Warum das aktuelle Urheberrecht den Urhebern nichts nützt — und wer sie wirklich ausplündert (wenn nicht die Netznutzer) {Updated}

Januar 21st, 2012 § 13 comments

Ein vor­ges­tern auf dem D64-Blog erschie­ne­ner Arti­kel zum Urhe­ber­recht ver­dient es, nicht nur ver­linkt, son­dern (in durch­aus pole­mi­scher Absicht) ergänzt und fort­ge­führt zu wer­den. Die Autoren for­cie­ren die auch hier im Blog bereits hin­läng­lich aus­ge­führ­te Unter­schei­dung zwi­schen Urhe­bern und Ver­wer­tungs­in­dus­trie, um die Debat­te über das Urhe­ber­recht in die kor­rek­ten Kate­go­rien ein­zu­ord­nen. Dass die Ver­tei­di­ger des gegen­wär­ti­gen soge­nann­ten Urhe­ber­rechts still­schwei­gend vor­aus­set­zen, dass mit dem Urhe­ber- auch das Ver­wer­tungs­recht erhal­ten blei­ben muss, die Ver­tei­di­gung der Künst­ler und „Krea­ti­ven“ auf ihre Fah­ne schrei­ben, wäh­rend sie eigent­lich die wirt­schaft­li­che Pfrün­de ihrer eigen Unter­neh­men zu sichern suchen, ist der eigent­li­che Skan­dal der Dis­kus­si­on, der es so schwie­rig macht, auf einen gemein­sa­men Nen­ner zu kom­men. Er ver­an­lasst nicht weni­ge soge­nann­te Krea­ti­ve oder Künst­ler, sich auf Sei­ten derer zu schla­gen, die von ihrem Schweiß und ihren Ideen leben – der Ver­wer­tungs­in­dus­trie. Denn die Krea­ti­ven glau­ben, die­se Indus­trie ernäh­re sie. In Wahr­heit ist es anders her­um: Die Ver­wer­tungs­in­dus­trie ist die Zecke im Nacken der Kreativen.

Hört man die öffent­lich eher jam­mer­vol­len, in kon­kre­ter Aus­ein­an­der­set­zung durch­aus bra­chia­len Vor­trä­ge der Ver­wer­tungs­in­dus­trie, könn­te es schei­nen, als wür­den die Bau­ern die Erhö­hung der Milch­prei­se for­dern, um den Kühen ein bes­se­res Leben zu besche­ren. Oder die Kürsch­ner, um ihren Pelz­spen­dern das Leben zu ermög­li­chen – wo sie doch davon leben, eben die­sen Tier­chen das Fell über die Ohren zu zie­hen. Dar­in den Kunst­ver­wer­tern nicht unähn­lich. Es mag Krea­ti­ven und Künst­lern beim Blick auf die Kon­to­aus­zü­ge so schei­nen, als wür­den sie für ihre Ideen und Wer­ke von den Ver­wer­tern ent­lohnt. Als Finanz­quel­le ste­hen die­se da – auch wenn nicht wahn­sin­nig viel Geld fließt. Aber das liegt ja dann am Künst­ler selbst, des­sen Werk sich eben nicht so gut ver­kauft. Oder?

Wenn von den Ver­bre­chern der unbe­zahl­ten Nut­zung krea­ti­ver Wer­ke die Rede ist – muss auch ein­mal über die Ver­bre­chen der Nut­zung der Wer­ke durch die Ver­wer­tungs­in­dus­trie gere­det wer­den. Viel­leicht wäre es an der Zeit, eine umfas­sen­de Bestands­auf­nah­me zu machen, die her­aus­fin­det, wie gut denn Künst­ler wirk­lich bezahlt wer­den. Wie vie­le Künst­ler von ihren Wer­ken leben kön­nen, wie vie­le gut leben kön­nen. Wer an Schau­spie­ler denkt, mag an Robert De Niro den­ken, wer an Schrift­stel­ler an Joan­ne K. Row­ling, Musi­ker an Madon­na. Das ist eine mini­ma­le, ver­schwin­den­de Min­der­heit. Die gro­ße Mas­se an Künst­lern kann von ihren Wer­ken nicht leben – anders als die Mit­ar­bei­ter der Ver­wer­tungs­in­dus­trie. Wie vie­le fest ange­stell­te Schrift­stel­ler gibt es bei Ver­la­gen? Und wie vie­le Lek­to­ren, die nur die Wer­ke ande­rer ver­bes­sern oder am Ver­trieb mit­wir­ken? Wie vie­le ange­stell­te Musi­ker mit fes­tem Ein­kom­men für ihre krea­ti­ven Wer­ke (das heißt: kei­ne Back­ground-Skla­ven)? Die soge­nann­ten Krea­ti­ven befin­den sich in ihrer Mas­se in einem wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis, das nicht ein­mal von Leih­ar­bei­tern unter­bo­ten wird. Sie schaf­fen ihre Wer­ke ins Blaue hin­ein, stel­len sie dem Ver­wer­ter vor – und der ent­schei­det dann nach Lust und Gus­to, ob er das Werk annimmt und wie viel er zu bezah­len bereit ist. Oder wie viel der Künst­ler bezah­len muss, um ver­legt zu wer­den. Im Ver­gleich zu den fest ange­stell­ten Nicht­krea­ti­ven, leben die Krea­ti­ven in einem völ­lig inak­zep­ta­blen Bezah­lungs­ver­hält­nis, das man nicht ein­mal Milch­kü­hen zumu­ten wür­de: Oder wel­cher Tier­schüt­zer fän­de es akzep­ta­bel, wenn der Bau­er die Fut­ter­men­ge danach bemisst, wie gut sich die Milch einer Kuh ver­kauft bzw. ihr das Fut­ter vor­ent­hält, wenn er fin­det, dass die Milch von ihr heu­te nicht ver­kauft wer­den soll­te. (N.B.: Tra­di­tio­nell hat die Zei­tungs­in­dus­trie einen Unter­schied gemacht, indem sie Redak­teu­re und Jour­na­lis­ten in Redak­tio­nen fest anstell­te. In Zei­ten der Zei­tungs­kri­se begibt sie sich auf die fata­le Rei­se, die­se Krea­ti­ven in frei­be­ruf­li­che Ver­hält­nis­se aus­zu­la­gern, und zu Hun­ger­löh­nen nach Zei­len oder Text­pau­scha­len zu ent­loh­nen. Wer Lust hat, kann sich hier einen Über­blick über Hono­rar­sät­ze deut­scher Medi­en­häu­ser verschaffen).

Betrach­tet man das Durch­schnitts­ein­kom­men (Quel­le KSK), der in der Künst­ler­so­zi­al­kas­se Ver­si­cher­ten (und das ist eine sehr brei­te Grup­pe von Krea­ti­ven, die etwa auch Wer­be­tex­ter und Jour­na­lis­ten umfasst, also Grup­pen mit mög­li­chem hohem Ein­kom­men), so zeigt sich ein eini­ger­ma­ßen jäm­mer­li­ches Bild: Ein frei­er Künst­ler ver­dient im Durch­schnitt aller Alters­grup­pen und geschlechts­über­grei­fend 13.689 Euro im Jahr (Män­ner 15.451, Frau­en 11.724). Und zwar Brut­to. Darf man mal fra­gen, wel­cher Fest­an­ge­stell­te in den Ver­wer­tungs­in­dus­trien mit einem sol­chen Gehalt heim­ge­schickt wird? Der Pförtner?

Die gegen­wär­ti­ge Urhe­ber­rechts­de­bat­te böte einen wun­der­ba­ren Anlass für alle Schrift­stel­ler, Über­set­zer, Musi­ker, Schau­spie­ler, Maler, Bild­hau­er, Fil­me­ma­cher usw. gegen ihre Ver­wer­ter auf­zu­ste­hen. Statt­des­sen schau­en sie auf das mage­re Heu­bü­schel in ihren Hän­den und sind der Mei­nung, die­se Klei­nig­keit sei immer noch bes­ser als gar nichts – obwohl die Wie­sen voll sind von Heu, das man selbst ein­sam­meln könn­te. Naja.

Ver­wer­tungs­in­dus­trie

Einen Kar­di­nal­feh­ler in der Betrach­tung gilt es noch anzu­fü­gen: Man glaubt zumeist, die Ver­wer­ter wür­den Kunst­wer­ke unter die Men­schen brin­gen, oder doch zumin­dest krea­ti­ve Wer­ke. Das ist falsch, wie es fäl­scher nicht sein kann. Ver­wer­ter kau­fen bestimm­te phy­si­sche Vor­stu­fen ein und ver­kau­fen sie nach der Ver­ede­lung wei­ter. Ein Zei­tungs­ver­le­ger oder Bel­le­tris­tik­ver­lag unter­schei­det sich dar­in nicht von einem Tape­ten­her­stel­ler. Man stellt kein Papier, kei­ne Video­kas­set­ten, Schel­lack­plat­ten, CD’s, DVD’s her – son­dern man kauft sie als Roh­lin­ge ein, ver­edelt sie, um sie anschlie­ßend teu­rer zu ver­kau­fen. Das ist Ver­wer­tungs­in­dus­trie. Man stell­te fest, dass ein Hau­fen Papier sich bes­ser und teu­rer ver­kau­fen lässt, wenn man einen Roman dar­auf druckt. Dass sich Schel­lack­plat­ten bes­ser ver­kau­fen las­sen, wenn man Musik dar­auf presst. Und so weiter.

Durch die Digi­ta­li­sie­rung grub die­se Indus­trie sich selbst ihr Grab: Denn nun­mehr lagen die „Inhal­te“ in einer Form vor, die leicht von ihrem phy­si­schen Trä­ger (dem eigent­li­chen Pro­dukt der Ver­wer­tungs­in­dus­trie) zu tren­nen waren. Anders als vor­he­ri­ge Kopier­un­ter­neh­mun­gen, waren nun kei­ne nen­nens­wer­ten tech­ni­schen oder infra­struk­tu­rel­len Umstän­de nötig. Die Fol­ge: Alle woll­ten zwar noch immer Musik und Fil­me, kei­ner aber mehr die Pro­duk­te der Ver­wer­tungs­in­dus­trie. Roma­ne lie­ßen sich nun­mehr auch ohne Bücher lese, Musik auch ohne Schel­lack oder CD hören, Fil­me ohne VHS-Kas­set­te oder DVD sehen. Das aber heißt: Die krea­ti­ven Wer­ke der skan­da­lös ent­lohn­ten Künst­ler blei­ben gefragt – die phy­si­schen Pro­duk­te der Ver­wer­tungs­in­dus­trie will nie­mand mehr haben. Das ist die eigent­li­che Schlacht um das soge­nann­te Urhe­ber­recht: Ein Indus­trie, die ver­sucht, ent­we­der ihre unin­ter­es­san­ten und unbe­gehr­ten phy­si­schen Pro­duk­te wei­ter ver­kau­fen zu kön­nen, damit den eige­nen Beschäf­tig­ten das Aus­kom­men zu sichern bei gleich­zei­ti­ger mas­si­ver Aus­beu­tung von Künst­lern – oder irgend­ei­ne Form von Ent­schä­di­gung zu bekom­men. Das wird dann ganz beson­ders drol­lig: denn dann bekä­me die Ver­wer­tungs­in­dus­trie Geld fürs Nichts­tun. Heißt: Ein Musi­ker, der sei­ne Musik einem Ver­wer­ter über­gibt, der die­se Musik dann über iTu­nes ver­kauft, ver­schafft die­sem Ver­wer­ter die Mög­lich­keit, ohne einen Hand­schlag zu tun einen Groß­teil der Tan­tie­men abzu­zie­hen. Das klingt irre? Das war schon immer das Geschäfts­mo­dell von Ver­wer­tern – nur dass frü­her wenigs­tens ein bis­serl phy­si­sche Pro­duk­ti­on dazu kam.

Die Men­schen sind an den krea­ti­ven Inhal­ten von Künst­lern inter­es­siert: An Roma­nen, Gedich­ten, Auf­sät­zen, Musik­stü­cken, Bil­der usw. Die­se waren in der Ver­gan­gen­heit nur in Ver­bin­dung mit den phy­si­schen Objek­ten zu haben, die der Ver­wer­tungs­in­dus­trie als Ein­kom­mens­quel­le dien­ten. Dass sich das jetzt ändert, heißt nicht, dass das Inter­es­se an den künst­le­ri­schen Inhal­ten schwin­det – im Gegen­teil. Ein schö­ner und aktu­el­ler Ver­gleich ist die Foto­in­dus­trie: Es wird heu­te so viel foto­gra­fiert wie nie zuvor, mit Digi­tal­ka­me­ras und Han­dys. Unmen­gen an Fotos wer­den her­ge­stellt und über digi­ta­le Ver­brei­tungs­we­ge ande­ren Men­schen zugäng­lich gemacht. Die Pro­duk­te der Fir­ma Kod­ak, die phy­si­schen Trä­ger, die in der Ver­gan­gen­heit gebraucht wur­den, um Fotos wei­ter­zu­ge­ben und zu zei­gen, sind über­flüs­sig. Des­we­gen mel­de­te Kod­ak die­se Woche Insol­venz an und wird als Fir­ma ver­mut­lich weit­ge­hend ver­schwin­den – welch ein Irr­sinn wäre es, jedes Digi­tal­fo­to mit einer Abga­be zu bele­gen, die die Fir­ma Kod­ak, deren Pro­duk­te nie­mand mehr haben will, am Leben zu erhal­ten? Genau das ist die For­de­rung der Ver­wer­tungs­in­dus­trie, die sich zwar momen­tan als Anwalt der Krea­ti­ven geriert, dabei aber zum Rus­sisch-Inkas­so für Lizenz­ab­mah­nun­gen und DRM-Ver­let­zun­gen wird. Es mag sein, dass die Rech­te von Krea­ti­ven durch Raub­ko­pien ver­letzt wer­den – die finan­zi­el­len Rech­te jeden­falls. Aber wel­che Rech­te der Ver­wer­tungs­in­dus­trie denn? Wer schreibt denn die Roma­ne? Wer spiel denn die Musik? Die Ver­wer­ter? Die holen sich ein­fach nur Geld, wo es geht. Und zwar ger­ne auch von den Krea­ti­ven selbst – was viel­leicht nicht hin­rei­chend bekannt ist.

Ein Beleg aus dem wah­ren Leben gefäl­lig? Als ich mei­ne Dis­ser­ta­ti­on ver­le­gen las­sen woll­te (übri­gens schrie­ben damals Pro­mo­ti­ons­ord­nun­gen dies noch vor – ich war also gezwun­gen dazu), kon­tak­tier­te ich einen recht renom­mier­ten Ver­lag, des­sen Name hier nichts zur Sache tut. Mein teil­te mir fol­gen­de Kon­di­tio­nen mit: Für die Annah­me mei­ner („Magna cum lau­de“ bewer­te­ten) Dis­ser­ta­ti­on ver­lang­te man ca. 20.000 Euro von mir. Eine Betei­li­gung an den ver­kaufs­er­lö­sen war nicht vor­ge­se­hen, nicht ein­mal bei mög­li­chen Fol­ge­auf­la­gen. Das Bes­te kommt noch: Man ver­lang­te von mir, die Arbeit selbst ortho­gra­phisch und inhalt­lich lek­to­rie­ren zu las­sen und sie fer­tig lek­to­riert abzu­lie­fern, denn Lek­to­rat war nicht im Ange­bot ent­hal­ten (übri­gens hät­te ich es durch Zuzah­lung zubu­chen kön­nen). Und noch bes­ser: Man kün­dig­te mir an, mir in Pro­gramm für den Druck­satz zuzu­sen­den, denn es oblag mir eben­falls die Arbeit druck­fer­tig auf­zu­be­rei­ten und in eine direkt für Druck­ma­schi­nen ver­wert­ba­re Form zu brin­gen. Heißt: Der Ver­lag tat NICHTS – und ver­lang­te dafür 20.000 Euro PLUS die Ver­kaufs­er­lö­se von mir. Ein­zel­fall? Künst­ler­pech? Denks­te. Ähn­lich Kon­di­tio­nen boten mir alle kon­tak­tier­ten Ver­la­ge – und der am Ende gewähl­te war der güns­tigs­te und fairs­te, der sich für die zwei­te Auf­la­ge sogar ein paar Pro­zent Ver­kaufs­er­lös­be­tei­li­gung abhan­deln lies – zu der es frei­lich (noch) nicht kam. Wei­te Tei­le der Wis­sen­schafts­li­te­ra­tur dürf­ten auf die­se Wei­se orga­ni­siert sein – das Stich­wort „Druck­kos­ten­zu­schuss“ regelt hier den Markt und sorgt dafür, dass die Ver­wer­ter sich von den Autoren die Pro­duk­ti­on bezah­len las­sen und die Ver­käu­fe ledig­lich zm risi­ko­lo­sen Gewinn wer­den. Freun­de der Ver­wer­tungs­in­dus­trie – ist das der Schutz von Krea­ti­ven, den ihr euch auf die Fah­ne schreibt?

Die­ses Modell geht euch jetzt flö­ten – Dok­tor­ar­bei­ten dür­fen heut­zu­ta­ge auch elek­tro­nisch publi­ziert wer­den. Der „Autor“ bekommt dafür noch immer kein Geld. Aber er muss auch nichts dafür zahlen.

Das eigent­li­che Problem

Das eigent­li­che Pro­blem ist die Fra­ge: Wie kön­nen Krea­ti­ve und Künst­ler von ihrer Arbeit leben – oder wie kön­nen sie einen Lebens­un­ter­halt erwer­ben, der es ihnen ermög­licht, mög­lichst unge­stört künst­le­risch und krea­tiv zu arbei­ten. Das hat mit der lei­di­gen Urhe­ber­rechts­de­bat­te gar nichts zu tun. Es ist eine gesell­schaft­li­che Fra­ge, die ver­mut­lich in dem Moment lös- und bezahl­bar wird, wenn die Ver­wer­tungs­in­dus­trien von den Ver­hand­lungs­ti­schen ver­schwun­den und auf der Abraum­hal­de der Geschich­te gelan­det sind, auf die sie gehören.

(Update: Hier gibts noch einen Nach­trag von mir zu die­sem Pos­ting}
 
UPDATE 18.03.2012: Lei­der sehe icherst jetzt einen vor 3 Wochen erschie­nen fan­tas­ti­schen Bei­trag von Thier­ry Cher­vel auf Per­len­tau­cher zu die­ser Aus­plün­de­rung und den Ver­schie­bun­gen von den aktu­ell ums Leis­tungs­recht kämp­fen­den Ver­wer­tungs­in­dus­trien hin zu den “neu­en” Groß­ver­wer­tern wie Apple. Lesens­wert ist nicht nur der Arti­kel selbst, son­dern auch die Dis­kus­si­on in den Kom­men­ta­ren. Hier der Text.

§ 13 Responses to Warum das aktuelle Urheberrecht den Urhebern nichts nützt — und wer sie wirklich ausplündert (wenn nicht die Netznutzer) {Updated}"

  • Peter sagt:

    Die Ver­fü­gung über die Werk­ver­brei­tung per Gesetz wie­der stren­ger als je zuvor an den Urhe­ber zu bin­den ist der ein­zi­ge Weg, den Ein­fluss auf die Werk­pro­duk­ti­on durch Geld­ge­ber wel­cher Art auch immer (Auf­trag­ge­ber) zu ver­hin­dern, wie umständ­lich das in Pra­xis auch immer durch­zu­set­zen sei. Wer die gegen­tei­li­ge Rich­tung bevor­zugt, för­dert zwei Ten­den­zen a) Autor ist nur noch, wer es sich neben­bei leis­ten kann, also mit ande­rem genug Geld ver­dient die­sen Umstand stets bei der Werk­erstel­lung beach­ten wird b) Autoren hul­di­gen dem Fürst, der das Werk in Auf­trag gege­ben hat.

  • InTime sagt:

    Inter­es­san­ter Text. Aller­dings machst du es ein wenig zu ein­fach, wenn du die “Ver­wer­ter” nur auf eine Rol­le redu­zierst: die dru­cken Wor­te auf Papier. Ohne zu einer gro­ßen Ver­tei­di­gungs­re­de anzu­zu­set­zen: deren Funk­ti­on ist wesent­lich umfang­rei­cher. Allein schon das Marketing.

  • Wolfgang Fritsch sagt:

    Ein kämp­fe­ri­scher Text zu einem wich­ti­gen The­ma. Viel­leicht ein wenig zu kämpferisch.

    Dass eine “magna com lau­de” bewer­te­te Dis­ser­ta­ti­on unter wirt­schaft­li­chen Gesichts­punk­ten für einen Groß­ver­lag nor­ma­ler­wei­se völ­lig unin­ter­es­sant sein düf­te, ist doch klar. Wer sich hier etwas ver­spricht, dürf­te der Autor sein, der sich mit einer Ver­öf­fent­li­chung im X‑Verlag schmü­cken will.

    Eines der Pro­ble­me ist als “eigent­li­ches Pro­blem” rich­tig beschrie­ben, aller­dings ohne dass dafür eine Lösung sicht­bar wird. Will ein Krea­ti­ver nicht mit einem Ver­lag zusam­men arbei­ten, braucht er einen ande­ren “Martkplatz”, wo sein Pro­dukt sicht­bar wird. Jeder “Markt­platz” erfor­dert Orga­ni­sa­ti­on und gene­riert ent­spre­chend Kos­ten — Kos­ten, die jemand tra­gen muss. Schlan­ke Markt­plät­ze sind denk­bar, die gerin­ge­re Kos­ten gene­rie­ren als jetzt bekann­te. Sie müs­sen halt von den Inter­es­sen­ten auf bei­den Sei­ten ange­nom­men werden.

  • Insider sagt:

    Im Urhe­ber­recht sind erst ein­mal gar kei­ne Ver­wer­ter (Ver­la­ge etc.) erwähnt. Etwas weldfremd.
    Zur Kri­tik der Rechtslage:
    Ist genug bekannt, dass die (wie ich fin­de) über­trie­be­ne Erhö­hung der Schutz­dau­er auf 70 Jah­re nach dem Tod des Urhe­bers auf einen Kuh-Han­del zurückgeht?
    Der Staat woll­te 1965 den (wie er mein­te ihm, tat­säch­lich aber den ver­wer­ten­den Schul­buch-Ver­la­gen, nüt­zen­den) Schul­buch-Para­gra­phen (§ 46 Urh) ret­ten und bot als Tausch die 70jährige Schutz­frist an.
    Nun haben wir Sie.
    Und die skur­ri­len Fol­gen von Wit­wen und Agen­tu­ren, die wie Glu­cken über den Rech­ten sit­zen, bzw. den Musik­ver­wer­tern, die wei­ter kas­sie­ren, eben­so wie die Uren­kel und Ur-Uren­kel des Urhe­bers. Grostesk!

  • Postdramatiker sagt:

    @Intime — ohne jetzt das nächs­te Fass auf­zu­ma­chen: Das Mar­ke­ting wan­delt sich min­des­tens genau­so rasant, wie das Geschäfts­mo­dell der Ver­wer­ter. Dar­in liegt ja gera­de ein Teil des Pro­blems für die Ver­wer­ter: Die Men­schen tei­len die Inhal­te mit­ein­an­der — und betrei­ben so, was frü­her das Mar­ke­ting tun muss­te. Statt Wer­bung jetzt Empfehlungs‑, Word-of-Mou­th‑, Viral­mar­ke­ting. Das macht die Ver­wer­ter ten­den­zi­ell nur noch überflüssiger …

    @Wolfgang Frit­sch: Mir gehts nicht um mei­ne Dis­ser­ta­ti­on — son­dern um das Kon­zept der Ver­wer­ter dahin­ter: Der “Krea­ti­ve” wird zur Kas­se gebe­ten, bis das Ding ohne jeden Ein­zel­ver­kauf amor­ti­siert ist. Wer plün­dert da die Krea­ti­ven aus? Raub­ko­pie­rer oder Verwerter?
    Was du “Markt­platz” nennst — orga­ni­siert sich längst. Nur ver­hin­dert die Abmahn­wut der unhei­li­gen Ver­wer­tungs­rech­t­ein­qui­si­ti­on (von SOPA/PIPA/ACTA mal zu schwei­gen), dass es schnell genug zum Inter­es­sen­aus­gleich zwi­schen Krea­ti­ven und “Kon­su­men­ten” kommt. Eine Platt­form wie purevolume.com scheint mir rich­tungs­wei­send zu sein — da haben Ver­wer­ter aber nichts verloren. 

    @Insider — dan­ke für die Ergänzung.

  • Christian sagt:

    Ein sehr schö­ner Text, der vie­le Pro­ble­me auf den Punkt bringt.

    Mei­ne Anmer­kung geht in die ähn­li­che Rich­tung, wie das, was “InTi­me” gesagt hat. In mei­nen Augen müss­te die Rol­le der Ver­wer­ter (gera­de auch im wis­sen­schaft­li­chen Bereich!) dar­in lie­gen, mir als Kon­su­men­ten genau das vor­zu­set­zen, was ich will; und mir als Urhe­ber zu garan­tie­ren, dass mei­ne Wer­ke genau die Leu­te errei­chen, die sich dafür inter­es­sie­ren. Wenn sich nur zwei oder drei For­scher für mei­ne Dis­ser­ta­ti­on inter­es­sie­ren, müss­te doch der Ver­lag dafür sor­gen, dass genau die zwei oder drei davon erfah­ren. Und anders­her­um will ich, dass mir Fil­me emp­foh­len wer­den, die vor mir viel­leicht nur zwei oder drei Men­schen gese­hen haben, die aber genau mei­nem Geschmack ent­spre­chen. Für sol­che klei­nen Nischen funk­tio­niert Social-Media und Emp­feh­lungs­al­go­rith­men (noch?) nicht.
    Genau das wäre die Auf­ga­be der Ver­wer­ter. In der Hin­sicht unter­neh­men sie aber tat­säch­lich genau gar nichts. Gera­de in der Wis­sen­schaft. (Alles was die guten Ver­la­ge da tun, ist auf gro­ßen Kon­fe­renz mit ihren Bücher­ti­schen prä­sent zu sein.)

    Natür­lich könn­ten Ver­wer­ter noch viel mehr tun: Künst­ler “ent­de­cken”, ali­men­tie­ren, bis ihr ers­tes gro­ßes Werk her­aus­kommt, teu­re Pro­jek­te spon­so­ren etc. Man wird ja wohl noch träu­men dürfen.…

  • Der autonome Urheber – DENKDING sagt:

    […] Bei D64 ist ver­gan­ge­ne Woche ein Dis­kus­si­ons­bei­trag zum The­ma Urhe­ber­recht erschie­nen, und hier ein Kom­men­tar dazu von Ulf Schmidt. […]

  • Peter sagt:

    Über die Ver­wer­ter kann man lan­ge spe­ku­lie­ren. Die sind auch nur Wirt­schafts­sub­jek­te ohne Über­le­bens­ga­ran­tie. Denen zu raten, sie mögen doch dies oder das mehr, anders oder bes­ser machen erin­nert mich irgend­wie an die gefühlt 200 Schieds­rich­ter am Ran­de jedes Dorf­fuß­ball­plat­zes. Es gibt nur einen Ver­wer­ter, der sich recht­fer­ti­gen müß­te. Das sind die öffent­lich-recht­li­chen Medi­en­an­stal­ten. Die beu­ten die Urhe­ber “nur ein biss­chen” aus, man­che bezah­len sie auch fürst­lich. Dafür neh­men sie aber gleich die Gesamt­be­völ­ke­rung in Gei­sel­haft mit den zu erwar­ten­den Aus­wir­kun­gen auf das Preis-Leis­tung­ver­hält­nis und der Lust am Sam­meln von Daten, die man spä­ter gut miß­brauchen kann.
    Ja, ich habe die “Ver­wer­ter” erlebt. Da gibt es Anzei­gen­blät­ter, die wol­len vom Urhe­ber, um ihre Pro­dukt gegen­über dem Kun­den auf­zu­wer­ten, des­sen Werk umsonst zuge­schickt haben und ver­wei­gern neben jeg­li­cher Hono­rie­rung dazu noch die ein­deu­ti­ge Kenn­zeich­nung der Urhe­ber­schaft. Wie aber wür­den die sich ver­hal­ten, wenn es “das aktu­el­le Urhe­ber­recht” nicht mehr gäbe? Sie wür­den ein­fach kopie­ren und ver­wer­ten und dann nicht ein­mal den Urhe­ber mehr fra­gen! Gera­de in der Foto­gra­fie, wo das Kopie­ren beson­ders ein­fach ist, gäbe es dann kein pro­fes­sio­nel­les Werk­schaf­fen mehr, zumal jeder poten­ti­el­le Auf­trag­ge­ber im Gefan­gen­di­lem­ma steck­te. War­um soll er zah­len, was dann ande­re zum glei­chen Vor­teil umsonst nut­zen? Das aktu­el­le Urhe­ber­recht hat Vor­zü­ge, auch wenn die Markt­struk­tur man­che Blü­te treibt.
    Ansons­ten: Upload auf eine Ser­ver­farm. Down­load nur gegen Geld. Kun­de ver­öf­fent­licht genau in dem Umfang, für den er Rech­te erwor­ben hat, weil sonst Kla­ge droht. Wo ist das Problem?

  • […] sind zwei paar Schu­he. Wer hier wirk­lich Koh­le ver­dient, war mir schon längst klar. Einen sehr guten Arti­kel gibt es hier, soll­te man mal gelesen […]

  • Regis sagt:

    Um mal klei­nes Bei­spiel raus­zie­hen http://www.prosieben.de/videokatalog/Medien/video-Wer-verdient-an-der-Musik-CD-Palltenfirma-teuer-CD-Galileo-verdient-Musik-CD-88238.html das ver­steh ich nicht.verarscht mich Gali­leo auch schon?

  • Postdramatiker sagt:

    Ver­ste­he dei­ne Fra­ge nicht.

  • […] Urhe­ber­rechts bzw. der Ver­wer­tungs­rech­te (s. den sehr guten Arti­kel zu die­ser Unter­schei­dung bei Post­dra­ma­ti­ker) im digi­ta­len Netz auf. Pin­te­rest schafft näm­lich eine Rea­li­tät, auf die das Recht frü­her oder […]

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