Für eine Diskussionsveranstaltung an der Berliner Universität der Künste zum Thema “Kunst” und “Wert” wurde ich, wie die Mitdiskutierenden auch, eingeladen, als Auftakt eine dreiminütige Antwort auf die Fragen vorzutragen: “Was ist dir deine Kunst wert? Und was bedeutet dies für dich im Hinblick auf alternative, flexible Arbeitsbeschäftigungsmodelle?”. Sie lautet:
Was ist dir deine Kunst wert?
- Ich weiß nicht, ob ich Kunst mache. Ich mache Sachen. Ob eine Mehrheit von Beobachtern diese Sachen für Kunst hält, bleibt den Beobachtern überlassen.
- Diese Sachen sind mir nichts Wert. Weil ich sie nicht in ein Wertkalkül integriere, das durch diese Bewertung bewertete Wertsachen mit anderen Wertsachen messbar und tauschbar macht. Ob andere sie in der Form bewerten, dass sie mir im Tausch dafür Wertgegenstände wie beispielsweise Geld anbieten, entzieht sich meiner Bewertung.
- Ich machen die Sachen, weil ich die Sachen mache.
Und was bedeutet dies für dich im Hinblick auf alternative, flexible Arbeitsbeschäftigungsmodelle?
- Ich muss ein Geld verdienen. Das passiert bei mir durch Arbeit. Arbeit heißt, einen Teil der eigenen Freiheit und Selbstbestimmung gegen Geldzahlung aufzugeben und sich in den Dienst von jemandem zu stellen. Das ist ok, wenn es nebenher hinreichend viel Freiheit und Selbstbestimmung ermöglicht oder übrig lässt. Zum Beispiel dafür, Sachen zu machen.
- Wenn es sich ergibt, dass jemand für diese Sachen Geld bezahlt, ist das schön. Dann steigen Freiheit und Selbstbestimmung. Wenn es sich nicht ergibt, ist das Pech. Dann muss ich mein Geld anderswoher durch Arbeit bekommen.
- Wenn durch die Abhängigkeit von dem Geld, das ich für die Sachen bekomme, das Sachenmachen zu bezahlter Arbeit wird, das heißt: die Sache von vornherein nach einem Wert kalkuliert wird, ist der Sinn der Sache flöten gegangen.
- Wobei „Sinn“ ein großes Wort ist. Fast so groß wie „Wert“. Und das Schöne an den Sachen ist, dass sie zu machen eigentlich meistens völliger Unsinn ist.
- Schön wäre es, könnte man sich für das Sachenmachen bezahlen lassen, ohne dass es die Unsinnigkeit des Sachenmachens verliert.
- Schön ist auch ein großes Wort.
- Es sind die Beobachter, die sich überlegen müssen, ob ihnen die Sachen, die sie für schöne Kunst halten, so viel wert sind, dass sie das Freiheits- und Selbstbestimmungsproblem der Sachenmacher im Gegenzug dadurch lösen, dass sie ihnen Geld ohne Arbeit geben. Allein in der spekulativen Hoffnung, dass dabei eine Sache entsteht, die sie hinterher als Kunst beobachten können.
- Andernfalls gehe ich halt arbeiten und behalte meine Sachen für mich. Wenn das eine Arbeit ist, die mir mehr Freiheit und Selbstbestimmung übrig lässt, ist das besser. Vielleicht können das diese sogenannten Arbeitsbeschäftigungsmodelle. Das wäre schön.
- Vielleicht bringen sie aber auch nur in die Arbeit die gleiche Unsicherheit wie in das Sachenmachen. Das wäre desaströs.
- Mehr kann ich dazu nicht sagen.