Das folgende Video (via: nofilmschool) ist aus mehreren Gründen interessant anzusehen. Es zeigt den Oscar-prämierten Drehbuchautor Dustin Lance Black (u.a. „Milk“ und „J.Edgar“) bei der Arbeit und lässt ihn über diesen Schreib-Prozess berichten, der, was für einen fiktionalen Schreiber nicht unbedingt zu erwarten wäre, in einem ersten, monatelangen Zeitraum vor allem in Recherchen besteht, die zu großen Mengen von Karteikarten und Zettelkästen führen, die (mich jedenfalls) an Luhmanns Zettelkästen erinnern. Und zugleich an die Karteikarten in den Writers-Rooms (und in meinem eigenen Arbeitszimmer), über die ich letztens hier im Blog und auf nachtkritik.de schrieb, um sie als Inspiration auch für den (sei es kollaborativen oder einsamen) Schreibprozess fürs Theater zu empfehlen.
Abgesehen davon, dass dieses Video sehr schön gemacht ist und man (oder: ich) Dustin Lance Blacks spannenden, zugleich bescheidenen und enorm sympathischen Ausführungen gerne zuhört, scheint mir diese Arbeitsweise (mit einem schönen Wort von Ivan Nagel gesagt) extrem „heutig“: die Recherche bekommt auch (oder vielleicht: gerade) im Bereich der Fiktion einen extrem hohen Stellenwert und einen großen Zeitraum eingeräumt, der Drehbuchschreiber wird „Experte des Alltags“, bevor oder während er sich daran macht, eine eigene Geschichte zu bauen (wobei ich nicht glaube, dass diese Arbeitsweise nur bei Biopics Sinn macht). Und diese Geschichte wird eben tatsächlich sehr konkret gebaut, mit Karten, die wie Bausteine funktionieren, die sich umsortieren, elidieren, ergänzen lassen – bevor dann der “eigentliche” Schreibprozess an einem Skript startet.
Mich begeistert dieses Video. So arbeiten! Allein oder kollaborativ.