Die Blackfacing-Theaterdebatte: Das Politische im Ästhetischen (postdramatiker auf nachtkritik.de)

Februar 22nd, 2012 § 1 comment

Ges­tern erschien auf nachtkritik.de (hier) ein Arti­kel von mir zu der in thea­ter­af­fi­nen und anti­ras­sis­ti­schen Kri­sen im Netz hef­tig geführ­ten Debat­te zum The­ma “Black­fa­cing”, der Pra­xis also, wei­ße Dar­stel­ler durch Gesichts­be­ma­lung “Schwar­ze” dar­stel­len zu las­sen. Die Erbit­tert­heit die­ser in zahl­lo­sen Kom­men­ta­ren und Bei­trä­gen aus­ge­tra­ge­nen Dis­kus­si­on war­tet mit der eini­ger­ma­ßen über­ra­schen­den Situa­ti­on auf, dass bei­de Sei­ten sich in der Ableh­nung des Ras­sis­mus zutiefst einig sind, auf der einen Sei­te aber ras­sis­ti­sche Prak­ti­ken von Anti­ras­sis­ten ange­pran­gert und nach­voll­zieh­bar begrün­det wer­den, ande­rer­seits sich Thea­ter­leu­te mit Ver­weis auf “harm­lo­se” Thea­ter­tra­di­tio­nen ver­tei­di­gen, für die eben­so­gu­te Argum­nte ins Feld zu füh­ren sind. In dem Arti­kel unter­neh­me ich — mit einer Vol­te über die Luhmann’sche Figur des “Unter­schieds, der einen Unter­schied macht” — den Ver­such, die gemein­sa­me Quel­le von Ras­sis­mus und einer rol­len­zen­trier­ten Thea­ter­tra­di­ti­on frei­zu­le­gen, mit dem Ziel zu einer gründ­li­che­ren Refle­xi­on der Fra­ge­stel­lung und mög­li­chen Kon­se­quen­zen für Thea­ter­pra­xis zu kommen.

Da der Arti­kel umfang­reich ist und sich ver­mut­lich hier im Blog schlecht lesen lässt, gibt es ihn hier als PDF-Down­load.

Um die Debat­te un das ewi­ge Kri­sen in sich ähneln­den Kom­men­ta­ren nicht über zusätz­li­che Platt­for­men zu zer­streu­en, deak­ti­vie­re ich in die­sem Pos­ting aus­nahms­wei­se die Kom­men­tar­funk­ti­on und lade zu Kom­men­tar und Dis­kus­si­on auf nachtkritik.de ein.

Nach­trag: Inzwi­schen ist ein inter­es­san­ter wei­te­rer Text von Jür­gen Bau­er zu der Dis­kus­si­on auf nachtkritik.de (hier) erschie­nen, der sich mit den Erschei­nungs­for­men von Black­fa­cing dif­fe­ren­ziert aus­ein­an­der setzt. 

Wer hier lesen möch­te, kann das im Fol­gen­den tun:

Die Black­fa­cing-Debat­te oder: Das Poli­ti­sche im Ästhetischen 

Die Kunst der Unterschiede

21. Febru­ar 2012. Unge­heu­res spielt sich in der aktu­el­len Thea­ter­de­bat­te ab: Mit gro­ßer Vehe­menz und Hart­nä­ckig­keit wer­fen anti­ras­sis­ti­sche Akti­vis­ten ins­be­son­de­re zwei Insze­nie­run­gen an deut­schen Thea­tern Ras­sis­mus vor. Auf der ande­ren Sei­te wei­sen über­rasch­te, ver­stör­te, wüten­de Thea­ter­leu­te und ‑freun­de die­sen Vor­wurf mit Blick auf tra­di­tio­nel­le thea­tra­le Prak­ti­ken zurück.

Wie vor eini­gen Wochen bereits das Ber­li­ner Schloss­park­thea­ter (hier), gerät jetzt auch das Deut­sche Thea­ter Ber­lin in den Mit­tel­punkt die­ser Debat­te (hier), die sich dar­an ent­zün­det, dass wei­ße Dar­stel­ler, die “Schwar­ze” zu spie­len haben, sich ihr Gesicht fär­ben und dabei die ras­sis­ti­sche Tra­di­ti­on des „Black­fa­cing” der Min­st­rel Shows wie sie im 19. Jahr­hun­dert in den USA in Mode waren, wie­der­auf­neh­men, repro­du­zie­ren, zitie­ren. Auf vie­len Web­sei­ten und in zahl­lo­sen Kom­men­ta­ren redet man auf­ein­an­der ein (hier eine Lin­küber­sicht).

Die­se Debat­te kann, wird und muss das tra­di­tio­nel­le Rol­len­thea­ter (oder rol­len­ba­sier­tes Stadt­thea­ter) in eine Selbst­re­fle­xi­on füh­ren, die dazu ange­tan ist, es von Grund auf zu ver­än­dern. Denn die­se Refle­xi­on wird die Thea­ter auf ihre Ver­wo­ben­heit mit Rol­len­prak­ti­ken zurück­wer­fen, die für den Ras­sis­mus eben­so wie für die gesell­schaft­li­che Dif­fe­ren­zie­rung fun­da­men­tal sind [1].

Die Sach­la­ge in Kür­ze: Schlossparktheater

Die­ter Hal­ler­vor­dens Schloss­park­thea­ter setz­te “Ich bin nicht Rap­pa­port” auf den Spiel­plan, in dem der Autor Herb Gard­ner zwei Figu­ren vor­sieht, von denen eine jüdi­schen Glau­bens, die ande­re schwar­zer Haut­far­be sein soll. Wie bereits in der vom Autor abge­seg­ne­ten deutsch­spra­chi­gen Erst­auf­füh­rung wur­de die Rol­le des “schwar­zen” Midge unter der Regie von Tho­mas Schen­del mit Joa­chim Blie­se besetzt, der sei­ne ange­bo­re­ne wei­ße Haut­far­be mit schwar­zer Schmin­ke über­mal­te. Als Wer­bung kam ein Pla­kat zum Ein­satz, das offen­sicht­lich durch Wit­zig­keit Lust machen soll­te, die Auf­füh­rung zu besu­chen, von vie­len Men­schen aber als ras­sis­tisch und ver­let­zend emp­fun­den wur­de, weil neben Hal­ler­vor­dens ver­zerr­tem Ant­litz auch der schwarz­ge­sich­ti­ge Dar­stel­ler in einer Pose zu sehen war, die als despek­tier­lich gegen­über der dun­kel­häu­ti­gen Bevöl­ke­rungs­grup­pe wahr­ge­nom­men wer­den kann.

Auf der Face­book-Sei­te des Schloss­park­thea­ters set­ze dar­ob eine inten­si­ve Debat­te ein, die dem Thea­ter und Hal­ler­vor­den Ras­sis­mus vor­warf, die sich zudem in Blogs und wei­ter auch in die Pres­se (sie­he Pres­se­schau auf nachtkritik.de) ver­brei­te­te und einer­seits zumeist in der For­de­rung nach Abset­zung des Stücks, wahl­wei­se Abhängen/Ändern des Pla­ka­tes ende­te. Ver­tei­di­ger des Thea­ters ver­wei­sen ande­rer­seits dar­auf, dass weder die Macher noch das Stück oder die Insze­nie­rung ras­sis­tisch sei­en. In einer Stel­lung­nah­me ver­wahr­te sich Hal­ler­vor­den gegen die­se Vor­wür­fe und ent­schul­dig­te sich etwas wider­wil­lig für das Pla­kat. In der Fol­ge wur­de die Face­book-Sei­te durch das Thea­ter stär­ker redak­tio­nell betreut, gro­ße Tei­le der Debat­te gelöscht.

Haupt­vor­wurf der anti­ras­sis­ti­schen Akti­vis­ten war, dass das Schwarz­schmin­ken eines Wei­ßen (ins­be­son­de­re in der Erschei­nungs­form, die das Pla­kat zeig­te) die Tra­di­ti­on des “Black­fa­cing” fort­set­ze: In die­ser in den USA im 19. Jahr­hun­dert ver­brei­te­ten Vau­de­ville-Tra­di­ti­on schmink­ten sich wei­ße Schau­spie­ler als “Neger” und stell­ten die­se in klar her­ab­set­zen­der, dif­fa­mie­ren­der, ras­sis­ti­scher und men­schen­ver­ach­ten­der Wei­se dar.

Es han­delt sich also im Kern um eine For­mal­kri­tik – denn über­wie­gend hat­ten die Kri­ti­ker die Auf­füh­rung selbst nicht gese­hen, Besu­cher berich­te­ten, dass es sich um kei­ne ras­sis­ti­sche Vor­stel­lung han­de­le. Dass Men­schen jüdi­schen Glau­bens durch die Ver­zer­rung Hal­ler­vor­dens auf dem Pla­kat her­ab­ge­wür­digt wor­den sein könn­ten, war – soweit ich sehe – kein Gegen­stand umfang­rei­cher Kritik.

Die Sach­la­ge in Kür­ze: Deut­sches Theater

Aktu­ell ent­spinnt sich die Black­fa­cing-Debat­te erneut, rund um die Insze­nie­rung von Dea Lohers Unschuld am Deut­schen Thea­ter Ber­lin, die zwei “schwar­ze” Figu­ren vor­sieht, die in Micha­el Thal­hei­mers Insze­nie­rung eben­falls mit schwarz bepin­sel­ten Wei­ßen besetzt sind. Wäh­rend der Vor­stel­lung am 12. Febru­ar kam es zu einem – zuvor wohl mit dem Thea­ter abge­stimm­ten – Eklat, als eini­ge Dut­zend Akti­vis­ten, die sich Ein­tritts­kar­ten gekauft hat­ten, die Vor­stel­lung beim Auf­tre­ten eines ange­mal­ten Schau­spie­lers das Thea­ter ver­lie­ßen und spä­ter Hand­zet­tel verteilten.

Das erneu­te Auf­flam­men der Black­fa­cing-Debat­te und die schein­bar etwas rat­lo­se Reak­ti­on des DT-Inten­dan­ten Ulrich Khuon zei­gen, dass die­ses The­ma offen­bar auf meh­re­ren Sei­ten einen Nerv getrof­fen hat. Die Pres­se­kom­men­ta­re zeu­gen von einem eigen­wil­li­gen Schwan­ken, einer­seits durch Wert­schät­zung des berech­tig­ten, begrü­ßens- und unter­stüt­zens­wer­ten Anlie­gens der Anti­ras­sis­ten, zumal in einer Zeit, in der die aus­län­der­feind­li­chen Mor­de von Rechts­ra­di­ka­len deut­lich gemacht haben, wie töd­lich, wie ver­steckt und ver­brei­tet ras­sis­ti­sches und men­schen­feind­li­ches Gedan­ken­gut in Deutsch­land ist. Ande­rer­seits durch die Ver­tei­di­gung des Thea­ters, das für Ver­wen­dung von Mit­teln als ras­sis­tisch ange­grif­fen wird, die als pro­blem­los, dem Thea­ter eigen­tüm­lich und selbst­ver­ständ­lich ange­nom­men wurden.

Die Fra­ge nach dem Theatermodell

Die halb­her­zi­gen Rück­zugs­ver­su­che des Schloss­park­thea­ters, man habe bei der Beset­zung kei­ne geeig­ne­te Per­son of Colour (PoC) [2] gefun­den, ver­deckt eine ande­re Dimen­si­on, die von den Ras­sis­mus­kri­ti­kern scho­nungs­los auf­ge­deckt wird und das Sprech­thea­ter der Rol­len­tra­di­ti­on auf sich selbst zurück wirft.

Kei­nes­falls ist es im herr­schen­den Stadt­thea­ter­be­trieb selbst­ver­ständ­lich, dass PoC genau­so frag­los für alle Rol­len in Fra­ge kom­men wie alle “Wei­ßen”. Das zeigt der Sei­ten­blick auf den Tanz, wo Akteu­re unter­schied­lichs­ter Haut­pig­men­tie­rung sehr selbst­ver­ständ­lich zusam­men auf­tre­ten und etwa im Hand­lungs­bal­lett (zumin­dest vie­ler­orts) poten­ti­ell jeder für alle Figu­ren in Fra­ge kommt, wie auch die Oper, in der die Haut­pig­men­tie­rung eines Sän­gers oder einer Sän­ge­rin weit weni­ger rele­vant ist als etwa die Stimm­far­be. Auch wenn ein­zel­ne Opern, wie z.B. Ver­dis “Otel­lo”, hier gewis­se Her­aus­for­de­run­gen dar­stel­len mögen.

Es scheint also, als habe das ganz spe­zi­el­le Ver­hält­nis, das die­se Sprech-Rol­len­thea­ter zu PoC haben, etwas mit der Eigen­tüm­lich­keit die­ser Thea­ter­form zu tun. Nicht – das vor­ab – weil die­se Thea­ter­tra­di­ti­on etwa in sich “ras­sis­tisch” wäre. Son­dern – das wird zu zei­gen sein – weil die­ses Thea­ter sei­ne Bedeu­tungs­di­men­si­on (unter ande­rem) aus Zusam­men­hän­gen schöpft, die auch wesent­lich für ras­sis­ti­sche Dis­kur­se sind.

Das führt zu der eigen­tüm­li­chen Situa­ti­on, dass Thea­ter­ma­cher, denen ver­mut­lich per­sön­lich kein Vor­wurf des Ras­sis­mus zu machen ist, und Insze­nie­run­gen, die kei­ner­lei ras­sis­ti­sche “Aus­sa­ge” trans­por­tie­ren und die vor Zuschau­ern statt­fin­den, die ver­mut­lich eben­falls über­wie­gend nicht als ras­sis­tisch geprägt zu dia­gnos­ti­zie­ren wären (oder ein sol­che Attri­bu­ie­rung jeden­falls von sich wei­sen wür­den), dass also die­se alle sich dem Vor­wurf des Ras­sis­mus eini­ger­ma­ßen hilf­los gegen­über sehen und nur ant­wor­ten kön­nen: “Ja, aber Thea­ter ist doch immer …” oder “Ja, aber Thea­ter tut doch immer…”. Oder auch: “Wenn das so wäre, dann könn­ten wir ja gar kein Thea­ter mehr machen”.

Es bedarf eini­ger Geduld (und daher auch Text­län­ge) um das kom­ple­xe Gesche­hen in sei­nen ver­schie­de­nen Dimen­sio­nen und Zusam­men­hän­gen zu verstehen.

Die ästhe­ti­sche Dimension

Zunächst ist die Fra­ge der Haut­pig­men­tie­rung eine ästhe­ti­sche (“ästhe­tisch” nicht im Sin­ne eine Urteils über Schön­heit, son­dern als die Wahr­neh­mung betref­fend), die sich den Unter­schie­den der Haar­far­be, des Wuch­ses und der Phy­sio­gno­mie ein­ord­nen lässt, ähn­lich wie die Fra­ge unter­schied­li­cher Dia­lek­te oder Spra­chen, unter­schied­li­cher Namen. Die­se Phä­no­me­ne sind als Unter­schie­de wahr­nehm­bar und las­sen sich, wo es noch kei­ne Klo­nung iden­ti­scher Indi­vi­du­en gibt, nicht vermeiden.

Eine nicht ras­sis­ti­sche Welt wäre eine sol­che, in der Pig­men­tie­run­gen von Haut und Haar, Spra­chen, Stimm­la­gen, Geschlecht und so wei­ter kei­ne Rol­le mehr spie­len, so wie es das Grund­ge­setz im Arti­kel 3 for­dert:

“(3) Nie­mand darf wegen sei­nes Geschlech­tes, sei­ner Abstam­mung, sei­ner Ras­se, sei­ner Spra­che, sei­ner Hei­mat und Her­kunft, sei­nes Glau­bens, sei­ner reli­giö­sen oder poli­ti­schen Anschau­un­gen benach­tei­ligt oder bevor­zugt wer­den. Nie­mand darf wegen sei­ner Behin­de­rung benach­tei­ligt werden.”

Die ästhe­ti­sche Unter­schei­dung der Ein­zel­nen ist so sehr Grund­kon­stan­te, dass es als gro­ße und irri­tie­ren­de Aus­nah­me gilt, zwei Ein­zel­ne zu fin­den, die sich nicht unter­schei­den: näm­lich Zwil­lin­ge. Was dazu führt, dass man zu unter­su­chen beginnt, ob die­se feh­len­de Unter­scheid­bar­keit auch wei­te­re Unun­ter­scheid­bar­keit nach sich zieht, etwa soge­nann­te cha­rak­ter­li­che. Das führt auf eine ande­re Dimension.

Die kon­zep­tio­nell-poli­ti­sche Dimension

Die ästhe­ti­sche Unter­schei­dung ist nicht die allein ent­schei­den­de Dimen­si­on in die­ser Debat­te. Viel­mehr geht es – um eine brauch­ba­re For­mu­lie­rung Luh­manns auf­zu­neh­men – um Unter­schie­de, die einen Unter­schied machen. In der gesam­ten Viel­falt ästhe­ti­scher Unter­schei­dun­gen wer­den bestimm­te Unter­schei­dun­gen ein­ge­zo­gen, die für For­mie­run­gen und Grup­pie­run­gen sor­gen. Wäh­rend also zumeist die Fra­ge der Haar­far­be eine ästhe­ti­sche bleibt, wird die Haut­far­be zu einer Unter­schei­dung, die einen Unter­schied macht. Aus der wahr­nehm­ba­ren Unter­schei­dung ver­schie­de­ner Haut­pig­men­tie­rungs­gra­de wird die kon­zep­tio­nel­le Unter­schei­dung zwi­schen “Wei­ßen” und “Schwar­zen”, die bedeu­ten­de Unter­schie­de setzt, indem sie bei­den Sei­ten der Unter­schei­dung bestimm­te Attri­bu­te zuordnet.

Die­ser Zusam­men­hang von ästhe­ti­schem Unter­schied und (bedeu­ten­dem oder kon­zep­tio­nel­lem) Unter­schied, der einen Unter­schied macht, funk­tio­niert in bei­de Rich­tun­gen und ist eine gesell­schaft­li­che Grund­funk­ti­on: Ihrer bedien­ten sich die Stu­den­ten, indem sie die Haar­tracht nicht mehr zu einer ästhe­ti­schen, son­dern zu einer Unter­schei­dung mach­ten, die einen Unter­schied macht. Ihrer bedie­nen sich Punks, Mods und Pop­per. Ihrer bedie­nen sich Anhän­ger von Fuß­ball­ver­ei­nen, Mili­tärs, Geist­li­che eben­so wie die Markenwerbung.

Thea­ter bedie­nen sich ihrer sowohl zitie­rend, indem sie Unter­schie­de auf­grei­fen, die einen Unter­schied machen, als auch gene­rie­rend, indem sie ästhe­ti­sche Unter­schei­dun­gen zu bedeu­ten­den machen, bedeu­ten­de Unter­schie­de durch ästhe­ti­sche Unter­schie­de ver­deut­li­chen, hin­zu­fü­gen, rela­ti­vie­ren, erzeugen.

Dabei haben aller­dings die eben genann­ten Ver­wen­dungs­ar­ten des bedeu­ten­den oder bedeu­tungs­ge­ne­rie­ren­den Unter­schieds den Vor­teil, dass sich die Ver­wen­der der ästhe­ti­schen Unter­schei­dung inso­fern sou­ve­rän dazu ver­hal­ten, dass sie die Mar­kie­rung auch able­gen kön­nen – die Uni­form, den Iro­ke­sen-Haar­schnitt, die Kut­te. Und damit sind sie zugleich auch iro­nie- und per­si­fla­ge­fä­hig, ermög­li­chen die Ver­stel­lung und den thea­tra­len Ein­satz des Unter­schieds als mani­pu­lier­ba­res Bedeutungszeichen.

Die Sou­ve­rä­ni­tät der Zeichenverwendung

Die­ser Vor­teil kommt auf der Büh­ne unse­rer gegen­wär­ti­gen, weiß bestimm­ten Rol­len­tra­di­ti­on auch Wei­ßen zu, die die Mög­lich­keit haben, sich durch Schmin­ke die stär­ke­re Haut­pig­men­tie­rung als bedeu­ten­den Unter­schied zunut­ze zu machen. Dabei fun­giert aber im weiß gepräg­ten Kul­tur­raum die wei­ße Haut­far­be als bloß ästhe­ti­sche Varia­ti­on, wäh­rend (das wäre vom Thea­ter unter Ras­sis­mus­aspek­ten sicher zu beleuch­ten) die stär­ker pig­men­tier­te Haut als bedeu­tungs­tra­gen­der Unter­schied, als Unter­schied, der einen Unter­schied macht, ver­stan­den wird: Ein wenig pig­men­tier­ter Faust macht kei­nen bedeu­ten­den und erwäh­nens­wer­ten Unter­schied. Ein stark pig­men­tier­ter, “schwar­zer” Faust wür­de wohl einen Unter­schied machen.

Anders als die kos­tüm­ar­ti­gen ästhe­ti­schen Mar­kie­run­gen des Unter­schieds, der einen Unter­schied macht, eig­net dem als bedeu­tend ver­stan­de­nen und ver­wen­de­ten Unter­schied der stär­ke­ren Haut­pig­men­tie­rung bei eini­gen Men­schen nicht die Mög­lich­keit sou­ve­rä­nen Umgangs: Ein mit stär­ke­rer Pig­men­tie­rung gebo­re­ner PoC hat nicht die Mög­lich­keit, mit der Sou­ve­rä­ni­tät eines Punks mit den ästhe­ti­schen Unter­schei­dun­gen zu spie­len, die dunk­le Haut­far­be weg­zu­wi­schen oder ver­blas­sen zu las­sen – er kann nicht “aus sei­ner Haut”. Der ästhe­ti­sche Unter­schied ist ihm ein­ge­schrie­ben – und die Her­aus­for­de­rung, die der Ras­sis­mus für ihn dar­stellt, liegt nun dar­in, dass die­sem bloß ästhe­ti­schen ein bedeu­ten­der Unter­schied zuge­ord­net wird, der ihm nicht zuge­ord­net wür­de, wäre der ästhe­ti­sche Unter­schied nicht da.

Bevor die bio­lo­gis­ti­sche Dimen­si­on in den Blick genom­men wird, eini­ge kur­ze Gedan­ken, inwie­fern das mit dem Rol­len­thea­ter zusam­men hängt.

Das Rol­len­thea­ter der ästhe­ti­schen und bedeu­ten­den Unterschiede

Faust im Rock des Geist­li­chen, Faust nackt, Faust als Frau, Faust als PoC, Faust in Uni­form – all das spielt mit Unter­schie­den und Unter­schie­den, die Unter­schie­de machen.

Das tra­di­tio­nel­le Rol­len­thea­ter kommt aus die­ser Ver­wo­ben­heit von – knapp gesagt – Ästhe­ti­schem und Poli­ti­schem nicht her­aus – und sei es nur, weil die (ästhe­ti­schen) Bret­ter der Büh­ne die Welt „bedeu­ten” wol­len. Denn Thea­ter selbst ist der Raum, in dem Unter­schie­de Unter­schie­de machen, in dem Ästhe­ti­sches in Bedeu­ten­des umschlägt und umge­kehrt. Thea­ter ist selbst als unter­schie­de­ner Raum ein Unter­schied, der einen Unter­schied macht. Er ist das Hetero-Top.

Das Thea­ter der Rol­len spielt mit die­sen Unter­schie­den und den Unter­schie­den, die Unter­schie­de machen, ohne sie dabei voll­stän­dig kon­trol­lie­ren zu kön­nen. Not­wen­di­ger­wei­se macht eine jede Beset­zungs­ent­schei­dung einen Unter­schied: Einer Rol­le einen Dar­stel­ler zuzu­ord­nen, heißt, genau die­se Phy­sio­gno­mie zu wäh­len und kei­ne ande­re. Dar­aus lei­tet sich noch kein Unter­schied ab, der einen Unter­schied mach­te: Ob der Faust blond, brü­nett oder dun­kel­haa­rig ist, ist (zumeist) ein ästhe­ti­scher Unter­schied. Ein Gret­chen aber mit einer 80jährigen, einem alten Mann oder einem Kna­ben zu beset­zen, ist ein Unter­schied, der (zumeist) einen Unter­schied macht – es sei denn, die Auf­füh­rung fin­det etwa in einem Alten­heim statt, in dem alle Rol­len mit Grei­sen besetzt werden.

Auf­trit­te ohne Zeichenbuch

Es möge Gret­chen im Roll­stuhl sit­zen – ist das ein Unter­schied oder ein Unter­schied, der einen Unter­schied macht? Was wür­de die Kri­tik berich­ten? “Am Thea­ter X wird das Gret­chen von der geh­be­hin­der­ten Schau­spie­le­rin y” gespielt oder “Thea­ter X zeigt das Gret­chen als Roll­stuhl­fah­re­rin”. Ers­te­res ist ein Unter­schied, Letz­te­res ein Unter­schied, der einen Unter­schied macht, indem er einen kon­zep­tio­nel­len Hin­ter­grund ein­schleppt und dadurch bedeu­tend wird, so dass gefragt wer­den kann: Was bedeu­tet es hier, dass Gret­chen im Roll­stuhl sitzt? Eine Fra­ge, die kei­ner­lei Sinn macht, wenn es sich um eine “Faust”-Inszenierung han­delt, die durch­ge­hend von geh­be­hin­der­ten Schau­spie­lern bestrit­ten wird. Dar­in zeigt sich genau jene Form der Unkon­trol­lier­bar­keit der Bedeu­tungs­er­zeu­gung, die etwa die wis­sen­schaft­li­chen Ver­su­che einer Thea­ter­se­mio­tik zu einer Absur­di­tät machen: Es gibt kein “Zei­chen­buch”, in dem jedem ästhe­ti­schen Unter­schied ein bedeu­ten­der ein-ein­deu­tig zuge­ord­net wer­den kann.

Thea­ter kann die­ses Gewe­be von Unter­schie­den und Unter­schie­den, die Unter­schie­de machen, in Bewe­gung set­zen – aber nicht voll­stän­dig kon­di­tio­nie­ren oder sicher­stel­len, wie­wohl es sich dafür zu ver­ant­wor­ten hat. Das zeigt der Schloss­park­thea­ter-Fall: Obwohl man glaub­te, ästhe­ti­schen Unter­schied und bedeu­ten­den Unter­schied auf die Büh­ne gebracht zu haben, erfolg­te der Angriff genau aus der­sel­ben Figur her­aus. Das Thea­ter glaub­te, die Vor­ga­ben eines Autors erfül­lend, durch Schwarz­fär­bung eines Gesich­tes den vor­ge­schrie­be­nen Unter­schied zu machen, der bedeu­tend wird – und mach­te dabei zugleich einen ande­ren Unter­schied, der als bedeu­tend ver­stan­den wur­de: Blackfacing.

Niko­laus Merck for­mu­liert die­sen Zusam­men­hang prä­gnant: “Thea­ter befin­det sich nicht im luft­lee­ren, son­dern im poli­ti­schen Raum. Und dort ist es nicht üblich, dass der Kri­ti­sier­te selbst dar­über ent­schei­det, ob Kri­tik zuläs­sig ist oder nicht. Das Thea­ter ist als Teil der Gesell­schaft, als ein Mit­tel der Ver­stän­di­gung der Gesell­schaft über sich selbst, stän­dig auf die Gesell­schaft bezogen.”

Eine Fra­ge des Vorwissens

Es wäre nun zu ein­fach, allei­ne dem Zuschau­er und Kri­ti­ker die Ver­ant­wor­tung für die Kop­pe­lung des (ästhe­ti­schen) Unter­schieds mit dem (in Mercks Sin­ne: poli­ti­schen) Unter­schied, der einen Unter­schied macht, zuzu­wei­sen. Trotz­dem ist die gele­gent­lich geäu­ßer­te Nai­vi­tät, man habe nicht um die Black­fa­cing-Tra­di­ti­on gewusst, ein Hin­weis dar­auf, dass das Gewe­be der Unter­schie­de nicht unbe­dingt jedem ver­füg­bar sein muss. Dass also auch im Publi­kum sol­che, die es als ras­sis­ti­sches Black­fa­cing ver­ste­hen, neben jenen sit­zen kön­nen, die glau­ben, hier wer­de eine sze­ni­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der Situa­ti­on eines altern­den PoC sub­til und lie­be­voll gezeigt. In dem Augen­blick, wo einem Zuschau­er oder Macher aber die Black­fa­cing-Tra­di­ti­on bekannt ist, ist aller­dings der bedeu­ten­de Unter­schied, der hier gemacht wird, nicht mehr auszuräumen.

Man kann Black­fa­cing nicht ken­nen – kennt man es, wird man kaum erklä­ren kön­nen, war­um die Schwarz­schmin­ke­rei wei­ßer Schau­spie­ler kein Black­fa­cing (ver­stan­den als sze­ni­sche Pra­xis) sein soll­te. Und in dem Augen­blick, wo die Macher die­ses Unter­schieds­ge­we­be, das ver­stan­den wird, ohne dass es viel­leicht gemeint gewe­sen ist, bemer­ken und selbst ver­ste­hen, soll­te man den­ken, dass die­se sze­ni­sche Pra­xis nicht mehr ein­fach mög­lich sei.

Aus die­ser Ver­wick­lung kann das Thea­ter nicht “ein­fach” her­aus: Was auch immer es täte, es lie­ße sich reco­die­ren als ein bestimm­ter Zusam­men­hang aus Ästhe­ti­schem und Poli­ti­schem: Den schwar­zen Midge durch einen unge­schmink­ten Wei­ßen spie­len zu las­sen, geht eben­so wenig, wie den Dar­stel­ler auf die Son­nen­bank zu legen und sei­ne Haut dun­kel zu fär­ben. Eben­so wenig geht es aber, den Schwar­zen durch eine PoC dar­stel­len zu las­sen. Und zwar, weil dann neben der ästhe­ti­schen und der poli­ti­schen Dimen­si­on die bio­lo­gis­ti­sche mit ins Spiel kommt, die die Debat­te erst tat­säch­lich zum Ras­sis­mus führt.

Die bio­lo­gis­ti­sche Dimension

Das drit­te Ele­ment des Ras­sis­mus ist die eth­no-bio­lo­gis­ti­sche Dimen­si­on. Denn PoC wer­den nicht nur mit dem als bedeu­tend ver­stan­de­nen Unter­schied des Schwarz-Weiß kon­fron­tiert, son­dern zudem mit einem bio­lo­gis­ti­schen Ras­se- und Her­kunfts­kon­zept, das es ver­hin­dert, dass stär­ker pig­men­tier­te Men­schen so sou­ve­rän mit bedeu­tungs­tra­gen­den Unter­schie­den agie­ren kön­nen wie sol­che, die die­se ästhe­ti­schen Mar­kie­run­gen (durch Schmin­ke) an- und abzu­le­gen in der Lage sind.

Wel­chen fata­len Unter­schied die Ein­zie­hung der bio­lo­gis­ti­schen Dimen­si­on macht, lässt sich in der deut­schen Geschich­te erken­nen, als in Zei­ten des Natio­nal­so­zia­lis­mus der jüdi­sche Glau­be nicht mehr ein­fach als (ver­än­der­ba­re) Zuge­hö­rig­keit zu einer Glau­bens­ge­mein­schaft ver­stan­den wur­de, son­dern als nicht ver­än­der­ba­re Rassezugehörigkeit.

Zudem sorg­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten dafür, dass dem Unter­schied, den sie zu einem Unter­schied mach­ten (zwi­schen “Deut­schen” und “Juden”) und den sie bio­lo­gis­tisch ver­an­ker­ten, durch den Juden­stern eine ästhe­ti­sche Unter­schei­dung folg­te, die ihren ras­sen­bio­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen nicht zu erbrin­gen gelun­gen war: Erst mit der Kon­struk­ti­on eines ästhe­ti­schen Unter­schieds (Juden­stern), zusätz­lich zu einem Unter­schied, der einen Unter­schied machen soll­te (Deut­sche ver­sus Juden), und drit­tens der unab­än­der­li­chen bio­lo­gis­ti­schen Ver­an­ke­rung in der bio­lo­gi­schen Exis­tenz des Ein­zel­nen ist das ras­sis­ti­sche Ensem­ble komplett.

Und genau die­sem Ensem­ble sehen sich ins­be­son­de­re PoC aus­ge­setzt, da die Haut­pig­men­tie­rung nicht ver­än­der­lich ist und sie durch den Unter­schied, der einen Unter­schied macht, immer und immer wie­der einer Grup­pe oder Her­kunft und den zuge­hö­ri­gen Kon­zep­ten zuge­ord­net werden.

Beset­zungs­fra­gen

Dabei ist die Inten­si­tät der Pig­men­tie­rung als ästhe­ti­scher Unter­schied kei­ner, der dem ras­sis­ti­schen Dis­kurs hin­reicht: Son­nen­bank­auf­ent­hal­te oder Som­mer­ur­lau­be füh­ren bekannt­lich nicht aber dazu, dass die danach stär­ker Pig­men­tier­ten in das ras­sis­ti­sche Kon­zept ein­ge­ord­net wer­den. Denn für die­se Bräu­nungs­hung­ri­gen ist die Pig­men­tie­rung Gegen­stand sou­ve­rä­nen Umgangs: Man kann sich bräu­nen, kann es las­sen und wird auch wie­der ver­blas­sen. Erst die unver­än­der­li­che bio­lo­gi­sche Ein­schrei­bung der Pig­men­tie­rung in den Kör­per, die Unmög­lich­keit “aus sei­ner Haut hin­aus zu kön­nen” sorgt für die kom­plet­te Ein­ord­nung in die ras­sis­ti­sche Trias.

Inso­fern ist nur all­zu ver­ständ­lich, dass Men­schen, die des sou­ve­rä­nen Umgangs mit der Haut­far­be und den dar­an hän­gen­den Kon­zep­ten des “Schwar­zen” beraubt sind und im gesell­schaft­li­chen All­tag dar­un­ter lei­den, emp­find­lich auf Prak­ti­ken reagie­ren, die den sou­ve­rä­nen Vor­gang des Umgangs damit auf der Büh­ne aus­stel­len, ohne ihn reflek­tiert zu haben. Wenn Joa­chim Blie­se nach Hau­se geht, ist er wie­der ein Wei­ßer, der jede belie­bi­ge Rol­le spie­len kann. Der PoC, der nach Hau­se geht, wird am nächs­ten Tag wegen sei­ner Haut­pig­men­tie­rung womög­lich das Risi­ko ein­ge­hen, öffent­lich ange­pö­belt oder ange­grif­fen, in Bewer­bungs­ver­fah­ren dis­kri­mi­niert und benach­tei­ligt zu werden.

Aller­dings ist die u.a. in den nacht­kri­tik-Kom­men­ta­ren geäu­ßer­te Gegen­for­de­rung, Rol­len von PoC dürf­ten nur von PoC besetzt wer­den, im Kern inso­fern eben­so ras­sis­tisch, da die­se Besetzungs-“Ausnahme” wie­der­um eine Dis­kri­mi­nie­rung ein­zieht, indem näm­lich für alle ande­ren Kon­zep­te kei­ne sol­che Rege­lung gilt. Sie zieht einen regu­la­to­ri­schen Unter­schied ein, der nicht etwa zur Fol­ge hat, dass Ham­let nur noch von Dänen, Frau­en nur noch von Frau­en usw. gespielt wer­den dürfen.

Die Kon­se­quenz einer sol­chen For­de­rung wäre näm­lich auch die Fra­ge, wie denn über­haupt einer einen ande­ren “spie­len” kön­nen soll, wie die Dif­fe­renz zwi­schen dem Spie­len­den und Gespiel­ten, der durch die­se Dif­fe­renz die Mög­lich­keit hat, sze­ni­sche Bedeu­tung zu erzeu­gen, über­haupt zu recht­fer­ti­gen wäre: Wie soll­te ein Bür­ger­li­cher einen König, ein Deut­scher einen Dänen, wie ein Moder­ner einen Mit­tel­al­ter­li­chen spie­len können?

Die Spie­ge­lung der “Son­der­heit”

Es ist ja genau die Betrach­tung der “Son­der­heit”, die den gesam­ten ras­sis­ti­schen Dis­kurs erst begrün­det. Wenn jeder alles spie­len kann, aber nur PoC Rol­len von PoC spie­len dür­fen, ist damit dem Ras­sis­mus erst recht Vor­schub geleis­tet. Wenn jeder nur noch von dem gespielt wer­den dürf­te, der ihm ent­spricht, könn­ten sich die Thea­ter tat­säch­lich auf den Stand­punkt zurück­zie­hen, dass PoC eben nichts als PoC spie­len dür­fen – und es herrsch­te wie­der­um kei­ne Beset­zungs­nor­ma­li­tät, da es wie­der­um nicht nur einen ästhe­ti­schen, son­dern einen bedeu­ten­den Unter­schied aus­mach­te, wel­che Haut­pig­men­tie­rung jemand auf der Büh­ne hat. Lie­ße man aber die Exklu­si­vi­tät für PoC fal­len, dürf­te also jeder nur noch von dem­je­ni­gen gespielt wer­den, der ihm ent­spricht – ver­schwän­de das Rol­len­thea­ter wie eine Eis­blu­me bei Tauwetter.

Es mag para­dox klin­gen: Aber mit dem von ihnen selbst als unan­ge­mes­sen ver­stan­de­nen Ras­sis­mus-Vor­wurf erhal­ten Thea­ter­leu­te eine Ahnung von der Erfah­rung von PoC. Wer­den die­se wegen einer etwas stär­ke­ren Haut­pig­men­tie­rung unge­wollt und für sie nicht kon­trol­lier­bar in das Kon­zept des “Schwar­zen” ein­ge­ord­net, so machen Thea­ter­leu­te jetzt die Erfah­rung, wegen einer schein­bar selbst­ver­ständ­li­chen sze­ni­schen Pra­xis in das Kon­zept des “Ras­sis­ten” ein­ge­ord­net zu wer­den. “Wir haben ein wei­ßes Gesicht schwarz geschminkt” – “Das taten Ras­sis­ten, damit seid ihr Ras­sis­ten ” spie­gelt die Situa­ti­on von “Ich habe eine etwas pig­men­tier­te­re Haut­far­be.” – “Dann bist du ein Schwarzer.”

Dar­auf zu regie­ren mit “Wir sind aber kei­ne Ras­sis­ten” ist eben­so wenig hilf­reich, wie es in den letz­ten Jahr­zehn­ten “Wir haben viel­leicht eine pig­me­nier­te­re Haut­far­be, sind aber kei­ne Schwar­zen” gewe­sen ist. Aller­dings endet die Ver­gleich­bar­keit auch wie­der ziem­lich schnell, näm­lich da, wo es um rea­le Opfer geht: Das Risi­ko zu Recht oder zu Unrecht des Ras­sis­mus Gezie­he­ner, zusam­men­ge­schla­gen oder dis­kri­mi­niert zu wer­den, ist weit­aus gerin­ger, als das Risi­ko, wegen stär­ke­rer Haut­pig­men­tie­rung zum Opfer von Angrif­fen oder Aus­gren­zung zu werden.

Erschei­nungs­for­men von Ras­sis­mus und Nicht-Rassismus

In einer nicht-ras­sis­ti­schen Gesell­schaft wäre die Haut­far­be des Faust-Dar­stel­lers nicht erwäh­nens­wert. Es wäre auch kein Pro­blem, sich über Per­so­nen unter­schied­lichs­ter Phy­sio­gno­mien, Geschlech­ter, Haut­pig­men­tie­run­gen, Glau­bens­an­ge­hö­rig­keit usw. lus­tig zu machen. In einer nicht-ras­sis­ti­schen Gesell­schaft wäre ein “wit­zig” gemein­tes Pla­kat geschmack­voll oder geschmack­los, komisch oder unko­misch – unab­hän­gig von den dar­auf dar­ge­stell­ten Personen.

Der Irr­tum, dem die Urhe­ber vom Schloss­park­thea­ter auf­ge­ses­sen sind, besteht dar­in, dass Deutsch­land kei­ne nicht-ras­sis­ti­sche Gesell­schaft ist. In einer noch von ras­sis­ti­schen Strö­mun­gen durch­zo­ge­nen Gesell­schaft ein sol­ches Pla­kat auf­zu­hän­gen, kann sich nicht als nicht-ras­sis­tisch her­aus­re­den selbst wenn das Miss­ver­ständ­nis ver­ständ­lich wird als gera­de bei den­je­ni­gen Men­schen auf­tre­tend, die sich selbst und ihr Umfeld für nicht-ras­sis­tisch hal­ten und des­we­gen auf einen nicht-ras­sis­ti­schen Umgang mit Bil­dern und Schmink­prak­ti­ken zurück­grei­fen zu kön­nen meinen.

Schon gar ist ein sol­ches Her­aus­re­den bei sol­chen gesell­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen nicht mög­lich, wie es Thea­ter sind. Man möch­te geneigt sein zu unter­stel­len, dass das ein “Miss­ver­ständ­nis” derer ist, die sich jetzt dem Vor­wurf des Ras­sis­mus aus­ge­setzt sehen und sich dabei kei­ner “Schuld” bewusst sind. Spä­tes­tens durch die aktu­el­le Debat­te aber ist die­ses Miss­ver­ständ­nis nicht mehr möglich.


 

War­um die Debat­te bei den Thea­tern rich­tig ist

Die (noch) real exis­tie­ren­den Thea­ter der Rol­len­tra­di­ti­on zeich­nen sich aus durch ihr mehr oder min­der sou­ve­rä­nes Spiel mit den Unter­schie­den und den Unter­schie­den, die Unter­schie­de machen. Zumal in Zei­ten des Regie­thea­ters, das gera­de auf die­ser Linie zwi­schen den Unter­schie­den ange­sie­delt ist, das also Frau­en als Män­ner, Alte als Jun­ge, ein­zel­ne als Vie­le und umge­kehrt besetzt, das His­to­ri­sches in moder­nes, Moder­nes in his­to­ri­sches Gewand zu klei­den gewohnt ist und dar­aus Sinn­über­schüs­se produziert.

Thea­ter befin­det sich – an Niko­laus Merck anschlie­ßend – unver­meid­lich in einem Raum des Poli­ti­schen und zwar unab­hän­gig von der Fra­ge, ob sich ein ein­zel­nes Thea­ter dezi­diert poli­tisch ver­steht, poli­ti­sche Aus­sa­gen tref­fen will oder nicht. Die aktu­el­len Debat­ten sor­gen dafür, dass Thea­ter sich die­ser im Rou­ti­ne­be­trieb anschei­nend ver­ges­se­nen Dimen­si­on wie­der bewuss­ter wird.

War­um die Debat­te bei den Thea­tern falsch ist

An thea­tra­ler Pra­xis Ras­sis­mus fest­zu­ma­chen und zu dis­ku­tie­ren, ist ande­rer­seits eine Stell­ver­tre­ter-Debat­te über Zei­chen. Es han­delt sich um eine Debat­te, die in ihrer Aus­ein­an­der­set­zung mit Thea­ter zu einer inter­nen Thea­ter­de­bat­te zu ver­kom­men droht. Die eher hilf­lo­sen Ver­su­che, die­se Debat­te über ästhe­ti­sche Fra­gen hin­aus­zu­he­ben, indem gefor­dert wird, Thea­ter mögen ihre Ensem­ble­bil­dung oder ihre Cas­ting­pra­xis so ver­än­dern, dass auch „PoC” ganz selbst­ver­ständ­lich auf­ge­nom­men wür­den, ver­mag nicht zu über­de­cken, dass selbst eine sol­che ver­än­der­te Pra­xis am Grund­phä­no­men des gesell­schaft­lich vor­han­de­nen und in Unta­ten aus­ar­ten­den Ras­sis­mus wenig zu ändern vermöchte.

Als Beset­zungs­streit von Ensem­bl­eva­kan­zen ist die­se Debat­te in etwa so sinn­los wie die Fra­ge, ob Dom­in­go oder Pava­rot­ti der bes­se­re Tenor war. Thea­ter mögen mit sich selbst und mit Bewer­bern ver­han­deln, ob und in wel­cher Wei­se es zu Benach­tei­li­gun­gen kommt – den umfas­sen­den Pro­blem­be­stand der gesell­schaft­li­chen Benach­tei­li­gung von Migran­ten lös­ten eini­ge dut­zend oder hun­dert Thea­ter­mit­ar­bei­ter mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund nicht.

Auch die thea­ter­his­to­ri­sche Refe­ren­zie­rung auf die Black­face-Tra­di­ti­on erweist sich eher als Ver­de­ckung des The­mas denn als frucht­ba­rer Impuls – ist doch das Schmin­ken von Gesich­tern ein umfang­rei­che­res Feld als der ras­sis­ti­sche Spe­zi­al­fall des Black­fa­cing und führt nur zu einem end­lo­sen Aus­tausch von “Das ist nicht ras­sis­tisch son­dern Schmin­ke” und “Das ist Black­fa­cing und damit Ras­sis­mus”, ohne auch nur einen Schritt wei­ter zu kom­men. Erspart man sich die Debat­te, ob eine sze­ni­sche Pra­xis, die auf eine vor einem Jahr­hun­dert in einem ande­ren Kul­tur­raum ver­brei­te­te ras­sis­ti­sche Pra­xis ver­weist, selbst ras­sis­tisch wird, gelangt man hin­ge­gen zu einer Fra­ge, die an das Fun­da­ment des Rol­len­thea­ters führt.

War­um die Debat­te an Grund­fes­ten rührt

Ein Gedan­ken­spiel: Thea­ter sehen ein, dass die Quo­te von Mit­ar­bei­tern und Dar­stel­lern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund zu gering ist und stel­len ent­spre­chend Migran­ten ein. Dann wer­den sie Opfer des oben beschrie­be­nen Zusam­men­hangs der gleich­zei­ti­gen Ver­ant­wor­tung für das und Unkon­trol­lier­bar­keit vom Spiel des Unter­schieds mit dem Unter­schied, der einen Unter­schied macht. Denn von einem Tag auf den ande­ren zu erklä­ren, dass eine bis­her für Bedeu­tungs­er­zeu­gung genutz­te Unter­schei­dung nicht mehr bedeu­tend, son­dern nur noch ästhe­ti­scher Unter­schied ist, dass es also kei­ne Bedeu­tung hat, wel­che Haar­far­be, wel­chen Namen ein Dar­stel­ler trägt, wel­chen Dia­lekt er spricht kann das Thea­ter zwar für sich ent­schei­den – es wird aber das Ver­ste­hen der Zuschau­er nicht auto­ma­tisch ändern.

Das Publi­kum ist über Jahr­zehn­te dar­auf trai­niert, Unter­schei­dun­gen zu iden­ti­fi­zie­ren, die einen Unter­schied machen und sie ins Ver­hält­nis zu Unter­schei­dun­gen zu set­zen, die kei­nen Unter­schied machen, son­dern “Deko­rum” sind. Ihm nun­mehr zu ver­mit­teln, dass die Beset­zung des Gret­chen mit einer PoC kei­nen bedeu­ten­den Unter­schied macht, rührt an die Grund­la­gen der Bedeu­tungs­er­zeu­gung die­ses tra­di­tio­nel­len Rol­len­thea­ters. Man müss­te die Form die­ses Thea­ters auf­ge­ben, woll­te man den Ras­sis­mus auf­ge­ben. Denn es kann kei­ne Exklu­siv­auf­ga­be für PoC sein: Dass der Schau­spie­ler, der den Faust spielt, ein PoC ist, bedeu­tet nichts – wohl aber, dass er lispelt …?

Das for­dert von Thea­tern die Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrem eige­nen Mecha­nis­mus des Spiels mit ästhe­ti­schen Unter­schie­den und poli­tisch-bedeu­ten­den Unter­schie­den, die Unter­schie­de machen. Das unre­flek­tier­te Han­tie­ren mit gesell­schaft­li­chen Prak­ti­ken, das lan­ge Zeit als selbst­ver­ständ­lich durch­ging, wird frag­lich und befrag­bar – sowohl in einer sich ändern­den Gesell­schaft, die sich die­ser Mecha­nis­men (als Netz­ge­sell­schaft) ganz anders bedient als in der Ver­gan­gen­heit, als auch in der Kon­fron­ta­ti­on die­ser Prak­ti­ken mit ihren “Unfäl­len”, wie dem Rassismus.

Tanz und Oper zei­gen, dass thea­tra­le Prak­ti­ken mit Haut­pig­men­tie­run­gen jen­seits von bedeu­ten­den Unter­schie­den mög­lich sind. Auch die soge­nann­te freie Sze­ne und viel­fäl­ti­ge “post­dra­ma­ti­sche” Thea­ter­for­men arbei­ten an der Bedeu­tung, ohne sich dabei auf die tra­di­tio­nel­le Bedeu­tungs­ge­ne­rie­rung zu stüt­zen oder indem sie die­se unterlaufen.

War­um die Debat­te Thea­ter ver­än­dern wird

Wie bereits das Tha­lia Thea­ter in Ham­burg im Umfeld der Spiel­plan­wahl, erle­ben nun­mehr das Schloss­park- und das Deut­sche Thea­ter eine neue Form der Kon­fron­ta­ti­on, die die dort gepfleg­ten Thea­ter­for­men auf sich selbst zurück­wer­fen, indem sie sie an die zutiefst poli­ti­sche Ver­fas­sung ihres doch schein­bar nur ästhe­ti­schen Arbei­tens mit gele­gent­li­chen Aus­flü­gen in die Poli­tik durch “künst­le­ri­sche Aus­sa­gen” gemah­nen. Wer glaubt, dies sei­en doch “nur” For­ma­lia, der wird nicht ver­ste­hen kön­nen, dass die Fra­ge der (Staats-)Formen die wich­tigs­te Debat­te im Poli­ti­schen ist.

Die for­ma­le Neue­rung, der sich Thea­ter gegen­über sehen und mit der sie sich zuneh­mend aus­ein­an­der zu set­zen haben, ist dabei kei­ne Mikro­de­bat­te um Sitz­an­ord­nun­gen oder Ensem­ble- oder Publi­kums­par­ti­zi­pa­ti­on. Es ist viel­mehr das Phä­no­men, aus der mono­lo­gi­schen Sen­de­an­stalt in eine dia­lo­gi­sche Dis­kurs­form zu wech­seln, in der „das Publi­kum” sich nicht mehr damit zufrie­den geben wird, zwei Stun­den im Dun­keln zu sit­zen, zu applau­die­ren und dann zum Ita­lie­ner zu gehen, um die inhalt­li­che “öffent­li­che” Kri­tik den jour­na­lis­ti­schen Öffent­lich­keits­ar­bei­tern zu überlassen.

Die öffent­li­che Aus­ein­an­der­set­zung, die bis­her Thea­tern, Zei­tungs­schrei­bern und ähn­li­chen “Sen­de­ein­rich­tun­gen” über­las­sen war, ver­la­gert sich ins Netz und lässt jetzt auch den­je­ni­gen Stim­men eine Öffent­lich­keit zuteil wer­den, die vor­her kei­nen Zugang dazu hat­ten. Die Nicht-Öffent­lich­keit tritt in die Öffent­lich­keit und macht abwei­chen­de Stand­punk­te klar.

Die Arti­ku­la­ti­on (von Tei­len) des Publi­kums, die den Thea­tern das Kon­zept des Black­fa­cing als einen thea­tra­len Unter­schied, der einen Unter­schied macht, ver­deut­licht, zwingt Thea­ter (und übri­gens auch Jour­na­lis­ten) aus dem Mono­log in den Dia­log – und dadurch ver­mit­telt in eine Aus­ein­an­der­set­zung mit sich selbst und bis­her “selbst­ver­ständ­li­chen”, spä­tes­tens jetzt aber nicht mehr harm­lo­sen Prak­ti­ken. Wür­den Thea­ter­leu­te fra­gen: War­um kommt ihr gera­de jetzt mit die­sem Vor­wurf?, könn­te die Ant­wort sein: Wir haben ihn schon immer erho­ben, ihr habt uns aber nicht hören können.

Alles ande­re als harmlos

Sich nicht grund­le­gend mit Ras­sis­mus beschäf­tigt zu haben, bringt Thea­ter aktu­ell in eine Ver­tei­di­gungs­hal­tung, die der­je­ni­gen des Ver­fas­sungs­schut­zes und der Ermitt­ler nach der rechts­ra­di­ka­len Mord­se­rie ähnelt, in der sich alle vor­wer­fen las­sen müs­sen, die Mög­lich­keit und Wirk­lich­keit von real exis­tie­ren­dem Ras­sis­mus nicht in Betracht gezo­gen zu haben.

Nach die­sen Debat­ten wird kein Thea­ter in Deutsch­land sich mehr auf eine Tra­di­ti­on der Schwarz­ma­le­rei wei­ßer Schau­spie­ler­ge­sich­ter bezie­hen und sie “harm­los” naiv ein­set­zen kön­nen. Die Arti­ku­la­ti­on (von Tei­len) des Publi­kums, die die­sen Thea­tern das Kon­zept des Black­fa­cing als einen thea­tra­len Unter­schied, der einen Unter­schied macht ver­deut­licht, zwingt Thea­ter zur Aus­ein­an­der­set­zung mit einer spä­tes­tens jetzt nicht mehr harm­lo­sen Pra­xis. Die Black­fa­cing-Debat­te macht das Rol­len­thea­ter auf jene Mit­tel auf­merk­sam, von denen es kon­sti­tu­iert wird, die im Gesell­schaft­li­chen und Poli­ti­schen aber alles ande­re als harm­los sind.

Das for­dert die bewuss­te und offe­ne Refle­xi­on die­ser Mit­tel auf der for­ma­len wie auf der “inhalt­li­chen” Ebe­ne. Ein Arbei­ten an der ästhe­ti­schen und bedeu­ten­den Unter­schei­dung der Haut­pig­men­tie­rung in der Gesell­schaft kann nicht über die eige­ne Pra­xis des dar­stel­le­ri­schen Umgangs mit Haut­pig­men­tie­run­gen in der Gesell­schaft hin­weg sehen.

Die Form­fra­ge

Bei Ras­sis­mus kann die­se Aus­ein­an­der­set­zung nicht ste­hen blei­ben. Die poli­ti­sche Selbst­re­fle­xi­on des Thea­ters, zu dem auch pre­kä­re und ten­den­zi­ell aus­beu­te­ri­sche Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se etwa von Dar­stel­lern zäh­len, gehört eben­so dazu. Thea­ter in Orga­ni­sa­ti­ons­form und Ästhe­tik rund­um auf den Prüf­stand zu stel­len und im Dar­stel­len die Dar­stel­lung und ihre Bedin­gun­gen zu reflek­tie­ren, ist die nächs­te gro­ße Auf­ga­be der deut­schen Thea­ter­land­schaft. Und die­se wird sich dadurch ver­än­dern und grund­le­gend erneu­ern (müs­sen).
Fuß­no­ten:

[1] Wäh­rend der Arbeit an die­sem Pos­ting erschien von Niko­laus Merck ein Arti­kel in der Frank­fur­ter Rund­schau und der Ber­li­ner Zei­tung, der mir zu die­sem Gesamt­kom­plex der Ver­ste­hens­för­der­lichs­te zu sein scheint – der aller­dings an eini­gen Stel­len Ver­tie­fung ver­langt. Da die­ses Pos­ting bereits zu weit fort­ge­schrit­ten war, erspa­re ich mir durch­gän­gi­ge Bezü­ge auf Mercks Text und emp­feh­le vor­ab die Lek­tü­re hier oder hier.

[2] So weit ich sehe, gilt momen­tan die Bezeich­nung “Person/People of Colour” (abge­kürzt PoC) als akzep­ta­ble Form des Spre­chens. Dem schlie­ße ich mich im Fol­gen­den an, nicht ohne ein gewis­ses Unbe­ha­gen, da “PoC” auf mich weit­aus despek­tier­li­cher und tech­no­kra­ti­scher wirkt, als ande­re For­mu­lie­run­gen, der Angli­zis­mus der aus­ge­schrie­be­nen For­mu­lie­rung die “Anders­heit” noch zu for­cie­ren scheint. Da es aber gera­de in die­ser Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht allei­ne auf die Inten­ti­on des Absen­ders, son­dern auch auf das Ver­ständ­nis der Emp­fän­ger, ins­be­son­de­re derer, die unter Dis­kri­mi­nie­rung in jeder Form zu lei­den haben, ankommt und deren Dis­kri­mi­nie­rung das Letz­te ist, was in die­ser Debat­te aller­seits (wage ich zu unter­stel­len) beab­sich­tig ist, schlie­ße ich mich die­ser For­mu­lie­rung an.

 

§ One Response to Die Blackfacing-Theaterdebatte: Das Politische im Ästhetischen (postdramatiker auf nachtkritik.de)

  • […] Bei­trä­ge von Jür­gen Bau­er “Black­face ist nicht gleich Black­face“, Ulf Schmidt “Die Black­fa­cing-Thea­ter­de­bat­te: Das Poli­ti­sche im Ästhe­ti­schen” und wei­ter, die ent­spre­chend in den Bei­trä­gen verlinkt […]

What's this?

You are currently reading Die Blackfacing-Theaterdebatte: Das Politische im Ästhetischen (postdramatiker auf nachtkritik.de) at Postdramatiker.

meta