Januar 25th, 2014 § § permalink
UPDATE 05.02.2014: Der Text ist jetzt in einer leicht überarbeiteten Form auf nachkritik.de zu finden: Auf dem Weg zum agilen Theater. Wer sich den Text hier herunterladen möchte (in der unbearbeiteten Vortragsfassung) bitte den Link am Ende dieses Artikels hier auf der Seite benutzen.
Auf Einladung der Dramaturgischen Gesellschaft hatte ich am 25.01.2014 die Ehre, bei der Jahreskonferenz mit dem Titel “wie wollen wir arbeiten?” einen Keynote-Vortrag halten zu dürfen. Diesen möchte ich hier — in der Vortragsfassung — zum Download anbieten.
Der Vortrag gliederte sich in 1+4 Teile:
Prolog
Im Prolog auf Basis der Statistiken des deutschen Bühnenvereins einige Zahlen, die — wie ich meine — eine deprimierende und für den Fortbestand der deutschen Stadttheaterlandschaft gefährliche SItuation erkennen lassen (in den Powerpoint-Slides enthalten).
Im Anschluss an Dirk Baecker dann die Frage: “Wozu Theater?” und eine vorläufige Rahmendefinition:
Theater ist der Ort der Gesellschaft in der Gesellschaft, an dem sich in Gesellschaft über Gesellschaft ästhetisch reflektieren lässt.
Kapitel 1
Ausgehend von einem — als These in den Raum gestellten — Verlust des Bezugs zwischen Theatern und der umgebenden Gesellschaft einige Ausführungen über die — bereits anbrechende und sich als Überforderung und Stress bemerkbar machende — nächste Gesellschaft und das zu ihr gehörige nächste Theater.
Kapitel 2
Ein eher kursorischer Ausflug zu den Themen dieses nächsten Theaters, das sich bei den Themen als dasjenige Theater darstellt, dass über die Mitweltzerstörung reflektiert.
Kapitel 3
Anknüpfend an das bereits recht alte Lamento über die formale Eingeschränktheit der Stadttheater besonders im vergleichzu den Arbeiten der freien Szene, einige Anmerkungen zu den Formaten des nächsten Theater.
Zudem Anknüpfung an neue Fernsehformate, in denen es mit neuen Arbeitsweisen (Stichwort “Writers Romm”) gelingt, dem scheinbar alten und bekannten Medium fernsehen ungeahnte neue Möglichkeiten zu eröffnen. Zudem ein Plädoyer für das komplexe Erzählen.
Kapitel 4
Eine mögliche und meines Erachtens sinnvolle Antwort auf die Tagungsfrage “wie wollen wir arbeiten”: Agilisierung der Abläufe und Reorganisation der internen Strukturen mit Kanban und Scrum.
Zusammenfassung “Agiles Theater” mit den folgenden Punkten:
Über die Dokumente:
Es handelt sich um die Powerpoint-Folien sowie um den Vortragstext (jeweils als PDF).
Das heißt: Es sind Texte, die für den mündlichen Vortrag geschrieben wurden — und entsprechend sind sie formatiert. Und sie orientieren sich nicht unbedingt an Lesbarkeit, sondern an Sprechbarkeit.
Die PDF’s stehen unter Creative Commons Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Sie dürfen heruntergeladen, ausgedruckt, weitergeleitet werden. Kommerzielle Verwendung, Abdruck (auch gekürzt) bedürfen meiner vorherigen Einwilligung.-
Downloads
-
Hier können Sie sich die Slides ansehen und als PDF herunterladen:
Ich würde mich freuen, wenn Sie nach der Lektüre hier in einem Kommentar Ihre Meinung dazu äußern.
Januar 23rd, 2014 § Kommentare deaktiviert für Brandneuer Theatertext „Media Divina“ – hier direkt downloadbar § permalink
Hier können Sie sich meinen neuen Text „Media Divina“ direkt und kostenlos herunterladen.
» Read the rest of this entry «
November 13th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Schreiben im Writers Room (ein paar Videos zum Beitrag auf nachtkritik.de) § permalink
Heute erscheint von mir ein Text auf nachtkritik.de, der sich anlässlich der angekündigten Einstellung des Stückemarktes in bisheriger Gestalt mit der Frage und dem Konzept von Theaterautorschaft auseinandersetzt. Und zu dem Vorschlag kommt, anstatt mit freien “Autoren” mit Schreibern in Writers Rooms zu arbeiten. Da dieses Konzept vermutlich weitgehend unbekannt ist, habe ich hier ein paar Videos zusammengestellt, aus denen die Arbei in Writers Rooms deutlicher wird.
EinigeZu sehen sind eschöne Interviews von Showrunnern, die erzählen, wie TV-Erzählungen wie Breaking Bad, Sopranos, Mad Men oder Game of Thrones entstehen. In kollaborativen Schreibprozessen. Gemeinsamer Entwicklung. Und dadurch eine Komplexität erreichen, die ein Einzelschreiber niemals — oder jedenfalls nicht in überschaubarer Zeit — realisieren könnte. Für mich DIE Perspektive für die Arbeit an komplexen Projekten. Nicht nur im Fernsehen, sondern vor allem auch am Stadttheater. Tear down the wall between writers and directors — open writers rooms!
Vince Gilligan über die Arbeit an X‑Files und Breaking Bad:
Interview zur 3. Staffel Breaking Bad mit schönen Details aus dem Writers Room:
» Read the rest of this entry «
August 19th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Uraufführungs-Kritiken zu “Schuld und Schein” § permalink
Am 4.7.2013 hatte “Schuld und Schein” am Metropoltheater München Premiere. Ich war da und hatte großes Vergnügen an der offensichtlichen Spiellust von Regie und Darstellern. Und fand den Umgang mit dem Text sehr sehr schön. Was die Presse dazu meinte:
In der “Süddeutschen Zeitung” (leider nicht online) schrieb Xaver von Cranach:
“… man lacht mindestens genauso viel wie man grübelt. Doch die Karikatur hat auch ein kritisches Potenzial. So wird ein Raum » Read the rest of this entry «
Juni 28th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Aufspaltung und Stabilisierung der Demokratie durch Fernsehen #MediaDivina § permalink
Ein Skyponat mit Klaus Kusanowsky bringt mich dazu einen Gedanken herunterzuschreiben, der mir schon länger durch den Kopf geht und der Teil eines größeren Projektes mit dem Arbeitstitel „Monitori te salutant – Überwachen und Fernsehen“ ist. Nämlich den Folgenden:
Nipkows „elektrisches Teleskop“, als das das Fernsehen hier bereits mehrfach beschrieben wurde (hier und hier), leistet die Ausstanzung aus dem potenziell wahrnehmbaren Kontinuum durch das Kameraobjektiv, die Markierung eines Ausschnittes als herausragend und zugleich die Übertragung dieses Bildes in einen unmarkierten Raum, d.h. in Räume, in denen Zuschauer vor ihren Heiligenschreinen die Nachrichten verfolgen.
Diese Struktur ist für die demokratische Verfassung von Staaten des späten 20. Jahrhunderts von fundamentaler Bedeutung. Lässt man nicht alleine wörtlich Demokratie aus Demos, den Beherrschten, und Kratos, den Herrschenden bestehen, so ist die Aufteilung in diese beiden funktionalen Positionen alles andere als selbstverständlich. Wie kommt es, dass eine Gruppe zu Kratos wird und in dieser Funktion stabilisiert wird, wie kann der Rest sich im unmarkierten Raum der Bevölkerung, des Demos, wiederfinden – wenn nicht (im späten 20. Jahrhundert jedenfalls) durch das Fernsehen?
Die Egalität der Bevölkerung für den Herrscher
Im vordemokratischen Zeitalter waren die Dinge klar: in die Herrschaft wurde der Herrscher hineingeboren, umgeben von einer Gruppe von potenziell Herrschaftsfähigen, mit eigenen (mehr oder minder begrenzten) Herrscherbefugnissen in begrenzten Territorien ausgestattet. Der Pöbel war durch dicke Mauern und bewaffnete Wächter ausschließbar. Dass überhaupt Herrschaft stattfand, dass absolute Macht (wenn schon kein Absolutismus) herrschte, musste der Herrscher von Zeit zu Zeit aktualisieren: Mittels Steuereintreibung und Armeeaushebungen etwa. Oder in Zwischen- und Friedenszeiten durch Erlasse und Verordnungen, die vervielfältigt in die letzten Winkel des Landes getragen und dort an Kirchen- oder Rathaustüren genagelt und von Kanzeln verlesen wurden. Dass diesen Verfügungen kaum praktische Bedeutung zukam, wie neuere Studien über den Mythos des Absolutismus zeigen, lag daran, dass der Zentralherrscher keine hinreichende Organisation hatte, um die Verbreitung und insbesondere Einhaltung der Verfügungen überprüfen und sich mitteilen zu lassen, keine lokalen Mächte in hinreichender Zahl, um überall die Einhaltung durchzusetzen. Die Verordnungen an ihren Nägeln waren der Existenzbeweis der Herrschaft. Die Nichteinhaltung, das Quittieren eines zentralen Edikts durch Achselzucken durch die Bevölkerung war seine Schwäche. In einem interessanten Aufsatz schreibt Achim Landwehr:
Die medialen Möglichkeiten der Publikation und Verbreitung solcher Befehle waren verhältnismäßig begrenzt und bestanden vornehmlich im Aushang und der öffentlichen Verlesung. Angsichts einer allgemein als gering zu veranschlagenden Alphabetisierung kam vor allem der Verlesung, ob sie nun vom Rathaus oder von der Kirchenkanzel vonstatten ging, ein recht hoher Stellenwert zu. Hier stellte sich aber ein weiteres, kaum zu unterschätzendes und auch zeitgenössisch bereits thematisiertes Problem: Wie ließ sich garantieren, daß beispielsweise nach » Read the rest of this entry «
Juni 22nd, 2013 § Kommentare deaktiviert für Die Trierer proben den Aufstand – eine Laien(theater)kritik § permalink
Dass es einen FC Bayern München gibt, ist kein Einwand gegen Feierabend- und Amateurfußball in zahllosen örtlichen Vereinen. Und dass letztere nicht auf dem Niveau des Ersteren spielen, eine Selbstverständlichkeit. Denn die zahllosen lokalen Vereine haben eine andere lokal-gesellschaftliche Funktion, als die Champions League Sportler.
Mit Laientheater ist es eine ähnliche Sache. Gewöhnt an die Hochämter der Bühnenkunst in professionellen Häusern, kann man recht schnell zu einer enttäuschten Einschätzung solcher Theateraktivitäten kommen und sich gelangweilt oder frustriert abwenden. Man kann sich aber auch den Eigengesetzen dieser vielleicht nicht einmal im emphatischen Sinne „künstlerischen“, sondern lokal gemeinschaftlichen Form widmen.
Die Trierer Produktion „Stadt in Aufruhr“, produziert für und gezeigt im Rahmen des Festivals „Maximierung Mensch 4:Mensch Marx“ der Universität und des Theaters Trier, ist ein solcher Anlass, die Bewertungskriterien professionellen Bühnentheaters zurückzustellen, um sich dem widmen zu können, was da tatsächlich an Spannendem geschah. Das soll hier versucht werden, weshalb es sich hier eigentlich nicht um eine Kritik handelt, sondern um eine Laienkritik.
Es fanden sich mehr als 60 Trierer (meine Zählung – Veranstalterangaben über 100) unter Anleitung der GRUPPE INTERNATIONAL zusammen, um „Stadt in Aufruhr“ zu geben. Nicht auf einer Bühne, sondern indem die Stadt selbst zur Bühne verwandelt, das Publikum zum Spaziergänger in einer Stadtführung wurde. Erschien der Beginn noch auf üblichem Laien-Niveau, wandelte sich die Aktion später plötzlich in Anderes.
Die ersten Akte: Von damals
Erste Spielstätte war die Kunstbaustelle „Tuftapolis“, ein etwas heruntergekommener Abenteuerspielplatz, auf dem Kinder in Kostümen des Michael aus Lönneberga, Batman, Robin und Pippi Langstrumpf Kleingruppen eine Führung gaben und den Besuchern gesprächig erzählten, was das damals alles war. „Damals“ (so verstand ich) ist das Trier der Gegenwart, denn die Inszenierung siedelte sich in der Zukunft des Jahres 2025 (in Anknüpfung an ein gerade veröffentlichtes Strategiepapier „Trier Zukunft 2025“ der Stadt) an – einer durchaus dystopischen, durchökonomisierten und in einer verelendeten und zutiefst in Reich und Arm gespaltenen Stadt.
Durch Seitengassen, an denen sich Bauankündigungen für Entertainment Center fanden, ging es zum zweiten Akt, einen Garagenhof. Dort wurde das Publikum (geschätzt über 100 Zuschauer) aufgeteilt auf verschiedene Garagen, in denen verkleidete Einzeldarsteller verarmte Trierer gaben, die von einer gemeinschaftlichen Aldi-Plünderung erzählten. Weiter dann auf einen Parkplatz, auf dem vier Darsteller sich als Opfer staatlicher Gewalt der jüngeren Gegenwart (Athen, Tunesien) und der entfernteren Trierer Vergangenheit (ein 1848 von der Polizei in Trier getötete Revolutionär) gaben und ihre Geschichte erzählten.
Der dritte Akt: Der Aufstand beginnt
Spannend wurde es direkt im Anschluss. Die Darsteller mischten sich unter die Zuschauer-Spaziergänger, drückten Dutzenden von ihnen Demo-Plakate mit der » Read the rest of this entry «
Juni 17th, 2013 § § permalink
In Istanbul und Stuttgart werden Park-Naturoasen tapfer verteidigt – während die Abholzung von theatralen Kulturoasen in Trier, Dessau und anderswo vergleichsweise still über die Bühne gehen. Während wir vor dem Fernseher hockend täglich Bilder sehen, wie in Istanbul Parkanlagen gegen den Zugriff des Staates verteidigt werden und die Zentralmacht in die Krise gerät, scheint in Deutschland die Fällung der deutschen Theaterlandschaft weitgehend unspektakulär abzulaufen. Wird eine, auch nur als innerstädtische Parkinszenierung vorhandene, Um- oder Lebenswelt angegriffen, sind Bevölkerungen – wie schon in Stuttgart vor einigen Jahren – bereit auf die Barrikaden zu gehen und die Macht dazu zu zwingen, sich zur Sichtbarkeit zu entstellen, Schlagstöcke, Tränengas, Wasserwerfer einzusetzen. Hingegen sind Angriffe auf die gesellschaftliche Mitwelt und ihre Institutionen weitgehend widerstands- und protestfrei. Das Leben oder die Lebensgrundlage von Menschen einzuschränken mag hingehen – aber wehe, es geht Parks und Bäumen an die Borke. Wäre geleakt worden, dass die USA ein weltweites Entlaubungsprojekt unter dem Namen Prism gestartet hätte: Millionen wären auf den Straßen. Die Ausspähung der weltweiten Kommunikation – zieht nur eine ironisch-larmoyante Melancholie nach sich. Oder findet gar Befürworter in bedeutendem Umfang (die sicherlich anders reagierten, wäre bekannt geworden, dass deutsche Finanzämter sämtliche Geldströme und Konten ausspionierten … aber das ist ein anderes Thema.
In Trier, Sachsen-Anhalt und anderswo sind die Theaterinstitutionen in ihrer Existenz bedroht. Dagegen steht man ein bisschen auf: Zeichnet Online-Petitionen (immerhin ein erklecklicher Teil der Trierer Bevölkerung „unterschreibt“ gegen die diskutierte Verstümmelung oder Hinrichtung des dortigen Dreispartenhauses) oder veranstaltet Protestaktionen (etwa in Dessau und Eisleben). Von bedeutenden Protesten, wie weiland noch zur Schließung des Schillertheaters, ist kaum zu reden. Umweltverteidigung ruft die Menschen auf die Straße – Mitweltverteidigung kaum.
Um es vorweg zu sagen: ich bin mit den konkreten Verhältnissen in Trier und Dessau ebenso wenig vertraut, wie mit denen in Istanbul. Es sind für mich lediglich medial vermittelte Vorgänge. Aber das, was in den Medien zu finden ist und wie sich Medien dazu positionieren, kann als Anhaltspunkt dienen, um die folgende, ins Allgemeine gehende Stellungnahme zu ermöglichen.
An der Situation, dem eher mauen Widerstand gegen Theaterschließungen im Vergleich zu Parkabholzungen, sind die Theaterleute selbst nicht unschuldig. Dass an Theatern Protestformen genau in dem Augenblick gefunden werden, da es ans eigene Leder geht, während alle anderen zerstörerischen Akte die schönen Spielpläne nicht wirklich aus der Bahn werfen, lässt den Verdacht eines jämmerlichen Egoismus aufkeimen. Warum sollten Hartz 4‑Empfänger sich dafür einsetzen, dass Theater am Leben gehalten werden – wo waren die Theater, als den Hartz 4 Empfängern das Leben beschnitten wurde? Wo waren damals die kreativen Widerstandsformen, mit denen jetzt der eigene Fortbestand gesichert werden soll? Wo ist der kreative Widerstand gegen Prism?
Dass die Bäume dagegen sind, abgeholzt zu werden, ist keine Überraschung. Die Kunst besteht darin, die Menschen gegen die Abholzung der Bäume und der Theater auf den Plan zu rufen. Und zwar indem Theater seine eigene Funktion in der Gesellschaft wiederentdeckt – bevor es ihm selbst an die Budgets geht. Ein Theater, das die „Ästhetik des Aufstands“ (Lehmann) erst entdeckt, wenn es darum geht, die Macher zu verteidigen, wird keine Allianzen und Verteidiger von außerhalb finden, die mehr als ein müdes „Och, nö. Wär schade.“ als Protest artikulieren.
Aber das ist eigentlich nicht das Thema dieses Postings – und dann am Ende wieder doch. Von den Bäumen zu Baumol. Damit zu dem Thema, warum die Auseinandersetzung mit Ökonomie und Ökonomismus nicht halt machen kann beim Kampf um die eigenen Theateretats. Und warum ein aktiver und kreativer Widerstand gegen die Ökonomisierung der Lebensverhältnisse zu spät kommt, wenn es erst um die Verteidigung der eigenen Budgets geht.
Das Kostendilemma der „performing arts“.
Als ich am Wochenende die leicht irrsinnige Präsentation der Unternehmensberatung ICG zur Zukunft des Trierer Theaters auf Twitter geshared habe (hier die Präse), bekam ich von @Fritz dankenswerterweise den Hinweis auf eine Publikation aus dem Jahr 1966: William J. Baumol & William G. Bowen: Performing Arts-The Economic Dilemma: A Study of Problems Common to Theater, Opera, Music and Dance. Das Buch kostet antiquarisch leider über 8000 Euro – deswegen bin ich auf andere Quellen angewiesen. Etwa den von @Fritz geschickten Link zu James Heilsbruns Artikel Baumol’s Cost Disease (hier als PDF) und den knappen Wikipedia-Eintrag zur „Baumol’schen Kostenkrankheit“ hier.
Baumols und Bowens Ausführungen sind von enormer Brisanz, da sie zeigen, dass kontinuierliche Kostensteigerungen an Theatern kein Problem ist, dem man wirklich begegnen könnte, sondern (und ich benutze diesen Begriff für ökonomische Zusammenhänge nur sehr ungern, halte ihn hier aber » Read the rest of this entry «
Juni 6th, 2013 § § permalink
Neben der Live-Ness des „elektrischen Teleskops“ und dem Programm-Flow gehört die Serialität der Inhalte zu den wesentlichen Eigenschaften des Fernsehens. Über die abgeschlossenen Formate des Kriminalfilms etwa hatte ich hier vor einiger Zeit bereits gebloggt. Das ist aber, mit Blick auf das, was sich gegenwärtig im Fernsehen tut, nur eine Variante der Serialität. Viel wirkmächtiger und wuchtiger, viel eigenartiger und erheblich erfolgreicher (kommerziell und in der öffentlichen Wahrnehmung) sind die Formate, die neuerdings als „Quality TV“ oder „komplexe Serie“ subsummiert werden, also Serien wie Sopranos, 24, Lost, Mad Men, Breaking Bad, Homeland, Game of Thrones usw. Serien, die – nicht nur – mich begeistern und elektrisieren und Fernsehinhalten eine magnetische Kraft, ja eine geradezu euphorisierende Aura verleihen, wie sie im Fernsehen wenn überhaupt, dann sicher lange nicht mehr vorgekommen sind.
Anders als die klassischerweise als Serie bezeichneten Formate, die aus in sich abgeschlossenen Episoden bestehen, sind diese Serien in Abstammung der fortlaufenden Fortsetzung unter dem Namen „Serials“ » Read the rest of this entry «
Mai 26th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Zwangsvorstellungen: Bühnenverein will Theater zum UNESCO-Kulturerbe machen — hier die bessere, wirkungsvollere (und ältere) Idee! § permalink
Nachtkritik wusste vorgestern zu vermelden, dass der Deutsche Bühnenverein die deutsche Theaterlandschaft auf die Liste der bedrohten Irgendwasse bei der UNESCO, Theaterintendanten auf die rote Liste der aussterbenden Arten, den Deutschen Bühnenverein auf die UN-Liste der Vereine ohne zahlende Mitglieder setzen und durch Blauhelme schützen lassen, zu Besucherstatistiken auch vorbeifliegende Drohnen rechnen will. Das alles ist im inne des erhalts der deutschen Kultur- und Theaterlandschaft natürlich hoch sinnvoll, der Schritt in die richtige Richtung. Allerdings bleibt es weit hinter dem zurück, was Karl Valentin bereits vor Jahrzehnten vorschlug. Mit dem Titel: Zwangsvorstellungen. Kennt vermutlich jeder. Aber weils doch so schön ist, hier noch einmal:
Karl Valentin: Zwangsvorstellungen
Woher diese leeren Theater? Nur durch das Ausbleiben des Publikums. Schuld daran — nur der Staat. Warum wird kein Theaterzwang eingeführt? Wenn jeder Mensch in das Theater gehen muß, wird die Sache gleich anders. Warum ist der Schulzwang eingeführt? Kein Schüler würde die Schule besuchen, wenn er nicht müßte. Beim Theater, wenn es auch nicht leicht ist, würde sich das unschwer ebenfalls doch vielleicht einführen lassen. Der gute Wille und die Pflicht bringen alles zustande.
Ist das Theater nicht auch Schule, Fragezeichen!
Schon bei den Kindern könnte man beginnen mit dem Theaterzwang. Das Repertoire eines Kindertheaters wäre sicherlich nur auf Märchen aufgebaut, wie “Hänsel und Gretel”, “Der Wolf und die sieben Schneewittchen”.
In der Großstadt sind hundert Schulen, jede Schule hat tausend Kinder pro Tag, das sind hunderttausend Kinder. Diese hunderttausend Kinder » Read the rest of this entry «
Mai 16th, 2013 § § permalink
Die Telekom versteht sich traditionell als Verbinder zwischen zwei Punkten: Erleben, was verbindet — lautet ihr Claim. Das hat sie seit ewigen Zeiten gemacht, da sie Kabel in der Erde vergrub. Sie scherte sich wenig darum, dass es zwei Endpunkte gab und was diese Endpunkte miteinander zu tun hatten. Die Kosten zu tragen hatte, wer den Hörer in die Hand nahm, um jemand anderen anzurufen. Gelegentlich auch die andere Seite. Mit den Inhalten hatte die Telekom nichts zu tun. Sie stellt einen Service bereit, der zwei Punkte zum zweck des Inhaltsaustauschs miteinander verbindet. So einfach, so blind. Telefonstrippenziehertradition mit Telefonstrippenzieherdenke und Telefonstrippenziehergebührenabrechnungsmodell.
Jenseits der Strippenzieherei
Die Telekom berechnet Gebühren für die Nutzer von Internetanschlüssen und behandelt sie wie Telefonanschlüsse: Wir verbinden, dafür bekommen wir Geld. Die Inhalte sind uns egal, dafür muss niemand bezahlen. Warum sollte die Telekom dem Enkel Geld bezahlen, weil er die Oma dazu bringt, ihn besorgt anzurufen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen? Reicht ja, wenn der Enkel nichts zahlen muss dafür, dass er angerufen wird. Ein Webseite wie den Neffen zu behandeln ist — Telefonstrippenzieherdenke.
Um der Klarheit willen ein anderer Vergleich. Eine Zeitung. Sagen wir also, eine Zeitung sei eine gewisse Menge Papier, die jeden morgen verkauft wird. Der Zeitungsverleger ist ein Papierverkäufer. Der Käufer kauft das Papier. Dass da etwas darauf steht, das interessiert den Zeitungsverkäufer nicht. Obwohl der » Read the rest of this entry «