Wir sind die Wirtschaft

Januar 12th, 2010 Kommentare deaktiviert für Wir sind die Wirtschaft

Mit Luh­mann zu spre­chen: Stimmt es, dass die Wirt­schaft ein Sub­sys­tem der gesell­schaft ist — oder inzwi­schen die Gesell­schaft ein Sub­sys­tem der Wirt­schaft. Näm­lich der nicht-pro­duk­ti­ve zeit­li­che (Fei­er­abend, Ren­te, Krank­heit), mensch­li­che (Arbeits­lo­se, Rent­ner) usw. Über­schuss, der aus dem Gesamt­sys­tem Wirt­schaft her­aus­ragt wie das Bein eines Schla­fen­den aus dem Bett? Hat also das Sys­tem Wirt­schaft sich das Sys­tem Gesell­schaft ein­ver­leibt — und lässt nur noch ein Bein her­aus­hän­gen? Dann ist wie­der­um an Brecht ori­en­tiert die Frage:

Wer aber ist die <Wirt­schaft>?
Sitzt sie in einem Haus mit Telefonen?
Sind ihre Gedan­ken geheim, ihre Ent­schlüs­se unbekannt?
Wer ist sie?

Wir sind sie.
Du und ich und ihr — wir alle.

Wenn es so ist, dass die Gesell­schaft ein Sub­sys­tem der Wirt­schaft ist, die Mit­glie­der des Sub­sys­tems Gesell­schaft zugleich Trä­ger des Sys­tems Wirt­schaft sind — dann führt die Ver­än­de­rung der Mit­glie­der der Gesell­schaft auch zu einer Ver­än­de­rung des Sys­tems Wirtschaft.

Hm.

Oder nicht?

Die Fra­ge ist eben des­we­gen nicht irrele­vant, weil etwa die Ver­kür­zung der Ursa­chen der soge­nann­ten Finanz­kri­se auf die “Gier eini­ger Ban­ker” zu kurz greift. Weil es gesell­schaft­li­che Pro­zes­se und Ver­än­de­run­gen sind, die hier mit­ge­wirkt haben. Ver­än­der­tes Kauf‑, Schulden‑, Arbeits‑, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­hal­ten. Die stil­le aber schmerz­haf­te Revo­lu­ti­on, die gera­de im Gan­ge ist, wird betrie­ben von Revo­lu­tio­nä­ren, die gar nicht wis­sen, dass sie Revo­lu­tio­nä­re sind. Die gar nicht wis­sen, dass Wirt­schaf­ten zusam­men­bre­chen, weil sie ein biss­chen weni­ger Zei­tung lesen und Fern­se­hen schau­en und dafür mehr im Inter­net sur­fen. Zum Beispiel.

To be continued.

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