Mit dem Blick in eine Sonnenfinsternis verhält es sich übrigens genau wie mit dem Blick auf Gesellschaft: direkte Beobachtung macht blind. Für den Blick in die Sonnenfinsternis nutzen daher manche Menschen rußgeschwärzte Glasscheiben. Für den Blick auf Gesellschaft empfiehlt sich Theater. Aber Vorsicht — es bleibt ein Restrisiko!
Augenärzte warnen vor Sehschäden nach der Sonnenfinsternis. So kann es durch die hohe Strahlungsintensität während des Beobachtens zu Netzhautverbrennungen kommen. Dies ist zu vermeiden, wenn der richtige Lichtschutz gewählt wird.
… Der gefährlichste Moment sei, wenn die Sonne nach der Verfinsterung hinter dem Mond langsam hervortrete, sagt Professor Hermann Krastel von der Universitätsklinik in Heidelberg. Dort, wo es vorher ganz dunkel war, werde weiterhin fasziniert hingesehen.Das ungeschützte Auge sei dann den sichtbaren infraroten und ultravioletten Strahlen ausgesetzt, so Krastel. Es komme zu einem Brennglaseffekt und photochemischen Reaktionen mit der Folge von Netzhautverbrennungen. Kritisch werde es vor allem dann, wenn man die Sonnenfinsternis mit einem Fernglas oder Teleoptiken beobachte. Die Wärmeabfuhr aus dem vergrößerten Bild überlaste die Blutzirkulation am Augenhintergrund. Netzhautschäden sind die Folge.
Die Schädigung erzeugt keine Schmerzen. Symptome treten oft erst Stunden oder sogar Tage später auf. Dann läßt die Sehschärfe nach. Farben erscheinen blaß oder gar nicht mehr. Auch die Lichtwahrnehmung ist gestört. Diese Sehschäden könnten langanhaltend oder gar dauerhaft sein. Therapierichtlinien für solche Augenschäden nach einer Sonnenfinsternis gäbe es noch nicht. Möglich wäre ein Versuch mit hochdosiertem Cortison über kurze Zeit.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, raten Augenärzte zum richtigen Lichtschutz. Unzureichend und gefährlich sei die Beobachtung durch geschwärzte Filme, berußte Gläser, mehrere Sonnenbrillen hintereinander. Auch ein schwarzes Glas könne so viel infrarotes und ultraviolettes Licht durchlassen, “daß die Netzhaut raucht”. Nach der totalen Sonnenfinsternis im März 1970 in den USA wurden 145 Fälle registriert, bei denen Menschen ihr Sehvermögen durch Unvorsichtigkeit ganz oder teilweise verloren haben.
Neben den Lichtschutz-Folienbrillen könne man auch Schweißbrillen zum Augenschutz verwenden, sie müßten jedoch ein Zertifikat aufweisen mit einer optischen Dichte (D) von fünf bis sechs. Ein Tip der Experten zur ungefährlichen Sonnenbeobachtung nach dem Prinzip der Camera obscura: Man begebe sich in ein verdunkeltes Zimmer. Am Fenster bringe man eine lichtdichte Kartonage mit einer nadelstichgroßen Öffnung an. Damit wird das Sonnenbild auf eine matte Oberfläche projiziert.
Hinweise zum Schutz für die Augen im Internet: http://www.ukl.uni-Freiburg.de/aug/mitteil/sofi/index.html
(Quelle: Welt.de)
Der Vergleich scheint mir in vielen Details sehr passend. Man begebe sich in ein verdunkeltes Zimmer, um ungefährdet in die Sonne blicken zu können. Oder auf Gesellschaft. So ungefähr dachte es ja schon Platon, der Höhlenmaler und Theatermacher(-Hasser).
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