Bereits in der Vergangenheit hatte ich hier im Blog gelegentlich zum Thema häusliche Gewalt gegen Männer gebloggt (hier) — mit dem Fokus, dass die Reduktion der Debatte auf Gewalt gegen Frauen ein altes Rollenklische in neuem Mantel durchschleift: Frauen werden in der öffentlichen Typologie in eine Opferrolle eingeschrieben, die das Klischee des “schwachen Geschlechts” im Hintergrund aufrecht erhält. Zudem weisen sowohl internationale als auch nationale Studien deutlich darauf hin, dass Gewalt von beiden Geschlechtern ausgeht, sich Gewaltformen unterscheiden, dass aber an der grundsätzlichen Möglichkeit zur Gewaltausübung keine Geschlechterdifferenz festzumachen oder zu erkennen ist. Dass stereotypierte Deutungsmuster à la “sie hat sich sicher nur nicht anders zu wehren gewusst” als Interpretationsrahmen auf Frauen angewandt werden, während in der männlichen Gewalt der Unterdrücker-Interpretationsrahmen sofort zur Anwendung kommt, ist zu befragen und nicht als Tabu aus der Betrachtung herauszuhalten. Ernsthaft betriebene Emanzipation heißt, auch die Möglichkeit von Frauen in der Täter- und Männern in der Opferrolle zumindest hypothetisch in Erwägung zu ziehen.
Heute abend wird in der Kulturzeit dazu berichtet werden. Hier ein Programmhinweis mit Ergebnissen einer aktuellen Studie des baden-württembergischen Innenministeriums.
Als kleinen Selbsttest empfehle ich dieses lustige Werbevideo — sehen und kichern. Und hinterher fragen: Wie hätte dieser Spot mit getauschten Rollen gewirkt?
[…] Vexierspiel häuslicher Gewalt 4. November 2010 von Kusanowsky Im Blog von Postdramatiker konnte man gestern einen bemerkenswerten Kommentar zum Thema “häusliche Gewalt” […]
Hier noch der Link zur 3SAT Mediathek, in dem der Beitrag zu sehen ist:
http://www.3sat.de/page/?source=%2Fkulturzeit%2Fthemen%2F149186%2Findex.html
Die genannte neue Studie des Innenministeriums Baden-Württemberg habe ich bisher nicht finden können.
Zahlen fanden sich immerhin in einer Kleinen Anfrage des Landtags Baden Württemberg:
http://www.landtag-bw.de/WP14/Drucksachen/6000/14_6323_d.pdf
Nichts gegen Vexierspiele — sind das nicht Objekte, die zeigen, dass ein noch so scharfer Beobachter etwas beobachten kann, das zugleich anders beobachtet werden könnte, das sich gar als “falsch” beobachtet herausstellt (nicht als Sinnestäuschung), weil der Beobachter, der zu beobachten glaubt, vielmehr durch die vorhandene Theaorie blind wird und dadurch gar nicht mehr beobachtet, sondern nur immer wieder seine eigene Theorie sieht, der er die beobachteten Dinge gefügig macht — koste es was es wolle. Heißt: Beobachtet ein Beobachter wirklich oder sieht er nur die Bestätigung seiner theoria? Ist also die theoria des Beobachters zugleich seine Blindheit?
“Ist also die theoria des Beobachters zugleich seine Blindheit?” — Ja.