Die Kapitalverbrechen der Leistungsgesellschaft — anlässlich einer Debatte bei weissgarnix

Juli 29th, 2010 § 13 comments

“Um es im Leben zu etwas zu bringen,
muss man früh aufstehen,
bis in die Nacht arbei­ten — und Öl finden.”
J.P.Getty

Bei weiss­gar­nix hat­te Hans Huett ges­tern (hier (Update 2015: Weiss­gar­nix-Blog inzwi­schen off­line)) die Fra­ge gestellt, wer Nach­fol­ger des Geld­fäl­scher als Kai­tal­ver­bre­cher des Kapi­ta­lis­mus in einer nächs­ten Gesell­schaft wohl Opfer der Hexen­jagd- und ver­bren­nung sein wird. Dazu hat­te im mich in eini­gen Kom­men­ta­ren geäu­ßert, will aber hier noch ein­mal zusam­men­hän­gend und über­dacht eine Ant­wort ver­su­chen, weil mir die Fra­ge enorm span­nend erscheint.

Vor­ab: Ich hal­te die Rede von der „nächs­ten Gesell­schaft“ für gefähr­lich, weil sie unter­stellt, Geschich­te sei eine natur­ge­setz­lich-schick­sal­haf­ter Pro­zess, den es zu ertra­gen oder durch Pro­phe­tie vor­her­zu­se­hen gäbe. Eine vor­wärts­ge­wand­te His­to­rie also (um einen Spruch von Schle­gel auf den Kopf zu stel­len). Das ist inso­fern gefähr­lich, als Zukunft immer das Gesamt der Hand­lun­gen und Wün­sche der Men­schen ist, die rea­li­siert wer­den (könn­ten). Sich dem Pro­zess wil­len­los hin­zu­ge­ben, heißt, sich zum Opfer zu machen, wo noch gar kei­ne Opfer gefragt sind. Oder einem Cha­ris­ma­ti­ker die Tür zu öff­nen, der nichts ande­res ver­spicht, als den schein­ba­ren Zau­ber­trick zu beherr­schen, das natur­ge­setz­li­che Schick­sal durch Wil­lens­kraft bän­di­gen zu kön­nen, als sei es ein wil­des Pferd. Tat­säch­lich ist es noch immer die gemein­schaft­li­che Anstren­gung, die Mei­nungs­bil­dung und gemein­schaft­li­che Wil­lens­durch­set­zung durch Beauf­tra­gung einer Regie­rung (und hei­ße sie Mer­kel), die die Zukunft gestal­tet und dar­über ent­schei­det, ob es eine nächs­te Gesell­schaft gibt und wie sie aus­se­hen wird.

Zwei­tens vor­ab: Ich glau­be, dass die Rede vom Kapi­ta­lis­mus – so sehr sie volks­wirt­schaft­lich, gesamt­wirt­schaft­lich, finanz­wirt­schaft­lich noch Wich­ti­ges in den Blick zu neh­men ver­mag – gesell­schafts­kri­tisch aus­ge­dient hat. Wer die Begriff­lich­kei­ten noch auf­recht erhält, ver­sucht den Begriff des Rei­chen unter den des Kapi­ta­lis­ten zu schie­ben. Der klas­si­sche Kapi­ta­list als der Besit­zer der Pro­duk­ti­ons­mit­tel, der die Mehr­wert­pro­duk­ti­on in sei­ne Taschen und sein Geld­ver­mö­gen umzu­lei­ten ver­steht, ist außer­halb des Mit­tel­stan­des wei­test­ge­hend aus­ge­stor­ben. Eben­so der Pro­le­ta­ri­er. Bei­de Sei­ten haben sich auf­ge­spal­ten: Der Kapi­ta­list in die Aktio­närs­ge­mein­schaft der „Besit­zer“, die recht eigent­lich Mie­ter des Unter­neh­mens sind und für ihre Mie­te ent­lohnt wer­den durch Stei­ge­rung des Wert des Miet­ge­nuss­schei­nes sowie durch Divi­den­de, und in den Mana­ger, der das Unter­neh­men lei­tet, aber es nicht besitzt son­dern dort ange­stellt ist wie der Pfört­ner. Ande­rer­seits hat das Pro­le­ta­ri­at sich auf­ge­spal­ten in die Arbei­ten­den und die Arbeits­lo­sen (was der Arbeit­neh­mer­ver­tre­tung mas­sivs­te, unge­lös­te Pro­ble­me berei­tet). Und der besitz von Reich­tum hat nicht mehr unbe­dingt mit dem Besitz von Pro­duk­ti­ons­mit­teln zu tun.

Zurück zur Fra­ge nach der Hexen­jagd: Wenn nun der Geld­fäl­scher in der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft, die Kapi­tal­be­sitz zu ihrer „Wahr­heit“ erklärt als Hexe jagt, weil er die­se Wahr­heit zur Lüge macht – dann ist die Hexe der gegen­wär­ti­gen Gesell­schaft nicht zu über­se­hen. Die gegen­wär­ti­ge Gesell­schaft ist nahe­zu reli­gi­ös vom Leis­tungs­den­ken geprägt. Die Nach­fol­ge des sta­ti­schen Besit­zes ist die per­for­ma­ti­ve Besitz des „Ver­mö­gens“ als Kön­nen, Wis­sen, Erfah­rung. Aus der Kapi­tal­ge­sell­schaft wird die Leis­tungs­ge­sell­schaft. Die Besitz­ge­sell­schaft wird Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft und Wis­sens­ge­sell­schaft. Der Hoch­leis­ter ist der­je­ni­ge, der hohe Ein­satz­be­reit­schaft und höchs­te Kom­pe­tenz (vgl. Boltanski/Chiapello) mit­bringt. Die Gesell­schaft misst sich in Lei­tungs­grö­ßen. Um noch­mal die Meta­pher oder Katachrese der gest­ri­gen Kom­men­ta­re zu bemü­hen: Der Leis­tungs­sport ist das sym­bo­li­sche Wahr­bild die­ser Gesell­schaft, die zu ver­bren­nen­de Hexe der Doping­sün­der, der sich eine Leis­tung erschleicht oder sie fälscht (näm­lich das Trai­ning, das nicht ein­ge­setzt wur­de, um zu die­sem Ver­mö­gen zu kommen).

Aber wer ist nun die gesamt­wirt­schaft­li­che Hexe? Es mag ver­blüf­fend sein – sind es doch meh­re­re: Der Doping­sün­der, der Dro­gen­händ­ler, der Boni-Ban­ker, der Spe­ku­lant und der Hartz IV-Emp­fän­ger. Sie alle haben gemein­sam, zu genie­ßen ohne ange­mes­sen zu leis­ten. Aber eins nach dem anderen.

Der Grund­satz der Leis­tungs­re­li­gi­on lau­tet: Wer sich etwas leis­ten will, muss etwas leis­ten. Dein Ver­mö­gen hängt ein­zig von dei­nen Ver­mö­gen ab. Punkt. Ler­ne, stu­die­re, samm­le Erfah­run­gen – das zahlt sich aus. Wer nichts hat, der scheint nichts zu leis­ten, nichts zu kön­nen – oder ein­fach nicht zu wol­len. Der Ver­dienst bemisst sich an den Ver­diens­ten. Das ist natür­lich eine kom­plet­te Blöd­sin­nig­keit – führt aber etwa dazu, dass die Mas­se der Arbeit­neh­mer es ange­mes­sen fin­det, das eige­ne Gehalt an den eige­nen Leis­tun­gen zu mes­sen und zu bemes­sen. Und zwar „gerecht“ – eine neu­er­li­che Dumm­heit son­der­glei­chen, die nur durch Reli­gio­si­tät erklärt wer­den kann. Denn wer woll­te den Gerech­tig­keits­maß­stab angeben.

Als wäre über­haupt irgend­ein Preis „gerecht“. Der Preis wird aus­ge­han­delt – mal pro­fi­tie­ren bei­de Sei­ten mehr oder weni­ger. Mal gewinnt einer von bei­den mehr als der ande­re. Aber natür­lich sorgt der per­ma­nen­te Gerech­tig­keits­ver­gleich zum per­ma­nen­ten Erneu­ern des Leis­tungs­man­tras – denn die ein­zi­ge zuläs­si­ge Argu­men­ta­ti­on hin­sicht­lich des Gehalts ist die­je­ni­ge, es sei nicht leis­tungs­an­ge­mes­sen. Bereits die simp­le Tat­sa­che der Infla­ti­on führt nun dazu, dass der Arbeit­neh­mer in regel­mä­ßi­gen Abstän­den um mehr Gehalt nach­su­chen muss – das aber nur durch mehr Leis­tung begründ­bar ist. Also wird er – nur um den Mecha­nis­mus der Infla­ti­on aus­zu­glei­chen – mehr leis­ten müs­sen. Und im nächs­ten Jahr wie­der. Im über­nächs­ten. Ein fei­nes Hams­ter­rad. Das ist die Leis­tungs­ge­sell­schaft. Jedes Jahr ein neu­er Rekord. Webers pro­tes­tan­ti­sche Ethik zur Welt­re­li­gi­on erho­ben. Das „Wun­der“ die­ser Reli­gi­on ist der Lot­to­ge­winn. Der Gna­den­be­weis die all­abend­lich ver­kün­de­te Dachs­be­we­gung, die Export­quo­te usw.

Zurück zu den Hexen – die jetzt ganz klar ste­hen: Der Ban­ker, der Spe­ku­lant, der Hartz IV-Emp­fän­ger. Wobei die Hexen­zu­schrei­bung nach Bevöl­ke­rungs­grup­pe vari­iert. Aber jede Grup­pe hat ihre Hexe in der Leis­tungs­geesell­schaft. Und es tref­fen sich in die­ser Ideo­lo­gie sogar Tur­bo­ka­pi­ta­lis­mus und Sozia­lis­mus, die sich imer­hin dar­in einig sind, dass Min­der­leis­ter­tum inak­zep­ta­bel ist. Der Held der Werk­tä­ti­gen ist nicht der Müßig­gän­ger, son­dern der Soll-Über­erfül­ler. Für beide.

Und sie bei­de bli­cken auf den ange­stell­ten Mana­ger, der ver­däch­tig ist, nicht in dem Maße zu leis­ten wie er ver­dient, der unge­rech­te, unan­ge­mes­se­ne Boni ver­dient und dafür auf den Schei­ter­hau­fen gehört. Ins­be­son­de­re wenn er geschei­tert ist. Wenn also das Leis­tungs­er­geb­nis nicht stimm­te. Es ist der Hartz IV-Emp­fän­ger, der ern­tet ohne zu säen. Der genießt ohne zu arbei­ten. Der bekommt ohne zu geben und zu leis­ten. Wobei die Dif­fe­renz ein­ge­zo­gen wird, dass auf den Schei­ter­hau­fen nur gehört, wer „nicht leis­ten will“. Das wäre die zwei­te Hexen­grup­pe. Die drit­te sind die Tur­bospe­ku­lan­ten, die nun gar nichts, aber auch gar nichts leis­ten und denn unend­li­che Sum­men durch „Schlau­heit“ verdienen.

Und es sind die Doping­sün­der und die­je­ni­gen, die die Doping­sün­der unter­stüt­zen und sich dar­an berei­chern. Die Dro­gen­händ­ler, die leis­tungs­för­dern­de (Exta­sy, Speed, Koks, Pro­vi­gil) Dro­gen ver­kau­fen oder Leis­tungs­fol­gend­min­dern­de Sub­stan­zen (Vali­um, Hasch, Mor­phi­ne, Pro­zac, SSRI, Rital­in). Die Leis­tung muss ohne Zufuhr von Sub­stan­zen erfol­gen, die als „Short­cut“ wir­ken könn­ten. Die den leis­ten­den gegen­über sei­nen Kol­le­gen leis­tungs­fä­hi­ger machen, ohne dass er sich dafür gequält hat.

Das ist die Gegen­warts­re­li­gi­on, das sind die Hexen der Gegen­warts­re­li­gi­on, der Hel­den die Über­sport­ler sind (und mögen sie dafür noch soviel Geld bekom­men – im Gegen­satz zu den Bank­he­xen wird’s ihnen gegönnt).

§ 13 Responses to Die Kapitalverbrechen der Leistungsgesellschaft — anlässlich einer Debatte bei weissgarnix"

  • HAM sagt:

    Ich fän­de es gut, wenn der Bei­trag ins weiss­gar­nix-Forum gestellt wird.

    Gruß
    HAM

  • Siggi sagt:

    “Der Ver­dienst bemisst sich an den ver­diens­ten.” Das das natür­lich Mas­si­video­lo­gie ist: sie­he Econophysic.

  • Postdramatiker sagt:

    @ HAM — nichts dage­gen. könn­te aller­dings die debat­te nur sehr spo­ra­disch ver­fol­gen da tags­über im brotjob.

    @ sig­gi — “mas­si­video­lo­gie” oder eben reli­gi­on … ecoo­phy­sic sagt mir lei­der nichts. wasn das? (btw. den von dir gepas­te­ten tip­per erlau­be ich mir zu kor­ri­gi­ren — performathalber…)

  • Siggi sagt:

    Gefühlt eher Ideo­lo­gie im Sin­ne Marx/Mannheim etc. Damit lässt sich ja jut steuern ;-)
    Eco­no­phy­sic: hab vor hun­dert Jah­ren dazu mal was gebloggt. Raus­kram… http://www.siggibecker.de/blog/archives/2005/04/kolkata-econophysik-entropie-einkommen/

    Fie­ses Zeuch. Passt mei­nes Erach­tens gut in die Beweis­füh­rung. Ohne Gewähr.

  • Postdramatiker sagt:

    Und um genau die­sen eco­no­phy­si­schen Ver­dacht zu bekämp­fen, müs­sen von Zeit zu Zeit Hexen bren­nen. Sym­bo­li­sche Opfer müs­sen die Gül­tig­keit des Ver­dienst-Ver­dienst-Geset­zes bezeu­gen. Das Lei­den der Hartz IV Emp­fän­ger muss ihren Stand der Sün­de augen­fäl­lig machen. Tref­fen­de Ergän­zung, in der Tat.

  • HAM sagt:

    „Der Leis­tungs­sport ist das sym­bo­li­sche Wahr­bild die­ser Gesellschaft …“

    Ja, aber eben NICHT einer Leis­tungs­ge­sell­schaft, son­dern „Gewin­ner­ge­sell­schaft“.

    Nur die Gewin­ner wer­den hono­riert, alle ande­re, wel­che auch geleis­tet haben, gehen leer aus.

    Info­fern das Abbild eines Unter­neh­mens, wo die Dif­fe­renz im Lohn zwi­schen Mana­gern und Mit­ar­bei­tern auch nicht pro­por­tio­nal zu deren Leis­tung ist.

    Der Sport sym­bo­li­siert und trans­por­tiert die LeistungsIDEOLOGIE.

  • Siggi sagt:

    Als Kron­zeu­gen der Mög­lich­keit des Unmög­li­chen die­nen dann auch immer die heroi­schen Self­made­auf­stei­ger, mit ihrer, wie Heit­mey­er (Deut­sche Zustän­de) in einer WDR-Sen­dung anmerk­te: Gna­den­lo­sen Grund­hal­tung allen gegen­über die ES nicht geschafft haben. Da liegt mei­nes Erach­tens auch eine Argu­men­ta­ti­ons­li­nie die WGN in dem Love­pa­ra­de­ab­ste­cher über­se­hen hat: Schaller/Sauerland/etc sind ja Typo­lo­gien die, wenn es klappt unter dem Signum “Macher”, Enten­pe­nöhr, uns täg­lich über­all ver­fol­gen. Wenns nicht klappt… nun ja — Gazet­ten und Blogs bers­ten vor Krea­ti­vi­tät um das Schei­tern am Risi­ko abzustrafen.

  • Postdramatiker sagt:

    @ HAM — völ­lig d’ac­cord. Nen­nen wir es die bild­li­che Selbst­be­schrei­bung, die die Mit­glie­der für die Gesell­schaft akzep­tie­ren. Zudem ist das “Schö­ne”, dass es eben kei­nen tren­nen­den Maß­stab zwi­schen genug/nicht genug gibt. Es muss immer einer gewin­nen — und alle ande­ren Ver­lie­rer sein. Das ist enorm praktisch …

    @ sig­gi — the win­ner takes it all, the loser gets Hartz IV. Dass die Medi­en­öf­fent­lich­keit die­se geschich­ten als Geschich­ten erzählt und eben an die­ser gesell­schaft­li­chen Selbsbe­ob­ach­tung als stell­ver­tre­ten­der Beob­ach­ter teil­nimmt und sie dabei — unaus­ge­spro­chen — kon­sti­tu­iert, fin­de ich einen enorm span­nen­den, pries­ter­li­chen Prozess.

  • Siggi sagt:

    Right. Bin auch fas­zi­niert. Aber an den ideo­lo­gi­schen Sub­text wird sich nie­mand ranwagen…

  • Postdramatiker sagt:

    War­um nicht?

  • HAM sagt:

    Der Held der Werk­tä­ti­gen ist der „Gewin­ner“. Ob durch per­sön­li­che Leis­tung oder nicht, das inter­es­siert ihn nicht.

    So ent­wi­ckel­ten die Werk­tä­ti­gen auch kei­ne Aggres­sio­nen gegen den Play­boy Gun­ter Sachs, denn der war durch Erb­schaft zum glück­li­chen Gewin­ner gewor­den. Auch nicht gegen Susan­ne Klat­ten. Etc.

    Die Mana­ger oder Banks­ter hin­ge­gen wer­den häu­fig als Die­be und Betrü­ger iden­ti­fi­ziert. Denn die haben noch nicht ein­mal per­sön­li­ches Ver­mö­gen ris­kiert, son­dern nur die Aktio­nä­re, Mit­ar­bei­ter oder Anle­ger übervorteilt.

    Auch der Lot­to-Mil­lio­när wird akzep­tiert, denn der ist durch For­tu­na begüns­tigt worden.

    Der Ver­lie­rer wird von den Werk­tä­ti­gen nur als tra­gi­scher Held akzep­tiert, wenn er zuvor etwas ris­kiert hat. Oder er einen beson­de­ren Schick­sals­schlag erlit­ten hat.

    Hin­ge­gen ist der Hartz IV-ler den Werk­tä­ti­gen zu nahe, weil gewis­ser­ma­ßen deren Spie­gel­bild. Da müs­sen sie den Mythos der per­sön­li­chen Leis­tung beschwö­ren, weil sie selbst dar­an glau­ben, dass ihre per­sön­li­che Arbeits­leis­tung es ist, wel­che sie vor dem Hartz IV-Schick­sal schützt.
    So läuft der Abwehr­me­cha­nis­mus der pro­jek­ti­ven Gegen­iden­ti­fi­ka­ti­on, in dem das Hartz IV-Schick­sal als Fol­ge per­sön­li­cher Min­der­leis­tung umge­deu­tet wird.

  • Postdramatiker sagt:

    Kein kom­plet­tes Des­in­ter­es­se — akzep­ta­bles Gewin­ner­tum ist der Lot­to­ge­win­ner und der Mehr­leis­ter. Der Werk­tä­ti­ge ist durch­aus wil­lens und bereit, gegen “Ban­ker-Boni” auf die Stra­ße zu gehen, wenn er das Gefühl hat, es sei “unver­dien­ter Ver­dienst”. Die Bank-Hexen müs­sen bren­nen. Eben­so die Hart­zIV-Emp­fän­ger, die im Gegen­zug für das spär­li­che Geld, das sie erhal­ten, als Lei­dens­fi­gu­ren auf­zu­tre­ten haben. Ban­ker hin­ge­gen dür­fen erst wie­der als geläu­ter­te Pau­lus­se in Talk­shows auf­tre­ten. Dann auch ger­ne als Kom­merz­kri­ti­ker. Das uni­ver­sa­le Leis­tungs­ge­setz wird dadurch nur umso fes­ter betoniert.
    Wobei ich über­le­ge: Die eigent­li­chen hexen sind ver­mut­lich die­je­ni­gen Hart­zIV-Emp­fän­ger, die jedem erzäh­len, das sei das best­mög­li­che Leben, Arbeit sei sch*** und alle, die arbei­ten gehen, blöd. Ver­mut­lich sind das die wah­ren Hexen.

  • HAM sagt:

    „Die eigent­li­chen Hexen sind vermutlich …“

    Da stellt sich die Fra­ge nach der Empirie.
    Wer sind kon­kret jene Men­schen, wel­che nega­ti­ve sozia­le Affek­te auf sich zie­hen und zu belie­bi­gen Aggres­si­ons­op­fern werden?

    Spon­tan fal­len mir – ins­be­son­de­re tür­kisch­stäm­mi­ge — Aus­län­der, Far­bi­ge, Pro­sti­tu­ier­te, Obdach­lo­se und Kin­der ein. Die wer­den zu Opfern, ohne dass zum einen irgend­ei­ne per­sön­li­che Bezie­hung zwi­schen Täter und Opfer bestand und ohne dass irgend­wel­che öko­no­mi­schen Moti­ve hineinspielen.

    Gera­de die Moti­ve der Kin­der­schän­der und Kin­der­mör­der soll­te man einer genaue­ren Ana­ly­se unterziehen.

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