Nur der Putzigkeit halber und weils so schön zu den Moraldebatten passt und den spätrömischen Leistungsanreiztheoremen, die da behaupten, Arbeit sei letztlich so überflüssig und unangenehm, dass man Menschen, die keine haben, den Unterhalt weit genug herunterkürzen müsse, das der knurrende Magen sie zurück an die Stechuhr treibt: Die Einlassungen der Frau Kraft aus NRW zum Thema zeigen, wie wundervoll würdeschaffend doch Arbeit ist:
Sie will Langzeitarbeitslose für gemeinnützige Arbeit etwa in Altenheimen oder Sportvereinen einsetzen, um ihnen ein Gefühl der Würde wiederzugeben. {…}
“Wir müssen endlich ehrlich sein: Rund ein Viertel unserer Langzeitarbeitslosen wird nie mehr einen regulären Job finden”, begründete Kraft ihre Initiative. Diese Menschen bräuchten ein neues Angebot, das ihnen eine “würdevolle Perspektive” gebe. (spOn)
Hm. Würde also. Perspektive. Du bekommst keine Arbei mehr, aber wir eröffnen eine Art Arbeits-Disneyland, das dir die Simulation von Arbeit verschafft. Und wenn du blöd genug bist, nicht zu bemerken, dass es sich um jene Art der Simulation handelt, die die Herren Sisyphos und Tantalos in Ewigkeit glücklich machten, dann wirst du dich würdevoll fühlen. Wer sagte noch, man müsse sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen? Frau Kraft? Nein, Albert Camus. Nun also auch Glück durch Arbeit durch Kraft.
Um die Debatte nicht zu verblöden: Die grundsätzliche Problematik der Gegenwart besteht in diesem ambigen Verhältnis zur Arbeit. Einerseits diejenigen (Westerwelle und Co.), die Arbeit für eine scheußliche Strafe halten, zu der man sich nur durch existenzielle Notlagen verleiten lässt. Auf der anderen Seite diejenigen, die glauben, Arbeit sei etwas so wundervolles und würdebringendes, das man es leidenden Zeitgenossen quasi als das eigentliche Almosen gewähren muss, um ihnen die staaliche Unterstützung überhaupt erst moralisch möglich zu machen (jaja, überspitzt).