Durch Kusanowski bin ich auf einen interessanten Post bei Lost and Found gestoßen: “Netz statt Gesellschaft?”. Spannend daran finde ich, dass der Autor Heinz Wittenbrink nicht der Vereinfachung aufsitzt, dass “Gesellschaft” etwa durch “Netz” oder “Netzgesellschaft” abgelöst würde. Er weist darauf hin, dass es Gesellschaft nicht einfach gibt, sondern dass sie produziert ist. Zu erweitern wäre: sie wird durch ein Heraustreten aus dem Gegebenen durch einen theoros oder Beobachter beobachtet, um mit einem möglichst anschaulichen Schema gefasst zu werden, das im nächsten Schritt zum beherrschenden Paradigma all jener werden kann, die da mehr oder minder zusammen sind. Die Szene des Agrippa, von der ich hier geschrieben hatte, vollzieht sich erneut.
Es ist also nicht mehr der Körper mit seinen Organen, der als Leitbild aus der unschafren Beobachtung generiert wird, nicht der Bienenkorb, nicht das System der Kybernetik. Sondern es ist das Netz das die Frage stellt: Wie ist der leere Begriff der Gesellschaft mit dem Begriff des (technisch aufgeladenen) Netzes zu beschreiben? Und daran die Frage anschließen muss: Wie muss ich unter Bedingungen einer Gesellschaft handeln, die sich selbst als Netz beschreibt?
Es findet sich in nuce also der Zwiespalt, der durch den Auszug aus den bisherigen Selbstbeschreibungen stattfinet, die Einnahme des Ortes des Zuschauers, der sich zugleich selbst zuschaut und beim Wiedereintritt in das Netz, aus dem er auch als Zuschauer nicht herausgekommen ist, sich in dem Riss befindet, zugleich Teil des Netzes zu sein und damit sich (wie ein Darsteller in einer Dramaturgie) netzkonform (und sei es durch Nonkonformität) verhalten zu müssen. Ich bin gespannt, wie es bei Wittenbrink weiter geht damit.
[…] Ich würde diese Überlegungen nur sehr ungern unterbrechen und mir wünschen, dass der Autor dieses Artikels mal etwas mehr rüberwachsen lässt. Ganz grob formuliert hört sich das sehr vielversprechend an.Siehe dazu auch die Überlegungen von Postdramatiker: Netz und Gesellschaft […]