Gerade erst gefunden: ein ziemlich guter Text auf theaterforschung.de über “Maximierung Mensch” in Trier. Mit einer ebanfalls sehr positiven Besprechung von SGL. Ich erlaube mir ein Zitat:
[…Der] Text ist in der Typoskriptfassung eine aus vielen nebeneinander arrangierten Textspalten bestehende Mammut-Partitur, in der die Mitspieler/Marktteilnehmer immer wieder mehrstimmig, gleichzeitig oder versetzt, chorisch oder polyfon ihre Angebote oder Nachfragen artikulieren und verhandeln. Der Autor hat den dramaturgischen Ablauf seiner ökonomischen Utopie an den fünf Levels des Computerspiel ‚Unreal Tournament‘ orientiert. Die einleuchtende Zugriffsweise der Uraufführung hat aus [den] Textmassen eine 90 minütige Trierer Fassung konstruiert, die sie in einer ehemaligen Maschinenhalle im Industriegebiet einrichtete. Als Spielort wäre angesichts der Dienstleistungsgesellschaft in ‚Sich Gesellschaft leisten‘ eher ein Börsensaal, eine Zeitarbeitsvermittlungsagentur, der Handelsraum einer Bank oder ein Bordell angemessen gewesen – doch sind diese Dienstleistungs-Räume in Trier vermutlich alle noch ausgelastet in Betrieb und stehen im Gegensatz zu einer Maschinenhalle dem Theater nicht zur Verfügung. Das Zusammenleben in Schmidts Sozialdrama (das eher eine postdramatische Partitur über postsoziale Zustände zu sein scheint) gleicht gerade auch im Privaten einem permanenten Börsenszenario. Nicht nur zeitnahe Tauschangebote werden ausgerufen und abgewickelt, es wird auch mit Optionen und Privat-Schuldscheinen gehandelt. Der Text ist ein ästhetisch anspruchsvoller Kommentar zur zunehmenden Durchökonomisierung aller Lebensbereiche. Das Stück passte wie ein Auftragswerk (das es nicht war) ins Konzept des Maximierung-Mensch-Festivals. Seine Trierer Uraufführung war ein gelungener Theaterabend; auf weitere Inszenierungen dieses ausladenden postdramatischen Textes darf man gespannt sein.
Hier gibts den Ganzen Artikel von Bernd Blascke
[…] Postdramatiker — “Sich Gesellschaft leisten” in Trier – Kritiknachtrag […]