Griechenland steht kurz vor dem Staatsbankrott, heißt es. Und die Europäische Kommission übernimmt die Vormundschaft. Eine Oberste Verwaltungseinheit, die aus Regularien und Vorschriften lebt, nicht aber wirklich demokratisch konstituiert ist, noch echte Regierungsfunktion hat. Immerhin wird sie Leben der Griechen demnächst tiefgreifend bestimmen. Ungewählt. Stellt die die Frage: Was ist Europa? Was ist es jenseits einer oberen Verwaltungsbehörde? Was sind Europäer? Was Nicht-Europäer? Was vereinigt die Europäer zu einem Europa — wenn nicht nur das Geld. Und noch wichtiger: Wenn nicht der Versuch, irgendeine gemeinsame “Geschichte” oder gar “Kultur” zu konstruieren, die es weder gibt nocht geben darf. Trotzdem ist es auch nicht die sich selbst feiernde “Unterschiedlichkeit”.
Dass es noch keinerlei Ansatz für die Beantwortung der Frage Europas gibt, ist der eigentliche Skandal nicht nur der Philosophie sondern des Geisteslebens des 20. und 21. Jahrhunderts. Offensichtlich fanden die Heerscharen belehrstuhlter Hasenhirne nicht nur keine Antwort auf die Frage Europa. Schlimmer noch: sie fanden die Frage nicht. Und gerade noch schlimmer: Sie unterzogen sich nicht einmal der harten Mühe und Arbeit, überhaupt das Fehlen der Frage zu diagnostizieren. Ein gigantisches Feld liegt brach und wartet darauf, bearbeitet zu werden. Die Geistesgrößen der alten Welt aber befassen sich lieber mit dem Offensichtlichen, dem Bekannten, dem Zuhandenen, dem zuverstehenden Alten. Statt mit dem dringlichen Neuen.
Was also könnte die Frage Europa sein?
Was die Antwort?