In seinem vielgenutzen Buch „Das Drama“ scheint Manfred Pfister dazu auszugehen, dass es etwas gibt, dass es Artefakte gibt, die als Drama bezeichnet werden können. Und die unterscheidbar sind von anderen Artefakten (sei es sprachlich-schriftlicher Natur oder welcher sonst auch immer), die kein Drama sind. Ohne diese beiden Kriterien wäre die Rede von und das Buch über Drama sinnlos bzw. überflüssig. Es gibt also zumindest ein Drama, ein Artefakt, das als Drama bezeichnet und abgegrenzt werden kann. Wenn ich Pfister richtig verstehe, geht er sogar davon aus, dass es mehrere Artefakte gibt, die Drama sind, die sich zwar stark voneinander unterscheiden, dabei aber doch etwas Gemeinsames haben, das sie als Drama qualifiziert im Unterschied zu vielen anderen Dingen, die nicht als Drama qualifizierbar sind. Und er scheint zudem vorauszusetzen, dass die Beschreibung bestimmter Artefakte als Drama von einem Leser geteilt und als geteilte von ihm vorausgesetzt werden können. Es ist kein Vorschlag, Artefakte als Drama zu betrachten oder zu beschreiben, sondern es ist der Versuch, einer ‚allgemeinen und systematischen » Read the rest of this entry «
Drama und Ideologie 2
August 17th, 2014 § Kommentare deaktiviert für Drama und Ideologie 2 § permalink
Drama und Ideologie 1
August 17th, 2014 § Kommentare deaktiviert für Drama und Ideologie 1 § permalink
Was ein Drama ist, was ein Dramatiker macht, scheint mir noch nicht so recht verstanden zu sein. Es gibt seit einiger Zeit die Debatte über dramatisches und postdramatisches Theater, gelegentlich wird dabei entweder das Ende des Dramas, der Tod des Dramatikers als Autor konstatiert gefeiert, gefordert, alternativ dazu das Überleben oder Nicht-tot-zu-kriegen des Dramas oder Dramatikers – oder dessen Rückkunft gefordert. Das alles funktioniert ganz gut, um irgendwie noch über irgendwas etwas zu sagen und zu reden zu haben. So könnte man es weiter laufen lassen und sich sicher sein, dass auch in näherer Zukunft noch Druckseiten gefüllt, Stammtische und Konferenzen damit belebt werden können.
Dabei kommt die Frage zu kurz, wovon eigentlich die Rede ist, wenn vom Drama die Rede ist. Sicherlich gibt es eine große Zahl der Versuche » Read the rest of this entry «
Künstlerische Forschung im Tanz. Kollektiv.
Juli 31st, 2014 § 1 comment § permalink
Wie kann man künstlerische Forschung präsentieren? from Fundus Theater Hamburg on Vimeo.
Sebastian Matthias, Postproduktionsworkshop, Kampnagel, Mai 2013
Theater als Gesellschaftslabor (mit Bruno Latour): die “kostbare kleine Institution”
Juli 29th, 2014 § 1 comment § permalink
Im Vortrag zum agilen Theater hatte ich als vorläufige Arbeitsdefinition von Theater angegeben, es sei “ein Ort der Gesellschaft in der Gesellschaft, an dem sich in Gesellschaft über Gesellschaft ästhetisch reflektieren lässt.” Zudem gab es den Verweis auf Dirk Baeckers sehr schöne Formulierung vom Theater als “Labor der praktischen Vernunft” (in: Wozu Theater?). Bei der Lektüre von Bruno Latours Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft ist mir nun eine Passage untergekommen, die sich zur Präzisierung dieser Formulierungen eignet, wiewohl das Originalzitat dafür eine kleinen Verdrehung hin zu Theater bedarf.
Latour beschreibt hier als 5. Unbestimmtheit des ANT-Soziologen die Praxis des Verfertigens soziologischer Berichte und argumentiert — verkürzt gesagt — für eine geduldige, kleinteilige, entfakttende, nicht vorschnell ins Erklären abdriftende Form der nahen, fast schriftstellerischen Verfertigung von “guten” Texten. Und was er gelegentlich von solchen ANT-soziologischen Texten schreibt, lässt sich nahezu 1:1 auch auf Theater (oder vielleicht zunächst Theatertexte) übertragen. Er schreibt über den textlich Berichtenden:
Er bietet eine künstliche Stätte an (den textlichen Bericht) {oder die Bühne; U.S.}, der für ein bestimmtes Publikum etwa die Frage lösen könnte, zu welcher gemeinsamen Welt man gehört. Versammelt um das ‘Laboratorium’ des Textes {Bühne; U.S.} fangen Autoren wie auch Leser vielleicht damit an, die beiden Mechanismen sichtbar zu machen, die zum einen für die Pluralität der zu berücksichtigenden Assoziationen verantworlich sind, zum anderen für die Stabilisierung oder Vereinheitlichung der Welt, in der sie leben möchten. Einerseits ist es nur ein Text aus Papierbögen, von einem Tinten- oder Laserstrahl geschwärzt. Andererseits eine kostbare kleine Institution, um das Soziale für alle seine Beteiligten zu repräsentieren, oder genauer, zu re-präsentieren, das heißt, um es ihnen von neuem zu präsentieren, ihm eine Performanz, eine Form zu geben. Das ist nicht viel, aber mehr zu verlangen heißt of, weniger zu bekommen. Viele ‘machtvolle Erklärungen’ mögen sich als weniger überzeugend herausstellen als schwächere. {S. 241f.; Anmerkungen in geschweiften Klammern von mir; U.S.}
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Ein Theater, das sich selbst umbaut: Joshua Prince-Ramus über das Wyly-Theater in Dallas
Juli 13th, 2014 § 1 comment § permalink
Theaterbauten sind und waren immer Bauwerke mit einem hohen Technisierungsgrad: von Anbeginn an, als das theatron nicht nur ein technisches Meisterwerk der Akustik war, sondern zudem mit mechané und ekkyklema ausgestattet wurde, über die Technik der Renaissancemalerei, die barocke Lichttechnik, Drehbühne, verschiebbare Seiten- und Hinterbühnen, Schnürböden mit komplexen Zug-Steuerungen, bis hin zur modernen Licht‑, Ton und Filmtechnik. Theater waren Kunsträume der Handwerkskunst und Technologie ebensosehr wie Räume menschlicher Darstellungskunst, die selbst immer wieder zur Schauspiel-Technik zu verwandeln versucht wurde.
In diesem Zusammenhang ist das folgende Video durchaus spannend, in dem der Architekt Joshua Prince-Ramus sein Konzept und die Realisierung » Read the rest of this entry «
“Theater der digitalen Gesellschaft” — Vortrag beim NRW Theatertreffen 2014
Juni 13th, 2014 § 1 comment § permalink
Im Folgenden ist der Vortrag als PDF zu finden und herunterzuladen, den ich bei der Eröffnungsveranstaltung des NRW Theatertreffens 2014 in Dortmund die Ehre und das Vergnügen hatte zu halten. Zusätzlich stelle ich hier noch einmal den längeren Vortrag “Auf dem Weg zum agilen Theater” (gehalten auf der Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft 2014 in Mannheim) zur Verfügung. Außerdem die von mir aus den Statistiken des Deutschen Bühnenvereins für die Theater in Nordrhein-Westfalen zusammengestellten Zahlen in einer Excel-Datei zum Download.
»Der Dortmunder Vortrag kann hier heruntergeladen werden.Die Präsentations-Bilder sind ebenfalls in diesem PDF zu finden.
»Die Excel-Datei mit den Bühnenvereins-Zahlen für Nordrhein-Westfalen kann hier heruntergeladen werden. Ich hoffe, die Beschriftungen sind einigermaßen verständlich. Sollten in dieser Datei trotz aller Sorgfalt Übertragungsfehler vorkommen, bitte ich dafür um Entschudligung und um Hinweis, damit ich korrigieren kann.
»Wer den längeren Vortrag aus Mannheim mit den Ausführungen über die agile Organisation herunterladen möchte, wird hier fündig.
»Und dies sind die Mannheimer Präsentations-Slides:
»Außerdem ist der Mannheimer Vortrag auch in einer leicht geänderten Form auf nachtkritik.de zu finden: Auf dem Weg zum agilen Theater.
Schreiben im Writers Room (ein paar Videos zum Beitrag auf nachtkritik.de)
November 13th, 2013 § Kommentare deaktiviert für Schreiben im Writers Room (ein paar Videos zum Beitrag auf nachtkritik.de) § permalink
Heute erscheint von mir ein Text auf nachtkritik.de, der sich anlässlich der angekündigten Einstellung des Stückemarktes in bisheriger Gestalt mit der Frage und dem Konzept von Theaterautorschaft auseinandersetzt. Und zu dem Vorschlag kommt, anstatt mit freien “Autoren” mit Schreibern in Writers Rooms zu arbeiten. Da dieses Konzept vermutlich weitgehend unbekannt ist, habe ich hier ein paar Videos zusammengestellt, aus denen die Arbei in Writers Rooms deutlicher wird.
EinigeZu sehen sind eschöne Interviews von Showrunnern, die erzählen, wie TV-Erzählungen wie Breaking Bad, Sopranos, Mad Men oder Game of Thrones entstehen. In kollaborativen Schreibprozessen. Gemeinsamer Entwicklung. Und dadurch eine Komplexität erreichen, die ein Einzelschreiber niemals — oder jedenfalls nicht in überschaubarer Zeit — realisieren könnte. Für mich DIE Perspektive für die Arbeit an komplexen Projekten. Nicht nur im Fernsehen, sondern vor allem auch am Stadttheater. Tear down the wall between writers and directors — open writers rooms!
Vince Gilligan über die Arbeit an X‑Files und Breaking Bad:
Interview zur 3. Staffel Breaking Bad mit schönen Details aus dem Writers Room:
Die Trierer proben den Aufstand – eine Laien(theater)kritik
Juni 22nd, 2013 § Kommentare deaktiviert für Die Trierer proben den Aufstand – eine Laien(theater)kritik § permalink
Dass es einen FC Bayern München gibt, ist kein Einwand gegen Feierabend- und Amateurfußball in zahllosen örtlichen Vereinen. Und dass letztere nicht auf dem Niveau des Ersteren spielen, eine Selbstverständlichkeit. Denn die zahllosen lokalen Vereine haben eine andere lokal-gesellschaftliche Funktion, als die Champions League Sportler.
Mit Laientheater ist es eine ähnliche Sache. Gewöhnt an die Hochämter der Bühnenkunst in professionellen Häusern, kann man recht schnell zu einer enttäuschten Einschätzung solcher Theateraktivitäten kommen und sich gelangweilt oder frustriert abwenden. Man kann sich aber auch den Eigengesetzen dieser vielleicht nicht einmal im emphatischen Sinne „künstlerischen“, sondern lokal gemeinschaftlichen Form widmen.
Die Trierer Produktion „Stadt in Aufruhr“, produziert für und gezeigt im Rahmen des Festivals „Maximierung Mensch 4:Mensch Marx“ der Universität und des Theaters Trier, ist ein solcher Anlass, die Bewertungskriterien professionellen Bühnentheaters zurückzustellen, um sich dem widmen zu können, was da tatsächlich an Spannendem geschah. Das soll hier versucht werden, weshalb es sich hier eigentlich nicht um eine Kritik handelt, sondern um eine Laienkritik.
Es fanden sich mehr als 60 Trierer (meine Zählung – Veranstalterangaben über 100) unter Anleitung der GRUPPE INTERNATIONAL zusammen, um „Stadt in Aufruhr“ zu geben. Nicht auf einer Bühne, sondern indem die Stadt selbst zur Bühne verwandelt, das Publikum zum Spaziergänger in einer Stadtführung wurde. Erschien der Beginn noch auf üblichem Laien-Niveau, wandelte sich die Aktion später plötzlich in Anderes.
Die ersten Akte: Von damals
Erste Spielstätte war die Kunstbaustelle „Tuftapolis“, ein etwas heruntergekommener Abenteuerspielplatz, auf dem Kinder in Kostümen des Michael aus Lönneberga, Batman, Robin und Pippi Langstrumpf Kleingruppen eine Führung gaben und den Besuchern gesprächig erzählten, was das damals alles war. „Damals“ (so verstand ich) ist das Trier der Gegenwart, denn die Inszenierung siedelte sich in der Zukunft des Jahres 2025 (in Anknüpfung an ein gerade veröffentlichtes Strategiepapier „Trier Zukunft 2025“ der Stadt) an – einer durchaus dystopischen, durchökonomisierten und in einer verelendeten und zutiefst in Reich und Arm gespaltenen Stadt.
Durch Seitengassen, an denen sich Bauankündigungen für Entertainment Center fanden, ging es zum zweiten Akt, einen Garagenhof. Dort wurde das Publikum (geschätzt über 100 Zuschauer) aufgeteilt auf verschiedene Garagen, in denen verkleidete Einzeldarsteller verarmte Trierer gaben, die von einer gemeinschaftlichen Aldi-Plünderung erzählten. Weiter dann auf einen Parkplatz, auf dem vier Darsteller sich als Opfer staatlicher Gewalt der jüngeren Gegenwart (Athen, Tunesien) und der entfernteren Trierer Vergangenheit (ein 1848 von der Polizei in Trier getötete Revolutionär) gaben und ihre Geschichte erzählten.
Der dritte Akt: Der Aufstand beginnt
Spannend wurde es direkt im Anschluss. Die Darsteller mischten sich unter die Zuschauer-Spaziergänger, drückten Dutzenden von ihnen Demo-Plakate mit der » Read the rest of this entry «
Die Baumol’sche “Kostenkrankheit” der Theater und der Ökonomismus
Juni 17th, 2013 § 2 comments § permalink
In Istanbul und Stuttgart werden Park-Naturoasen tapfer verteidigt – während die Abholzung von theatralen Kulturoasen in Trier, Dessau und anderswo vergleichsweise still über die Bühne gehen. Während wir vor dem Fernseher hockend täglich Bilder sehen, wie in Istanbul Parkanlagen gegen den Zugriff des Staates verteidigt werden und die Zentralmacht in die Krise gerät, scheint in Deutschland die Fällung der deutschen Theaterlandschaft weitgehend unspektakulär abzulaufen. Wird eine, auch nur als innerstädtische Parkinszenierung vorhandene, Um- oder Lebenswelt angegriffen, sind Bevölkerungen – wie schon in Stuttgart vor einigen Jahren – bereit auf die Barrikaden zu gehen und die Macht dazu zu zwingen, sich zur Sichtbarkeit zu entstellen, Schlagstöcke, Tränengas, Wasserwerfer einzusetzen. Hingegen sind Angriffe auf die gesellschaftliche Mitwelt und ihre Institutionen weitgehend widerstands- und protestfrei. Das Leben oder die Lebensgrundlage von Menschen einzuschränken mag hingehen – aber wehe, es geht Parks und Bäumen an die Borke. Wäre geleakt worden, dass die USA ein weltweites Entlaubungsprojekt unter dem Namen Prism gestartet hätte: Millionen wären auf den Straßen. Die Ausspähung der weltweiten Kommunikation – zieht nur eine ironisch-larmoyante Melancholie nach sich. Oder findet gar Befürworter in bedeutendem Umfang (die sicherlich anders reagierten, wäre bekannt geworden, dass deutsche Finanzämter sämtliche Geldströme und Konten ausspionierten … aber das ist ein anderes Thema.
In Trier, Sachsen-Anhalt und anderswo sind die Theaterinstitutionen in ihrer Existenz bedroht. Dagegen steht man ein bisschen auf: Zeichnet Online-Petitionen (immerhin ein erklecklicher Teil der Trierer Bevölkerung „unterschreibt“ gegen die diskutierte Verstümmelung oder Hinrichtung des dortigen Dreispartenhauses) oder veranstaltet Protestaktionen (etwa in Dessau und Eisleben). Von bedeutenden Protesten, wie weiland noch zur Schließung des Schillertheaters, ist kaum zu reden. Umweltverteidigung ruft die Menschen auf die Straße – Mitweltverteidigung kaum.
Um es vorweg zu sagen: ich bin mit den konkreten Verhältnissen in Trier und Dessau ebenso wenig vertraut, wie mit denen in Istanbul. Es sind für mich lediglich medial vermittelte Vorgänge. Aber das, was in den Medien zu finden ist und wie sich Medien dazu positionieren, kann als Anhaltspunkt dienen, um die folgende, ins Allgemeine gehende Stellungnahme zu ermöglichen.
An der Situation, dem eher mauen Widerstand gegen Theaterschließungen im Vergleich zu Parkabholzungen, sind die Theaterleute selbst nicht unschuldig. Dass an Theatern Protestformen genau in dem Augenblick gefunden werden, da es ans eigene Leder geht, während alle anderen zerstörerischen Akte die schönen Spielpläne nicht wirklich aus der Bahn werfen, lässt den Verdacht eines jämmerlichen Egoismus aufkeimen. Warum sollten Hartz 4‑Empfänger sich dafür einsetzen, dass Theater am Leben gehalten werden – wo waren die Theater, als den Hartz 4 Empfängern das Leben beschnitten wurde? Wo waren damals die kreativen Widerstandsformen, mit denen jetzt der eigene Fortbestand gesichert werden soll? Wo ist der kreative Widerstand gegen Prism?
Dass die Bäume dagegen sind, abgeholzt zu werden, ist keine Überraschung. Die Kunst besteht darin, die Menschen gegen die Abholzung der Bäume und der Theater auf den Plan zu rufen. Und zwar indem Theater seine eigene Funktion in der Gesellschaft wiederentdeckt – bevor es ihm selbst an die Budgets geht. Ein Theater, das die „Ästhetik des Aufstands“ (Lehmann) erst entdeckt, wenn es darum geht, die Macher zu verteidigen, wird keine Allianzen und Verteidiger von außerhalb finden, die mehr als ein müdes „Och, nö. Wär schade.“ als Protest artikulieren.
Aber das ist eigentlich nicht das Thema dieses Postings – und dann am Ende wieder doch. Von den Bäumen zu Baumol. Damit zu dem Thema, warum die Auseinandersetzung mit Ökonomie und Ökonomismus nicht halt machen kann beim Kampf um die eigenen Theateretats. Und warum ein aktiver und kreativer Widerstand gegen die Ökonomisierung der Lebensverhältnisse zu spät kommt, wenn es erst um die Verteidigung der eigenen Budgets geht.
Das Kostendilemma der „performing arts“.
Als ich am Wochenende die leicht irrsinnige Präsentation der Unternehmensberatung ICG zur Zukunft des Trierer Theaters auf Twitter geshared habe (hier die Präse), bekam ich von @Fritz dankenswerterweise den Hinweis auf eine Publikation aus dem Jahr 1966: William J. Baumol & William G. Bowen: Performing Arts-The Economic Dilemma: A Study of Problems Common to Theater, Opera, Music and Dance. Das Buch kostet antiquarisch leider über 8000 Euro – deswegen bin ich auf andere Quellen angewiesen. Etwa den von @Fritz geschickten Link zu James Heilsbruns Artikel Baumol’s Cost Disease (hier als PDF) und den knappen Wikipedia-Eintrag zur „Baumol’schen Kostenkrankheit“ hier.
Baumols und Bowens Ausführungen sind von enormer Brisanz, da sie zeigen, dass kontinuierliche Kostensteigerungen an Theatern kein Problem ist, dem man wirklich begegnen könnte, sondern (und ich benutze diesen Begriff für ökonomische Zusammenhänge nur sehr ungern, halte ihn hier aber » Read the rest of this entry «
Die Metaphysik des komplexen Quality TV #MediaDivina
Juni 6th, 2013 § 2 comments § permalink
Neben der Live-Ness des „elektrischen Teleskops“ und dem Programm-Flow gehört die Serialität der Inhalte zu den wesentlichen Eigenschaften des Fernsehens. Über die abgeschlossenen Formate des Kriminalfilms etwa hatte ich hier vor einiger Zeit bereits gebloggt. Das ist aber, mit Blick auf das, was sich gegenwärtig im Fernsehen tut, nur eine Variante der Serialität. Viel wirkmächtiger und wuchtiger, viel eigenartiger und erheblich erfolgreicher (kommerziell und in der öffentlichen Wahrnehmung) sind die Formate, die neuerdings als „Quality TV“ oder „komplexe Serie“ subsummiert werden, also Serien wie Sopranos, 24, Lost, Mad Men, Breaking Bad, Homeland, Game of Thrones usw. Serien, die – nicht nur – mich begeistern und elektrisieren und Fernsehinhalten eine magnetische Kraft, ja eine geradezu euphorisierende Aura verleihen, wie sie im Fernsehen wenn überhaupt, dann sicher lange nicht mehr vorgekommen sind.
Anders als die klassischerweise als Serie bezeichneten Formate, die aus in sich abgeschlossenen Episoden bestehen, sind diese Serien in Abstammung der fortlaufenden Fortsetzung unter dem Namen „Serials“ » Read the rest of this entry «