Das große Drama rund ums Urheberrecht – Tag 2: Das Internet erscheint!

Juli 26th, 2010 Kommentare deaktiviert für Das große Drama rund ums Urheberrecht – Tag 2: Das Internet erscheint!

Geschlos­se­ner Vor­hang. Gewit­ter­stim­mung. Toben, Tosen, Tumult.  Vor­hang rauscht auf. Die Fischer holen ihre Net­ze ein. Da — plötz­lich das Internet.

Ers­ter Akt: Eine Zei­ten­wen­de hat statt­ge­fun­den. Plötz­lich ste­hen alle Betei­lig­ten des ers­ten Tages vor einer neu­en Situa­ti­on: dem Inter­net. Urhe­ber kön­nen jeder­zeit ihre tex­tu­el­len, musi­ka­li­schen, foto­gra­fi­schen, fil­mi­schen oder wie auch immer gear­te­ten, digi­ta­li­sier­ten Wer­ke ver­öf­fent­li­chen. Vom eige­nen Schreib­tisch aus. Die Men­schend es zwei­ten Aktes kön­nen jeder­zeit auf die Wer­ke der Schöp­fer zugrei­fen. Die Men­schen des drit­ten Aktes – genannt Ver­la­ge – ste­hen vor einem mas­si­ven Pro­blem. Ihre Leis­tung ist über­flüs­sig geworden.

Zwei­ter Akt: Die Kin­der der Urhe­ber und Rezi­pi­en­ten nut­zen das Netz genau so: sie stel­len ihre Bil­der bei flickr und Face­book bereit, sie schrei­ben Blogs, sie sha­ren ihre Musik auf MySpace. Urhe­ber und Rezi­pi­en­ten kom­men in direk­ten Kon­takt mit­ein­an­der. Die Rezi­pi­en­ten emp­feh­len sich gegen­sei­tig Inhal­te oder tei­len sie sogar miteinander.

Drit­ter Akt: Das Dra­ma spitzt sich zu. Die Ver­le­ger stel­len fest, dass das Geschäft an ihnen vor­bei­läuft. Dass nicht ein­mal mehr Geschäf­te statt­fin­den. Die gesam­te Ver­brei­tung und Wei­ter­ga­be fin­det ohne Bezah­lung statt. Dabei haben die Ver­le­ger sich doch die Ver­wer­tungs­rech­te an den Wer­ken ein­räu­men las­sen. Jetzt aber rächt sich das Dog­ma, die Rezi­pi­en­ten zahl­ten für das phy­si­sche Arte­fakt: das Buch, die Plat­te, die Video­kas­set­te. Denn die Rezi­pi­en­ten sagen: Was wollt ihr denn? Wir klau­en weder Buch, noch Plat­te, noch Kas­set­te. Und wir ver­kau­fen auch sol­che Pro­duk­te gar nicht. Das geht euch also doch alles gar nichts an.

Vier­ter Akt: Das Dra­ma wird Tra­gö­die. Die Ver­la­ge ver­su­chen, die Rezi­pi­en­ten zu kri­mi­na­li­sie­ren, indem sie Rechts­ver­stö­ße recht­lich ver­fol­gen las­sen. Die Rezi­pi­en­ten ver­ste­hen die Welt nicht mehr und orga­ni­sie­ren sich gegen die Ver­la­ge: Schließ­lich haben sie deren Leis­tung nicht genutzt. Sie wären bereit, den Urhe­bern Geld zu bezah­len – nicht aber Ver­la­gen, die kei­ne Funk­ti­on mehr haben.

Fünf­ter Akt: Die Tra­gö­die spitzt sich zu. Die Urhe­ber der ers­ten Gene­ra­ti­on stel­len fest, dass sie kein Geld mehr auf den bekann­ten Wegen für die Pro­duk­ti­on von Ideen bekom­men – von der sie schließ­lich ihren Lebens­un­ter­halt bestrei­ten. Die Urhe­ber der neu­en Gene­ra­ti­on freu­en sich über ein paar flattr-Cents. Aber auch bei ihnen keimt der Ver­dacht auf, dass die Sache so nicht wei­ter gehen kann. Gro­ßer Katzenjammer.

Ende des zwei­ten Tages. Ist das das Ende? Ver­ar­men­de Künst­ler und Genies? Grau in Grau in Schwarz. Hoff­nungs­lo­sig­keit. Doch da — ein fast ver­ges­se­ner Frem­der… Ist er der Retter?

Wir set­zen fort mit dem drit­ten Tag.

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