Vor Wochen hatte ich hier und hier die Behauptung gepostet, das Grundproblem der Wirtschaft(swissenschaft) bestehe in der ursprünglichen Trennung von Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaft. Das dünkte mich neu — ich hätte vielleicht aber einfach Boltanski/Chiapello Der neue Geist des Kapitalismus S.48f. (amazon) zitieren sollen:
Die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften hat — ob es sich nun um die klassische oder marxistische Wirtschaftslehre handelt — zu einer Vorstellung der Welt beigetragen, die gegenüber dem traditionellen Denken völlig neuartig war und die “radikale Trennung der wirtschaftlichen Aspekte von dem gesellschaftlichen Gefüge und deren Autonomisierung” markierte (Louis Dumont, From Mandeville to Marx: The Genesis and Triumph of Economic Ideology, S.15). Durch diese Konzeption verfestigte sich der Glaube, dass die Wirtschaft eine autonome, von der Ideologie und der Moral losgelöste Sphäre darstelle und positiven Gesetzen folge.
Sehr schön formuliert und auf den Punkt gebracht. Insbesondere gefällt mir, dass auch die marxistische Wirtschaftslehre als mitbeteiligt genannt wird. Ohne sie verlöre die These viel von ihrer Kraft. Zu ergänzen ist allerdings der nächste Schritt, in dem Wirtschaftswissenschaften und die dort Ausgebildeten die Behauptung durchsetzten, bei den besagten Gesetzen handele es sich um Naturgesetze, die ausnahmslos zu befolgen wären — auch von Gesellschaften und Regierungen. Etwa abzulesen and er permanenten Behauptung der Alternativlosigkeit aktuellen wirtschafts/politischen Handelns. Alternativlos zu befolgen sind nur Naturgesetze.