Fernsehtipp: Heute 3SAT Kulturzeit zum Thema häusliche Gewalt

November 3rd, 2010 § 5 comments

Bereits in der Ver­gan­gen­heit hat­te ich hier im Blog gele­gent­lich zum The­ma häus­li­che Gewalt gegen Män­ner gebloggt (hier) — mit dem Fokus, dass die Reduk­ti­on der Debat­te auf Gewalt gegen Frau­en ein altes Rol­len­kli­sche in neu­em Man­tel durch­schleift: Frau­en wer­den in der öffent­li­chen Typo­lo­gie in eine Opfer­rol­le ein­ge­schrie­ben, die das Kli­schee des “schwa­chen Geschlechts” im Hin­ter­grund auf­recht erhält. Zudem wei­sen sowohl inter­na­tio­na­le als auch natio­na­le Stu­di­en deut­lich dar­auf hin, dass Gewalt von bei­den Geschlech­tern aus­geht, sich Gewalt­for­men unter­schei­den, dass aber an der grund­sätz­li­chen Mög­lich­keit zur Gewalt­aus­übung kei­ne Geschlech­ter­dif­fe­renz fest­zu­ma­chen oder zu erken­nen ist. Dass ste­reo­ty­pier­te Deu­tungs­mus­ter à la “sie hat sich sicher nur nicht anders zu weh­ren gewusst” als Inter­pre­ta­ti­ons­rah­men auf Frau­en ange­wandt wer­den, wäh­rend in der männ­li­chen Gewalt der Unter­drü­cker-Inter­pre­ta­ti­ons­rah­men sofort zur Anwen­dung kommt, ist zu befra­gen und nicht als Tabu aus der Betrach­tung her­aus­zu­hal­ten. Ernst­haft betrie­be­ne Eman­zi­pa­ti­on heißt, auch die Mög­lich­keit von Frau­en in der Täter- und Män­nern in der Opfer­rol­le zumin­dest hypo­the­tisch in Erwä­gung zu ziehen.

Heu­te abend wird in der Kul­tur­zeit dazu berich­tet wer­den. Hier ein Pro­gramm­hin­weis mit Ergeb­nis­sen einer aktu­el­len Stu­die des baden-würt­tem­ber­gi­schen Innenministeriums.

Als klei­nen Selbst­test emp­feh­le ich die­ses lus­ti­ge Wer­be­vi­deo — sehen und kichern. Und hin­ter­her fra­gen: Wie hät­te die­ser Spot mit getausch­ten Rol­len gewirkt?

§ 5 Responses to Fernsehtipp: Heute 3SAT Kulturzeit zum Thema häusliche Gewalt"

  • […] Vexier­spiel häus­li­cher Gewalt 4. Novem­ber 2010 von Kus­anow­sky Im Blog von Post­dra­ma­ti­ker konn­te man ges­tern einen bemer­kens­wer­ten Kom­men­tar zum The­ma “häus­li­che Gewalt” […]

  • Postdramatiker sagt:

    Hier noch der Link zur 3SAT Media­thek, in dem der Bei­trag zu sehen ist:
    http://www.3sat.de/page/?source=%2Fkulturzeit%2Fthemen%2F149186%2Findex.html

    Die genann­te neue Stu­die des Innen­mi­nis­te­ri­ums Baden-Würt­tem­berg habe ich bis­her nicht fin­den können.

  • Postdramatiker sagt:

    Zah­len fan­den sich immer­hin in einer Klei­nen Anfra­ge des Land­tags Baden Württemberg:
    http://www.landtag-bw.de/WP14/Drucksachen/6000/14_6323_d.pdf

  • Postdramatiker sagt:

    Nichts gegen Vexier­spie­le — sind das nicht Objek­te, die zei­gen, dass ein noch so schar­fer Beob­ach­ter etwas beob­ach­ten kann, das zugleich anders beob­ach­tet wer­den könn­te, das sich gar als “falsch” beob­ach­tet her­aus­stellt (nicht als Sin­nes­täu­schung), weil der Beob­ach­ter, der zu beob­ach­ten glaubt, viel­mehr durch die vor­han­de­ne Thea­o­rie blind wird und dadurch gar nicht mehr beob­ach­tet, son­dern nur immer wie­der sei­ne eige­ne Theo­rie sieht, der er die beob­ach­te­ten Din­ge gefü­gig macht — kos­te es was es wol­le. Heißt: Beob­ach­tet ein Beob­ach­ter wirk­lich oder sieht er nur die Bestä­ti­gung sei­ner theo­ria? Ist also die theo­ria des Beob­ach­ters zugleich sei­ne Blindheit?

  • kusanowsky sagt:

    “Ist also die theo­ria des Beob­ach­ters zugleich sei­ne Blind­heit?” — Ja.

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