„Lothar Späth und der frühere McKinsey-Manager Herbert A. Henzler haben im Jahr 1993 eine Berechnung angestellt: Was würde passieren, schöpfte man das technisch machbare Automationspotenzial in der Bundesrepublik voll aus? Die Antwort: Eine Arbeitslosigkeit von 38 Prozent wäre normal. Eindrucksvoll bestätigte eine weitere Studie der Universtität Würzburg im Jahr 1998 die Annahme der Autoren: Allein im Bankensektor liegt das Automationspotenzial bei mehr als 60 Prozent, im Handel immer noch bei mehr als der Hälfte des gegenwärtigen Beschäftigungsstands. In diesen und vielen anderen Sektoren ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Potenziale ausgenutzt werden.“ ) BrandEins 07/2005: Der Lohn der Angst)
Gesetzt den Fall es sei so. Gesetzt den Fall Späth, Rifkin und der Bericht der Bayerisch-Sächsischen Zukunftskommission hätten recht. Gesetzt den Fall, die Arbeit im klassischen Sinne käme an ein Ende. Wie soll die Finanzierung der Gemeinschaft und jedes Einzelnen gesichert werden, die als nahezu gottgebene Selbstverständlichkeit von der Arbeit abhängig betrachtet wird? Dabei ist nicht vom Ende des Reichtums die Rede — nur vom Ende der Arbeit. Wo sind die politischen Rezepte, die glaubhafte Lösungen erarbeiten? Das Herunterschrauben der Niedriglöhne bis eine Vollzeittätigkeit staatlicher Zuschüssen bedarf, um als Lebensunterhalt zu genügen, ist diese Lösung nicht. Sie färbt lediglich Arbeitslosenstatistiken schön. Das bestehende Wirtschaftssystem kommt mit weniger menschlicher Arbeitskraft aus, als zur Verfügung steht. Wohin also mit diesen “Überflüssigen”. Aus Wirtschaftssicht handelt es sich um Überflüssige, die (und das ist die Ironie der Geschichte) durch den Umweg der Sozialbeiträge und Steuern “der Wirtschaft” dann doch wieder zur Kostenlast fallen. Und nun? Eintreten für ein “Recht auf Arbeit” für Jedermann? Kurzarbeit und Arbeitszeitverkürzung für alle? Grundeinkommen für alle? Oder Umwertung des Wertes von Arbeit und Nichtarbeit? Die industrielle Revolution des 19. Jahrunderts mit allen Folgen der Entwurzelung der Einzelnen wie der Geselllschaft, der Umwandlung der Welt — sie ist im Vergleich zu den anstehenden Veränderungen ein Witz. Damals wurden nur Eisenbahn, Maschinenkraft und Elektriziät erfunden. Stellen wir uns vor, es wären gliechzeitig noch Buchdruck, Telefon, Autombil, Flugzeug erfunden worden — dann hätten wir eine Vorstellung von den anstehenden Umwälzungen. Ungefähr.
Ist das ein Thema für Theater? Oder eher nicht?