Say it again, Ivan

Juli 3rd, 2011 Kommentare deaktiviert für Say it again, Ivan

Letz­te Woche hat­te ich das Ver­gnü­gen eines Gesprächs mit der nacht­kri­tik Redak­ti­on. Und mach­te mich auf den Heim­weg, beschenkt mitr einem Buch, das ich mir ver­mut­lich nie­mals sel­ber gekauft hät­te. Was ein Feh­ler gewe­sen wäre. Und zwar.

Der neue Buch des vor weni­gen Tagen 80 Jah­re alt gewor­de­nen Ivan Nagel. „Schrif­ten zum Thea­ter“ heißt es unor­gi­nel­ler­wei­se. Nagel. 60er. 70er. Auch 80er Jah­re. Ador­no. Insti­tu­ti­on in einer Thea­ter­welt, die es so nicht mehr gibt. Das waren so eini­ge der Vor- und Urtei­le, die mir im Kopf waren zu ihm. Ich nahm mir das Buch also auf der Rück­rei­se vor und fand erst ein­mal eini­ger­ma­ßen bestä­tigt, was zu erwar­ten war. Künst­ler­por­träts Kort­ner, Zadek, Minks, Stein. Nichts, was man nicht im Rah­men der klas­si­schen lite­ra­ri­schen Form der Thea­ter­er­in­ne­rung erwar­ten wür­de. Sehr les­bar, aber eben auch sehr vergangen.

Zum Glück hab ich das Buch nicht weg­ge­legt, son­dern mich bis zum drit­ten Abschnitt „Zum Thea­ter“, der beginnt mit einem Text „Der Kampf für die Schau­büh­ne“, vor­ge­le­sen. In den hier ver­sam­mel­ten Tex­ten kommt nicht nur ein ande­rer Ivan Nagel (für mei­ne Wahr­neh­mung) her­vor, son­dern einer, der offen­sicht­lich in der Gegen­wart schmerz­lich wie­der gewünscht wird. Ein Kri­ti­ker, der sein erwor­be­nes Renom­mee nutzt, um öffent­li­chen Ein­fluss aus­zu­üben. Und  der dem Thea­ter Ende der 60er und Ende der 80er attes­tier­te, was ihm heu­te wie­der zu attes­tie­ren wäre, mit einer Ver­ve, die eben­falls wie­der an die Tages­ord­nung gehört, eine Schär­fe und Bril­lanz in der Dik­ti­on wie in der Refle­xi­on, die heu­ti­gen Kri­ti­kern und nacht­kri­ti­kern zu wün­schen wäre. Ich erlau­be mir eini­ge Zita­te, die zwar aus dem (text­li­chen und his­to­ri­schen) Zusam­men­hang geris­sen sind und sich nicht gegen das rich­te­ten., woge­gen sie sich im neu­en Kon­text hier rich­ten sol­len, was aber inso­fern nichts zur Sache tut, als das tra­di­tio­nel­len Jahr­zwan­zigst für The­ter ver­stri­chen ist, ohne dass soilche Sät­ze gefal­len sind. Die Mar­kie­rung der Jahr­zwan­zi­ge: 1947 Grün­dung Düs­sel­dor­fer Schau­spiel­haus durch Gründ­gens und Eta­blie­rung des Nach­kriegs-Stadt­thea­ters in der noch heu­te weit­ge­hend exis­tie­ren­den Form. 1969/70 Grün­dung der Schau­büh­ne durch Stein und Pey­mann als Kol­lek­tiv und kon­se­quen­tes Kol­lek­tiv­thea­ter. 1989 Grün­dung der Volks­büh­ne mit Cas­torf. 2009 – nichts. Schlin­gen­sief hat­te die Chan­ce nicht mehr, etwas Neu­es in der deut­schen Thea­ter­land­schaft zu grün­den (wenn er gewollt hät­te), ent­schied sich für Bur­ki­na Faso statt Bot­trop und starb zu früh. Aber das ist ein ande­res The­ma – nur stel­len die Thea­ter nach sei­nem Tod fest, dass neben ihm nicht viel pas­siert ist. Das ist der Kern der gegen­wär­ti­gen Kri­se. Zurück zu Nagel, der über 1970 und 1989/90 schreibt.

Stadt-Thea­ter: Das Schaubühnen-Experiment

So könn­te man Nagels Text über die Schau­büh­nen­grün­dung gera­de wie­der auf nacht­kritk als Ant­wort auf die For­de­run­gen von Mat­thi­as von Hartz stel­len:

„Die For­de­rung einer neu­en Ensem­ble­ar­beit ist für die neue Schauspieler‑, Regis­seur- und Büh­nen­bild­ner­ge­ne­ra­ti­on im wört­li­chen Sin­ne exis­ten­zi­ell – sol­len sie nach eini­gen Jah­ren zu Künst­lern statt Beam­ten wer­den. […] Die Schau­büh­ne bie­tet gute Chan­cen, die­ses Modell aus­zu­pro­bie­ren. Es feh­len hier die inner­be­trieb­li­che Oppo­si­ti­on eines fest­ge­fah­re­nen Ver­wal­tungs­ap­pa­ra­tes oder einer Künst­ler­grup­pe, die bei der Ankunft der Neu­en um ihre Beschäf­ti­gung fürch­ten müs­sen. […Es ist] denk­bar, dass die Schau­büh­ne […] zu einer Art Expe­ri­men­tier­stät­te für das gan­ze bun­des­re­pu­bli­ka­ni­sche Thea­ter wird – für man­che Neue­run­gen, ohne die es ver­küm­mern muss.“ (195ff.)

Wäh­rend das nur die zustim­men­de Beschrei­bung eines Thea­ter­mo­dells ist, das ein­fach nur zu kopie­ren bereits ein gigan­ti­scher Sprung für das gegen­wär­ti­ge Thea­ter wäre, sind die Ver­tei­di­gungs­tex­te Nagels gegen das Schlie­ßungs-/För­de­rungs­strei­chungs­kon­zept des Ber­li­ner Senats als enga­gier­te State­ments für ein Neu­es ein­drucks­voll – eben­so die dar­in zu fin­den­de Selbst­be­schrei­bung der Auf­ga­be des Kritikers:

Unser Beruf, der des Thea­ter­kri­ti­kers, besteht nicht allein dar­in, ein­zel­ne abge­schlos­se­ne Leis­tun­gen des deut­schen Thea­ters nach Pre­mie­ren­aben­den zu beur­tei­len. Wir müs­sen viel­mehr ver­su­chen, sei­ne gegen­wär­ti­ge Ent­wick­lung zu beob­ach­ten und über sei­ne künf­ti­gen Chan­cen nachzudenken.

Eine sol­che Auf­ga­ben­be­schrei­bung gehört als Post-It an jedem Kri­ti­ker-Bild­schirm. Und die Beschrei­bung der Arbeits­wei­se die­ser Büh­ne kann selbst als blo­ße Kopie bereits uto­pi­sches Poten­zi­al entfalten:

Unser Thea­ter ist in den letz­ten Jah­ren in die Sta­gna­ti­on gera­ten. Des­halb schlu­gen nicht nur die Rebel­len, son­dern auch ver­ant­wort­li­che Lei­ter von Stadt- und Staats­thea­tern vor, eine Büh­ne zu schaf­fen, auf der die Wün­sche und Plä­ne für eine Reform aus­pro­biert wer­den kön­nen. Ihnen allen – wie auch uns – war klar, dass vor­erst nur eine künst­le­risch und welt­an­schau­lich geschlos­se­ne Grup­pe von jun­gen Thea­ter­leu­ten dazu imstan­de ist, ein sol­ches Expe­ri­ment zu begin­nen. […] Die stän­di­ge gemein­sa­me Dis­kus­si­on über jedes ästhe­ti­sche und poli­ti­sche Pro­blem der Thea­ter­ar­beit [macht]seine inne­re Kon­sti­tu­ti­on [aus]. (199f)

Ein Traum, sowohl die Beschrei­bung die­ses Expe­ri­ments wie auch das Expe­ri­ment selbst, an das sich zu erin­nern durch­aus lohnt, auch wenn sowohl die Expo­nen­ten die­ses Expe­ri­ments wie auch ihre Arbeit – wie Thea­ter im Grund­satz – zeit­ge­bun­den sind und die­se Zeit vor­bei ist. Aber der Mut zu radi­kal Neu­em, sowohl bei den Machern als auch bei den unter­stüt­zen­den Kri­ti­kern, die Ver­ve der Aus­ein­an­der­set­zung kann auch die Gegen­wart inspi­rie­ren. Nicht so sehr der kon­kre­te Inhalt, son­dern die Haltung.

Welt-Thea­ter: Thea­ter der Nationen

Bei der Lek­tü­re der Ver­tei­di­gungs­re­de für die För­der­mit­tel des Fes­ti­vals „Thea­ter der Natio­nen“ lässt nicht nur einen Blick in die Bundes(theater)republikanische Zeit der 70er/80er zu. Es zeigt zugleich auch die Kraft eine pro­non­ciert arti­ku­lier­ten Beob­ach­tungs­pa­ra­dig­mas, das – in Anschlag gebracht sowohl bei der Kri­tik von Thea­ter wie auch bei der Aus­rich­tung von so etwas wie einem Fes­ti­val – dazu ange­tan ist, inhalt­li­che Dimen­sio­nen zu erschlie­ßen, die die­ser Kunst­form neu sind und Impul­se geben, die über das Nur-Ästhe­ti­sche hin­aus­ge­hen. Zehn Jah­re nach der Schau­büh­nen­grün­dung schreibt Nagel mit einer ähn­li­chen Dia­gno­se wie damals:

Kann im trä­gen Wohl­stand, im reprä­sen­ta­ti­ven Dün­kel, in der poli­ti­schen Ver­fil­zung der Staats­thea­ter noch Kunst ent­ste­hen oder nur bil­dungs­be­flis­se­ne Ablen­kung, Beschwich­ti­gung? […] Wer in der Kunst Wahr­heit sucht, wer sein Leben auf die­se Suche setzt, wird über­emp­find­lich gegen jede Unwahr­heit, die in der Kunst und Unkunst der ande­ren steckt. Wie im 19. Jahr­hun­dert die Soli­da­ri­tät der Küns­te gegen bür­ger­li­che Gier und Sät­ti­gung ver­nied­licht wur­de zur Kame­ra­de­rie einer gemüt­lich hun­gern­den Bohe­me – so wer­den heu­te die Kämp­fe zwi­schen Kunst­ab­sich­ten, Kunst­wer­ken als pikan­te Eifer­sucht zwi­schen Star­di­ri­gen­ten oder Regie­fürs­ten klatsch­spal­ten­fä­hig gemacht. Wirk­li­che, gegen­wär­ti­ge Kunst aber, auch Thea­ter­kunst, ent­steht und lebt im Streit. (206)

Vom Thea­ter der Natio­nen erwar­te­te sich Nagel eine „Phan­ta­sie für freie­re, abwei­chen­de, alter­na­ti­ve Mög­lich­kei­ten des Den­kens, Füh­lens, Lebens“. Was heu­te also im Wesent­li­chen zu plat­ter Folk­lo­re oder Fern­seh­nach­rich­ten­be­gleit­emo­tio­na­li­sie­rungs­pro­gramm auf den Büh­nen ver­kom­men ist, die total betrof­fen machen wol­len von dem, was da pas­siert und was schlimm, wirk­lich ganz ganz schlimm ist – setz­te sei­ner­zeit an, die Hie­si­gen aus ihrer Behä­big­keit und Ruhe zu brin­gen (anstatt sie durch den woh­li­gen Gru­sel des grau­en­haf­ten Gesche­hens anders­wo in ihrer iner­ten Behä­big­keit noch zu bestätigen).

Ber­lin-Thea­ter: Begutachtung

Nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung war unter ande­rem Nagel beauf­tragt, in einem Gut­ach­ten einen Gene­ral­plan für die Ber­li­ner Thea­ter zu erar­bei­ten. Sei­ne Emp­feh­lun­gen für die Volks­büh­ne lesens­wert. Schlägt er doch vor, in einer Art Wie­der­auf­nah­me an die Grün­dung 1969, eine Expe­ri­men­tier­büh­ne aus die­sem Haus zu machen:

Das häss­lichs­te gro­ße Thea­ter Ber­lins ist (eben des­halb) am bes­ten geeig­net, ein jun­ges Thea­ter zu grün­den: mit ästhe­ti­scher Inno­va­ti­ons­lust, poli­ti­scher Schär­fe wie (und sicher ganz anders als) die eins­ti­ge Schau­büh­ne am Hal­le­schen Ufer. In die­sem Haus […] lie­ße sich was bewe­gen. Bis zum Beginn des drit­ten Jah­res könn­te es ent­we­der berühmt gewor­den oder tot sein:; in bei­den Fäl­len wäre die wei­te­re Sub­ven­tio­nie­rung unpro­ble­ma­tisch. (224f)

In der Tat, und es hat funk­tio­niert in der 90ern. Unter Cas­torf. Und die­sen Mut wünscht man sich von einer Stadt­ver­wal­tung heu­te wie­der. Und in einem Text von 2006 gibt Nagel eini­ge Hin­wei­se, in wel­cher Form solch ein Expe­ri­ment gesche­hen müss­te (bzw. nach sei­ner Beob­ach­tung außer­halb gro­ßer Häu­ser schon prak­ti­ziert werden:

Und heu­te? „D‘avant“ hat kei­nen Cho­reo­gra­phen, es ist die tän­ze­ri­sche und musi­ka­li­sche Gemein­schafts­ak­ti­on von vier nichts aus­tausch­ba­ren Men­schen. Alles, was ihre Bei­ne und ihre Keh­len, was ihre Kör­per, Her­zen und Gehir­ne kön­nen, brin­gen sie in eine gemein­sa­me Hand­lung ein, Nicos ‚Wo du nicht bist‘ (dort ist das Glück) kennt kei­nen Autor und kei­nen Regis­seur, der jeden Vor­gang schon vor Pro­ben­be­ginn den Spie­lern vor- geschrie­ben, vor-insze­niert hät­ten. Die Arbeits­me­tho­de nennt sich und ist ‚ange­lei­te­te Impro­vi­sa­ti­on‘: eine gem­in­sa­me Fin­dung bald in mimi­schen Zei­chen, bald in fran­zö­si­schen, japa­ni­schen, hol­län­di­schen, deut­schen, eng­li­schen Sprach­hand­lun­gen, die wir nach und nach ent­rät­seln.

Sol­che Arbeits­wei­sen sind heu­tig. Oft ähneln sie dem Team­work klei­ner Grup­pen um einen For­scher-und-Orga­ni­sa­tor, aus dem im Com­pu­ter­zeit­al­ter die tech­nisch-wis­sen­schaft­li­che Avant­gar­de von Sili­con Val­ley ent­stand. Und jedes­mal ähneln sie jener uralten, schöp­fe­ri­schen Form euro­päi­schen Thea­ters, das […] ein Thea­ter der Trup­pe war. (251; Her­vorh. von mir)

Da hat die­ser 80jährige Herr Pro­fes­sor Nagel etwas ver­stan­den, das ver­mut­lich außer ihm weni­ge kapiert haben. Es ist die Rele­vanz der Arbeits­wei­se und ihre Heu­tig­keit. Es lie­ße sich noch viel aus sei­nen Tex­ten zitie­ren, was ich mir hier spa­re. Das Buch kann sich jeder selbst kau­fen. Und ich wün­sche mir, dass es mehr sol­che Kri­ti­ker­ty­pen gäbe, die von Zeit zu Zeit mit dem gesam­ten Sys­tem der­art Schlit­ten füh­ren, wie Nagel – und zugleich mit Ver­ve das Expe­ri­ment for­dern und ermög­li­chen, das bis­her dafür gesorgt hat, dass die Thea­ter­kunst trotz aller insti­tu­tio­nel­len Ver­sump­fungs­ten­den­zen doch noch vor­han­den ist. Gera­de noch. Ohne einen Nagel im Fleisch der Poli­ti­ker und Feuil­le­ton­le­ser wird es immer schwe­rer wer­den für die Thea­ter zu über­le­ben. Der alte Mann hat mich beein­druckt mit sei­nem gänz­lich uniro­ni­schen Pathos und Enga­ge­ment für ein ande­res Thea­ter. Und sei­ner ätzen­den Schär­fe gegen schlech­tes Thea­ter wie die Freie Volks­büh­ne in der Schaperstraße.

Zum Abschluss eine Pas­sa­ge aus einem Inter­view mit 1985, das einer gewis­sen Aktua­li­tät nicht entbehrt:

Als ich vor zwei Jah­ren aus New York zurück­kam, war ich ver­wirrt und empört über den Stand, sagen wir, den Gemüts­zu­stand des deut­schen Thea­ters: Trau­rig­keit und Tra­nig­keit über­all. Mich erschreck­te die Ver­klei­ne­rung, die Sub­jek­ti­vie­rung der The­men und des Spiels: das Schrump­fen der hie­si­gen Beschäf­ti­gung sowohl mit dem Leben als auch mit dem Thea­ter. Eine Rei­he von Regis­seu­ren, die sich zu Inten­dan­ten gemacht hat­ten, befass­ten sich nach dem Abschwung des Poli­ti­schen der 60er, 70er Jah­re mit ihrem pri­va­ten Ach und Weh – und je klei­ner die Schmer­zen waren (beim Gehalt von einer Vier­tel­mil­li­on Mark im Jahr), um so monu­men­ta­ler die ästhe­ti­schen Sys­te­me, die sie dar­über­stülp­ten. Ein grö­ße­res Weh kam noch mit einem Büh­nen­bild für 100 000 Mark aus, ein ganz klei­nes Weh­weh­chen ver­lang­te schon 200 000 Mark, kost­ba­re Kos­tü­me inbegriffen.

Ich sah da her­vor­ra­gen­de, aber gleich­sam von oben ver­gif­te­te Schau­spie­ler: ohne Zuhau­se in einem Ensem­ble, ohne Mit­tei­lungs­wil­len für ein Publi­kum. Nach Auf­füh­run­gen, die oft noch sorg­fl­tig, ehr­lich, ja (wie durch einen Unfall) vital und glanz­voll gerie­ten, saßen die Dar­stel­ler bei den Pre­mie­ren­fei­ern wie beim Lei­chen­schmaus. Sie stier­ten in eine Bier­la­che in der schüt­ter beleuch­te­ten Kan­ti­ne und brumm­ten vor sich hin, dass nichts mehr geht. Einen sol­chen Zustand fin­de ich ver­bre­che­risch, weil lebens- und theaterwidrig.

Dem lässt sich Ste­fan Bläs­kes nacht­kri­tik der letz­ten Wie­ner Fest­wo­chen “Zwi­schen Eis­zeit und Dür­re” wun­der­bar hinzufügen:

wäh­rend der Fest­wo­chen hät­te leicht der Ein­druck ent­ste­hen kön­nen, man sei schon tot, oder jeden­falls fast, und das Thea­ter feie­re die Däm­me­rung des Abend­lan­des. Sechs inten­si­ve Wochen Eis­zeit und Ein­sam­keit, Melan­cho­lie und Medi­ta­ti­on, Tod, Trau­er und Rück­zü­ge. Natür­lich las­sen sich über vier­zig Pro­duk­tio­nen nicht in einen Trist­heits-Topf wer­fen, aber Lee­re und Lebens­mü­dig­keit waren doch erstaun­lich domi­nant. Was sagt die­se Dau­er­däm­me­rung über das Thea­ter, die Künst­ler oder unse­re Gesell­schaft? […]als Gesamt­ein­druck bleibt eine erstaun­li­che Toten­ru­he, eine zugleich wehe und woh­li­ge Ein­sam­keit, eine lei­se Läh­mung und ein Ein­ge­fro­ren­sein. In die­sem Sin­ne waren die Wie­ner Fest­wo­chen 2011 ein wun­der­sa­mes Win­ter­mär­chen. Als sähe man die Welt durch dickes Eis, und spü­re des­sen sanf­tes Schmelzen.

Herr Nagel, über­neh­men Sie!

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