Da ich in letzter Zeit die Reflxion über die Netzdramaturgie etwas habe schleifen lassen, wenigstens eine zitierende Anknüpfiung an die soziologische Dimension, an Boltanski/Chiapello Der neue Geist des Kapitalismus:
Mehrere Indizien deuten […] darauf hin, dass die Netzmetapher allmählich eine neue, allgemeingültige Gesellschaftskonzeption darstellt. [187;…] Die Entwicklung der hier so genannten konnexionistischen Welt und das allmähliche Entstehen einer projektbasierten Polis, durch die sich diese Welt einer Gerechtigkeitsnorm beugen muss, bilden die wesentliche normative Basis, auf der der neue Geist des Kapitalismus beruht. [205;…] Im Mietverhältnis tritt eine dritte Komponente des Besitzes in den Vordergrund: das vollgültige, aber befristete Nutzungsrecht. In einer vernetzten Welt muss man dieser und nur dieser Komponente seine ganze Aufmerksamkeit widmen […] Das Mietverhältnis ist die Form, die dem Projekt, der Montage für eine befristete Zeit entspricht. [207;…] In einer vernetzten Welt […] verschwindet die Unterscheidung zwischen Privat- und Berufsleben tendenziell unter dem Eindruck einer doppelten Verquickung einerseits zwischen den Eigenschaften eines Mitarbeiters und seinem Leistungsvermögen (die in dem Begriff der Kompetenz untrennbar miteinander verbunden sind) und andererseits zwischen persönlichem Besitz — in allererster Linie dem Besitz seiner selbst — und gesellschaftlichem, von der Organisation besessenem Eigentum. Insofern lässt sich nur schwierig unterscheiden, wann man sich dem Pivatleben und wann dem Berufsleben widmet, ob man mit Freunden oder geschäftlich zu Abend isst, ob die Kontakte affektiv oder nützlich sind. [209]
Und wenn Boltanski/Chiapello nun noch den letzten Schritt gehen und erkennen, dass in letzter Konsequenz das Affektive und das Nützliche ununterscheidbar, kein entweder-oder mehr sind in einer Gesellschaft, in denen jeder Einzelne das Beherrschen der Vernetzung perfektioniert — sind wir bei Sich Gesellschaft leisten. Fast.