Nachdem in den letzten Tagen wieder mal die ein oder andere Direktwahlsau durch den Blätterwald der Old School-Printmedien getrieben wurde (ich spare mir Links, es ging um den Bundespräsidenten und die Ministerpräsidenten), ging mir gerade die Frage durch den Kopf: Warum dürfen Theaterintendanten eigentlich nicht von ihrem Publikum gewählt werden? Will heißen von allen Bürgern der Stadt, zu der das Theater gehört, sowie allen außerhalb der Stadt wohnenden Abonnenten. Würde meines Erachtens die Identifikation mit dem Theater und seinem Programm enormst erhöhen. Vielleicht müsste dieses Votum nicht verbindlich sein für eine Findungskommission — aber der Begründung bedürfen, warum der Publikumsfavorit nicht gewählt wird.
Wie könnte das funktionieren?
- Die Findungskommission definiert ein Anforderungsprofil (mit öffentlicher Feedbackmöglichkeit) und die finanzielle Dotierung des Postens.
- Die Ausschreibung erfolgt.
- Bewerber müssen sowohl ihre Übereinstimmung mit dem Profil begründen (oder “sinnvolle” Abweichungen) und ein Grobkonzept für das Theater vorlegen.
- Die Findungskommission sichtet und bewertet in einem öffentlichen und transparenten Vorgang die Bewerbungen und gibt Expertisen/Einschätzungen ab, welche Bewerber ungeeignet sind. Das Publikum kann dazu Stellung nehmen.
- Die drei, vier, fünf, sechs Top-Bewerber werden eingeladen, sich bei einer Sonntagsmatinee vorzustellen, ihr (nun weiter ausgearbeitetes) Konzept vorzustellen und den Fragen des Publikums und der Kommission zu stellen. Dafür erhalten sie jeweils noch einen “Fürsprecher” zur Seite gestellt.
- Das Publikum wählt — zuhause. Auf der Webseite des Theaters gibt es einen Diskussionsbereich. Und dann erfolgt die Abstimmung innerhalt weniger Tage oder gar Stunden — online oder per Briefwahl.
- Eine Liste entsteht, aus der die Findungskommission nunmehr den geeigneten Bewerber auswählt. Dieser soll der vom Publikum bestimmte Bewerber sein. Die Kommission kann aber von diesem Votum abweichen — muss sich dafür aber verantworten können.
- Der Intendant wird berufen. Nach drei Jahren findet die erste Bestätigungswahl statt: Verlängerung oder Neuausschreibung und Neuwahlen.
Fänd ich den Hammer. Demokratie .… am Theater .…?