Kann es sein, dass Laclau/Mouffe Gesellschaft mit Fußball verwechseln?

Dezember 25th, 2010 § 2 comments

Dass über­haupt ein Groß­teil der Theo­re­ti­ker des Poli­ti­schen, die den Kon­flikt, den Kampf, den Anb­ta­go­nis­mus zur Grund­la­ge der Gesell­schafts­bil­dung machen, Gesell­schaft mit Fuß­ball­sta­di­en ver­wech­seln? Nicht, dass ich Laclau/Mouffe direkt gele­sen hät­te. Aber das hier klingt ver­dammt nach Fußball:

Der Drei­schritt aus der Bil­dung von Äqui­va­lenz­ket­ten, der Zwei­tei­lung des sozia­len Raums und der Reprä­sen­ta­ti­on ist inso­fern ein ver­ein­fach­tes Modell, als er von einer Are­na aus­geht, in der das hege­mo­nia­le Rin­gen zwi­schen zwei sich kon­fron­tie­ren­den Blö­cken besteht. (…) […Es] gibt in kom­ple­xen moder­nen Demo­kra­tien eine Unzahl von Are­nen, in denen sich hege­mo­nia­le Pro­jek­te und Kämp­fe kon­sti­tu­ie­ren kön­nen. […] In jeder die­ser mul­ti­plen Are­nen kön­nen sich domi­nan­te ant­ago­nis­ti­sche Grup­pen eta­blie­ren oder eine Viel­zahl kon­kur­rie­ren­der hege­mo­nia­ler Pro­jek­te, von denen jedes sei­ne eige­ne Gren­ze zu zie­hen sucht.(Martin Non­hoff über Laclau/Mouffe in Bröckling/Feustel (Hg): Das poli­ti­sche Den­ken, 44f)

Ich könnt mich gera­de schlapp­la­chen — aber das ist die kom­pli­zier­tes­te Beschrei­bung von Fuß­ball, Sta­di­en, Bun­des- und Lan­des­li­gen, Heim­mann­schaf­ten und mann­schafts­ber­grei­fend genutz­ten Sta­di­en, die ich je gele­sen habe. Aber was hat das mit Gesell­schaft und dem Poli­ti­schen zu tun? Laclau und Mouf­fe oder: Das Spiel mit zwei Toren.

Und dem­nächst wird zu unter­su­chen sein, ob Heid­eg­ger nicht eigent­lich auch vom “Sein zum Tore” gespro­chen hat … Und die Lich­tung des Seins viel­leicht nur … die Flut­licht­an­la­ge war? Narrhallamarsch!

§ 2 Responses to Kann es sein, dass Laclau/Mouffe Gesellschaft mit Fußball verwechseln?"

  • Thomas Maier sagt:

    Naja. Also man kann das Bild des Fuß­balls schon anwen­den, aber nicht auf Laclau bzw. Mouf­fe son­dern auf Carl Schmitt. Und dort könn­te man die­ses Bild sehr wohl als für den begriff des Poli­ti­schen pas­send sehen. Ob es Tri­kots sind oder Uni­for­men, wich­tig ist für den Schmit­tia­ner die Umgren­zung und Gegen­über­stel­lung zwei­er Par­tei­en. Die Mög­lich­keit eines Krie­ges stets vor­han­den, beim Fuß­ball wird nicht lan­ge gefa­ckelt, son­dern gleich zum Kampf gepfif­fen. Nicht umsonst sind bei­des tra­di­tio­nell maskulin.

  • Postdramatiker sagt:

    Habe wie gesagt Laclau/Mouffe nicht direkt gele­sen, kei­ne Zeit bis­her. Mir scheint aber grund­sätz­lich die kon­flik­tu­el­le Schie­ne des poli­tisch-gesell­schaft­li­chen Den­kens, die eine vor­han­de­ne, grund­sätz­li­che Tei­lung oder Spal­tung der Gesell­schaft zum Kern des Gesell­schaft­li­chen oder Poli­ti­schen erklä­ren will, eine letzt­lich wenig ziel­füh­ren­de. Habe gera­de einen neu­en Text mit Bezug auf Gau­chet dazu gepostet.

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