Mensch, Ivan Nagel …

Juli 10th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Mensch, Ivan Nagel … § permalink

… mit 80 Jah­ren bist du fri­scher in der Bir­ne, als die Frisch­lin­ge, die an deut­sche Groß­thea­ter schluffen:

Darf das Groß­thea­ter mit sei­nem drei­ßig- bis fünf­zig­köp­fi­gen Ensem­ble, mit eige­nen Werk­stät­ten und Ver­wal­tun­gen wei­ter als Vor­bild alles höhe­ren Stre­bens in der Schau­spiel­kunst gel­ten? Dra­ma und Thea­ter wirk­ten aus die­sem Sys­tem einst kraft­voll in das öffent­li­che Bewusst­sein. Von sol­cher Wir­kung scheint wenig übrig geblie­ben. […] Tech­ni­sche Beschleu­ni­gung und poli­ti­scher Abbau der letz­ten Jahr­zehn­te haben zwei Gene­ra­tio­nen in eine Medi­en­ga­la­xie gesto­ßen, deren immer rasche­re Umschwün­ge zugleich tota­le Gegen­wart und lee­re Zeit­lo­sig­keit erzeu­gen. Die Mil­li­se­kun­den der Ato­me, die Jahr­mil­li­ar­den der Bio­mo­le­kü­le wim­meln von Ereig­nis­sen, die mit dem Leben des Ein­zel­nen unver­gleich­bar sind. Geht das Reper­toire-Spiel nicht an all­dem vor­bei, wenn sei­ne Pro­gramm-Melan­ge die Gegen­wart wei­ter als das erleb­ba­re Tref­fen von Ver­gan­ge­nem und Zukünf­ti­gem behaup­tet? Die Muss-Klas­si­ker, die das deut­sche Stadt­te­ha­ter jähr­lich hun­dert­wei­se von Regis­seu­ren unter vier­zig pro­du­zie­ren lässt, sind oft von ver­drieß­li­cher Sinn­lo­sig­keit. […] Wie man­cher Regis­seur an man­ches Stück gera­ten ist, bleibt oft ein Rät­sel, das die Auf­füh­rung nicht löst.”  (Schrif­ten zum Dra­ma, 30ff)

Nur eines noch dazu: Die Insze­nie­rung von Ü40-Regis­seu­ren sind auch nicht besser.

Zum Begriff der Inszenierung und ihrer Kritik

Juli 10th, 2011 § 4 comments § permalink

War­um das Fest­hal­ten am Begriff der Insze­nie­rung das Den­ken über und das Arbei­ten für Thea­ter behin­dert und was eine Kon­se­quenz für die Thea­ter­kri­tik wäre, wie sie sich dem­nach neu erfin­den müss­te, ver­sucht die­ses Pos­ting zu klä­ren. Beim Schrei­ben der ers­ten Zei­le, ken­ne ich das Ende noch nicht. Ich weiß nicht, wor­auf es hin­aus­führt, ob es auf etwas hin­aus­führt oder wohin es führt.

 Zum Begriff der Inszenierung

Der Begriff der Insze­nie­rung gehört so sehr zum (unbe­frag­ten) Kern­be­stand des noch vor­herr­schen­den Dis­po­si­tivs von Thea­ter — ver­kürzt als Stadt­thea­ter benenn­bar — dass das Den­ken eines ande­ren Thea­ters, ins­be­son­de­re eines Netz­thea­ters oder Thea­ters unter den Bedin­gun­gen der Netz­ge­sell­schaft — es nicht unter­las­sen darf zu befra­gen und letzt­lich zurück­zu­wei­sen, was in die­sem Begriff als frag­los unter­stell­te Auf­ga­be oder Funk­ti­on von Thea­ter mit­ge­schleift wird. Ins­be­son­de­re die Ver­wo­ben­heit der Thea­ter­kri­tik in die­ses Kon­zept ist dabei zu befragen.

Der Text als Stückwerk

Tra­di­tio­nell setzt der Begriff der Insze­nie­rung vor­aus, dass es etwas gibt, das in Sze­ne gesetzt (mise en sce­ne) wird. Und zwar einen Text, ein Dra­ma — mit­hin eine lite­ra­ri­sche Gat­tung, die in ihrer Mach­art erkenn­bar dar­auf ange­legt ist, in Sze­ne gesetzt zu wer­den. Als Mar­kie­rung für eine sol­che Absicht fin­det sich eine beson­de­re Schreib­wei­se die­ses Tex­tes, ein beson­de­rer for­ma­ler Auf­bau des­sen, was auf der Sze­ne von wem zu sagen ist und zusätz­lich pro-gram­mie­ren­de Neben­tex­te, die sowohl sagen, wie etwas zu spre­chen ist und wie die opti­sche Gestal­tung der Sze­ne­rie aus­se­hen soll, wie sie zugleich die Stück­haf­tig­keit durch den Ver­such, das Stück­werk zu ergän­zen, erst um so deut­li­cher mar­kie­ren.  Der Text trägt die Mar­kie­rung sei­ner Halb­fer­tig­keit in eini­gen Spra­chen bereits vor sich her, indem er als Stück benannt ist, also nur als ein Teil des­sen, was bei sei­ner Insze­nie­rung die Ganz­heit der Sze­ne­rie ausmacht.

 Das Stück als Textwerk

Als Bestand­teil der Schrift­ge­sell­schaft und als les­ba­rer Text, als Werk eines Schrei­bers aber gehorcht er zugleich Erwar­tungs­hal­tun­gen, die an Schrift­wer­ke gestellt wer­den: aus der schwarz­weiß mäan­dern­den bloß phy­si­schen Mate­ria­li­tät ergibt sich in der Lek­tü­re sowohl der Vor­stel­lungs­raum eines ima­gi­nä­ren Thea­ters, der rhe­to­ri­schen Tra­di­ti­on der ekphra­sis nicht unähn­lich, die durch leb­haf­te und. Genaue Beschrei­bung von Din­gen oder Gescheh­nis­sen bewir­ken woll­te, dass die beschrie­be­nen Din­ge oder Gescheh­nis­se vor dem “inne­ren Auge” des opti­schen oder bes­ser noch akus­ti­schen Lesers sicht­bar wer­den. Zugleich ergibt sich trotz der Stück­haf­tig­keit des Stücks, die bei der Lek­tü­re ins­be­son­de­re von als lite­ra­risch gel­ten­den Wer­ken immer unter­stell­te Eigen­sinn des Tex­tes. Wie stück­haft ein Stück auch sein mag — der schu­lisch aus­ge­bil­de­te Leser wird nicht umhin­kom­men, nach der „Aus­sa­ge“ des Tex­tes zu fra­gen oder ihr nach­zu­ge­hen. Mar­kie­rung die­ser Suche war seit jeher die Fra­ge, was der Autor damit ande­res sagen wol­le, als das, was er wirk­lich geschrie­ben hat. Tex­te wer­den dann zu Trans­port­mit­teln für ver­bor­ge­ne Aus­sa­gen über Lie­be, Macht, Fami­lie und so wei­ter. Und gera­de fin­det sich – in eine rhe­to­ri­sche Fra­ge ver­packt – die­se For­de­rung an Thea­ter auch wie­der in der Schrott­pres­se, hier im Ham­bur­ger Albern­blatt:

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Nicht mal einen vernünftigen Spielzeit-Endstreit gibts mehr

Juli 9th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Nicht mal einen vernünftigen Spielzeit-Endstreit gibts mehr § permalink

Was die Haus­halts­de­bat­te für den Bun­des­tag, ist das Spiel­zei­ten­de für das Thea­ter. Anlass und Gele­gen­heit für die gro­ße Gene­ral­de­bat­te. Streit zwi­schen Kri­ti­kern und Thea­tern, Kri­ti­kern und Kri­ti­kern, Thea­tern und Thea­tern. Ein letz­tes Auf­glimmen kul­tu­rel­ler Leben­dig­keit, bevor sich dann alle ent­we­der in Urlau­be oder auf irgend­wel­che Frei­luft­fes­ti­vals begeben.

Selbst das aber funk­tio­niert nicht mehr. Sta­del­mai­er, sonst ein Garant für dis­kus­si­on­för­dern­de Pole­mi­ken, hat sich in der FAZ nur ein paar Lang­wei­lig­kei­ten her­aus­pres­sen kön­nen, die nichts bewe­gen, noch weni­ger auf­re­gen. Die alten Schrei­ber sind müde. Immer­hin scheint er das Ende des Dra­ma­ti­schen zu akzep­tie­ren — aber reflek­tie­ren oder gar beschimp­fen will ers nicht. Müde wie das Thea­ter, von dem er schreibt, ist auch er.

Im Ham­bur­ger Abend­blatt hat sich am 6. Juli nun Arm­gard See­gers hier dar­über beklagt, dass es ihr kei­nen Spaß mehr macht ins Thea­ter zu gehen. Warum?

Das Thea­ter lebt heut­zu­ta­ge — jeden­falls da, wo es stil­prä­gend sein will — von Per­for­man­ces und Pro­jek­ten. Auf­füh­run­gen also, bei denen ein Text nicht mehr nur sinn­lich, tref­fend und genau ergrün­det und durch die Kunst und Fähig­kei­ten eines Schau­spie­lers zum Leben erweckt wird. Son­dern es geht um Kon­zep­te. Dra­men und Stü­cke wer­den nicht mehr grad­li­nig, mit tra­di­tio­nel­len Mit­teln nach­er­zählt, man rei­chert sie an mit Fremd­tex­ten, sucht Schnitt­men­gen zu Musik, Film, bil­den­der Kunst. Anstel­le der Kon­zen­tra­ti­on auf das Dra­ma, der Dar­stel­lung von Figu­ren, Hand­lun­gen und mensch­li­chen Bezie­hun­gen rückt hier die “Auf­füh­rung” in den Mit­tel­punkt. Häu­fig kön­nen die Zuschau­er nicht ähn­lich asso­zia­tiv nach­voll­zie­hen, was die Künst­ler und zu wel­chem Zwe­cke bewegt. Die Fol­ge: Man fühlt sich aus­ge­schlos­sen, emp­fin­det die Kunst als eli­tär, arro­gant, autis­tisch und fragt sich, ob manch ein Kon­zep­ti­ons­re­gis­seur mit sei­nem Team nicht in einer Par­al­lel­welt lebt, ohne Berüh­rungs­punk­te zu den Zuschau­ern. Küm­mert sich das Thea­ter viel­leicht zu wenig dar­um, sei­ne Zuschau­er zu fes­seln, anzu­spre­chen und zu unter­hal­ten? Ist das Thea­ter nicht gera­de dazu da, Stü­cke, die man beim Lesen allein nicht in ihrer gan­zen Viel­schich­tig­keit durch­drin­gen kann, ver­ständ­lich zu machen?

Nun­ja, scha­de für Frau See­gers. Gibt ja noch ande­re Beru­fe. Schau­en Sie sich da mal um, Frau See­gers. Und den­ken Sie beim Suchen mal dar­über nach, ob es sich lohnt, zu kri­ti­sie­ren, dass “die Auf­füh­rung” in den Mit­tel­punkt des Thea­ters rückt. Und schrei­ben Sie dem­nächst doch mal einen Text, indem Sie sich dar­über auf­re­gen, dass Tex­te immer mehr in den Mit­tel­punkt des Buches rücken. Oder Geist­lo­sig­keit in den Mit­tel­punkt der Zeitungen.

Nun soll­te man mei­nen, eine sich der­art selbst dekon­stru­ie­ren­de, lei­der nicht ein­mal wirk­lich auf­ge­reg­te oder flam­men­de Kri­tik sei am bes­ten durch Igno­rie­ren begeg­net. Das scheint der Tha­lia-Inten­dant Lux anders zu sehen — und begeg­net der Niveau­lo­sig­keit mit (man hält es kaum für mög­lich) noch mehr Niveau- und ins­be­son­de­re Stand­punkt­lo­sig­keit hier im Abend­blatt.

Wir sind weder eli­tär noch autis­tisch oder arro­gant, son­dern offen, erleb­nis­hung­rig und kom­mu­ni­ka­tiv. Wenn es den­noch gele­gent­lich Pro­ble­me gibt, dann des­halb, weil sich die Spra­che der Hoch­kul­tur, die unse­rer Autoren Schil­ler, Goe­the oder Büch­ner, nicht immer auf den ers­ten Blick erschließt.

So, Frau See­ger, mer­ken Sie Ihnen das mal gefäl­ligst. Goe­the ist schuld. Wir erfah­ren wei­ter­hin, dass das Thea­ter sich seit Jah­hun­der­ten ändert (was Herr Lux “gut” fin­det), dass Per­for­man­ces manch­mal gut, manch­mal schlecht sind, dass auch in Ber­lin, Zürich, Frank­furt, Wien oder Mün­chen die “Sehn­sucht” der Men­schen bedient wird, “Geschich­ten mit Men­schen sehen zu wol­len” — Lux ver­gisst dabei aller­dings RTL, RTL2, Super RTL, SAT1, Das Vier­te, Neun Live, Kino, DVD und so wei­ter. Und vor allem muss Thea­ter rumeiern:

Einer­seits hört Kunst meist auf, wenn sie sich zu markt­gän­gig dem Publi­kum vor die Füße wirft. Ande­rer­seits ist sie schwer gefähr­det, wenn sie auf das Publi­kum über­haupt kei­ne Rück­sicht mehr nimmt. Dazwi­schen liegt irgend­wo die Wahrheit.

Immer schön dazwi­schen blei­ben, so ists recht, das schützt vor Anecken. “Mir ist in der gesam­ten Debat­te zu viel Poli­tik und Ideo­lo­gie im Spiel.” — sag ich ja. Und so weiter.

Ich bin nicht sicher, ob eine sol­che Sommer(loch)debatte die Leser interessiert.

Nun­ja, sie inter­es­siert als Sym­ptom dafür, auf wel­chem jäm­mer­li­chen Niveau die Dis­kus­si­on um und das Inter­es­se an Thea­ter schon ange­kom­men ist.

Ent­schei­dend ist, dass Thea­ter sinn­lich ist.

Echt? Das ist ent­schei­dend? Ent­schei­dend ist, dass Wurst aus Wurst besteht? Einer­seits lau­ert die (böse) Ver­kopft­heit, ande­rer­seits die (sinn­li­che) Dumm­heit. Dazwi­schen liegt irgend­wo … na?

Noch irgend­wo Debatten?

Ist dem Stadttheater noch zu helfen?

Juli 5th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Ist dem Stadttheater noch zu helfen? § permalink

Auf nacht­kri­tik erschien vor eini­gen Tagen ein Dis­kus­si­ons­bei­trag von Mat­thi­as von Hartz (auch abge­druckt im Thea­ter der Zeit Arbeits­buch „ Heart of the City – Recher­chen zum Stadt­thea­ter der Zukunft“), der sich mit dem Ver­hält­nis zwi­schen Stadt­thea­tern und soge­nann­ten frei­en Thea­tern aus­ein­an­der­setz­te und mehr oder min­der erst gemein­te Lösungs­an­sät­ze für die von ihm kon­sta­tier­te Kri­se des deut­schen Stadt­thea­ter­sys­tems präsentierte.

Wer die­ses Blog hier ein wenig mit­ver­folgt, wird erwar­ten, dass hier sowohl sei­ne Zustands­be­schrei­bung als auch die prä­sen­tier­ten Lösungs­an­sät­ze als bei wei­tem nicht grund­le­gend genug betrach­tet wer­den. In den Pos­tings zum Tod des Stadtt­ha­ters (Teil 1, Teil 2, Teil 3) dem Sie­chen von Thea­tern und Kri­tik (hier) und dem zuletzt hier gepos­te­ten Lösungs­vor­schlag war ich der Situa­ti­on eben­falls nach­ge­gan­gen – mit aller­dings eini­gen ande­ren Konsequenzen.

Was sagt von Hartz

Von Hartz zieht die Dif­fe­renz zwi­schen Stadt­thea­tern und Frei­en Grup­pen, kon­sta­tiert, dass „Inno­va­tio­nen“ im Wesent­li­chen aus der frei­en Sze­ne kämen und schließt dar­aus, dass die unter­fi­nan­zier­ten Frei­en Grup­pen mehr Geld bekom­men müss­ten. Dabei ist sei­ne Pro­blem­be­schrei­bung durch­aus „dra­ma­tisch“. Es gehe, schreibt er, letzt­lich „ um Ent­wick­lung und Über­le­ben des gesam­ten Medi­ums“. Er kon­sta­tiert, dass zwar  90% der öffent­li­chen Mit­tel in die Stadt­thea­ter­sys­te­me flie­ßen, die „Inno­va­tio­nen“ hin­ge­gen zu 90% aus den gering finan­zier­ten „armen“ frei­en Grup­pen kämen.

Das Inter­es­se des Stadt­thea­ters sei dabei weni­ger die Zukunft des Thea­ters, son­dern das eige­ne Über­le­ben als Insti­tu­ti­on, das als Insti­tu­ti­on eben zunächst am Fort­be­stand und an der öko­no­mi­schen Nut­zung der eige­nen Res­sour­cen inter­es­siert sei. Die Struk­tur der Insti­tui­ti­on bestim­me, wel­che Art von Thea­ter pro­du­ziert wird. In einer For­mu­lie­rung, die auch hier aus dem Blog stam­men könn­te, stellt er fest:  „Über die Jahr­hun­der­te ist so eine Fabrik ent­stan­den, die sehr pro­fes­sio­nell und spe­zia­li­siert ein sehr gutes Pro­dukt her­stellt.“. Aus­führ­li­cher und pointiert:

Inter­es­sant ist, dass die Pro­ble­me am Stadt­thea­ter nicht nur durch Men­schen oder Din­ge ent­ste­hen, die ein Künst­ler braucht und die es dort nicht gibt. Son­dern auch durch die Pro­duk­ti­ons­mit­tel, die vor­ge­hal­ten wer­den, die man aber nicht benutzt. Also: Wer nicht probt oder kei­ne Schau­spie­ler für sei­ne Arbeit braucht, pro­du­ziert Leerstand.

Von der Insti­tu­ti­on zum Inhalt

Im Ver­lauf sei­nes Tex­tes durch­aus unver­mit­telt fällt von Hartz dann aus der insti­tu­tio­nel­len in die inhalt­li­che Kri­tik, die durch sei­ne vor­he­ri­gen Aus­füh­run­gen nicht vor­be­rei­tet ist:

Als Thea­ter­be­su­cher wün­sche auch ich mir, dass die Insti­tu­ti­on sich mit » Read the rest of this entry «

Say it again, Ivan

Juli 3rd, 2011 § Kommentare deaktiviert für Say it again, Ivan § permalink

Letz­te Woche hat­te ich das Ver­gnü­gen eines Gesprächs mit der nacht­kri­tik Redak­ti­on. Und mach­te mich auf den Heim­weg, beschenkt mitr einem Buch, das ich mir ver­mut­lich nie­mals sel­ber gekauft hät­te. Was ein Feh­ler gewe­sen wäre. Und zwar.

Der neue Buch des vor weni­gen Tagen 80 Jah­re alt gewor­de­nen Ivan Nagel. „Schrif­ten zum Thea­ter“ heißt es unor­gi­nel­ler­wei­se. Nagel. 60er. 70er. Auch 80er Jah­re. Ador­no. Insti­tu­ti­on in einer Thea­ter­welt, die es so nicht mehr gibt. Das waren so eini­ge der Vor- und Urtei­le, die mir im Kopf waren zu ihm. Ich nahm mir das Buch also auf der Rück­rei­se vor und fand erst ein­mal eini­ger­ma­ßen bestä­tigt, was zu erwar­ten war. Künst­ler­por­träts Kort­ner, Zadek, Minks, Stein. Nichts, was man nicht im Rah­men der klas­si­schen lite­ra­ri­schen Form der Thea­ter­er­in­ne­rung erwar­ten wür­de. Sehr les­bar, aber eben auch sehr vergangen.

Zum Glück hab ich das Buch nicht weg­ge­legt, son­dern mich bis zum drit­ten Abschnitt „Zum Thea­ter“, der beginnt mit einem Text „Der Kampf für die Schau­büh­ne“, vor­ge­le­sen. In den hier ver­sam­mel­ten Tex­ten kommt nicht nur ein ande­rer Ivan Nagel (für mei­ne Wahr­neh­mung) her­vor, son­dern einer, der offen­sicht­lich in der Gegen­wart schmerz­lich wie­der gewünscht wird. Ein Kri­ti­ker, der sein erwor­be­nes Renom­mee nutzt, um öffent­li­chen Ein­fluss aus­zu­üben. Und  der dem Thea­ter Ende der 60er und Ende der 80er attes­tier­te, was ihm heu­te wie­der zu attes­tie­ren wäre, mit einer Ver­ve, die eben­falls wie­der an die Tages­ord­nung gehört, eine Schär­fe und Bril­lanz in der Dik­ti­on wie in der Refle­xi­on, die heu­ti­gen Kri­ti­kern und nacht­kri­ti­kern » Read the rest of this entry «

Ist “Ich” eine Gesellschaft?

Juni 25th, 2011 § 2 comments § permalink

Hab mir gera­de nach einem Zitat, das ich bei Kus­anow­sky gele­sen hat­te und das mir die­sen Autor als inter­es­sant erschei­nen ließ, den lan­ge Zeit ver­ges­se­nen Sozio­lo­gen und Durk­heim-Wider­sa­cher Gabri­el Tar­de, genau­er sei­ne Schrift zur Mona­do­lo­gie und Sozio­lo­gie vor­ge­nom­men. Abge­se­hen davon, dass die­se Schrift von außer­or­dent­lich inspi­rie­ren­der Schräg­heit ist, bin ich auf einen Gedan­ken gesto­ßen, der mir enorm frucht­bar erscheint:

Am Grun­de jedes Dings liegt jedes wirk­li­che oder mög­li­che ande­re Ding. Dies setzt aber zunächst vor­aus, dass jedes Ding eine Gesell­schaft ist und dass alle Phä­no­me­ne sozia­le Tat­sa­chen sind. […] Alle Wis­sen­schaf­ten schei­nen dazu bestimmt, Zwei­ge der Sozio­lo­gie zu werden.

Abge­se­hen von der Schräg­heit der dekon­struk­ti­ven Umkeh­rung, die Gesell­schaf­ten nicht mehr aus Ein­zel­nen, son­dern ein­zel­ne aus Gesell­schaft bestehen las­sen, scheint mir eine hohe Anschluss­fä­hig­keit an die hier und eben­falls bei Kus­anow­sky beschrie­be­ne Über­le­gung zur poly­morph-per­ver­sen Struk­tur des Post-Sub­jekts (das, um all­zu vor­ei­li­ge Kom­men­ta­to­ren vor­ab zu besänf­ti­gen, kei­ne Exis­tenz­aus­sa­ge zum Sub­jekt impli­ziert, son­dern nur eine Begriffs­re­fe­renz dar­stellt) vorzuliegen.

Reißt man die uralte Dua­li­tät von Mate­rie und “Psy­che” ein, wie Tar­de es tut, indem er selbst auf ato­ma­rer und sub­ato­ma­rer Ebe­ne das Vor­lie­gen von Phä­no­me­nen kon­sta­tiert, die jen­seits “blo­ßer Mate­rie” lie­gen, und kommt zu Tar­des an Leib­niz geschärf­ten  Begriff der Mona­de, öff­net sich tat­säch­lich der Denk­raum für ein “Sub­jekt”, das kein Sub­jekt mehr ist, son­dern eben jenem poly­morph-per­ver­sen oder prot­e­i­schen Sub­jekt gleicht, von dem etwa Rif­kin ange­sichts des “Men­schen” der Netz­ge­sell­schaft redet. Dabei ist Tar­des Dreh so sim­pel wie ver­blüf­fend ein­leuch­tend: Wenn sich tra­di­tio­nell von Gesell­schaf­ten mit der Meta­pher, dem Bild oder der Ana­lo­gie des Orga­nis­mus reden lässt — war­um soll­te sich umge­kehrt nicht ange­sichts von Orga­nis­men nicht von Gesell­schaf­ten reden las­sen. Dann ist also ein Kör­per eine Zell­ge­sell­schaft, die Zel­le selbst wie­der Gesell­schaft ihrer Kon­sti­tu­en­ten, die Kon­sti­tu­en­ten selbst wie­der Atom­ge­sell­schaf­ten , deren Zusam­men­hang in die­ser Per­spek­ti­ve nichts weni­ger als eine Über­ra­schung sein kann (war­um ver­hal­ten sich die Ato­me zu einer Zel­le?), die durch den Begriff des Natur-“Gesetzes” viel­leicht anthro­po­morph ver­kleis­tert und ver­deckt, nicht aber » Read the rest of this entry «

Theater als Sesshaftmachung des rasenden Publikums — Paul Virilio und Loriot

Juni 15th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Theater als Sesshaftmachung des rasenden Publikums — Paul Virilio und Loriot § permalink

Schö­ner Gedan­ke, den ich über die Lek­tü­re von Vis­manns Medi­en der Recht­spre­chung bei Paul Viri­lio (Rasen­der Still­tand, 150) fand:

In der Stadt ent­stan­den und folg­lich bedingt durch das Phä­no­men der Sess­haft­ma­chung, hat­te die Thea­ter­auf­füh­rung immer zum obers­ten Ziel, den Zuschau­er an der Bewe­gung zu hin­dern. Die Pracht der anti­ken Zir­kus­se und Thea­ter läßt letzt­lich die Erfin­dung eines aller­ers­ten sta­ti­schen Vehi­kels erken­nen, das patho­lo­gi­sche Sess­haft­ma­chen eines auf­merk­sa­men Zuschau­ers, der die Auf­füh­rung des opti­schen Lei­bes des sich bewe­gen­den Schau­spie­lers verfolgt.

Nun — es ist die deut­sche Über­set­zung eines fran­zö­si­schen Tex­tes. Trotz­dem dürf­te sich die Dop­pel­deu­tig­keit von “bewe­gend” auch dort fin­den (ich habe es nicht über­prüft). Der still­ge­setz­te Zuschau­er schaut den Bewe­gun­gen des Akteurs zu, der sich bewe­gen darf, um sich dadurch selbst bewe­gen zu las­sen und zwar, indem er unbe­wegt bleibt. Las­sen wir die Fra­ge außen vor, der sich die Schau­spiel­theo­rie seit dem 18. Jahr­hun­dert wid­me­te, näm­lich die­je­ni­ge, ob ein selbst “inner­lich” beweg­ter Schau­spie­ler bewe­gen­der sei als ein unbe­weg­ter Bewe­ger, ein pro­ton kino­un aki­ne­ton um es mit Aris­to­te­les zu sagen. So fin­det sich den­noch eine durch­aus inter­es­san­te Bewe­gung von Still­stel­lung und Bewe­gung, die sich gegen­sei­tig durch­drin­gen. Der beweg­te Mensch wird sess­haft gemacht, fest­ge­setzt, still­ge­stellt und still gestellt (nun­ja — im anti­ken Thea­ter dürf­te nicht viel Stil­le geherrscht haben, ver­mut­lich eher ver­gleich­bar einer heu­ti­gen Kas­per­thea­ter­uf­füh­rung vor Kin­der­gar­ten­kin­dern oder einem Zweit­li­ga Fuß­ball­spiel…), um ihn bewe­gen zu können.

“Patho­lo­gisch” nennt Viri­lio das. Pathos und logos - das sind die Bewe­ger. Der Logos, der ein Pathos aus­lö­sen soll, der die ins schei­ba­re Pas­si­vum gedräng­ten Zuschau­er mit Empa­thie, Anti­pa­thie, Sym­pa­thie viel­leicht auch Neu­ro­pa­thie ver­se­hen soll (nach Aris­to­te­les dient das ja der pathe­ti­schen Kathar­sis). Und es sind zu einem gro­ßen Teil die logoi, die für die­se pathe­ma­ta sor­gen. Patho­lo­gie ist des­we­gen eine sehr pas­sen­de Bezeich­nung für die thea­tra­le Ver­an­stal­tung. Das Thea­ter als patho­lo­gi­sches Insti­tut. Das aber die Zuschau­er des­we­gen nicht zum bl0ßen Pas­si­vum macht, weil sie aktiv dort­hin gegan­gen sind, mit der Ent­schei­dung, sich patho­lo­gi­sie­ren zu las­sen, das Thea­ter betra­ten. Sie lau­fen nicht davon, gehen nicht weg, las­sen sich nicht nur still­stel­len als wäre sie poli­zei­lich fest genom­men und im Thea­ter fixiert worden.

Die schein­ba­re Pas­si­vi­tät der Still­sit­zen­den ent­puppt sich als die Akti­vi­tät, die im bewußt gewoll­ten Sit­zen statt­fin­det. Inso­fern ist Adams Ant­wort auf die Fra­ge Got­tes: “Was machst du da?” kon­se­quent “Ich mache Nichts.” Und die wei­te­re Nach­fra­ge kann nichts ande­res zuta­ge för­dern als “Ich sit­ze hier” und wei­ter “Ich möch­te hier sit­zen … Ich woll­te immer nur hier sit­zen”. Gott kann nicht anders als rasend wer­den ob sei­ner Ent­schei­dung, sit­zen zu wol­len. Zwar heißt Adam hier Herr­mann und Gott ist in der Küche. Aber noch am Ende zeigt Adam-Herr­mann die schein­ba­re Para­doxa­li­tät des pas­siv Akti­ven wenn er laut­hals schreit: “Ich schreie dich nicht an.”

Im Nichts­tun unbe­wegt aus­har­rend lässt sich Her­mann patho­lo­gi­sie­ren von der ver­bor­ge­nen Akteu­rin in der Küche — bis hin zum Aus­bruch sei­ner Bewegt­heit, bis also zur E‑Motion, die er den­noch unbe­wegt im Ses­sel sit­zend voll­zieht. Es ent­puppt sich die Pas­si­vi­tät als iner­te Akti­vi­tät. Lori­ots genia­ler Sketch führt das “patho­lo­gi­sche Sess­haft­ma­chen eines auf­merk­sa­men Zuschau­ers, der die Auf­füh­rung des opti­schen Lei­bes des sich bewe­gen­den Schau­spie­lers ver­folgt” in nuce vor. Und es zeigt sich, dass es alles ist — nur nicht pas­siv. Pas­sio­niert — ja. Lei­dend — ja. Nicht aber pas­siv, da es der Akti­on des Sit­zens, die als sol­che mit Motiv gewählt wur­de, folgt. Die Fra­ge “Was machst du” mit “sit­zen” zu beant­wor­ten, als han­de­le es sich um ein ganz nor­ma­les Ver­bum wie häm­mern, kochen, kämp­fen, bau­en usw., zeigt die Akti­vi­tät. Her­mann wird nicht geses­sen. Er sitzt. Aktiv. Dabei aber wird er be-han­delt von der Gat­tin. Oder von » Read the rest of this entry «

Recht als Theater? Zu einer Frage von @weissgarnix.

Mai 30th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Recht als Theater? Zu einer Frage von @weissgarnix. § permalink

Gera­de eben gab es ein Pos­ting von Tho­mas Strobl auf weiss­gar­nix (hier (Update 2015: Weiss­gar­nix-Blog inzwi­schen off­line),) in dem er auf einen Arti­kel von Harald Staun in der FAZ (hier) zum Kachelm­ann-Pro­zess bezug­neh­mend fragt, ob sich (im Kachelm­ann­pro­zess oder grund­sätz­lich) die Recht­spre­chung als Thea­ter ver­ste­hen lässt. Dar­auf habe ich ihm aus­führ­lich in einem Kom­men­tar geant­wor­tet, den ich hier wie­der­ge­ben möchte.
Die meta­pho­ri­sche Anwen­dung der Struk­tur “Thea­ter” auf die Struk­tur “Gerichts­pro­zess” ist legi­tim, sofern sie Erkennt­nis­ge­winn bringt und nicht behaup­tet, das eine sei das ande­re. Inso­fern ist die Fra­ge nach der Rich­tig­keit “Stimmt das?” nicht wirk­lich rele­vant. Eher die Fra­ge “Bring­ts was?”. Denn dass ein Pro­zess kein Thea­ter “ist”, weiß spä­tes­tens, wer den Delin­quen­ten auf dem Richt­platz oder im Gefäng­nis sieht, den Schau­spie­ler aber in der Kantine.
Trotz­dem gibt es durch die Struk­tur­über­la­ge­rung fest­stell­ba­re Ähn­lich­kei­ten. Näm­lich: » Read the rest of this entry «

Theater und Kritik: Zwei Siechen beim Sterben zusehen?

Mai 20th, 2011 § 2 comments § permalink

In den letz­ten Pos­tings hat­te ich zu zei­gen ver­sucht, in welch bedroh­li­cher Lage sich mei­nes Erach­tens die Stadt­thea­ter befin­den – und zwar nicht aus dem uner­klär­li­chen Spar­wahn von Käm­me­rern, son­dern durch eine selbst­ver­schul­de­te Zeit­krank­heit. Als Nach­trag möch­te ich nun hin­zu­fü­gen, wie mei­ner Mei­nung nach die Situa­ti­on von Thea­ter und Thea­ter­kri­tik dazu füh­ren, gemein­sam in einen nicht rei­ßen­den, son­dern eher müden und ermü­den­den Abwärts­stru­del gera­ten, der bei­de an ein abseh­ba­res Ende bringt. Vor eini­gen Wochen schrieb Jür­gen Ber­ger auf der Sei­te des Goe­the-Insti­tuts einen Arti­kel mit dem Titel „Eine Fra­ge der Zeit – Print oder Online und wie das Inter­net die Thea­ter­kri­tik ver­än­dert“, der fol­gen­der­ma­ßen beginnt:

Dass sich Tei­le der Thea­ter­kri­tik ins Inter­net ver­la­gern, ist unauf­halt­sam. Allei­ne der all­mäh­li­che Abbau der Thea­ter­kri­tik vor allem in regio­na­len Print­me­di­en hat zur Fol­ge, dass eine Leer­stel­le ent­steht. Das spü­ren vor allem die Thea­ter jen­seits der Metro­po­len, die immer weni­ger im Feuil­le­ton auf­tau­chen. Es hat aber auch zur Fol­ge, dass immer weni­ger jun­ge Nach­wuchs­jour­na­lis­ten sich schrei­bend als Thea­ter­kri­ti­ker erpro­ben kön­nen. Die ein­zi­ge Aus­weich­mög­lich­keit: Das Inter­net. (Quel­le)

In der Fol­ge ver­brei­tet er sich über Kul­ti­ver­sum und Nacht­kri­tik und fled­dert ein wenig an der jour­na­lis­ti­schen Qua­li­tät der Kri­ti­ker und ihrer Tex­te her­um. Vie­les von dem, was er schreibt, ist nicht falsch. Eini­ges rich­tig. Es bleibt aller­dings an ober­fläch­li­chen Phä­no­me­nen und Geschmacks­kri­ti­ken an den geschmäck­le­ri­schen Kri­ti­ken hän­gen. Es ist ein­fach nicht zu erwar­ten, dass Schrei­ber, die mit einem Stun­den­satz von Gebäu­de­rei­ni­gungs­per­so­nal (Hono­rar für eine Kri­tik 60 € laut Esther Sle­vogt hier) abge­speist wer­den (und dar­auf läuft es in etwa hin­aus, betrach­tet man den gesam­ten Zeit­auf­wand für eine Kri­tik), eine refle­xi­ve Qua­li­tät ablie­fern, die haupt­be­ruf­li­chen oder nach Zei­tungs­sät­zen bezahl­ten Frei­en eig­net. Nacht­kri­ti­ken zu schrei­ben kann nur Hob­by sein oder die Mög­lich­keit, kos­ten­los ins Thea­ter zu kom­men. Aber das ist geschenkt und sei dahin gestellt.

Von Ver­schwin­den der Zeitungskritik

Inter­es­san­ter fin­de ich sei­ne Asser­ti­on, dass das schwin­den der Kri­ti­ken aus Zei­tun­gen eine unum­kehr­ba­re Bewe­gung sei – und sie ist fatal. Aus zwei­er­lei Grün­den. Zum einen zeigt sich an dem feh­len­den Auf­schrei der Leser­schaft, dass Thea­ter­kri­ti­ken schon längst nicht mehr als wesent­li­cher Bestand­teil der Zei­tungs­lek­tü­re bei Otto und Otti­lie Nor­mal­le­ser gel­ten. Thea­ter­kri­tik ist kein Kern­be­stand von Zei­tun­gen – höchs­tens eine Art Kol­la­te­ral­in­for­ma­ti­on, die » Read the rest of this entry «

Warum es für die Theater um Leben und Tod geht — Teil 3

Mai 19th, 2011 § Kommentare deaktiviert für Warum es für die Theater um Leben und Tod geht — Teil 3 § permalink

In den letz­ten bei­den Pos­tings ver­such­te ich zu zei­gen, wie Stadt­thea­ter einer­seits sei­ne Funk­ti­on in der Abend­un­ter­hal­tung ein­ge­büßt hat, ande­rer­seits sei­ne Funk­ti­on für die Kon­sti­tu­ti­on einer städ­ti­schen Bür­ger­lich­keit ver­lor. Im drit­ten Teil möch­te ich nun dar­auf ein­ge­hen, inwie­fern Thea­ter auch das Thea­ter­haf­te, das Spek­ta­ku­lä­re ein­ge­büßt hat.

Der Ver­lust des Spektakulären

Dem Thea­ter eig­ne­te in sei­nen Hoch­zei­ten das Spek­ta­ku­lä­re, das sich noch in Spu­ren in der Oper der Gegen­wart wie­der­fin­det. Zu sei­nen Hoch­zei­ten war Thea­ter eine mul­ti­me­dia­le tech­ni­sche Meis­ter­leis­tung. Nicht nur der Dar­bie­ten­den, son­dern auch der Büh­nen- und Beleuch­tungs­tech­nik. Rasche Ver­wand­lun­gen, Dreh­büh­nen, Schie­be­büh­nen, beweg­li­che Pla­fonds und Heer­scha­ren von Büh­nen­ar­bei­tern schu­fen in Minu­ten­schnel­le sze­ni­sche Zau­ber­kunst­stü­cke. Ein glei­ßend erhell­ter Zuschau­er­raum konn­te mit Gas- oder Elek­tro­be­leuch­tung ins Dun­kel gehüllt, die Büh­ne mit Licht‑, Feu­er- » Read the rest of this entry «

Where Am I?

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