“Theater der digitalen Gesellschaft” — Vortrag beim NRW Theatertreffen 2014

Juni 13th, 2014 § 1 comment § permalink

Im Fol­gen­den ist der Vor­trag als PDF zu fin­den und her­un­ter­zu­la­den, den ich bei der Eröff­nungs­ver­an­stal­tung des NRW Thea­ter­tref­fens 2014 in Dort­mund die Ehre und das Ver­gnü­gen hat­te zu hal­ten. Zusätz­lich stel­le ich hier noch ein­mal den län­ge­ren Vor­trag “Auf dem Weg zum agi­len Thea­ter” (gehal­ten auf der Jah­res­ta­gung der Dra­ma­tur­gi­schen Gesell­schaft 2014 in Mann­heim) zur Ver­fü­gung. Außer­dem die von mir aus den Sta­tis­ti­ken des Deut­schen Büh­nen­ver­eins für die Thea­ter in Nord­rhein-West­fa­len zusam­men­ge­stell­ten Zah­len in einer Excel-Datei zum Download.

»Der Dort­mun­der Vor­trag kann hier her­un­ter­ge­la­den wer­den.Die Prä­sen­ta­ti­ons-Bil­der sind eben­falls in die­sem PDF zu finden.

»Die Excel-Datei mit den Büh­nen­ver­eins-Zah­len für Nord­rhein-West­fa­len kann hier her­un­ter­ge­la­den wer­den. Ich hof­fe, die Beschrif­tun­gen sind eini­ger­ma­ßen ver­ständ­lich. Soll­ten in die­ser Datei trotz aller Sorg­falt Über­tra­gungs­feh­ler vor­kom­men, bit­te ich dafür um Ent­schud­li­gung und um Hin­weis, damit ich kor­ri­gie­ren kann.

»Wer den län­ge­ren Vor­trag aus Mann­heim mit den Aus­füh­run­gen über die agi­le Orga­ni­sa­ti­on her­un­ter­la­den möch­te, wird hier fündig.

»Und dies sind die Mann­hei­mer Präsentations-Slides:

 

»Außer­dem ist der Mann­hei­mer Vor­trag auch in einer leicht geän­der­ten Form auf nachtkritik.de zu fin­den: Auf dem Weg zum agi­len Theater.

Der Gedanke einer aufziehenden Digitalökonomie erreicht Banken — in Form von Angst

Februar 17th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Der Gedanke einer aufziehenden Digitalökonomie erreicht Banken — in Form von Angst § permalink

Es gab ja hier im Blog in den letz­ten Jah­ren durch­aus eini­ge Bei­trä­ge zum The­ma Digi­ta­l­öko­no­mie (hier der Kate­go­rie-Link) und den damit anste­hen­den revo­lu­tio­nä­ren Ver­än­de­run­gen. Nicht zuletzt des­we­gen wur­de hier ja auch das vir­tu­el­le “Insti­tut für Digi­ta­l­öko­no­mie” gegrün­det. Die Mög­lich­kei­ten, die etwa Face­books Cre­dits (auch wenn inziw­schen wiet­ge­hend ein­ge­stellt) hat, habe ich hier beschrie­ben. Die Ähn­lich­keit zwi­schen Finanz­we­sen und Musik­in­dus­trie etwa hier. Über die fan­tas­ti­schen Mög­lich­kei­ten von mobi­le Pay­ment, wie sie in Afri­ka zu sehen sind, hier.

Inzwi­schen scheint der Gedan­ke an die fun­da­men­ta­len Ver­än­de­run­gen (übri­gens auch in Schuld und Schein zu fin­den), die gera­de dabei sind, ihre Kraft zu ent­wi­ckeln, offen­bar auch in den Köp­fen oder zumin­dest den lim­bi­schen Sys­te­men der Bank­ent­schei­der ange­langt. Als Ergeb­nis einer neu­en Stu­die von Ste­ria Mum­mert und F.A.Z.-Institut ist zu lesen:

Die klas­si­schen Ban­ken sehen sich immer stär­ker von bran­chen­frem­den Wett­be­wer­bern bedroht. Ins­be­son­de­re Bezahl­sys­te­me im Inter­net gefähr­den ihr Geschäft. Die­ser Ansicht sind 57 Pro­zent der Ent­schei­der » Read the rest of this entry «

Sparnien, Siechenland, Irrland, Kapitalien – die Verschuldeten und die Schuldigen

Oktober 9th, 2012 § 5 comments § permalink

Jawoll, recht so. Die Faul­pel­ze aus den Süd­län­dern, die eigent­lich nichts ande­res tun, als am Strand rum­zu­lun­gern, Wein zu ver­kon­su­mie­ren und den Staat aus­zu­plün­dern haben es nicht anders ver­dient, als im Namen einer kos­misch-mone­tä­ren Gerech­tig­keit jetzt die Rech­nung zu beglei­chen. Wäh­rend die deut­schen Amei­sen Som­mers wie Win­ters geschuf­tet haben, um ihren Bau gegen jedes Wet­ter abzu­si­chern, haben die­se Süd­län­der da wie die fabel­haf­te Gril­le nur gezirpt und gesun­gen. Jetzt im Win­ter – sol­len sie hungern.

Das ist der Duk­tus, der der Öffent­lich­keit als herr­schen­de Erzäh­lung weiß­ma­chen soll, warums denen da jetzt so dre­ckig gehen muss, wie es ihnen geht. Und genau mit die­ser Legen­de, die in ihrer his­to­ri­schen Wirk­macht der Dolch­stoß­le­gen­de gleich­kom­men dürf­te, wird ver­schlei­ert, was sich da tat­säch­lich abspielt. Nicht dass ich ich etwa als gelehr­ter öko­no­mi­scher Scho­las­ti­ker in der Lage wäre, all das more oeco­no­mico aus­ein­an­der­zu­neh­men und anders zu erklä­ren. Das tun zu wol­len, hie­ße ja, sich die­sem Dis­kurs so weit anzu­ver­wan­deln, dass der Blick sich not­ge­drun­gen ver­schlei­ern muss. Igno­ranz ist viel­mehr das Gebot der Stun­de – und die Reduk­ti­on der Betrach­tung des Öko­no­mi­schen auf ein – so weit mög­lich – Außer­halb des öko­no­mi­schen Dis­kur­ses. Und der geht so:

Die unver­ant­wort­li­chen Schuldenmacher?

Mas­sen­blätt­chen erzäh­len ger­ne Geschich­ten dar­über, wie pom­for­ti­onös die Miss­wirt­schaft in dem Land ist, das vor noch nicht all­zu lan­ger Zeit als Wie­ge der euro­päi­schen Hoch­kul­tur gefei­ert wur­de (N.B. wärs anders­rum, die grie­chi­schen Zei­tun­gen könn­ten sicher­lich genüss­lich aus den Jah­res­be­rich­ten des Deut­schen Bun­des­rech­nungs­ho­fes zitieren,von Ber­li­ner Flug­hä­fen und Ähn­li­chem wol­len wir nicht wei­ter reden…). Schau­en wir uns die Zah­len an:


Zwei­er­lei fällt dar­an auf:

  1. So wahn­sin­nig groß ist der Aus­schlag der PIIGS-Staa­ten nicht. Im Ver­gleich zu Japan sind die­se viel­mehr aus­ge­spro­che­ne Sparbrötchen.
  2. Die Knicks in den Kur­ven lie­gen in genau den Jah­ren nach­dem fest­ge­stellt wur­de, dass die­se Län­der gar so über­schul­det sind und des­we­gen spa­ren müs­sen. Also: Die Ver­schul­dung­quo­te explo­diert, seit fest­ge­stellt wur­de, dass die Län­der zu ver­schul­det sind und von den nicht demo­kra­tisch gewähl­ten Insti­tu­tio­nen wie der Troi­ka dazu ange­hal­ten wer­den, weni­ger Schul­den zu machen und die Staats­haus­hal­te zu redu­zie­ren. Das scheint ja ganz groß­ar­tig zu funktionieren.

Um Schul­den abzu­tra­gen – arbei­tet man am bes­ten weniger?

Ein ande­res Dia­gramm, das eben­falls auf Daten der Welt­bank beruh, zeigt, dass die Fol­gen sich als Arbeits­lo­sig­keit aus­drü­cken. Ins­be­son­de­re Spa­ni­er zah­len den Preis für die angeb­li­che Schlu­de­rei mit Arbeits­lo­sig­keit. Arbeits­lo­sig­keit? Wie soll durch stei­gen­de Arbeits­lo­sig­keit eigent­lich der ach so skan­da­lö­se Schul­den­berg abge­tra­gen werden?


Sind die Faul­pel­ze so faul­pel­zig, dass sie sich jetzt gar nicht mehr von der Playa fort­be­we­gen wol­len? Und sorgt das dann dafür, dass die Wirt­schaft bes­ser läuft? Schau­en wir mal:


Ach so, bis 2007 war in all den faul­pel­zi­gen Län­dern noch ein ganz ordent­li­ches BIP-Wachs­tum zu fin­den. Dann erst brach es ein. Und seit Grie­chen­land unter dem Dik­tat der Troi­ka steht, geht’s mal rich­tig abwärts. Da regiert mit Anto­nis Sama­ras immer­hin ein Öko­nom, ein Exper­te. Wie auch in Ita­li­en, wo der Gold­man-Sachs-Bera­ter Mario Mon­ti dafür sorgt, dass die Wirt­schaft … brum­melt. SpOn schriebs  vor drei Wochen: Im Jahr 2012 schrumpft die ita­lie­ni­sche Wirt­schaft um 2,6%. Im Jahr 2013 (Pro­gno­se, Pro­gno­se) soll sie um 1,8% schrump­fen. Dabei hat doch die ita­lie­ni­sche Regie­rung alles getan:

Die Tech­no­kra­ten­re­gie­rung von Minis­ter­prä­si­dent Mario Mon­ti hat­te gleich zu Beginn ihrer Amts­zeit ein umfas­sen­des Reform­pro­gramm ange­kün­digt und zum gro­ßen Teil auch durch­ge­setzt. Die Früh­ver­ren­tung wur­de ein­ge­schränkt und die Ren­te mit 67 ein­ge­führt. Gebüh­ren und Steu­ern wur­den erhöht, Aus­ga­ben gekürzt. Doch die Refor­men haben bis­her vor allem die Wirt­schaft abge­würgt. (SpOn)

Dass die grie­chi­sche Tech­no­kra­ten­re­gie­rung mit ähn­li­chen Refor­men unter dem Dik­tat der Troi­ka ähn­li­che Erfol­ge hat, kön­nen wir jeden Tag der Pres­se ent­neh­men. Zum Bei­spiel vor­ges­tern im Mana­ger Maga­zin: Die Wirt­schaft schrumpf­te 2010 um 4,9%, 2011 um 7,1%, 2012 um 6,5%. Dafür steigt die Schul­den­quo­te auf 140% (Quel­le). Hä? War nicht der Schul­den­ab­bau das eigent­li­che Ziel für die „Refor­men“?

Und Spar­ni­en? Wird die­ses und nächs­tes Jahr mehr Schul­den machen. Sie­ben Pro­zent Defi­zit die­ses Jahr, sagt der IWF. 5,7% nächs­tes Jahr. (SpOn) Und die Wirt­schaft? Schrumpft. Die­ses Jahr um 1,8%, nächs­tes Jahr um 1,5% (SpOn).

2007 – was war da gleich noch?

Seit 2007 geht’s abwärts. 2007? Was war da gleich noch? Ach ja, die Ban­ken­kri­se. Die muss­ten geret­tet wer­den. Und dafür wur­den 1,6 Bil­lio­nen Euro von den euro­päi­schen Staa­ten auf­ge­wen­det (Quel­le). 1,6 Bil­lio­nen oder 13% des BIP. Was das mit dem Schul­den­stand zu tun hat, erklärt die Deut­sche Bundesbank:

Die deut­schen Staats­schul­den (Gebiets­kör­per­schaf­ten und Sozi­al­ver­si­che­run­gen ein­schließ­lich der zuzu­rech­nen­den Extra­haus­hal­te) betru­gen nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen zum Jah­res­en­de 2010 in der Abgren­zung des Maas­tricht-Ver­tra­ges rund 2,080 Bil­lio­nen € bezie­hungs­wei­se 83,2 % des BIP. Damit erhöh­te sich der Schul­den­stand gegen­über dem Vor­jahr um 319 Mrd €, und die Schul­den­quo­te nahm um fast 10 Pro­zent­punk­te zu.

In dem star­ken Schul­den­zu­wachs spie­geln sich umfang­rei­che Maß­nah­men zur Finanz­markt­sta­bi­li­sie­rung in Höhe von 241 Mrd € wider, die vor allem im Zusam­men­hang mit den Abwick­lungs­an­stal­ten FMS Wert­ma­nage­ment (HRE) und Ers­te Abwick­lungs­an­stalt (WestLB) stan­den. Die seit 2008 kumu­lier­ten Effek­te von Finanz­markt­stüt­zungs­maß­nah­men auf den Schul­den­stand belie­fen sich gemäß den der­zeit berück­sich­tig­ten vor­läu­fi­gen Wer­ten auf 335Mrd € bzw. 13,4 % des BIP. Dem Zuwachs an Schul­den steht dabei die Über­nah­me von umfang­rei­chen Risi­ko­ak­ti­va gegen­über. Soweit sich die Akti­va im wei­te­ren Ver­lauf ver­wer­ten las­sen, wird sich dies zukünf­tig in einem sin­ken­den Schul­den­stand nie­der­schla­gen. (Quel­le; Her­vorh. Von mir)

Toll. Die Staa­ten ret­ten die Ban­ken, neh­men dafür mehr Schul­den auf, bekom­men dann schlech­te­re Bewer­tun­gen hin­sicht­lich ihrer Kre­dit­wür­dig­keit – und gehen den Bach hin­un­ter. Die Ban­ken hin­ge­gen haben sich präch­tig erholt, wie es das Quar­tals-Chart der Fede­ral Depo­sit Insu­rance Cor­po­ra­ti­on, der ame­ri­ka­ni­schen Ein­la­gen­si­che­rung » Read the rest of this entry «

Theater und Kritik: Zwei Siechen beim Sterben zusehen?

Mai 20th, 2011 § 2 comments § permalink

In den letz­ten Pos­tings hat­te ich zu zei­gen ver­sucht, in welch bedroh­li­cher Lage sich mei­nes Erach­tens die Stadt­thea­ter befin­den – und zwar nicht aus dem uner­klär­li­chen Spar­wahn von Käm­me­rern, son­dern durch eine selbst­ver­schul­de­te Zeit­krank­heit. Als Nach­trag möch­te ich nun hin­zu­fü­gen, wie mei­ner Mei­nung nach die Situa­ti­on von Thea­ter und Thea­ter­kri­tik dazu füh­ren, gemein­sam in einen nicht rei­ßen­den, son­dern eher müden und ermü­den­den Abwärts­stru­del gera­ten, der bei­de an ein abseh­ba­res Ende bringt. Vor eini­gen Wochen schrieb Jür­gen Ber­ger auf der Sei­te des Goe­the-Insti­tuts einen Arti­kel mit dem Titel „Eine Fra­ge der Zeit – Print oder Online und wie das Inter­net die Thea­ter­kri­tik ver­än­dert“, der fol­gen­der­ma­ßen beginnt:

Dass sich Tei­le der Thea­ter­kri­tik ins Inter­net ver­la­gern, ist unauf­halt­sam. Allei­ne der all­mäh­li­che Abbau der Thea­ter­kri­tik vor allem in regio­na­len Print­me­di­en hat zur Fol­ge, dass eine Leer­stel­le ent­steht. Das spü­ren vor allem die Thea­ter jen­seits der Metro­po­len, die immer weni­ger im Feuil­le­ton auf­tau­chen. Es hat aber auch zur Fol­ge, dass immer weni­ger jun­ge Nach­wuchs­jour­na­lis­ten sich schrei­bend als Thea­ter­kri­ti­ker erpro­ben kön­nen. Die ein­zi­ge Aus­weich­mög­lich­keit: Das Inter­net. (Quel­le)

In der Fol­ge ver­brei­tet er sich über Kul­ti­ver­sum und Nacht­kri­tik und fled­dert ein wenig an der jour­na­lis­ti­schen Qua­li­tät der Kri­ti­ker und ihrer Tex­te her­um. Vie­les von dem, was er schreibt, ist nicht falsch. Eini­ges rich­tig. Es bleibt aller­dings an ober­fläch­li­chen Phä­no­me­nen und Geschmacks­kri­ti­ken an den geschmäck­le­ri­schen Kri­ti­ken hän­gen. Es ist ein­fach nicht zu erwar­ten, dass Schrei­ber, die mit einem Stun­den­satz von Gebäu­de­rei­ni­gungs­per­so­nal (Hono­rar für eine Kri­tik 60 € laut Esther Sle­vogt hier) abge­speist wer­den (und dar­auf läuft es in etwa hin­aus, betrach­tet man den gesam­ten Zeit­auf­wand für eine Kri­tik), eine refle­xi­ve Qua­li­tät ablie­fern, die haupt­be­ruf­li­chen oder nach Zei­tungs­sät­zen bezahl­ten Frei­en eig­net. Nacht­kri­ti­ken zu schrei­ben kann nur Hob­by sein oder die Mög­lich­keit, kos­ten­los ins Thea­ter zu kom­men. Aber das ist geschenkt und sei dahin gestellt.

Von Ver­schwin­den der Zeitungskritik

Inter­es­san­ter fin­de ich sei­ne Asser­ti­on, dass das schwin­den der Kri­ti­ken aus Zei­tun­gen eine unum­kehr­ba­re Bewe­gung sei – und sie ist fatal. Aus zwei­er­lei Grün­den. Zum einen zeigt sich an dem feh­len­den Auf­schrei der Leser­schaft, dass Thea­ter­kri­ti­ken schon längst nicht mehr als wesent­li­cher Bestand­teil der Zei­tungs­lek­tü­re bei Otto und Otti­lie Nor­mal­le­ser gel­ten. Thea­ter­kri­tik ist kein Kern­be­stand von Zei­tun­gen – höchs­tens eine Art Kol­la­te­ral­in­for­ma­ti­on, die » Read the rest of this entry «

Warum so viele Klassikerinszenierungen: Die Todsünden des Theaters (Antwort auf Nora Decker)

April 11th, 2011 § 3 comments § permalink

Die Schau­spiel­stu­den­tin Nora Decker hat mir eine Fra­ge gemailt, die nur auf den ers­ten Blick oft gehört und wie ein miso­thea­tra­ler Stoß­seuf­zer erscheint:

war­um wer­den sovie­le büh­nen­klas­si­ker insze­niert (shake­speare, goe­the, ibsen, usw.)?

gab es nicht eine zeit, in der stü­cke geschrie­ben u auf die büh­ne gebracht wur­den und gebrauch­te stü­cke im schrank blieben?

und wenn ja, war­um ist das nicht mehr so, war­um sieht die hit­lis­te der spiel­plä­ne so aus? :

1 Faust (Goe­the)
2 Der Gott des Gemet­zels (Reza)
3 Romeo und Julia (Shake­speare)
4 Ein Som­mer­nachts­traum (Shake­speare)
5 Kaba­le und Lie­be (Schil­ler)
6 Klamms Krieg (Hen­sel)
7 Wert­her (Goe­the)
8 Sze­nen (Lori­ot)
9 Die Räuber (Schil­ler)
10 Maria Stuart (Schil­ler)
11 Nathan der Wei­se (Les­sing)
12 Der zer­broch­ne Krug (Kleist)
13 An der Arche um acht (Hub)
14 Ham­let (Shake­speare)
15 Die Grönholm-Methode (Gal­ceran)
16 Der Men­schen­feind (Molière)
17 Ladies Night (Sinclair/McCarten)
18 Bud­den­brooks (Mann/Düffel)
19 Wer hat Angst vor Vir­gi­nia Woolf? (Albee)
20 Micha­el Kohl­haas (Kleist)

Ich fin­de die Fra­ge rele­vant. Und möch­te sie des­we­gen nicht per Mail son­der mit einem Pos­ting beantworten.

Erster Ansatz: Der Markt

Man könn­te es sich ein­fach machen und ange­bots­öko­no­misch argu­men­tie­ren: „Nun­ja, es gibt halt nicht genug Nach­schub, der insze­niert wer­den könn­te.“ Das ist kein Argu­ment: Öko­no­mi­schen Regeln fol­gend, müss­te eine Nach­fra­ge sich ein Ange­bot erschaf­fen. Übri­gens: Das tut es sogar.

Zweiter Ansatz: Der Wahrnehmungsfehler

Tat­säch­lich gab es in den letz­ten Spiel­zei­ten so vie­le Urauf­füh­run­gen wie ver­mut­lich nie in der Thea­ter­ge­schich­te zuvor (Werk­sta­tis­tik Büh­nen­ver­ein 2008/09: 609 Ur- und Erst­auf­füh­run­gen!). Also: „Wahr­neh­mung öff­nen und sehen, dass die Behaup­tung falsch ist.“

Sie ist aller­dings nicht falsch. Die von den Batt­le­group-Autoren vor­ge­tra­ge­ne Behaup­tung, es gäbe zwar einen unstill­ba­ren Hun­ger nach Urauf­füh­run­gen, die zumeist von Jung­re­gis­seu­ren auf Werk­statt­büh­nen ver­heizt wür­den, trifft zu. Und sie ändert nichts an der Situa­ti­on, dass unter dem Deck­män­tel­chen des „Wir spie­len ja Neu­es“ tat­säch­lich eine basalt­e­ne Grund­struk­tur der Klas­si­ker­in­sze­nie­run­gen zu fin­den ist (2008/9 wur­den ins­ge­samt 3.710 Wer­ke laut Büh­nen­ver­ein auf­ge­führt – ein Sechs­tel also nur neue Tex­te, 3.100 nicht­neue Wer­ke bei ins­ge­samt 7.090 Insze­nie­run­gen, von denen dann die „neu­en“ Stü­cke, die zumeist nur ein­mal insze­niert wer­den, gera­de ein­mal  8,6% sind), in die nur gele­gent­lich eini­ge „embedded aut­hors“, die als Dra­ma­tur­gen oder ähn­li­ches im Betrieb durch­ge­nu­delt wer­den, inte­griert sind.

Der groß­ar­ti­ge, hier (lei­der offen­bar nicht mehr) blog­gen­de Frank Kroll vom Hen­schel-Schau­spiel­ver­lag hat sich vor eini­gen Jah­ren die Mühe gemacht, die Büh­nen­ver­eins-Sta­tis­tik jen­seits des ers­ten posi­ti­ven Ein­drucks nach­zu­rech­nen und kommt zu dem Ergebnis:

Zwar ist, abso­lut be­trach­tet, die Zahl der ur- und erst­auf­ge­führ­ten Wer­ke seit Beginn der 90er Jah­re um etwa ein Drit­tel ange­stie­gen, im sel­ben Zeit­raum redu­zier­te sich die durch­schnitt­li­che Vor­stel­lungs­zahl pro Werk jedoch um ein höhe­res Maß. Immer mehr Wer­ke wer­den von den Thea­tern «ent­deckt», erle­ben dann aber immer weni­ger Auf­füh­run­gen. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit neu­er deutsch- und fremd­spra­chi­ger Dra­ma­tik sta­gniert wei­ter­hin auf einem nied­ri­gen Level. Den viel­be­schwo­re­nen «Hype» mit Neu­er Dra­ma­tik hat es nie gege­ben. Zwi­schen der Selbst­dar­stel­lung der Thea­ter und dem tat­säch­li­chen Büh­nen­ge­sche­hen besteht eine deut­li­che Dis­kre­panz. (Quel­le)

Nur weil Buch­händ­ler auch lus­ti­ge Gruß­post­kar­ten an der Kas­se ver­kau­fen wer­den sie noch lan­ge nicht zu Gruß­post­kar­ten­ge­schäf­ten. Das „Kern­ge­schäft“ der Thea­ter ist und bleibt die bis zu Erbre­chen wie­der­hol­te Klas­sik. Warum?

Dritter Ansatz: psycho-ethisch

Tat­säch­lich begrün­det sich die­ses Ver­hal­ten aus fünf künst­le­ri­schen Tod­sün­den: Faul­heit, Feig­heit, Dumm­heit, Eitel­keit und Geiz. Und zwar so: » Read the rest of this entry «

Hammer, dieses Wirtschaftswachstum! Oder doch nicht?

November 4th, 2010 § 4 comments § permalink

Ja der Wahn­sinn. Wirt­schafts­kri­se? Was war das gleich noch. Wie “booooooo­men”. Deutsch­land ist die “Wachs­tums­lo­ko­mo­ti­ve”. Ahhh ja. Wie wird Schäub­le heu­te bei SpON zitiert:

Aller­dings kön­ne das Niveau, das die Steu­er­ein­nah­men vor der Kri­se im Jahr 2008 hat­ten, erst 2012 wie­der erreicht wer­den. (Hier)

Das ist frei­lich ein dol­les “Wachs­tum”. Wir fei­ern ein­fach, dass wir weni­ger krank sind als ges­tern. Wenn ich mir zwei Bei­ne bre­che und eins von bei­den heilt schnel­ler — titelt die Wirt­schafts­pres­se “Mann hat über­ra­schend zusätz­li­ches Bein.” Und alle glau­ben, er hät­te drei davon. Was ein Quatsch. Wir freu­en uns, dass wir uns ans Niveau von vor zwei oder drei oder was­wei­ßich Jah­ren wie­der hoch wach­sen. Darf ich viel­leicht auf das in die­sem Blog­post ein­ge­bun­de­ne Chart ver­wei­sen und mei­ne dama­li­ge Vor­her­sa­ge, dass sich die Wel­len­be­we­gung so » Read the rest of this entry «

Ätschivederci Leistungsschutzrecht

Juni 28th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Ätschivederci Leistungsschutzrecht § permalink

Heu­te fin­det die Anhö­rung des Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums zum The­ma Leis­tungs­schutz­recht (wiki­pe­dia) statt. Zei­tungs­ver­le­ger, IT- und Online-Ver­bän­de dis­ku­tie­ren mit­ein­an­der und mit dem Minis­te­ri­um die Fra­ge, ob und in wel­cher Wei­se die Leis­tun­gen von Zei­tungs­ver­la­gen im digi­ta­len Zeit­al­ter geschützt wer­den kön­nen. Ins­be­son­de­re was Zita­te (Copy+Paste, Abtip­pen — auch umfor­mu­liert?) und Über­nah­men angeht. Bei Car­ta (hier) wird die­se Ver­an­stal­tung live bebloggt.

Da ich mir das Wochen­en­de über eini­ge Gedan­ken zum The­ma Leis­tungs­schutz, Urhe­ber­recht (wiki­pe­dia), Copy­right (wiki­pe­dia) usw. gemacht habe, ver­lin­ke ich auf die Debat­te. Und wer­de hof­fent­lich so weit kom­men, mei­nen Gedan­ken­gang in den nächs­ten Tagen wiederzugeben.

Mir ist — soviel vor­ab — aber zuneh­mend deut­lich, dass es für dias her­kömm­li­che Ver­lags­mo­dell kei­ner­lei Zukunft gibt. Die künst­li­che Unter­schei­dung zwi­schen Jour­na­lis­ten und Blog­gern (ein Kate­go­rien­feh­ler, der Kom­pe­tenz gegen Ver­triebs­platt­form stellt — ist ein blog­gen­der Jour­na­list ein blog­gen­der Jour­na­list oder schlie­ßen sich Jour­na­lis­mus und Blog­ger­tum aus?), der krampf­haf­te Ver­such » Read the rest of this entry «

Steigende Armut — Wirtschaft wächst (oder auch nicht)

Juni 15th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Steigende Armut — Wirtschaft wächst (oder auch nicht) § permalink

Bei­de kurz nach­ein­an­der und des­we­gen eine Art gegen­sei­ti­ger Kommentar:

Die Kluft zwi­schen Arm und Reich in Deutsch­land wächst. Das ist das zen­tra­le Ergeb­nis einer Stu­die des Deut­schen Insti­tuts für Wirt­schafts­for­schung (DIW) zur Ein­kom­mens­ver­tei­lung in Deutsch­land. Danach ist nicht nur die Anzahl der armen und rei­chen Haus­hal­te in abso­lu­ten Zah­len gestie­gen — seit zehn Jah­ren wür­den ärme­re Haus­hal­te auch immer ärmer. Hin­zu kom­me ein Schrump­fen der Mit­tel­schicht, die heu­te weni­ger als zwei Drit­tel der Gesell­schaft aus­ma­che. (hier)

Und kurz danach: » Read the rest of this entry «

Wirtschaftskrise? Für Kutschen, nicht für Autos [Updated]

Februar 3rd, 2010 § Kommentare deaktiviert für Wirtschaftskrise? Für Kutschen, nicht für Autos [Updated] § permalink

Wie bereits gele­gent­lich in die­sem Blog bemerkt, hal­te ich von der Behaup­tung einer all­ge­mei­nen Wirt­schafts­kri­se nichts. Wir sehen ein dra­ma­ti­sches Ein­bre­chen “tra­di­tio­nel­ler” Indus­trien — von der Musik- und Medi­en- bis zur Bank- und Finanz- oder auch zur Stahl­bran­che -, das ins­be­son­de­re mit dem rasan­ten Pro­duk­ti­vi­täts­schub durch den Ein­satz von IT-Infra­struk­tu­ren und damit ein­her­ge­hen­den Arbeits­platz­strei­chun­gen ver­bun­den ist. Ande­rer­seits ist ein Auf­blü­hen von eben den Berei­chen zu sehen, die von der IT- und Inter­net-Revo­lu­ti­on pro­fi­tie­ren. Dazu aktu­ell zwei “inter­es­san­te Zah­len”, die mir gera­de über den Weg liefen:

  • Sie­mens kün­digt den Abbau von 2.000 Stel­len an, nach­dem bereits seit 2001 über 80.000 Arbeits­plät­ze bei Sie­mens ver­lo­ren gin­gen. Der jet­zi­ge Abbau betrifft ins­be­son­de­re die Berei­che Maschi­nen- und Anla­gen­bau. (Reu­ters)
  • Yahoo! pro­fi­tiert über­ra­schend deut­lich vom anzie­hen­den Online-Wer­be­ge­schäft: Ein Zuwachs von 26% bei der Baner­wer­bung. Im Schluss­quar­tal ver­bucht Yahoo! einen Gewinn von 153 Mil­lio­nen Dol­lar. (Reu­ters) Dabei nicht ganz unwich­tig: Als Wer­be­un­ter­neh­men ist Yahoo! » Read the rest of this entry «

Interessante Zahlen: Springer Verlag

Januar 11th, 2010 § Kommentare deaktiviert für Interessante Zahlen: Springer Verlag § permalink

Umsatz­er­lö­se der Axel Sprin­ger AG aus der aktu­el­len BrandEins:

Zei­tun­gen natio­nal: ‑5,1 %

Zeit­schrif­ten­na­tio­nal: ‑7,9%

Print inter­na­tio­nal: ‑26,1%

Digi­ta­le Medi­en: +20,4%

Revo­lu­ti­on? Ich wür­de es so nennen.

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