Niemand vermag heute zu sagen, was Facebook in 2,5 10 Jahren sein wird. Google oder Second Life – nächster Phönix oder nächster Rohrkrepierer. Das hängt allerdings nicht allein vom Nutzerverhalten ab. Vielmehr hat es Facebook in der Hand, mehr und besseres zu machen und langfristig lebendig zu bleiben. Dazu sind Shop-Integrationen wie gegenwärtig begonnen oder Facebook Deals sicher nur episodische Wege. Facebook wird keine Shopping-Mall. Und es wird auch keine weiterer Groupon Klon.
Ich erlaube mir eine Spekulation: Die Zukunft von Facebook wird damit stehen und fallen, ob sie es schaffen, den OpenGraph über die bloße Verlinkung von Webseiten durch „Freundeshand“ (per Like Button) auszudehnen auf ein „Buy“-Button basiertes Bezahlsystem. Das heißt: Wie jetzt jedermann auf seiner Webseite oder seinem Blog ein „Like“ integriert, wird zukünftig ein „Buy“ oder „Pay“ integriert sein. Bezahlsystem – gibt’s doch schon? Aber nur solche, die entweder relativ aufwändig sind (Eingabe der Kreditkartendaten über die verschiedensten Webseiten in die verschiedensten mehr oder minder zuverlässigen Systeme) oder Mindestumsätze vorsehen. Der iTunes Store macht vor, wie einfach ein solches System sein könnte. Nur hat Apple noch nicht kapiert, wohin sie mit ihrem Payment-System wirklich gelangen könnten. Und Apple hat nicht die Mitgliederbasis wie Facebook.
Der Vorteil eines solchen „Pay“-Buttons: Der User braucht seine persönlichen Zahlungsdaten nicht an den Webseitenbetreiber herauszugeben. Dieser erhält lediglich die Überweisung von Facebook auf sein Facebook-Credits Konto. Ob es sich um Cent-Bruchteile handelt oder um 1000€. Der Kunde zahlt von seinem Credits-Konto. Es handelt sich also um eine Transaktion innerhalb von Facebook.
Ein solches System ist interessant für Blogs – jenseits des flattr-Krüppels. Hier lassen sich Mikrobeträge ganz einfach abrechnen. Auch halbe Cents. Durch schlichte Einbindung des „Pay“ Buttons.
Es ist interessant für Kleinverkäufer, die keinen eBay Shop betreiben oder betreiben wollen. Sie brauchen lediglich eine simple Webseite ohne eShop-Anbindung. Und sie profitieren zugleich davon, dass die bereits beglückten Kunden als vertrauenssteigernde Maßnahme für zukünftige Kunden als Referenzen abgebildet werden können (Neben der „Fan-Box“ also die „We already bought“ Box).
Dadurch wird Facebook mit der eigenen Währung „Facebook Credits“ übrigens sofort zu einem Finanzriesen. Denn entweder muss das Facebook Credits Konto im Voraus aufgefüllt werden. Dann verfügt Facebook über gigantische Beträge. Oder Facebook rechnet die Zahlungen monatlich wie ein Kreditkartenunternehmen ab. Dann braucht Facebook gigantische Summen. Es handelt sich um eine Währung, die frei konvertibel zu allen anderen Weltwährungen sein muss. Und Facebook setzt die Wechselkurse fest. Eine gigantische Macht entsteht. Ich hatte vor einiger Zeit ja schon darüber gebloggt. Ich halte dieses Szenario für das Wahrscheinlichste. Und dann werden sich nicht nur Google und Co, sondern auch die gesamte Finanzwelt und währungshoheitliche Regierungen warm anziehen dürfen.
Vielleicht bleibt es ein Gedankenspiel – allerdings zeigt ein solches Spiel, welche Macht in dem Riesen Facebook schlummert. 600 Millionen Mitglieder sind es zurzeit. Bald wird es 1/5, ¼, vielleicht die halbe Weltbevölkerung sein. Die dann mit der Währung „Facebook Credits“ ihre Geschäfte tätigt. Das in Verbindung mit den für Afrika schon bekannten Mobile Banking Mechanismen, die hier beschrieben wurden, könnte die Welt radikaler verändern, als es sich die wildesten postdramatischen Phantasien ausmalen können.
Und dann reden wir vielleicht noch einmal über die Macht von Facebook.