Geschlossener Vorhang. Gewitterstimmung. Toben, Tosen, Tumult. Vorhang rauscht auf. Die Fischer holen ihre Netze ein. Da — plötzlich das Internet.
Erster Akt: Eine Zeitenwende hat stattgefunden. Plötzlich stehen alle Beteiligten des ersten Tages vor einer neuen Situation: dem Internet. Urheber können jederzeit ihre textuellen, musikalischen, fotografischen, filmischen oder wie auch immer gearteten, digitalisierten Werke veröffentlichen. Vom eigenen Schreibtisch aus. Die Menschend es zweiten Aktes können jederzeit auf die Werke der Schöpfer zugreifen. Die Menschen des dritten Aktes – genannt Verlage – stehen vor einem massiven Problem. Ihre Leistung ist überflüssig geworden.
Zweiter Akt: Die Kinder der Urheber und Rezipienten nutzen das Netz genau so: sie stellen ihre Bilder bei flickr und Facebook bereit, sie schreiben Blogs, sie sharen ihre Musik auf MySpace. Urheber und Rezipienten kommen in direkten Kontakt miteinander. Die Rezipienten empfehlen sich gegenseitig Inhalte oder teilen sie sogar miteinander.
Dritter Akt: Das Drama spitzt sich zu. Die Verleger stellen fest, dass das Geschäft an ihnen vorbeiläuft. Dass nicht einmal mehr Geschäfte stattfinden. Die gesamte Verbreitung und Weitergabe findet ohne Bezahlung statt. Dabei haben die Verleger sich doch die Verwertungsrechte an den Werken einräumen lassen. Jetzt aber rächt sich das Dogma, die Rezipienten zahlten für das physische Artefakt: das Buch, die Platte, die Videokassette. Denn die Rezipienten sagen: Was wollt ihr denn? Wir klauen weder Buch, noch Platte, noch Kassette. Und wir verkaufen auch solche Produkte gar nicht. Das geht euch also doch alles gar nichts an.
Vierter Akt: Das Drama wird Tragödie. Die Verlage versuchen, die Rezipienten zu kriminalisieren, indem sie Rechtsverstöße rechtlich verfolgen lassen. Die Rezipienten verstehen die Welt nicht mehr und organisieren sich gegen die Verlage: Schließlich haben sie deren Leistung nicht genutzt. Sie wären bereit, den Urhebern Geld zu bezahlen – nicht aber Verlagen, die keine Funktion mehr haben.
Fünfter Akt: Die Tragödie spitzt sich zu. Die Urheber der ersten Generation stellen fest, dass sie kein Geld mehr auf den bekannten Wegen für die Produktion von Ideen bekommen – von der sie schließlich ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Urheber der neuen Generation freuen sich über ein paar flattr-Cents. Aber auch bei ihnen keimt der Verdacht auf, dass die Sache so nicht weiter gehen kann. Großer Katzenjammer.
Ende des zweiten Tages. Ist das das Ende? Verarmende Künstler und Genies? Grau in Grau in Schwarz. Hoffnungslosigkeit. Doch da — ein fast vergessener Fremder… Ist er der Retter?
Wir setzen fort mit dem dritten Tag.