Das Theater mag in den letzten Jahren einige vereinzelte erträgliche Aufführungen gehabt haben, ein oder zwei Leute, die in einem neuen Theater Gutes leisten könnten, mögen ihre Eignung gezeigt haben. Aber im ganzen ist das Theater so tot, als es nur sein kann. Das ist eine unangenehme Auffassung für alle, die noch beim Theater sind, aber eine auch noch so gemäßigte Zufriedenheit mit dem Theater, so wie es jetzt ist, wäre lediglich der Beweis einer beklagenswerten Anspruchslosigkeit. Ja, jedes kleinste Zeichen von Zufriedenheit mit diesem Theater bei einem, der drin war, würde nur seine Uneignung für wirkliches Theater klar erweisen. Und die allgemeine ungeschminkte Unzufriedenheit, die immer mehr um sich greift, ist darum das einzige Zeichen von Zukunft, die das Theater vielleicht noch hat.
Brecht, 1926/27 (Schriften Bd 21, S.133f)
Hm. Zeit, Brecht intensiver zu lesen. Irgendwie war er ein Blogger. Und Nachtkritik wär vermutlich nach seinem Geschmack gewesen …