Februar 28th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Sich Gesellschaft leisten — Nachtkritik berichtet § permalink
Kaum ist der Tag angebrochen — steht die Nachtkritik schon im Netz und bespricht wirklich überraschend ausführlich “Sich Gesellschaft leisten” — was mich sehr freut. Obs so richtig gut gefiel, vermag ich der Kritik nicht zu entnehmen. Aber so richtig nicht hats scheinbar auch nicht gefallen. Nur dass ich “eigentlich” Werbetexter bin, würde ich doch zurückweisen wollen.
Hier gehts zur Nachtkritik “Stück für Stück gegen den Kapitalismus”
Übrigens: Ein schönes Gefühl, auf nachtkritik vertreten und besprochen zu sein. Ein sehr schönes!
Februar 27th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Sich Gesellschaft leisten — heute Premiere § permalink
Gern wär’ ich dabei — nur leider gehts zeitlich nicht. Heute abend hat “Level IV: Mangelwirtschaft” aus “Sich Gesellschaft leisten” Premiere beim 9. FESTIVAL FÜR NEUE DRAMATIK in München; Regie Frank Campoi. Ich bin gespannt und werds mir nächstes Wochenende ansehen. Viel Glück, Erfolg und Vergnügen allen, die heute abend dabei sind!
F
Februar 24th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Warum eigentlich … § permalink
… wird der katholischen Kirche nicht die Eignung zur Trägerschaft von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen für Kinder abgesprochen und die Betriebserlaubnis entzogen? Ich möchte nicht wissen, was los wäre, hätte es diese Missbrauchsfälle in islamischen Koranschulen gegeben.
Und warum fordert Frau von der Leyen nicht die Aufstellung von Stopp-Schildern vor den jugendgefärdenden Erziehungsanstalten (bzw. auf ihren Webseiten)? Oder die Löschung der Kollegs. Oder verklagt die Schulprovider? Oder ist die Kirche ein rechtsfreierer Raum als das Internetz?
Spaßig ist das alles nicht. Aber einen Zug zum Irrsinn trägts in sich. Die EKD-Vorsitzende Käßmann tritt zurück, weil sie mit Alkohol am Steuer erwischt wurde — hat aber keinem Menschen Schaden zugefügt, als sie gegen Gesetz und Moral verstieß. Die Verantwortlichen der katholischen Kirche hingegen — machen “die sexuelle Revoluton” verantworlich für Missbrauchsfälle und weisen Kritik der Bundesjustizministerin als “schwerwiegenden Angriff auf die katholische Kirche” zurück, um zugleich per 24-Stunden-Ultiimatum die Rücknahme und Entschuldigung zu verlangen (Spiegel Online). Nicht dass mich Kirchen wirklich interessierten — aber wer schadet denn dem Ruf der Kirche da wohl am meisten? Und was noch mehr ist: Wer hat sich an Kindern vergangen — und sollte deswegen Luft und Energie für anderes sparen, als für freche Kritik an Kritikern.
Februar 23rd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Homo Oeconomicus IV § permalink
Im Nachgang zu den letzten Postings zur Wirtschaftswissenschaft: würde der Homo Oeconomicus Arbeit aufnehmen, wenn er auch ohne zu arbeiten leben könnte? Will heißen: kann ein Neoklassiker eigentlich verstehen, dass Menschen arbeiten wollen — jenseits von “Anreizmechanismen”, an die vermutlich nicht einmal mehr Meerschweinchenfreunde glauben. Oder wird der Neoklassiker nicht einräumen müssen, dass eine strikte Arbeitsverweigerung bei gleichzeitigem Hartz IV-Bezug hochgradig rational ist?
Er wird es einfach nicht verstehen. Diese dritte Dimension kommt in seiner zweidimensionalen Welt einfach nicht vor. Vielleicht können wir diesen armen geistig beschränkten Herrschaften ein wenig helfen? Kamerakind Guido, der gestern wieder ganz arg putzig aber erfolglos versuchte, eine erwachsene Stellungnahme zur Frage des Afghanistan-Krieges abzugeben, bedarf der Hilfe. Um zu verstehen, was in seinem fiktionsbasierten Weltbild nicht vorkommt. Dass Menschen Lust (irrational!) zur Arbeit haben können. Würde ein Homo Oeconomicus eigentlich ins Fitnessstudio gehen?
Februar 22nd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Das Grundproblem der Wirtschaft(swissenschaft) — Fortsetzung § permalink
Zugegebenermaßen ist das Posting zum Grundproblem von vorgestern etwas instringent und mäandert in der Nähe des argumentativen Ziels herum. Und es ist sicherlich im wissenschaftlichen Sinne weder wasserdicht noch solide argumentiert. Das ist mir zwar peinlich — ich nehme es aber in Kauf, weil hier kein fertifges Buch veröffentlicht wird, sondern die Dinge in Bewegung bleiben können und sollen. Posting um Posting. Trotzdem erfordert eine kurze aber heftige Debatte zu dem Thema, die leider offline geführt wurde und deswegen hier nicht dokumentierbar ist, einige Nachbetrachtungen und Klärungen. Hauptthema dieser Debatte war eine Variante des Sein/Bewusstsein-Problems. Sprich: Ist es zulässig zu behaupten, die verkürzte Sichtweise (ist sie wirklich verkürzt?) der Wirtschaftswissenschaft sei verantwortlich für die sich autonom dünkende und sich in der bekannten Weise ausdifferenzierende und als eigengesetzlich separierende Wirtschaft (also für die Bildung des Subsystems “Wirtschaft”). Oder folgt das wirtschaftswissenschaftlich reflektierende Bewusstsein dem längst separierten Sein des Sektors “Wirtschaft”?
Frage ist ja nicht schlecht — und hat meinerseits mehrere Antworten, die sich ggf. gegenseitig ausschließen (der freudschen kettle logic gleich). Deren erste:
Die Behauptungen sind weder streng wissenschaftlich noch streng historisch. Möglicherweise lassen sich historische Belege dafür finden, dass das ökonomische Denken, das sich vom allgemeinen gesellschaftlichen Denken abspaltet, zeitlich parallel zur Ausbildung eines Wirtschaftssektors beginnt. Vielleicht gar solche Belege, die zeigen, dass das reflektierende Denken die Ausbildung einer sich autonom dünkenden Wirtschaft gefördert haben. Vielleicht aber ist es auch die wachsende Macht der Industrie gewesen, die ein wirtschaftliches Denken befördert haben. Man mag Quesnays Tableau Économique (1758), Smith’s Inquiry (1776) oder Ricardos Principles (1817) als Geburtsstunde ansehen. Ich bin kein studierter Ökonom — nur aus der Ferne betrachtet scheinen mir diese Autoren die Wirtschaft als Funktion oder Kategorie » Read the rest of this entry «
Februar 21st, 2010 § Kommentare deaktiviert für Das Handeln im Postdrama § permalink
Angesichts des gestern geposteten Beitrags über das Grundproblem der Wirtschaft muss natürlich die Frage nach dem Handeln und der Handlung prominent in den Vordergrund rücken. Nicht aus der bloßen Mehrdeutigkeit des Begriss “Handlung” heraus, die zwar im Deutschen ganz eingängig aber in anderen Sprachen kaum in dieser Form zu reproduzieren ist (und damit eher auf sprachlicher denn auf gedanklicher Ebene liegt). Vielmehr kann ein oberflächliches, vulgärpsychologisches oder ‑soziologisches Handlungsmodell nicht länger als Grundlage dienen, das sich noch in vielen dramatischen Grundkonstruktionen findet. Einer der wichtigsten und für die Bühnen drängendste Grundkonflikte der Gegenwart ist genau derjenige zwischen soziologischen und ökonomischen Handlungsmodellen. Diie Theater selbst fallen in den Abgrund zwischen beiden Modellen, wie jeder feststellt, der sich mit den Stellungnahmen der Theater zu den drohenden Etatkürzungen und Hausschließungen beschäftigt. Konfrontiert mit einem ökonomischen Zusammenhang macht es überhaupt keinen Sinn, ein Drama um die gesellschaftlichen Dimensionen von Sinn und Unsinn von Theaterschließungen aufzuführen, wie es der Bühnenerein unternimmt:
Niemand unterschätzt die dramatische wirtschaftliche Lage der Stadt – wie auch der meisten anderen Städte in NRW – doch legt die vom Stadtkämmerer vorgeschlagene Schließung des Schauspielhauses einen Zustand offen, der das Gemeinwesen der Bundesrepublik gefährdet: Die Finanz- und Steuerpolitik insbesondere des Bundes nimmt billigend in » Read the rest of this entry «
Februar 20th, 2010 § § permalink
Im Zuge der sogenannten Finanz- und Wirtschaftskrise wird dem Wirtschaftssystem bzw. seinen führenden Vertretern gerne unverantwortliches, unmoralisches oder gar kriminelles Handeln vorgeworfen. Das mag so angehen — und der daraus resultierende Zwang zur Rechtfertigung etwa der Auto-Chefs vor dem Senat in den USA tut den Wirtschaftsführern sicherlich ganz gut. Allein: Die Wurzeln des Übels liegen woanders. Sie sind in der Absonderung des “Subsystems Wirtschaft” (Luhmann) von der Gesellschaft, in der wissenschaftlich-theoretischen Trennung von “Wirtschaft und Gesellschaft” bzw. in der Trennung von Soziologie, Psychologie und Ökonomie zu sehen.
Die Folge dieser theoretischen Trennung: Die Denker, die sich mit dem Subsystem Wirtschaft auseinandersetzten, konnten eine angemessene und ideale Weise des Umgangs und Handelns definieren. Allein die soziologische, psychologische und ökonomische Begrifflichkeit von “Handeln” in ihrer Differenz ist schon ein deutlicher Hinweis auf die Folgen. Der Wirtschaftswissenschaftliche Begriff von Handeln und Handlung (für dramatische wie postdramatische Überlegungen schwer zu vernachlässigen) setzt extrem restringierte Rahmenbedingungen voraus. Wirtschaftlich definiertes Handeln ist:
“…die wirtschaftliche Tätigkeit des Austauschs von Gütern zwischen Wirtschaftssubjekten auf dem Weg der Güter von der Produktion bis zum Konsum bzw. der Güterverwendung …” (Wikipedia)
Demgegenüber die (auf Weber zurückgehende) soziologische Definition des sozialen Handelns:
Soziales Handeln heißt ein „Handeln“, also ein Tun, Dulden oder Unterlassen, das für den Handelnden (den „Akteur“) subjektiv mit „Sinn“ verbunden ist, welches insofern „sozial“ ist, als es sich auf das Verhalten Anderer bezieht, und daran in seinem Ablauf orientiert.
Polemisch lässt sich bereits hier der Unterschied zwischen Güteraustausch und Sinnproduktion konstatieren. Es wäre aber zu einfach, hier zu schließen. Polemik bringt nicht voran, nicht zu den entzündeten Wurzeln des Übels. Denn die eingeengte Begrifflichkeit wirtschaftlichen Handelns lädt dazu ein, ein » Read the rest of this entry «
Februar 18th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Gott, seine Welt und die Zeitung § permalink
Ich glaube, dass selbst Gott sich über die Welt nur mehr aus den Zeitungen orientiert.
Brecht, Schriften 21, 153
Es gibt Sätze, die zum Schreiben zwingen — und denen trotzdem nichts hinzuzufügen ist. Wer eine Stunde oder ein Leben Zeit hat, möge sich diesen Brechtspruch auf dem Hirne zergehen lassen.
Februar 17th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Liebling, ich habe die Wirtschaft geschrumpft § permalink
Ich finde es besser, ein kleines verbrauchsarmes Auto zu fahren.
Ich brauche keine aufwändigen, sondern einen erholsamen Urlaub.
Ich brauche keine teuren, sondern lebliche Möbel.
Ich muss nicht teuer essen, sondern lecker.
Ich habe keine Lust auf mufflige Bankangestellte, erledige alles online.
Ich vergleiche im Internet Preise und kaufe, wos am Günstigsten ist.
Ich weiß, dass Produkte billiger werden, wenn weniger Menschen an der Herstellung beteiligt sind.
Und dass es noch billiger wird, wenn die Wenigen noch weniger Geld bekommen.
Meine Freunde verdienen immer weniger und arbeiten dafür mehr.
Deswegen sind sie gezwungen, günstiger einzukaufen.
Sie vergleichen strenger, sparen eher.
Deswegen werden noch weniger Menschen noch günstiger produzieren müssen.
Bis sie sich weniger Produkte leisten könne, weil auch die Billigsten zu teuer sind.
Dann werden Produkte vom Markt verschwinden.
Und die zugehörigen Produktionsanlagen.
Und die Arbeitsplätze in diesen Anlagen.
Anlagen, die überleben wollen, werden billiger produzieren müssen.
Sie werden technisch die Effizienz steigern und Personalkosten sparen müssen.
Und so sparen, sparen, sparen wir alle.
Und werden davon nicht etwa reicher.
Ist das naiv?
Februar 16th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Bundesphrasenminister Guido § permalink
Zweierlei gilt es nachzutragen. Zunächst der sehr eigentümliche Sozialismus-Begriff des Herrn Westerwelle, der glaubt, Sozialisten seien Typen, die für Nichtstun Lohn zahlen. Putzig. Vielleicht mal ein Zitat, dass gerade der Herr Westerwelle sofort unterschreiben würd:
Die Müßiggänger schiebt beiseite.
Und woher, Herr Westerwelle, mag dieses Zitat sein? Sie könnens selber Googeln. Oder sich von mir sagen lassen, dass es eine Textzeile aus der Internationale ist, dem “weltweit am weitetsten verbreitete[n] Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung” (Wikipedia).
Dann noch ein kurzer Nachtrag zu der Frage, ob en sich liberal nennender Parteivorsitzender sich die moralische (!) Verurteilung von Menschen erlauben kann, die keine Arbeit haben. Moralische Verurteilung des Genusses ohne Produktivanteil ist der Kern der katholischen Sexualmoral. Sexueller Genuss nur zum Zwecke der Kinderproduktion. Wer nicht (Kinder)produziert, soll auch nicht genießen. Ernstzunehmende Liberalität steht über solch kleinlichen » Read the rest of this entry «