Knecht Ruprecht 2014. Ein Vorweihnachtsgedicht

Oktober 31st, 2014 Kommentare deaktiviert für Knecht Ruprecht 2014. Ein Vorweihnachtsgedicht

Von drauß’ von der Wel­ten komm ich her,
ich muss euch sagen: es digi­ta­li­siert sich sehr.
All­über­all an den Fingerspitzen,
sah ich leuch­ten­de Dis­plays blitzen.
Und dro­ben aus dem Twitterchor
sah mit gro­ßen Augen die NSA hervor.
Und wie ich so strol­che’ durch den fins­tern Tann,
Da rief’s mich mit hel­ler Stim­me an:
“Knecht Ruprecht”, rief es, “alter Gesell,
Drück auf „anneh­men“, spu­te dich schnell!
Die Län­der fan­gen zu bren­nen an,
Das Höl­len­tor ist aufgetan.
Alte und Jun­gen sol­len nun
Nir­gends und nim­mer­mehr ruhn.
Und mor­gen reg­nets Feu­er auf Erden
Denn es soll wie­der Luft­krieg werden.“
Ich spracht: „Oh lie­ber Her­re Christ,
ich soll nur noch in die­se Stadt,
wo’s noch leben­de Kin­der hat.“
— Hast denn das GPS auch bei dir?
Ich sprach: „Das Navi, das ist hier.
Denn Droh­nen, Bom­ben, Schlachtenlärm
Hab ich um mich gar nicht gern.“
— „Hast denn die Rou­ten­pla­nung bei dir?“
Ich sprach: „Die Rou­te, die ist hier.
Wirf du die Bom­ben auf die Schlechten,
Triff bit­te nur den Teil, den rechten!”
Die NSA sprach: „So ists recht.
Geh ganz beru­higt, mein treu­er Knecht.
Es wer­den alle ster­ben, brennen,
Gott wird die Gerech­ten schon erkennen.“
Von drauß’ von der Wel­ten komm ich her,
ich muss euch sagen: es ter­ro­ri­siert mich sehr.
Nun spre­che, wie ich’s hier innen find:
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

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