Die Baumol’sche “Kostenkrankheit” der Theater und der Ökonomismus

Juni 17th, 2013 § 2 comments

In Istan­bul und Stutt­gart wer­den Park-Natur­oa­sen tap­fer ver­tei­digt – wäh­rend die Abhol­zung von thea­tra­len Kul­tur­oa­sen in Trier, Des­sau und anders­wo ver­gleichs­wei­se still über die Büh­ne gehen. Wäh­rend wir vor dem Fern­se­her hockend täg­lich Bil­der sehen, wie in Istan­bul Park­an­la­gen gegen den Zugriff des Staa­tes ver­tei­digt wer­den und die Zen­tral­macht in die Kri­se gerät, scheint in Deutsch­land die Fäl­lung der deut­schen Thea­ter­land­schaft weit­ge­hend unspek­ta­ku­lär abzu­lau­fen. Wird eine, auch nur als inner­städ­ti­sche Par­kin­sze­nie­rung vor­han­de­ne, Um- oder Lebens­welt ange­grif­fen, sind Bevöl­ke­run­gen – wie schon in Stutt­gart vor eini­gen Jah­ren – bereit auf die Bar­ri­ka­den zu gehen und die Macht dazu zu zwin­gen, sich zur Sicht­bar­keit zu ent­stel­len, Schlag­stö­cke, Trä­nen­gas, Was­ser­wer­fer ein­zu­set­zen. Hin­ge­gen sind Angrif­fe auf die gesell­schaft­li­che Mit­welt und ihre Insti­tu­tio­nen weit­ge­hend wider­stands- und pro­test­frei. Das Leben oder die Lebens­grund­la­ge von Men­schen ein­zu­schrän­ken mag hin­ge­hen – aber wehe, es geht Parks und Bäu­men an die Bor­ke. Wäre gele­akt wor­den, dass die USA ein welt­wei­tes Ent­lau­bungs­pro­jekt unter dem Namen Prism gestar­tet hät­te: Mil­lio­nen wären auf den Stra­ßen. Die Aus­spä­hung der welt­wei­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on – zieht nur eine iro­nisch-lar­moy­an­te Melan­cho­lie nach sich. Oder fin­det gar Befür­wor­ter in bedeu­ten­dem Umfang (die sicher­lich anders reagier­ten, wäre bekannt gewor­den, dass deut­sche Finanz­äm­ter sämt­li­che Geld­strö­me und Kon­ten aus­spio­nier­ten … aber das ist ein ande­res Thema.

In Trier, Sach­sen-Anhalt und anders­wo sind die Thea­ter­in­sti­tu­tio­nen in ihrer Exis­tenz bedroht. Dage­gen steht man ein biss­chen auf: Zeich­net Online-Peti­tio­nen (immer­hin ein erkleck­li­cher Teil der Trie­rer Bevöl­ke­rung „unter­schreibt“ gegen die dis­ku­tier­te Ver­stüm­me­lung oder Hin­rich­tung des dor­ti­gen Drei­spar­ten­hau­ses) oder ver­an­stal­tet Pro­test­ak­tio­nen (etwa in Des­sau und Eis­le­ben). Von bedeu­ten­den Pro­tes­ten, wie wei­land noch zur Schlie­ßung des Schil­ler­thea­ters, ist kaum zu reden. Umwelt­ver­tei­di­gung ruft die Men­schen auf die Stra­ße – Mit­welt­ver­tei­di­gung kaum.

Um es vor­weg zu sagen: ich bin mit den kon­kre­ten Ver­hält­nis­sen in Trier und Des­sau eben­so wenig ver­traut, wie mit denen in Istan­bul. Es sind für mich ledig­lich medi­al ver­mit­tel­te Vor­gän­ge. Aber das, was in den Medi­en zu fin­den ist und wie sich Medi­en dazu posi­tio­nie­ren, kann als Anhalts­punkt die­nen, um die fol­gen­de, ins All­ge­mei­ne gehen­de Stel­lung­nah­me zu ermöglichen.

An der Situa­ti­on, dem eher mau­en Wider­stand gegen Thea­ter­schlie­ßun­gen im Ver­gleich zu Park­ab­hol­zun­gen, sind die Thea­ter­leu­te selbst nicht unschul­dig. Dass an Thea­tern Pro­test­for­men genau in dem Augen­blick gefun­den wer­den, da es ans eige­ne Leder geht, wäh­rend alle ande­ren zer­stö­re­ri­schen Akte die schö­nen Spiel­plä­ne nicht wirk­lich aus der Bahn wer­fen, lässt den Ver­dacht eines jäm­mer­li­chen Ego­is­mus auf­kei­men. War­um soll­ten Hartz 4‑Empfänger sich dafür ein­set­zen, dass Thea­ter am Leben gehal­ten wer­den – wo waren die Thea­ter, als den Hartz 4 Emp­fän­gern das Leben beschnit­ten wur­de? Wo waren damals die krea­ti­ven Wider­stands­for­men, mit denen jetzt der eige­ne Fort­be­stand gesi­chert wer­den soll? Wo ist der krea­ti­ve Wider­stand gegen Prism?

Dass die Bäu­me dage­gen sind, abge­holzt zu wer­den, ist kei­ne Über­ra­schung. Die Kunst besteht dar­in, die Men­schen gegen die Abhol­zung der Bäu­me und der Thea­ter auf den Plan zu rufen. Und zwar indem Thea­ter sei­ne eige­ne Funk­ti­on in der Gesell­schaft wie­der­ent­deckt – bevor es ihm selbst an die Bud­gets geht. Ein Thea­ter, das die „Ästhe­tik des Auf­stands“ (Leh­mann) erst ent­deckt, wenn es dar­um geht, die Macher zu ver­tei­di­gen, wird kei­ne Alli­an­zen und Ver­tei­di­ger von außer­halb fin­den, die mehr als ein müdes „Och, nö. Wär scha­de.“ als Pro­test artikulieren.

Aber das ist eigent­lich nicht das The­ma die­ses Pos­tings – und dann am Ende wie­der doch. Von den Bäu­men zu Bau­mol. Damit zu dem The­ma, war­um die Aus­ein­an­der­set­zung mit Öko­no­mie und Öko­no­mis­mus nicht halt machen kann beim Kampf um die eige­nen Thea­ter­etats. Und war­um ein akti­ver und krea­ti­ver Wider­stand gegen die Öko­no­mi­sie­rung der Lebens­ver­hält­nis­se zu spät kommt, wenn es erst um die Ver­tei­di­gung der eige­nen Bud­gets geht.

Das Kos­ten­di­lem­ma der „per­forming arts“.

Als ich am Wochen­en­de die leicht irr­sin­ni­ge Prä­sen­ta­ti­on der Unter­neh­mens­be­ra­tung ICG zur Zukunft des Trie­rer Thea­ters auf Twit­ter geshared habe (hier die Prä­se), bekam ich von @Fritz dan­kens­wer­ter­wei­se den Hin­weis auf eine Publi­ka­ti­on aus dem Jahr 1966: Wil­liam J. Bau­mol & Wil­liam G. Bowen: Per­forming Arts-The Eco­no­mic Dilem­ma: A Stu­dy of Pro­blems Com­mon to Thea­ter, Ope­ra, Music and Dance. Das Buch kos­tet anti­qua­risch lei­der über 8000 Euro – des­we­gen bin ich auf ande­re Quel­len ange­wie­sen. Etwa den von @Fritz geschick­ten Link zu James Heils­bruns Arti­kel Baumol’s Cost Dise­a­se (hier als PDF) und den knap­pen Wiki­pe­dia-Ein­trag zur „Baumol’schen Kos­ten­krank­heit“ hier.

Bau­mols und Bowens Aus­füh­run­gen sind von enor­mer Bri­sanz, da sie zei­gen, dass kon­ti­nu­ier­li­che Kos­ten­stei­ge­run­gen an Thea­tern kein Pro­blem ist, dem man wirk­lich begeg­nen könn­te, son­dern (und ich benut­ze die­sen Begriff für öko­no­mi­sche Zusam­men­hän­ge nur sehr ungern, hal­te ihn hier aber für gerecht­fer­tigt) ein unum­gäng­li­ches Natur­ge­setz, des­sen Fol­gen zu tra­gen hat, wer ein Thea­ter eröff­net. Die Zusam­men­hän­ge, wie ich sie ver­stan­den habe, hier kurz zusammengefasst:

Indus­tri­el­le Produktivitätssteigerung

Der Fort­schritt in der pro­du­zie­ren­den Wett­be­werbs­wirt­schaft – sagen wir: in der Indus­trie – besteht in fort­ge­setz­ter Effi­zi­enz- und Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung. Das heißt: Es geht dar­um, mit gleich­blei­ben­der Mit­ar­bei­ter­zahl (weil die Lohn­kos­ten der ent­schei­den­de Fak­tor sind) in glei­cher Zeit mehr Stück zu pro­du­zie­ren und damit den Lohn­an­teil am Pro­dukt (Lohn­stück­kos­ten) kon­ti­nu­ier­lich zu sen­ken. In einer Wett­be­werbs­ge­sell­schaft wird das Unter­neh­men gewin­nen, das es schafft, sein Pro­dukt güns­ti­ger als ver­gleich­ba­re Pro­duk­te der Wett­be­wer­ber anzu­bie­ten, dadurch Markt­an­teil, Umsatz und letzt­lich den Gewinn zu stei­gern. Das lässt sich über­all in der Pro­duk­ti­on beobachten.

Einen Teil des Pro­duk­ti­vi­täts­ge­win­nes muss der Unter­neh­mer an die Kun­den wei­ter geben (Preis­sen­kung), einen wei­te­ren Teil streicht er als zusätz­li­chen  Gewinn (oder ver­mie­de­nen Ver­lust) ein. Einen drit­ten Teil gibt er an sei­ne Mit­ar­bei­ter in Form von Lohn­er­hö­hun­gen ober­halb der Infla­ti­ons­ra­te wei­ter (Real­lohn­er­hö­hung – in einer idea­len Welt). Letz­te­res sorgt nun dafür, dass die Ein­kom­men ober­halb der Infla­ti­ons­ra­te stei­gen, was neben einem stei­gen­den Wohl­stand der Beschäf­tig­ten zugleich den posi­ti­ven Neben­ef­fekt einer Kauf­kraft­er­hö­hung (Bin­nen­nach­fra­ge) zur Fol­ge hat. Das ist der indus­tri­el­le Mechanismus.

Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung in der Dienstleistung

Es ist rela­tiv ein­fach zu sehen, dass die­se Form der Pro­duk­ti­vi­täts- und Effi­zi­enz­stei­ge­rung in der Dienst­leis­tungs­öko­no­mie nicht so ein­fach zu repro­du­zie­ren ist: Mensch­li­che Dienst­leis­tung ist in ihrer Effi­zi­enz und Pro­duk­ti­vi­tät nicht so ein­fach zu erhö­hen. Man kann den Besen durch den Staub­sauger erset­zen. Man kann man­che Dienst­leis­tung auto­ma­ti­sie­ren, digi­ta­li­sie­ren, ratio­na­li­sie­ren, stan­dar­di­sie­ren. Man kann den Druck auf die Mit­ar­bei­ter erhö­hen, schnel­ler zu arbei­ten. Und man kann – bei hin­rei­chen­dem Arbeits­kräf­te­an­ge­bot – die Löh­ne sen­ken. All das geschieht mit bekann­ten Fol­gen, wie etwa der Not­wen­dig­keit, staat­li­cher­seits Löh­ne zu sub­ven­tio­nie­ren, die den Arbeit­neh­mern nicht mehr zur Deckung des Lebens­be­darfs aus­rei­chen. Die Pro­duk­ti­vi­tät von Fri­seu­ren etwa lässt sich kaum stei­gern, ein Haar­schnitt dau­ert im Wesent­li­chen ein­fach so lan­ge, wie er dau­ert – also müs­sen die Löh­ne sin­ken, um der Logik des „Mehr out­put für weni­ger Lohn“ zu gehor­chen. Wäh­rend eine Indus­trie­ge­sell­schaft eine Gesell­schaft mit ten­den­zi­ell wach­sen­dem Wohl­stand ist, ist eine Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft (etwa 70% der deut­schen Arbeit­neh­mer arbei­ten in der Dienst­leis­tung) eine Gesell­schaft fal­len­der Löh­ne – wobei ich nicht sicher bin, ob Bau­mol das so poin­tiert for­mu­liert. (Viel­leicht hat ihn jemand gele­sen und kann dazu Aus­kunft geben.)

Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung in den Per­forming Arts

Bau­mol hat sich nun mit Thea­ter und Orches­tern beschäf­tigt und ein grund­le­gen­des Dilem­ma for­mu­liert: die Kos­ten­krank­heit, die vor allem Dienst­leis­ter im öffent­li­chen Sek­tor betrifft und ganz vor­ne­weg Thea­ter. Und zwar so:

Thea­ter kön­nen mit der fort­schrei­ten­den Ratio­na­li­sie­rung, der Effi­zi­enz- und Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung nicht Schritt hal­ten. Es ist zwar mög­lich, Beleuch­tungs­an­la­gen elek­tro­nisch zu steu­ern, die eine oder ande­re Tätig­keit durch Tech­no­lo­gie oder Umor­ga­ni­sa­ti­on effi­zi­en­ter zu machen. Aber die Mög­lich­kei­ten, im Kern­be­reich „mehr mit weni­ger“ zu pro­du­zie­ren besteht kaum. Man kann an der Aus­stat­tung spa­ren, die Pro­ben­zei­ten ver­kür­zen bis zu einem gewis­sen Punkt. Man wird aber für einen Ham­let nicht weni­ger Dar­stel­ler, für eine Beet­ho­ven-Sin­fo­nie nicht weni­ger Musi­ker brau­chen. Die Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung ist begrenzt. Aber sie fin­det statt. Dar­auf wies der Thea­ter Heu­te Arti­kel von Franz Wil­le vor kur­zem hin (Hier).

Wil­le sah sich die Büh­nen­ver­eins-Sta­tis­ti­ken an und kam zu einem für Käm­me­rer sehr zufrie­den­stel­len­den Ergeb­nis hin­sicht­lich der Effizienzsteigerung:

  • 1991/92 gab es in Deutsch­land 154 öffent­li­che Thea­ter­be­trie­be mit 462 Spiel­stät­ten mit 204.328 Plätzen.
  • 2000/01 gab es 150 Betrie­be mit 728 Büh­nen und Bühn­chen mit 260.001 Plätzen.
  • 2010/11 gab es 140 Thea­ter mit 890 Spiel­stät­ten bei 278.297 Plätzen.

Effi­zi­enz­stei­ge­rung heißt hier: Höhe­rer Out­put durch annä­hern­de Ver­dop­pe­lung der Spiel­stät­ten. Das war aber nur die eine Hälf­te der Effi­zi­enz­stei­ge­rung. Die ande­re bestand im Personalabbau:

  • 1991/92 gab es noch 45.076 stän­dig beschäf­tig­te Theaterangestellte,
  • 2000/01 waren es nur noch 39.494.
  • 2010/11  nur noch  38.980.

Beson­ders stark war dabei die Reduk­ti­on bei den Darstellern:

  • 3.097 stän­dig beschäf­ti­ge Schau­spie­ler 1991/92
  • 2.413  stän­dig beschäf­ti­ge Schau­spie­ler 2000/01
  • 2.004 stän­dig beschäf­ti­ge Schau­spie­ler 2010/11.

Das macht ein Minus von 35 Pro­zent in 20 Jah­ren. In der Zusam­men­fas­sung: 35% weni­ger Dar­stel­ler müs­sen dop­pelt so vie­le Spiel­stät­ten bespielen.

Und auf den Spiel­stät­ten wer­den zudem noch mehr Insze­nie­run­gen und Auf­füh­run­gen gezeigt:

  • 1991/92  wur­den 2.841 Insze­nie­run­gen in 53.343 Auf­füh­run­gen gezeigt.
  • 2000/01 waren es 2.922 Insze­nie­run­gen in 50.024 Aufführungen.
  • 2010/11 waren es 4.176  Insze­nie­run­gen in 49.134 Aufführungen.

Das heißt: In den letz­ten 20 Jah­ren hat sich die Zahl der Insze­nie­run­gen um ein Drit­tel erhöht, die Spiel­stät­ten wur­den ver­dop­pelt, die Zahl der Dar­stel­ler um 35% reduziert.

Zusätz­lich kamen noch vie­ler­lei effi­zi­enz- und pro­duk­ti­vi­täts­stei­gern­de inter­ne Maß­nah­men hin­zu, zudem wur­den die Bud­gets für die ein­zel­nen Insze­nie­run­gen her­un­ter­ge­fah­ren, bis sie nun­mehr an eine – nen­nen wir es ein­mal – phy­si­ka­li­sche Gren­ze gera­ten sind. Nicht zuletzt wer­den die finan­zi­el­len Arbeits­be­din­gun­gen der Künst­ler immer wei­ter ver­schlech­tert. Das ist bekannt. Hin­zu kommt der wach­sen­de Erfolgs­druck durch höhe­re Eigen­fi­nan­zie­rungs­auf­la­gen im Kar­ten­ver­kauf, die sicher­lich die künst­le­ri­sche Risi­ko­freu­de auch nicht steigern.

Das alles sind Maß­nah­men zur indus­trie­lo­gi­schen Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung – und sie brin­gen, folgt man Bau­mol, letzt­lich nichts. Warum?

Die Real­löh­ne der Beschäf­tig­ten wer­den und müs­sen wei­ter stei­gen. Das ist unum­gäng­lich in einem Umfeld, in dem der gesell­schaft­li­che Wohl­stand wei­ter steigt. Das heißt: Auch wenn die Pro­duk­ti­vi­tät der Künst­ler sich nicht wei­ter stei­gern lässt, wer­den die Kos­ten für die Kunst­pro­duk­ti­on stei­gen. Wäh­rend zugleich die Qua­li­tät des Ange­bo­te­nen sinkt, da die pro­duk­ti­vi­täts­stei­gern­den Maß­nah­men (sie­he oben) eine direk­te Aus­wir­kung auf das „Pro­dukt“ haben. Kür­ze­re Pro­ben­zei­ten, weni­ger Per­so­nal, höhe­re Arbeits­be­las­tung, höhe­re Sozi­al­angst bei den Mit­ar­bei­tern ver­bes­sern das „Pro­dukt“ nicht. Man kann die Pro­duk­tio­nen sel­ber noch beschnei­den: Mehr 1,2,3‑Personenstücke, weni­ger 5,6,7‑Personenstücke. Und greift damit in die Kunst ein. Das alles führt aber nicht an der Tat­sa­che vor­bei, dass die Löh­ne der beschäf­tig­ten wei­ter stei­gen und stei­gen müs­sen. Denn ein wach­sen­der Wohl­stand der durch­schnitt­li­chen Arbeit­neh­mer­schaft, ein real stei­gen­des Durch­schnitts­ein­kom­men in der Gesell­schaft muss sich auch in der Bezah­lung der Thea­ter­mit­ar­bei­ter nie­der­schla­gen (und die GDBA tut gut dar­an, dafür zu kämp­fen). Ganz ein­fach des­we­gen, weil kein Schwein mehr am Thea­ter arbei­ten wird, wenn dort Löh­ne aus den 60er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts gezahlt wür­den. Kunst haupt­be­ruf­lich machen zu dür­fen ist eine fei­ne Sache – man muss sie sich aber leis­ten kön­nen. Und das heißt: Lohn­er­hö­hun­gen müs­sen statt­fin­den. Und das wie­der­um heißt: Die Kos­ten wer­den stei­gen. Das ist ein „Natur­ge­setz“, das unum­gäng­lich ist und das jedem Käm­me­rer bekannt und ver­ständ­lich sein muss.

 

Eine Zwi­schen­be­mer­kung

zu der thea­tra­len Lebens­lü­ge, es gäbe kei­nen Publikumsschwund:

  • 1990/1 gab es 6.114.293 Besu­che  (nicht: Besu­cheRRRR – es han­delt sich nicht Um Besu­cheRRR, son­dern um Besu­che; jeder Besu­cheR kann meh­re­re Besu­che machen, da ist wich­tig, wei­le s nicht klar ist, ob sich hin­ter eini­ger­ma­ßen kon­stan­ten Besuchs­zah­len nicht sin­ken­de Besu­cheRRR-Zah­len verbergen)
  • 2000/01 gab es 5.438.455 Besuche
  • 2010/11 gab es 5.291.128 Besuche .

Und jetzt die klei­ne Rechenaufgabe:

1990/1: 6.114.293 Besu­che  in 53.343 Auf­füh­run­gen von 2.841 Insze­nie­run­gen heißt:

  • Jede Insze­nie­rung wur­de durch­schnitt­lich 19 mal gespielt.
  • Jede Insze­nie­rung wur­de durch­schnitt­lich bei 2152 Besu­chen gesehen
  • Jede Auf­füh­rung hat­te durch­schnitt­lich 115 Besucher

2000/01: 5.438.455 Besu­che  in 50.024 Auf­füh­run­gen von 2.922 Insze­nie­run­gen heißt:

  • Jede Insze­nie­rung wur­de durch­schnitt­lich 17 mal gespielt.
  • Jede Insze­nie­rung wur­de durch­schnitt­lich bei 1861 Besu­chen gesehen
  • Jede Auf­füh­rung hat­te durch­schnitt­lich 108 Besucher

2010/11: 5.291.128 Besu­che  in 49.134 Auf­füh­run­gen von 4.176 Insze­nie­run­gen heißt:

  • Jede Insze­nie­rung wur­de durch­schnitt­lich 12 mal gespielt.
  • Jede Insze­nie­rung wur­de durch­schnitt­lich bei 1267 Besu­chen gesehen
  • Jede Auf­füh­rung hat­te durch­schnitt­lich 108 Besucher

Inter­es­sant sind jeweils die ers­te und zwei­te Zah­len­rei­he: Die Insze­nie­run­gen wer­den statt 19mal nur noch 12mal gespielt. Durch­schnitt­lich hat statt 2152 Besu­chen jede Insze­nie­rung nur noch 1267 Besuche.

Wäre (eine Milch­mäd­chen­rech­nung, zuge­ge­ben, aber eine durch­aus den Blick schär­fen­de) die Zahl der Insze­nie­run­gen bei den 2,841 der Spiel­zeit 1990/1 geblie­ben, wäre die Gesamt­be­su­cher­zahl heu­te irgend­wo in der Nähe von 3.599.547 (2.841 Insze­nie­run­gen x – 1267 Besuchern/Inszenierung) und hät­te sich damit nahe­zu halbiert.

Man könn­te als Hypo­the­se for­mu­lie­ren: Durch das stei­gen­de Ange­bot an Insze­nie­run­gen las­sen sich Men­schen öfter ins Thea­ter locken (wozu sonst mehr Insze­nie­run­gen mit weni­ger Besu­chen?). Dann aber ver­birgt sich hin­ter den schein­bar kon­stan­ten Besuchs­zah­len ein Besu­cheR-Rück­gang. Und wenn das ein kon­ti­nu­ier­li­cher Trend ist und die Zahl der Insze­nie­run­gen nicht wei­ter gestei­gert wird (was wohl kaum mög­lich ist), dürf­te die­ser Trend sich auch dem­nächst in rück­läu­fi­gen Besuchs­zah­len zei­gen. Was Angst macht.

In jedem Fal­le ist es ein öko­no­mi­scher Irr­sinn, wenn ein Drit­tel mehr Insze­nie­run­gen gebraucht wird, um damit eine um 20% gerin­ge­re „Kunden“schaft zu bekom­men, zudem noch mit 35% weni­ger Per­so­nal, das außer­dem zu schlech­te­ren Bedin­gun­gen arbei­tet. Das ist thea­tra­ler Burnout.

Ende der Zwischenbemerkung

 

Das Ende der thea­tra­len Ratio­na­li­sie­rungs­ge­win­ne – und die Rück­kehr der Baumol’schen Krankheit 

Trotz all die­ser „Effi­zi­enz­ge­win­ne“, trotz der kon­ti­nu­ier­li­chen Erhö­hung der Eigen­fi­nan­zie­rung durch Ein­tritts­kar­ten, so rech­net Franz Wil­le aus, ist in den letz­ten 20 Jah­ren der Thea­ter­zu­schuss aus öffent­li­chen Hän­den nur leicht gesun­ken. Obwohl also das Gesamt­per­so­nal um 20%, die Schau­spie­ler um 35% redu­ziert wur­den, haben sich kei­ne nen­nens­wer­ten Ein­spar­ef­fek­te für die öffent­li­che Hand ein­ge­stellt. Die Ratio­na­li­sie­rungs­schrau­be lässt sich nicht belie­big wei­ter dre­hen. Das Ende ist abseh­bar. Und es heißt: Die Kos­ten wer­den für den Unter­halt der Thea­ter wie­der stei­gen. Und zwar ziem­lich hef­tig. Denn in den letz­ten 10–15 Jah­ren sind bekannt­lich die Real­löh­ne in der frei­en Wirt­schaft kaum oder gar nicht gestie­gen. Das hat auch dazu geführt, dass die Löh­ne in den öffent­li­chen Betrie­ben nicht wesent­lich gestie­gen sind. In den nächs­ten Jah­ren wird sich die­ser Trend ver­schie­ben hin zu stär­ke­ren Lohn­er­hö­hun­gen mit rea­ler Stei­ge­rung. Und die­se wer­den die Thea­ter mit­ma­chen müs­sen. Und das heißt: 3,4 oder 5% Kos­ten­stei­ge­rung pro Jahr (die Arbeits­ver­trä­ge sind übri­gens nicht “ein­fach so” künd­bar — auch wenn das Thea­ter geschlos­sen wird …)

Das ist die „Kos­ten­krank­heit“, die sich durch kei­ne Ratio­na­li­sie­rung oder Effi­zi­enz­stei­ge­rung der Welt ver­mei­den lässt. Und das wie­der­um heißt: Wenn eine Stadt ein Thea­ter will, muss sie es bezah­len. Wenn sie es nicht bezah­len will, kann sie kein Thea­ter haben. Man kann die Baumol’sche Krank­heit bekla­gen. Aber man kann sie nicht igno­rie­ren, indem man sich die Augen zuhält oder blöd in Finanz­plä­nen her­um­streicht. Wer sich kein Thea­ter leis­ten kann, bekommt kein Thea­ter. Die Fra­ge ist, ob das für die Thea­ter­ma­cher schlim­mer ist – oder für die Städ­te, die sich in der Wei­se selbst kastrieren.

Die Baumol’sche Krank­heit und der Ökonomismus

Thea­ter finan­ziert sich nicht selbst, kann sich nicht selbst finan­zie­ren. Thea­ter kos­tet öffent­li­che Haus­hal­te Geld. Und es wird immer teu­rer wer­den. Was sich am Thea­ter in rein öko­mo­nis­ti­scher Betrach­tung als „Krank­heit“ zeigt, ist die gesamt­ge­sell­schaft­li­che Wohl­stands­stei­ge­rung. Je höher der Wohl­stand, aus­ge­drückt im durch­schnitt­li­chen Ein­kom­men, steigt, des­to teu­rer wer­den öffent­li­che Dienst­leis­tun­gen, die sich nicht ratio­na­li­sie­ren las­sen (oder nur bedingt). Das betrifft Leh­rer an Schu­len und Hoch­schu­len, Poli­zis­ten Feu­er­wehr­leu­te, Kran­ken­schwes­tern und Ärz­te. Als sie wer­den von der Poli­tik behan­delt, als müss­ten sie von die­ser Krank­heit kuriert wer­den – oder als müs­se sich die öffent­li­che Hand von der Krank­heit befrei­en, die sie sind.

Sich als Thea­ter zurück­zu­zie­hen und nur um das eige­ne Bud­get zu kämp­fen, ist ein aus­sichts­lo­ses Unter­fan­gen. Es gilt viel­mehr, sich mit dem Öko­no­mis­mus aus­ein­an­der zu set­zen. Was heißt Öko­no­mis­mus? Öko­no­mie beschäf­tigt sich mit dem­je­ni­gen Aus­schnitt mensch­li­chen Daseins und Han­delns, der es mit wirt­schaft­li­chen Tausch­pro­zes­sen zu tun hat. Das aus dem gesamt aus­zu­schnei­den mag so lan­ge legi­tim sein, wie man es als Aus­schnitt betrach­tet. Öko­no­mis­mus wird es dann, wenn der Aus­schnitt zum Gesamt erklärt, wenn das Gesamt des mensch­lich-gesell­schaft­li­chen Mit­ein­an­ders zu einem Öko­no­mi­schen, nur durch öko­no­mi­sche Geset­ze gere­gelt ver­stan­den wird. Weit vor der Kli­ma­ka­ta­stro­phe und dem Isla­mis­mus ist die­ser Öko­no­mis­mus die größ­te Bedro­hung für das Zusam­men­le­ben im 21. Jahr­hun­dert. Thea­ter, die sich mit dem Öko­no­mis­mus nicht offen­siv aus­ein­an­der­set­zen, die kei­nen Wider­stand ent­wi­ckeln gegen den Öko­no­mis­mus, von dem die Baumol’sche Krank­heit nur ein Teil ist, kön­nen nicht über­le­ben, kön­nen kei­nen gesell­schaft­li­chen Rück­halt fin­den und kön­nen nicht erwar­ten, dass die ande­ren „Kran­ken“ sich mit ihm soli­da­risch erklä­ren. Sei­en es die Kran­ken in der eige­nen Stadt, im eige­nen Land – oder die „Kran­ken“ Grie­chen­lands oder Zyperns. Das „Thea­ter des Auf­stands“ ist ein Thea­ter des Auf­stands gegen den Öko­no­mis­mus. Und das erfor­dert tief­ge­hen­de Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Öko­no­mis­mus. Dar­auf sind Thea­ter nicht vor­be­rei­tet. Das Thea­ter des 21. Jahr­hun­derts ist kein Thea­ter der Psy­cho­lo­gie. Ver­mut­lich nicht ein­mal der Sozio­lo­gie. Es ist ein Thea­ter der (Anti-)Ökonomie.

Neben dem Hin­weis auf Bau­mol bekam ich am Wochen­en­de per Twit­ter einen wei­te­ren Hin­weis. Auf ein aktu­el­les FAZ-Inter­view von Gior­gio Agam­ben, den ich zweit grund­sätz­lich für über­schätzt hal­te, des­sen Fun­die­rung Euro­pas in Tra­di­ti­on und Geschich­te ich nicht tei­le, des­sen Dia­gno­se der Gründng Euro­pas auf rein öko­no­mi­scher Basis und des­sen Aus­blick ich aber unterschreibe:

Seit mehr als zwei Jahr­hun­der­ten kon­zen­triert sich die Ener­gie des Men­schen auf die Öko­no­mie. Vie­les deu­tet dar­auf hin, dass für den homo sapi­ens viel­leicht der Moment gekom­men ist, die mensch­li­chen Hand­lun­gen jen­seits die­ser ein­zi­gen Dimen­si­on neu zu orga­ni­sie­ren. (Quel­le)

Anschlie­ßen lässt sich auch die For­de­rung, die Dani­el Ris (des­sen hoch­in­ter­es­san­tes Buch zur Unter­neh­mens­ethik ich in  zwei Pos­tings zum “Thea­ter als mora­li­sche Anstalt und unmo­ra­li­sches Unter­neh­men” hier und hier rezen­siert und the­ma­tisch auf­ge­nom­men habe) heu­te auf nacht­kri­tik an die Thea­ter gestellt hat:

Der bes­te Schutz der Thea­ter ist sicher die gesell­schaft­li­che Rele­vanz ihrer Kunst. Dem wach­sen­den Kom­mer­zia­li­sie­rungs­druck muss eine kraft­vol­le For­mu­lie­rung und Umset­zung des gesell­schaft­li­chen Kul­tur­auf­trags ent­ge­gen­ge­setzt werden.

Wenn Thea­ter eine gesell­schaft­li­che Funk­ti­on hat, dann die­je­ni­ge, die Refle­xi­on über die Mit­welt­zer­stö­rung durch öko­no­mis­ti­sches Den­ken ins Zen­trum zu rücken, eines Den­kens, das nicht nur das gesell­schaft­li­che Zusam­men­le­ben in Euro­pa zu zer­stö­ren unter­nimmt – son­dern das auch das Thea­ter zer­stört, weil es Thea­ter für „krank“ hält. Die „Krank­heit“ des Thea­ters bewusst auf­zu­grei­fen und künst­le­risch (nicht nur kame­ra­lis­tisch) anzu­ge­hen, ist der ers­te Schritt zu einem Schul­ter­schluss mit den „Kran­ken“ Euro­pas. Wenn die­se „Kran­ken“ bemer­ken, dass das Thea­ter wie­der ihr Haus ist, dann wird man sich Spe­ku­la­tio­nen um Besu­cher­zah­len spa­ren kön­nen. Dann wer­den schlie­ßungs­be­droh­te Thea­ter zu „Brea­king News“ auf CNN.

 

§ 2 Responses to Die Baumol’sche “Kostenkrankheit” der Theater und der Ökonomismus"

  • Fritz sagt:

    Sehr schön, ins­be­son­de­re die Zah­len, die du aus­ge­gra­ben hast. Sie zei­gen, wie die Thea­ter schon seit eini­gen Jahr­zehn­ten von Sai­son zu Sai­son das Kos­ten­the­ma auf dem Tisch haben. Übri­gens wird stei­gen­de Pro­duk­ti­vi­tät zum Leid­we­sen der Thea­ter­di­rek­to­ren nicht nur über Löh­ne an die Mit­ar­bei­te­rIn­nen wei­ter­ge­ge­ben, son­dern auch über mehr Frei­zeit. Vor hun­dert Jah­ren hat ein Arbei­ter 60 Stun­den-Woche gehabt, das ging her­un­ter auf 48 Stun­den und schließ­lich auf 40 Stun­den und 33 Tage Urlaub im Jahr etc. Die Büh­nen­ar­bei­ter haben das natür­lich auch bekom­men, was den Per­so­nal­be­darf der Thea­ter erhöht hat.
    Ob man gegen Öko­no­mie pro­tes­tie­ren kann, weiß ich nicht. Da steckt viel Mathe­ma­tik drin und mit der kann man sich nur arran­gie­ren, abschaf­fen geht nicht. Und auf der Gegen­sei­te ist ja zu kon­sta­tie­ren, dass kein euro­päi­sches Land mehr pro Kopf sei­ne Thea­ter bezu­schusst als Deutsch­land. Öko­no­misch sind Thea­ter schon lan­ge nicht mehr zu recht­fer­ti­gen, wer­den aber noch wei­ter­fi­nan­ziert. Das ist ja auch ein alter Streit: Soll­ten die paar Opern­en­thu­si­as­ten nicht vor allem mal für ihr Ver­gnü­gen selbst bezahlen?
    Am meis­ten sind Thea­ter wie jede zuschuss­ab­hän­gi­ge Kul­tur davon abhän­gig, dass die Bür­ger dar­in einen Sinn erken­nen, den sie finan­zie­ren möch­ten. Parks und Müll­ab­fuhr und Sozi­al­aus­ga­ben fin­den die Leu­te im Zwei­fels­fall wich­ti­ger. Das war mal anders, aber wirk­lich zah­lungs­wil­li­ge Leu­te und Fir­men, die fürs Thetaer
    “was übrig” hät­ten, die gibt es nicht mehr. Das Bür­ger­tum ist ja kul­tu­rell weit­ge­hend zusam­men­ge­sackt (so das frü­her aus: http://booksnbuildings.tumblr.com/image/53107114299 ) und will nicht mehr so recht. Dann doch lie­ber gro­ßes Auto oder Yacht an der Ost­see. Ins Thea­ter gehen jetzt eher klein­bür­ger­li­che Habe­nicht­se, d.h. die Ein­tritts­prei­se sind auch unter Druck. Das Thea­ter kann sich nicht raus­lö­sen aus der Mit­te der Thea­ter­gän­ger, ohne dass hin­ter der Finan­zie­rung die Fra­ge­zei­chen grö­ßer wer­den. Dass Kunst und Thea­ter Para­de­bei­spie­le für Ver­schwen­dung sein müss­ten wie frü­her, ist eigent­lich klar und wäre eine Quel­le des gesell­schaft­li­chen Glücks (Batail­le, erin­ne­re ich mich dun­kel, ist für eine Öko­no­mie der Ver­schwen­dung ein­ge­tre­ten bzw. für die Not­wen­dig­keit, dass der Mensch hier und da es rich­tig kra­chen las­sen muss, sonst ver­sinkt er in Unglück — fin­de ich sehr nach­voll­zieh­bar, Fei­ern heißt den “Ver­schwen­dungs­trieb” zu befrie­di­gen und das kann man auf Kul­tur über­tra­gen — eine glück­li­che Gesell­schaft möch­te das Schö­ne gar nicht mög­lichst bil­lig haben). Aber dazu müss­te ein Thea­ter Teil einer Stadt sein wie der Stadt­park. Und das ist schwie­rig, auch weil die Kul­tur­for­men heu­te ja mehr zu bie­ten haben als frü­her. Damals, als jede Stadt ihre stadt­be­kann­ten Thea­ter­stars hat­te … perdu.
    Ob ein “Thea­ter der (Anti-)Ökonomie” aus­reicht, das Thea­ter zu ret­ten? Ein Thea­ter der öko­no­mi­schen Refle­xi­on sicher­lich nicht. Das kann ich auch im Inter­net haben. Anti-öko­no­misch kann viel hei­ßen, auch theat­re pour le theat­re. Oder ein Thea­ter für das Glück der Menschen.
    (Dar­stel­ler gähnt, blickt ver­wirrt umher, schüt­telt den Kopf über sei­nen Mono­log und schwankt seit­lich in die KUlys­sen ab. Vorhang.)

  • […] kei­nes­falls bes­ser und dürf­te vor allem mit dem Über­an­ge­bot an Arbeits­kräf­ten und der nicht statt­fin­den­den Wert­schöp­fung in die­sem Sek­tor zu tun haben. Auf­fäl­lig ist aber, dass in der Kul­tur­bran­che mehr Frau­en arbeiten. […]

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