Gestern schmierte der Dow in Minutenschnelle um 10% ab. Einen gewaltigeren Einbruch hat es in solche kurzer Zeit noch nie zuvor gegeben. Und kurz darauf hüpfte er wieder nach oben — nicht ohne die Spielergemeinde in Panik und Schrecken versetzt zu haben. Was geschehen ist: ein einzelner Aktienhändler hat sich bei einem Verkaufsauftrag vertippt (SpOn). Statt 16 Millionen verkaufte er 16 Milliarden Aktien (bei weissgarnix dadazu hier eine sehr feine Glosse). Und löste weltweit Kurseinbrüche aus. Klingt eigentlich ganz putzig. Aber von dem dabei vernichteten Buchgeld hätte Griechenland vermutlich locker alle Schulden zurückzahlen und eine Brücke von Athen nach Kreta bauen können.
Die Chaostheorie warnte, dass Schmetterlingsflügelschläge im brasilianischen Regenwald Stürme in Mitteleuropa auslösenkönnen. Eine Kleinigikeit verglichen mit einem Börsenhändler, der aus Dösigkeit, Vorsatz oder aus welchem Grund auch immer die Weltbörsen (und Weltwirtschaft?) zum Zusammenbruch führen kann. Die halbe Welt wird in Aufruhr versetzt, um Terroristen zu jagen, die Sprengstoffanschläge verüben — wann aber schaffen es dieselben Staaten, sich gegen die Gefahren zu verbünden, die von diesen völlig unbeherrschbaren Finanzmärkten ausgehen? Reichen ein durch Computer zum Börsencrash mutierter Kurzsturz am Schwarzen Montag 1987, die Schrottpapier-Subprime-Krise (Papiere für die Warren Buffett den schönen Titel Financial Weapons of Mass Destruction fand) der vergangenen Jahre, die Asien-Krise, die gegenwärtigen Turbulenzen noch immer nicht aus, um genauso energisch vorzugehen, wie nach dem 11.September 2001? Bundeswehr an die Wall-Street? Natürlich sind solche Vergleiche sinnlos — aber ich glaube immer noch, dass die Gefahren aus diesen Märkten größer sind als diejenigen durch Terroristen und Atombomben.
Quousque tandem, Angela, abutere patientia nostra?
Cetero censeo Kasinokapitalismus esse delendam.
Wär ja zu schön, wenn man so schnell wüsste, was es denn war. Inzwischen wird der Tippfehler dementiert. Aber was wars dann? Alle rätseln. Und machen die Transaktionen in der fraglichen halben Stunde rückgängig — was besonders alle diejenige freuen wird, die wirklich kaufen oder verkaufen wollten und auf die Kursentwicklung reagierten. Ich lach mich tot, was das für ein kopfloser Hühnerhaufen ist, der da die Macht hat, die Welt(wirtschaft) ins Verderben zu stürzen. Als würden am JFK-Airport Blinde als Fluglotsen eingesetzt.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/dowjones142.html
Höhö — und nun steht auch den Börsenzauberlehrlingen offenbar das Wasser bis zum Hals und sie rufen nach Meister Staat: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,693805,00.html .
Ich bin für den Einmarsch in Absurdistan.