Februar 21st, 2011 § § permalink
In Kusanowskys Antwort auf den Carta-Artikel von Christoph Kappes ist der Hinweis zu finden, dass die Mensch-Maschine Thematik durchaus weiterer Reflexion bedient, da es so scheinen könnte, als würde Kappes über die Konstante Mensch“ reden, die sich nunmehr der neuen Technologie „Internet“ bedient und sich oder seine Gesellschaft daraufhin verändert oder den veränderten Rahmenbedingungen anpasst. Das ist so lange sinnvoll, wie man davon ausgeht, dass es ein Internet git, das Menschen benutzen. Alsoe eine technisch basierte Betrachtungsweise. Man würde dann sagen, dass das Internet ein großer Erfolg ist, weil es von vielen Menschen benutzt wird. Und dass der Erfolg von Facebook die Nutzung durch viele Menschen ist. Dann könnte man sich also auf die Phänomene „Internet“ und „Facebook“ als Gegenstände der Betrachtung stürzen.
Nun ist aber „das Internet“ nichts als ein ziemlicher Haufen von Kabeln, Routern, Hubs und so weiter. Nichts Tolles. Und Facebook ist eine von einigen Milliarden Plattformen im Internet. Übrigens eine der am schlechtesten nutzbaren (weit jenseits der von mir zuletzt so geschmähten nachtkritik.de), intransparentesten und – wenn ich sagen darf – hässlichsten. Aus der Betrachtung dieser maschinellen Gegebenheit ist nichts zu lernen. Erst durch eine Verschiebung der Perspektive rückt ein interessantes Phänomen in den Fokus: 2 Milliarden Menschen, die sich miteinander vernetzen – was eine nachlässige Formulierung ist, wie Kusanowsky vermutlich direkt anmerken würde. Tatsächlich sind es 2 Milliarden Netzmenschen. In ihren kommunikativen Zusammenhängen lassen sich „Mensch“ und „Kommunikationsmittel“ nicht auseinander dividieren. Am Ende wird der Begriff „Menschen“ selbst als Bestandteil von „Netzmenschen“ sogar fraglich. Nennen wir sie also „User“, Entitäten, die erst durch die elektronische » Read the rest of this entry «
Februar 20th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Die Facebook Frage: Start einer Reihe § permalink
Immer wieder mal flammen hier und da Debatten rund um die Privatsphäre auf. Sei es bei Google Streetview. Sei es in Sachen Facebook. Im Wesentlichen zeigen sich diese Debatten als erschreckend niveaulos. Der (zumeist aus öffentlich-rechtlicher Ecke) gespeisten Warn-Mahn-Zeigefingerheberei treten auf der anderen Seite die Neo-Hippies und Verfechter der Freien Datenliebe unter der Sigle der Post Privacy entgegen. Allen gemeinsam ist dabei, dass jeder ein aus unterschiedlichsten Fakten und Fiktionen gemischtes eigenes Süppchen kocht und dem andern möglichst brühwarm über den Kopf schüttet – das niemals auf seine Ingredienzien befragt wird. Die Lage ist – unübersichtlich. Und sie ist zudem: komplex. Denn es treten in diesem Postdrama verschiedene „Big Player“ auf, die auf wundersame Weise wie Kippfiguren ihr eigenes Erscheinungsbild ändern ohne sich selbst zu verändern. Der Betrachter oder Beobachter beobachtet sie nur jeweils verschieden.
Die Player sind: Der User (verstanden nicht als Mensch+Internet, sondern als Netzmensch). Die User. Der Staat. Das Unternehmen – zum Beispiel Facebook. So simpel hintereinander aufgeschlüsselt entbehrt das Postdramatis Personae bereits nicht einer gewissen Skurrilität. Seis drum. Die Betrachtungsweise ist nun in vielen Texte eine, die im Wesentlichen aus unguten oder sauguten Gefühlen » Read the rest of this entry «
Februar 2nd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Das kleine psychische System – ein Märchen. Teil II § permalink
Nach einigem Umsehen stellte jedes kleine psychische System fest, dass sein lebendiges System ausweglos gefangen sei. Und so lebte man also etwa 10 Jahre verschüttet vor sich hin. Keiner vermisste die kleinen eremitischen psychischen Systeme. Die Umwelt hatte sie längst schon in der Wüste verloren gegeben. Und die Eremiten selbst dachten nicht im Träume daran, sich mit den anderen Eremiten im Raum zusammen zu tun. Etwa eine eremitische Gesellschaft zu gründen. Oder einen Verein zur Förderung des Eremtitismus. Oder » Read the rest of this entry «
Februar 1st, 2011 § Kommentare deaktiviert für Das kleine psychische System – ein Märchen. Teil I § permalink
Ein kleines psychisches System beschloss eines Tages, sein lebendiges System in eine wüste Einöde zu verbringen. Weit abgeschieden von allen anderen psychischen System. Weit entfernt von aller Gesellschaft. Es wollte sich in die Situation eines Eremiten begeben. Oder glaubte vielmehr, das es das wollte, während vermutlich doch eher Es das wollte. Am Ende waren sie alle drei dort. Das psychische System, sein Körper. Und Es. Das es sich von Es bedroht fühlte und der Desystematisierung nicht anheimfallen wollte, ersann es sich diverse Stabilisierungsmechanismen. Zum Beispiel ließ es (das psychische System also) seinen Körper Hungern, bis er schmerzte. Oder es setzte ihn der sengenden Sonne oder der beißendsten Kälte aus. Und durch die Schmerzen, die es aus seiner körperlichen Umwelt wahrnahm (wahrzunehmen glaubte), glaubte es, sich selbst zu stabilisieren. Zugleich trat es in eine kommunikative Beziehung mit einem anderen System ein, von dem es sich beobachtet fühlte. Dieses System nannte es Gott. Es (also: es) redete täglich viele stunden mit diesem anderen System. Gelegentlich hielt es das System Gott gar für ein psychisches, gar ein körperliches System. Außer dem psychischen System konnte allerdings niemand anderes den körperlichen Gott sehen, noch mit ihm reden oder ihn vernehmen. Wie auch – war ja niemand anderes da!
So also stabilisierte sich das psychische System. Und es tat noch eines mehr. Denn wen es (nicht das psychische System und auch nicht Es) regnete und sich kleine Wasserlachen bildeten, schaute es hinein und sah ein Gesicht. Das Psychische System brachte seinen Körper dazu, bestimmte Bewegungen zu machen und folgerte aus der Tatsache, dass die Form im Wasser diese Bewegungen simultan ausführte, dass es sich um sein Spiegelbild handeln müsse, dass ein Körper also seinen Befehlen gehorchte und es demnach existieren müsse. Es (also Es) glaubte das übrigens nicht. Was daran liegt, das Es nichts glaubt.
Eines Tages segelte ein Zettel herab. Woher ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Das ist auch nicht nötig, schließlich handelt es sich um ein Märchen – und im Märchen geschehen Dinge, weil das Märchen weitergehen muss und nicht unbedingt, weil es eine Erklärung dafür gibt. Also las das kleine psychische System » Read the rest of this entry «