“Arbeit ist heute vor allem ein Spiel zwischen Personen.”

Juni 21st, 2010 Kommentare deaktiviert für “Arbeit ist heute vor allem ein Spiel zwischen Personen.”

Ein Zitat des unver­meid­li­chen Nor­bert Bolz in einem Betrag aus 2004 für SWR2 mit dem Titel “Wel­che Arbeit braucht der Mensch? — Über­le­gun­gen zur Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft” (hier)

Wei­ters gefällt mir die fol­gen­de Auf­zäh­lung (bes­od­ners Punkt 3):

Da ist ers­tens die Glo­ba­li­sie­rung der Wirt­schaft, deren Schlüs­sel­fi­gu­ren sich denn auch Glo­bal Play­ers nen­nen las­sen; da ist zwei­tens die Imma­te­ria­li­sie­rung der Pro­duk­te und der des­halb wach­sen­de Bera­tungs­be­darf; da ist drit­tens die Vir­tua­li­sie­rung der Arbeits­ver­hält­nis­se, die Tele­com­muter und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­no­ma­den ein Selbst­be­wusst­sein ver­leiht, das der frü­he­re Greatful Dead und jet­zi­ge Inter­net-Guru John Bar­low auf die For­mel gebracht hat: Wenn Du etwas pro­du­zierst, was man mit Hän­den grei­fen kann, und du hast Erfolg damit, dann bist du ent­we­der ein Asia­te oder eine Maschi­ne. Und da ist vier­tens die Hete­r­ar­chie der Orga­ni­sa­tio­nen, die Sozio­lo­gen dazu inspi­riert hat, Unter­neh­men als Kon­ver­sa­ti­ons­net­ze zu modellieren.

Und auch sehr treffend:

Der Com­pu­ter­freak Peter Gla­ser hat zu unse­rem The­ma ein­mal sehr schön bemerkt, man fah­re heu­te nicht mehr zur Arbeit und kom­me spä­ter erle­digt nach Hau­se, son­dern die Arbeit kom­me nach Hau­se und fah­re dann erle­digt in die Fir­ma zurück. Mit ande­ren Wor­ten: Die Arbeit eman­zi­piert sich vom Arbeits­platz. Das klingt nach Frei­heit; aber auch sie hat ihren Preis (…) Doch nicht nur der Beruf zer­fällt, son­dern auch das Unter­neh­men. Phi­lo­so­phen könn­ten von einer Dekon­struk­ti­on der Fir­ma spre­chen; jeder wird ein Busi­ness. „Ich bin ein Busi­ness“ — das ist der logi­sche Grenz­wert der Ent­or­ga­ni­sie­rung. Die ent­spre­chen­den Zau­ber­for­meln wie Ich-AG und Brand You sind längst in aller Mun­de. So ver­wan­delt sich der Arbeits­markt in einen Per­sön­lich­keits­markt, des­sen Erfolgs­ge­heim­nis lau­tet: Mach’ dich selbst zur Mar­ke! Wer die­ser Anwei­sung folgt, kann natür­lich nicht mehr sinn­voll zwi­schen Arbeit und Frei­zeit unter­schei­den, jeden­falls nicht mehr so, dass Arbeit die Här­te des Lebens und Frei­zeit den Spaß aus­ma­chen könn­te. Wer sich selbst zur Mar­ke macht, ver­steht sei­ne Arbeit als thea­tra­li­sche Insze­nie­rung, als Spit­zen­leis­tung der Selbst­dar­stel­lung, als „hard fun“.

Ich würd gern noch mehr zitie­ren — dann wird aber ver­mut­lich der SWR oder Bolz sau­er. Leis­tungs­schutz und ähn­li­ches. Des­we­gen for­de­re ich zur Lek­tü­re des (natür­lich etwas flot­ten, aber eben des­we­gen auch lesens­wer­ten) Ori­gi­nal­bei­trags auf — weil die Par­al­le­len zu Sich Gesell­schaft leis­ten inter­es­sant sind.

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