Digitalökonomie und Globalökonomie

August 5th, 2010 Kommentare deaktiviert für Digitalökonomie und Globalökonomie

Nach einem ers­ten Abgren­zungs­ver­such der Digi­ta­l­öko­no­mie gegen die Natio­nal­öko­no­mie in den ver­gan­ge­nen Tagen, heu­te ein ers­ter Ver­such zu bestim­men, wor­i­on sich die Digtal- von der in letz­ten Zügen lie­gen­den Glo­bal­wirt­schaft, d.h. der Glo­ba­li­sie­rung, unter­schei­det. So para­dox es auf den ers­ten Blick wirkt:

Glo­bal­wirt­schaft ist noch und in aller stärks­tem Maße Lokal­wirt­schaft. Wirt­schaft begibt sich an bestimm­te Orte — sei es um Lohn­kos­ten zu sen­ken, Märk­te zu erschlie­ßen, Steu­er­vor­tei­le zu nut­zen, Inves­ti­ti­ons­hil­fen abzu­fra­gen … — heißt: sie glo­ba­li­siert. Sie arbei­tet mit Part­nern, die an ande­ren Orten sit­zen. Oder ver­kauft an Kun­den, die am ande­ren Ende der Welt ange­sie­delt sind. Trans­port und Kom­mu­ni­ka­ti­on sind die Ermög­li­cher die­sess Pro­zes­ses der Glo­ba­li­sie­rung. Trans­port und Kom­mu­ni­ka­ti­on zwwi­schen loka­li­sier­ba­ren Punkten.

Tat­säch­lich fin­det bei der Glo­ba­li­sie­rung ein gewal­ti­ger welt­wei­ter Ver­schie­be­bahn­hof der Knapp­hei­ten und Über­flüs­se statt. Loka­le Nach­fra­ge­über­schüs­se wer­den durch Trans­port von Gütern dort­hin oder Errich­ten von Pro­duk­ti­ons­ein­hei­ten vor Ort beant­wor­tet. Loka­les Arbeits­kräf­te­über­an­ge­bot wird eben­so durch loka­le Ansied­lung beant­wor­tet. Knapp­heit und Über­fluss fin­den zu glo­ba­len Aus­tausch­pro­zes­sen. Aber die­se Glo­ba­li­sie­rung kann nur als Ungleich­ge­wicht funk­tio­nie­ren. Wür­de die gan­ze Welt leben wie Cas­trop-Rau­xel — es gäbe kei­ne Globalisierung.

Digi­ta­l­öko­no­mie und Verfügbarkeit

Wie die natio­nal­öko­no­mi­sche Knapp­heit in der Digi­ta­l­öko­no­mie nicht zu fin­den ist, so auch die loka­le Knapp­heit der Glo­ba­li­sie­rung nicht. Jeder Mensch mit Zugriff auf das Inter­net kann im Web jede­zeit und über­all jedes Gut abru­fen und bezah­len. Und er kann jedes Gut anbie­ten und bezah­len las­sen. Dabei darf man sich den Waren­han­del nicht wie bei der Glo­ba­li­sie­rung als Aus­tausch zwi­schen bestimm­ten Regio­nen vor­stel­len. In Digi­ta­li­en gibt es kein loka­les Busi­ness — es sei denn, auch hier wer­den wie­der künst­li­che Gren­zen ein­ge­zo­gen, um die letz­ten Struk­tu­ren der über­kom­me­nen glo­ba­len Wirtschfts­ord­nung auf­recht zu erhal­ten. Der Ver­such, abge­grenz­te Wirt­schafts­räu­me zu schaf­fen durch IP-Fil­te­rung etwa, ver­sucht eine sol­che glo­ba­le Loka­li­sie­rung. In Digi­ta­li­en aber weiß ich oft­mals nicht ein­mal, in wel­chem “Land” ich ein Gut bestellt oder gekauft habe. Dies nach loka­len Geset­zen abwi­ckeln zu wol­len, ist völ­lig absurd. Digi­ta­li­en braucht Geset­ze, die für jeden, der sich dort­hin begibt, gel­ten. Von woher er auch immer kommt.

Das Netz ist “hier” wo immer ich bin. Und ich bin in Digi­ta­li­en, wo auch immer mein rech­ner steht. Digi­ta­li­en ist über­all und jeder­zeit gleich­zei­tig. Wer in Digi­ta­li­en ist, ist über­all oder nir­gend­wo, jeder­zeit oder nie­mals. Auch das lässt sich nicht aus­ein­an­der hal­ten. Video­kon­fe­ren­zen und Echt­zeit­zu­sam­men­ar­beit über­brü­cken kei­ne Ent­fer­nun­gen, sie schaf­fen einen eige­nen Raum, in dem es kei­ne Ent­fer­nun­gen gibt. Digi­ta­li­en. Hier gibt es kei­ne loka­len Knapp­hei­ten, weil es kein “lokal” gibt. Jedes Gut, das jemand in Cas­trop-Rau­xel hat, hat auch  jeder in Bogo­ta, Bang­kok oder Banga­lo­re (Netz­zu­gang und Inter­es­se dar­an vorausgesetzt).

Hypo­the­se 2: Die Digi­ta­l­öko­no­mie kennt kei­ne loka­len Ungleich­ge­wich­te. Was an einer Stel­le ist, ist im sel­ben Moment an jeder ande­ren Stel­le der Welt zugänglich.

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