Februar 24th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Das Handy als “Ortungswanze” der Benutzer — ein Experiment der ZEIT § permalink
Für alle, denen das Stichwort “Vorratsdatenspeicherung” nicht besonders viel sagt oder die finden, das sei sicher nicht so enorm provat, bietet die ZEIT heute das Ergebnis eines spannenden Experiments. Zusammen mit Malte Spitz, EU-Abgeordneter der Gründen, hat sich seine gespeicherten Daten von der Telekom erklagt, diese der ZEIT zur Verfügung gestellt, die daraus für das letzte Jahr — unter Anreicherung durch weitere offen verfügbare Daten — ein Profil gebaut hat, das sich als interaktive Karte erleben lässt. Diese Karte zeigt, wann sich Spitz wo aufgehalten hat, was er dort tat. Die ZEIT formuliert:
Die Daten, die ZEIT ONLINE hier zum Download zur Verfügung stellt und die Basis der hier gezeigten interaktiven Karte sind, entstammen einem Exceldokument mit 35.831 Zeilen. Mehr als 35.000 Mal also hat sein Mobiltelefon in diesem halben Jahr Informationen Preis gegeben. Jede einzelne davon ist im Zweifel unbedeutend und harmlos, in der Summe aber ergeben sie das, was Ermittler ein Profil nennen – ein klares Bild über Gewohnheiten und Vorlieben, ja über das gesamte Leben.
Das Profil enthüllt, wann Malte Spitz durch Straßen läuft, wann er Bahn fährt, wann er fliegt. Es zeigt, in welchen Städten und an welchen Orten » Read the rest of this entry «
Februar 23rd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook-Frage: Die ganze Reihe als PDF § permalink
Wer keine Lust hat, die Postings einzeln durchzuklicken, kann sich hier alle in einem PDF runterladen:
Die Facebook Frage (PDF Download)
Februar 23rd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook-Frage (Teil 10): Zukunftsspekulation zum Abschluss § permalink
Niemand vermag heute zu sagen, was Facebook in 2,5 10 Jahren sein wird. Google oder Second Life – nächster Phönix oder nächster Rohrkrepierer. Das hängt allerdings nicht allein vom Nutzerverhalten ab. Vielmehr hat es Facebook in der Hand, mehr und besseres zu machen und langfristig lebendig zu bleiben. Dazu sind Shop-Integrationen wie gegenwärtig begonnen oder Facebook Deals sicher nur episodische Wege. Facebook wird keine Shopping-Mall. Und es wird auch keine weiterer Groupon Klon.
Ich erlaube mir eine Spekulation: Die Zukunft von Facebook wird damit stehen und fallen, ob sie es schaffen, den OpenGraph über die bloße Verlinkung von Webseiten durch „Freundeshand“ (per Like Button) auszudehnen auf ein „Buy“-Button basiertes Bezahlsystem. Das heißt: Wie jetzt jedermann auf seiner Webseite oder seinem Blog ein „Like“ integriert, wird zukünftig ein „Buy“ » Read the rest of this entry «
Februar 23rd, 2011 § § permalink
Der Staat – in Person seiner politischen Akteure – hat sich an den im Grundgesetz dargestellten Grundsätzen auszurichten. Danach ist zu handeln. Was dagegen verstößt, wird vom Verfassungsgericht kassiert. Ändern sich die Grundlagen, kann sich auch das politische Handeln ändern. Verlangt das Grundgesetz, dass der Staat für den Schutz der Privatsphäre zu sorgen hat, zählt zur Privatsphäre auch private Daten – so liegt es in seiner Aufgabe, Datenschutzvorsorge zu betreiben. Die Frage ist, ob er diese Vorsorge nur im Hinblick auf seine eigenen Organe zu leisten hat – oder auch gegenüber Dritten wie Unternehmen. Muss der Staat dafür sorgen, dass Unternehmen mit kommerziellen Interessen sich an Datenschutzrichtlinien halten, die der Staat zum Schutz seiner Bürger erlässt? Darf er solche Richtlinien für die Wirtschaft erlassen. Gegenwärtig darf er. Soll er nicht mehr dürfen? Dann gehört das ins Grundgesetz.
Kappes hatte darauf hingewiesen, dass die Macht der elektronischen Massenkommunikation ambig ist: Dienst sie einerseits zum schnellen Austausch untereinander, ist sie durch die bereits beschriebene Speicher- und Suchbarkeit doch zugleich auch ein Machtmittel für Geheimdienste und polizeiliche Stellen, die nunmehr bequem durch automatisierte Monitoring-Software wie Radian6 ganz einfach herausfinden, wer wann wo mit wem welche umstürzlerischen Absichten online geteilt und ausgetauscht hat. In Minutenschnelle lässt sich das virtuelle Revolutionsnetz analysieren, die Top-Influencer identifizieren. Und möglicherweise » Read the rest of this entry «
Februar 22nd, 2011 § § permalink
Ich möchte noch einmal kurz auf eine Bemerkung von Michael Seemann zurückkommen, die ich im letzten Posting bereits zitiert hatte:
In der Reihe, der Unternehmen, die potentiell oder real an Informationen von Nutzern herankommen, ist kein einziges dabei, das mit einer Keule auf irgendwen einschlagen wird oder eine Sklavengalere betreibt, auf der wir rudern müssen, weil wir den falschen Filmgeschmack haben
Das wirft die Frage auf, ob Facebook „gut“ oder „böse“ ist. Bzw. „Gutes“ oder „Böses“ Im Schilde führt. Und das ist eindeutig die falsche Kategorie. Denn Unternehmen handeln weder gut noch böse. Unternehmen handeln nicht nach moralischen Prinzipien. Das ist in dieser Form der Beschreibung zunächst nicht einmal kritisch gemeint. Es ist lediglich eine Feststellung.
Unternehmen verfolgen keine moralischen Ziele. Sie verfolgen auch nicht unbedingt unmoralische Ziele. Ihr Ziel ist Gewinn. Und in Wettbewerbszeiten: Gewinnsteigerung. Dafür setzen sie alle verfügbaren Ressourcen ein – es sei denn, Gesetze verbieten dieses. Moral spielt dabei keine Rolle. Die Pornoindustrie » Read the rest of this entry «
Februar 22nd, 2011 § § permalink
Als illegitimer Nachfahre des allwissenden Gottes, des Big Brother und der Foucault’schen Panoptikons ist diese Allwissen- oder Allspeicherheit der Plattform ein Machtfaktor. Ausgeübt oder nicht. Der allspeichernde Anbieter hat die Macht, über die Wissensmacht zu verfügen oder nicht. Es ist Facebook, die entscheiden, ob und was mit den Daten gearbeitet wird. Das ist die Macht über die Macht.
Nun kann man – mit Michael Seemann – auf die Frage des „Was machen die damit? Tun die was Böses?“ kommen.:
Facebook sammelt Daten, die man ihm gibt und klar, reichert es sie statistisch an. Um Werbung anzuzeigen. Sie geben Partnern Zugriff auf die Daten, um ebenso Werbung anzuzeigen oder Features zu ermöglichen. Mehr nicht. In der Reihe, der Unternehmen, die potentiell oder real an Informationen von Nutzern herankommen, ist kein einziges dabei, das mit einer Keule auf irgendwen einschlagen wird oder eine Sklavengalere betreibt, auf der wir rudern müssen, weil » Read the rest of this entry «
Februar 22nd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook Frage (Teil 6): Die Situation „der User“ – Kommunikation wird Information wird Daten § permalink
Die Kommunikation im Netz reißt die traditionelle Unterscheidung zwischen Schrift und Rede, zwischen kommunikativem Austausch und Information, zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ein. Die scheinbare Gegenüberstellung von Schrift und Rede, von Privat und Öffentlich weicht der Gradation. Die Spur, von Derrida in die philosophische Tradition eingebracht, ist ein zunächst ganz brauchbarer Begriff – ist doch schon allgemeinsprachlich anerkannt, dass im Netz jede Bewegung Spuren hinterlässt, die sich zu der letztens beschriebenen Kugelwolkenabstraktion fügen. Oder anders gesagt: Die diejenigen Wellenbewegungen des Welle-Teilchens ausmachen, die sich in dr Abstraktion zu einem Teilchen fügen können.
Das ist jenseits theoretischer Klügeleien ein handfester empirischer Fakt (wenn es so etwas gibt). Denn die Datenbanken von Facebook tun genau das. Wo User miteinander kommunizierten und davon überzeugt waren (so sie je einen Gedanken darüber verschwendeten), dass es sich eben um redeartig flüchtigen Austausch handelte, erzeugen sie zugleich statische, speicherbare Informationen. Und zwar nicht Informationen wie diejenigen, an denen die Wikipedia-Autoren gemeinsam arbeiten. Sondern Informationen über sich selbst.
Man kann sich auf die von Wikileaks veröffentlichten Botschaftsdepeschen als Beispiel stützen. Auch hier glaubten die Beteiligten, einfach einen anderen Weg der » Read the rest of this entry «
Februar 22nd, 2011 § § permalink
Die für den User beschriebene Welle-Teilchen-Kippfigur zieht sich in anderer Form durch weitere Teile der Beschreibung von Phänomenen rund um die Internetkommunikation und von Facebook im Besonderen. Besonders was die Form der Kommunikation angeht, kann man als Betrachter relativ schnell irre werden.
Verba volant – Scripta manent. Vor Zeiten konnte sich, wer sprach, darauf verlassen, dass seine Rede vielleicht von anderen mehr oder weniger genau erinnert, in seltenen Fällen schriftlich protokolliert wurde. Das Schreiben war – wo erlernt – ein hoch formaler, nahezu ritueller Akt. Edin Brief, selbst eine Ferienpostkarte war von hoher formaler und sozialer Kodifiziertheit. Es gibt darum – mit Kusanowsky zu sprechen -, ein Dokument zu erstellen. Ein Schriftstück. Eine Akte, die einen bewussten Akt voraussetzt. Dem Schreiber war bewusst, dass er schreibt. Er musste nicht nur die Aneinanderreihung der Buchstaben zu Wörtern in der Schule erlernen, sondern auch das Erstellen sogenannter Texte, die sich insbesondere dadurch auszeichneten, Anfang, Mitte und Ende zu haben. Eine innere logische Konsistenz besitzen mussten. Entweder eine Geschichte in ihrer Abfolge oder eine Argumentationskette wiederzugeben.
Die elektronische Kommunikation neigt dazu, diese Unterscheidbarkeit auszuradieren. Zwar wollte kaum jemand bestreiten, dass die Kommunikation im Netz oberflächlich überwiegend schriftförmig stattfindet (Kappes weist darauf ebenfalls hin). Das heißt: Dass die binären Datensätze überwiegend von Klienten » Read the rest of this entry «
Februar 21st, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook Frage (Teil 4): Die Facebook-„Revolution“ bei Christoph Kappes § permalink
Aus der Bestimmung des Revolutionsbegriffes jenseits bloßer „revolutionärer Massen mit politischen Umsturzabsichten“ lässt sich die Frage der Facebook-Revolution differenzierter angehen.
Kappes hebt zunächst darauf ab, dass es nicht die Mittel/Medien sind (Kommunikationsmittel oder Waffen), die eine Revolution „machen“, sondern die Menschen dahinter. Bereits dieser Punkt ist so zentral, dass er auch für Facebook selbst festzuhalten ist. Nicht Facebook, die Webseite und technische Plattform ist die revolutionäre Kommunikationsneuerung dieser Jahre – sondern die 600 Millionen Menschen, die Facebook nutzen sind eigentlich in einem revolutionären Akt versammelt (wenn er denn revolutionär ist). Ob nun Facebook, Twitter oder Mobiltelefone die eigentlichen revolutionären Mittel waren, sei hier dahin gestellt. Dabei ist allerdings aus dem bisher gesagten mit Kusanowsky – hinzuzufügen, dass es sich letztlich nicht um ein entweder-oder handelt. Denn die Unterscheidung hie Mensch – hie Technik wäre subkomplex. Vielmehr ist es der User, der Netzmensch, die surfende Kugelwolke mit ihren kommunikativen Eigenheiten im Netz, die zur Betrachtung steht. Man könnte auf den von Paul de Man intepretierten William Butler Yeats zurückkommen und seine abschließende Frage in „Among School Children“:
O body swayed to music, O brightening glance,
How can we know the dancer from the dance?
Der Tänzer ist vom Tanz nicht zu unterscheiden, sowenig wie der User vom Use, der Surfer vom Surfen oder der Netzmensch vom Menschennetz. Es lässt sich nur durch theoretische Abstraktion eine Unterscheidung herbeiführen, die gelegentlich von theoretischem Wert ist. Dabei aber fällt der User, Surfer, Netzmensch in eine Zwitterposition oder Kippfigur, wie sie die Quantenphysik aus dem Welle-Teilchen-Dualismus kennt. Wir haben es mit einem Gegenstand zu tun, der sich auf eine Weise verhält, dass dieser Gegenstand mal als Welle, mal als Teilchen » Read the rest of this entry «
Februar 21st, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook Frage (Teil3): Facebook-Revolution? § permalink
Was ist eine Revolution? Fragen wir den Protagonisten der enzyklopädischen Revolution, Wikipedia:
Der Begriff Revolution wurde im 15. Jahrhundert aus dem spätlateinischen revolutio („das Zurückwälzen, die Umdrehung“) entlehnt und zunächst als Fachwort in der Astronomie für den Umlauf der Himmelskörper verwendet. Später wurde das Wort auch allgemein für „Veränderung, plötzlicher Wandel, Neuerung“ gebräuchlich. Die heutige Bedeutung als „meist, jedoch nicht immer, gewaltsamer politischer Umsturz“ bildete sich erst im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Französischen Revolution
Es macht Sinn, einen Schritt hinter die Begriffsdimension des 18. Jahrhunderts zurückzugehen – hin zur Astronomie. Denn ganz so harmlos, wie es diese Definition andeutet, ist die „Revolution“ der Astronomie nicht. In De revolutionibus Orbium Coelestium hatte Nikolaus Kopernikus die größte Revolution der Neuzeit formuliert: Die Einsicht, dass » Read the rest of this entry «