Bankbilanzen und der Wert eines Kubikmeters voller Pupse

Oktober 16th, 2014 Kommentare deaktiviert für Bankbilanzen und der Wert eines Kubikmeters voller Pupse

Auf Bloom­berg ist hier ein sehr klu­ger Text von Matt Levi­ne zu lesen, der erklärt, war­um Gewinn- und Ver­lust­be­rich­te von Ban­ken Unfug sind, war­um sich nicht ein­mal ange­ben lässt, ob eine Bank in einem Quar­tal (oder letzt­lich in einem belie­big län­ge­ren oder kür­ze­ren Zeit­raum) Gewinn oder Ver­lust gemacht hat:

„It is not pos­si­ble for a human to know whe­ther Bank of Ame­ri­ca made money or lost money last quar­ter. (…) This is true of every bank, every quar­ter, to a grea­ter or les­ser degree,“.

Otto Nor­mal­ver­brau­cher, Otto Qua­li­täts­jour­na­list und Otto Wirt­schafts­uni­ab­sol­vent stel­len sich Ban­ken als Wert­in­sti­tu­te vor, deren Eigen­tum eben irgend­wie einen Wert haben müs­se. Als wäre also Wert etwas, das den Eigen­tums­be­stän­den anhin­ge. So als rech­ne man bei­spiel­wei­se die Anschaf­fungs­prei­se des pri­va­ten Besitz­tums zusam­men und habe dann so etwas wie eine pri­va­te Besitz­bi­lanz. Nun ist es schon hier nicht ganz ein­fach, weil der aktu­el­le Besitz sich nicht nach dem Anschaf­fungs­wert bewer­ten lässt, son­dern nach dem Zeit­wert. Also etwa danach, was es kos­ten wür­de, das Eigen­tum (im Fal­le eines Ver­lus­tes) in aktu­el­ler Qua­li­tät und Abnut­zung wie­der zu erwer­ben. Und das wie­der­um nicht mit Eigen­wer­ten der Gegen­stän­de son­dern nach den Prei­sen, zu denen ein Ver­käu­fer sich von den Gegen­stän­den tren­nen wür­de. Was Bewer­tung vor­aus­setzt. Das ist nicht ein­fach. Bei Ban­ken wird es noch schwe­rer, weil es immer nur Bewer­tun­gen gibt.

Um es den besag­ten drei Ottos etwas leich­ter zu machen, eine Analogie:

> Was wäre ein Kubik­me­ter Luft wert?

Ver­mut­lich nichts oder rela­tiv wenig. Die­ser Kubik­me­ter Luft ist eine Bank ohne Geschäft. Die Hül­le. Ihr Wert ist ledig­lich der Ple­xi­glas­ku­bus, in dem die Luft gefan­gen ist.

> Was ist der Kubik­me­ter Luft wert, wenn jemand hin­ein gepupst hat?

Noch immer rela­tiv wenig.

> Was ist der Kubik­me­ter Luft wert wenn hun­der­te oder tau­sen­de hin­ein­ge­pupst haben?

Hm.

>Und wenn sich ein Pups des Dalai Lama dar­un­ter befindet?

Es wird interessanter.

> Pup­se von Miley Cyrus, Elvis Pres­ley, Kai­ser Wilhelm?

Der Wert steigt in dem Maße, wie sich Inter­es­sen­ten für Pro­mi­pup­se finden.

> Ein Pups des Apos­tel Pau­lus? Von Jesus?

Der Wert steigt höher und höher. Auch wenn die Gefahr besteht, dass sich im Pups­ge­misch der Pups des Hei­lands nicht lupen­rein sepa­rie­ren lie­ße. Man weiß: Er ist in die­sem Kubik­me­ter. Es gibt Inter­es­sen­ten. Und das heißt: Das Gesamt­ge­misch hat irgend­ei­nen Wert. Der aber unin­ter­es­sant ist. Denn inter­es­sant ist ein­zig die Fra­ge: Wel­chen Gewinn oder Ver­lust hat der Pups­ku­bik­me­ter ein Quar­tal spä­ter erwirt­schaf­tet, d.h. wie hat sich die Gesamt­be­wert­um­ng des Pups­ku­bik­me­ters verändert?

Mit den Wor­ten von Matt Levi­ne (wie­der über Ban­ken, nicht über Pupskubikmeter):

A bank’s ear­nings are a quan­tum event; they are enti­re­ly pro­ba­bi­li­stic, and the ans­wer you get depends on who’s doing the obser­ving. You make some gues­ses with some degree of sta­tis­ti­cal likeli­hood, and then you app­ly one of a half-dozen accoun­ting regimes to the gues­ses, and you get a num­ber, and then you’­re like, ooh, look at this num­ber, it’s so nume­ric.
But it’s not a thing in the world. It’s just the out­put of app­ly­ing your rules to your inputs. But your inputs are fic­tions, and your rules are fic­tions, so it’s very sil­ly inde­ed to tre­at your out­put as a fact. (Her­vor­he­bung von mir)

Aber wir kön­nen ja beru­higt sein, denn in den nächs­ten Tagen wird uns ja ver­kün­det wer­den, wie sich Bank-Pups­ku­bik­me­ter unter Stress ver­hal­ten. Höchst anrü­chi­ge Geschäfte.

 

 

Comments are closed.

What's this?

You are currently reading Bankbilanzen und der Wert eines Kubikmeters voller Pupse at Postdramatiker.

meta