, die jetzt schon ihr über­schüs­si­ges Geld los­wer­den müs­sen, dann ihre teu­er erwor­be­nen sinn­lo­sen Pro­duk­te mit noch teu­re­rem Geld abkau­fen. Die Leh­man-Brot­hers waren inso­fern eine dan­kens­wer­te Ein­rich­tung, als sie es mit ihrer Liqui­da­ti­on geschafft haben, Liqui­di­tät in grö­ße­rem Umfan­ge zu liqui­die­ren. (Neben­be­mer­kung: Im Zwei­fels­fall sind die Dep­pen, die den Dep­pen die sinn­lo­sen Pro­duk­te abkau­fen, übri­gens natür­lich die Ret­tungs­fonds, ver­staat­lich­ten Bad Banks, Zen­tral­ban­ken — vul­go: die Steuerzahler).

Viel­leicht gibt es ja ande­re und sinn­vol­le­re Wege, die Com­merz­bank­kun­den von ihrer unheil­brin­gend über­bläh­ten Liqui­di­tät zu befreien.

Schwer­ter zu Pflug­scha­ren? Geld­an­la­gen zu Grünanlagen!

Gut­ha­ben­schnitt statt Schuldenschnitt?

Steu­ern?

 

Update/Nachtrag:

Die Situa­ti­on von Anle­gern und Ban­kern ent­spricht ziem­lich genau dem legen­dä­ren Zum­sel-Sketch von Die­ter Hal­ler­vor­den, den ich zum Anse­hen emp­feh­le, um den Kern des Anla­ger­pro­blems und der Ban­ken­tröd­ler zu ver­ste­hen. Die Leu­te woll­ten .… Zum­sel, die sich spä­ter her­aus­stell­ten als … Seht selbst.

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