Vom Performat und Figurat — Zurück zum Postdrama

Juli 21st, 2010 § 10 comments

Klaus Kus­anow­sky arbei­tet sich seit eini­gen Pos­tings an dem von ihm ent­wor­fe­nen und aus einer Beob­ach­tung der Ver­än­de­run­gen des Begriffs des Doku­ments gewon­ne­nen und geschärf­ten Begriffs des “Per­for­mats” ab. Ich zitie­re sein Defi­ni­ti­ons­per­for­mat (nicht miß­zu­ver­ste­hend als zitier­tes Dokument!):

Bei Per­for­ma­ten han­delt es sich um dau­er­pro­zes­sier­te und fluk­tu­ie­ren­de For­men der Reprä­sen­ta­ti­on von Sinn­kon­den­sa­ten, für die ein Beob­ach­tungs­sche­ma gefun­den wer­den müss­te, das Mani­pu­la­ti­on weder ein- noch aus­schließt. (Quel­le)

Wenn ichs recht ver­ste­he ist die­ses Per­for­mat ein nur kurz­zei­tig zum Still­stand gerin­nen­des Flot­tie­ren, das Unter­schie­de wie Dokument/nicht Doku­ment eben­so kas­siert wie wahr/falsch identisch/nichtidentisch. Das Per­for­mat ist — wür­de ich hin­zu­fü­gen — von drit­ter Ord­nung und dem dem Gerücht ähn­lich, das durch zusätz­li­che Ope­ra­tio­nen als wahr/falsch qua­li­fi­ziert wer­den kann — aber als Gerücht bereits “wirk­sam” ist. Zugleich aber immer selbst in Ver­dacht (wobei der Ver­dacht selbst ein Drit­tes zwi­schen schuldig/unschuldig ist …) steht, unwahr zu sein — und als an der Soh­le der Wahr­heit kle­bend auch die Qua­li­fi­ka­tio­nen “falsch” und “wahr” immer mit dem Zusatz ver­sieht “bis zum Beweis des Gegen­teils” (die Jour­nail­le erfährt die­ses mäch­ti­ge Wie­der­keh­ren gera­de im Fal­le Brun­ner, der bereits aufs Pie­des­tal gestellt und von “fei­gen Mör­dern” bru­talst gemor­det plötz­lich an Herz­schwä­che ver­starb und selbst unbe­drängt den ers­ten Schlag  getan haben könn­te … mehr dazu in der Yel­low-Press bei SpON, ZEIT noch­mal  ZEIT, — Freun­de ihr macht euch so unglaub­lich lächer­lich und stürzt den “Qua­li­täts-Jour­na­lis­mus in die Höl­le der Per­for­ma­te … Zurück zum Thema).

Kus­anow­sky zieht  aus dem Nie-Vor­lie­gen von Doku­men­ten im Inter­net, dem per­ma­nen­ten (nur durch län­ge­re oder kür­ze­re Pau­sen unter­bro­che­nen) Pro­zes­sie­ren der Daten­clus­ter und der “Mani­pu­la­ti­on” sowohl durch User als auch durch genutz­te Pro­gram­me, die per­ma­nen­te De-Kon­tex­tua­li­sie­rung und Re-Kon­tex­tua­li­sie­rung (Copy+Paste mit/ohne Text­ver­än­de­rung wie etwa von Crea­ti­ve Com­mons beschrie­ben; RSS-Ein­bin­dung, Twe­eit, Face­book Share …) die Kon­se­quenz, dass nicht mehr von Doku­men­ten, son­dern eben nur durch aus der Per­for­manz abge­lei­te­ten Per­for­ma­ten gespro­chen wer­den kann. Wei­t­res dazu bei Kus­anow­sky selbst hier unter dem Such­ber­griff “Per­for­mat” in sei­nem Blog “Dif­fe­ren­tia” hier und hier.

Zum Thea­ter und sei­nen Figuraten

Die­ser Begriff des Per­for­mats lässt sich nun auch enorm frucht­bar auf die thea­tra­le Kate­go­rie der Figur (wiki­pe­dia)  anwen­den. Tra­di­tio­nell ist die Figur ver­stan­den als etwas eigent­lich dem Dra­ma vor­her­ge­hen­des, Sta­ti­sches. Ein “Cha­rak­ter”, der sich im Dra­ma mehr oder weni­ger ent­fal­tet. Der durch unter­schied­li­che Dar­stel­ler und Dar­stel­lun­gen zwar ver­schie­de­ne Schat­tie­run­gen gewinnt, aber aus der Viel­zahl von Schat­tie­run­gen nur immer mehr zum Über-Cha­rak­ter tran­szen­diert, weil alle Schat­tie­run­gen bereits in die­sekm Vor­lie­gen­den ange­legt sind. Nen­nen wir Nora, Ham­let, Faust, Karl Moor, Richard III, Ophe­lia, Anti­go­ne, Medea. Als Gäbe es einen doku­men­tier­ten Ori­gi­nal-Cha­rak­ter, das nun­mehr in ver­schie­dens­ter Wei­se re-pro­du­ziert wird. Nicht als Fak­si­mi­le, son­dern als Re-Pro­duk­ti­on. Wobei das Wertreue-Dog­ma natür­lich das Fak­si­mi­le fordert ..

Die theo­ret­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Figu­ren­kon­zept im Umfeld der Per­for­ma­ti­vi­täts­for­schung hat unter dem Begriff der “Figu­ra­ti­on” dar­auf geant­wor­tet, dass die Figur ein aus dem Pro­zess der Figu­ra­ti­on ent­stan­de­nes Gebil­de ist — ein Ergeb­nis der per­for­ma­ti­ven Figu­ra­ti­on, nicht aber ein (mehr oder min­der) mime­tisch nach­ge­ahm­tes Vor-Han­de­nes. Die Figur also als Pro­dukt der Figu­ra­ti­on und nicht als Wie­der­ho­lung eines Originals.

Will man sich nun­mehr vor­an bewe­gen, muss auch der Begriff der Figur fal­len — und ins Figu­rat auf­ge­löst wer­den. Das Figu­rat ist dem­nach eine durch das Pro­zes­sie­ren des Tex­tes er- und auf­schei­nen­de Ober­flä­chen­il­lu­si­on, die dem Gerücht gleich im Wesent­li­chen unent­schie­den zwi­schen wahr/falsch schlin­gert. Die für Momen­te “wahr” schei­nen mag, für Momen­te deut­lich “falsch” spielt. Die aber nicht durch “Ein­füh­lung” in eine “Rol­le” erzeugt wird. Als Kon­zept für mich enorm span­nend, weil es einen fan­tas­ti­schen Spiel­raum eröff­net, der von den Figu­ran­ten (form­er­ly known as Schau­spie­ler) als Frei­heit ange­nom­men wer­den kann, nicht den gan­zen Abend der oder die sel­be “sein” zu müs­sen. Es ist — phy­si­ka­lisch gespro­chen — der Über­gang von einem ato­ma­ren teil­chen-Modell der Welt, in dem sich Ato­me ver­hal­ten zu einem Wel­len-Modell, in dem sich Ladungs­fel­der mit gewis­ser Wahr­schein­lich­keit an bestimm­ten Stel­len auf­hal­ten, zuge­lich ver­schio­ede­ne Wege benut­zen um zwi­schen zwei Posi­tio­nen zu wech­seln und jeden­falls nie wirk­lich “fass­bar” sind.

Es müss­te die Hand­lung nicht vom Cha­rak­ter ablei­ten — son­dern das Aktat als die kur­ze Pau­se des kom­mu­ni­ka­ti­ven Pro­zes­sie­rens ver­ste­hen. Naja, jeden­falls funk­tio­nie­ren mei­ne Post­dra­men so, den­ke ich.

§ 10 Responses to Vom Performat und Figurat — Zurück zum Postdrama"

  • Anonymus sagt:

    “Ich zitie­re sein Defi­ni­ti­ons­per­for­mat (nicht miß­zu­ver­ste­hend als zitier­tes Dokument!)”

    Ja, aber wie mach ich das? Wie ver­ste­he ich ein Zitat mit Quel­len­an­ga­be NICHT als Doku­ment miß?

    Für Rat­schlä­ge wäre ich dankbar.

  • Postdramatiker sagt:

    Zunächst platt tech­nisch: Weil die Sei­te momen­tan bei jedem Besuch die­sel­be sein mag — was aber nicht sicher­bar ist. Nach­träg­li­cher Ein­griff ver­mag sie jeder­zeit zu ver­bes­sern, ver­än­dern, über­ar­bei­ten oder zu löschen. Was durch impli­zi­te Kodi­zes “unfein” genannt wer­den mag, sich aber nicht durch tech­ni­sche Vor­rich­tun­gen (an denen die DE-Mail Anbie­ter gera­de ver­zwei­felt schrau­ben..) nicht gesi­chert wer­den kann.
    Zudem wird even­tu­ell ein Leser des Aus­gangs­fließ­tex­tes nach lek­tür mei­nes Zita­tes zurück­keh­ren auf den Aus­gangs­fließ­text und fest­ge­stellt haben, dass sein (Miß-)Verständnis mei­nes Fließ­tex­tes, der den Aus­gangs­fließ­text (miß-)interpretiert hat, so ver­än­dert, dass das ursprüng­li­che (Miß-)verständnis die­ses Lesers sich zu einem neu­en (Miß-)Verständnis gewan­delt hat.
    Das übri­gens — so möch­te ich hier doku­men­tie­ren . ist kei­ne Lan­ze für die post­mo­der­ne Belie­big­keit oder das Sup­ple­ment und die Pfrop­fung im Sin­ne Der­ri­das. Es soll ledig­lich an eine gewis­se Vor­sicht im Umgang mit Tex­ten erin­nern, die nicht für Doku­men­te gehal­ten wer­den sollten.
    P.S. Ich habe etwas in der von Kus­anow­sky zitier­ten Pas­sa­ge geändert.

  • Anonymus sagt:

    Kann man ein Buch, das Kus­anow­sky in sei­nem inzwi­schen an vie­len Stel­len gut doku­men­tier­ten Kon­zept des “Doku­ments” unter­brin­gen wür­de (das Kon­zept des “Doku­ments”, inzwischn unzäh­li­ge Male wie­der­ge­käut, ist dem­zu­fol­ge für mich kein Per­for­mat) zwei­mal auf die gleich Wei­se lesen? Die Erfah­rung jedes pas­sio­nier­ten Lesers wider­spricht dem.

    Genau­so: Könn­te es nicht sein, daß man etwas an einer Web­site ändert, gera­de damit nach wie vor das glei­che dasteht?

  • Postdramatiker sagt:

    Kann dir in kei­nem Punkt wider­spre­chen. Der Cha­rak­ter des Doku­ments (oder das Kon­strukt “Doku­ment”) ist von enor­mer Fra­gi­li­tät immer schon gewe­sen. oder von einer gewis­sen Gewalt­tä­tig­keit bzw. Geset­zes­ge­walt garan­tiert. Auch das Buch ent­wischt dem Doku­men­ta­ri­schen aus der iden­ti­schen Repro­du­zier­bar­keit des Lese­pro­zes­ses. Und der Leser und Schrei­ber auch — garan­tiert dein “Anony­mus”, dass du der­sel­be bist, der du vor­hin warst? Selbst wenn du der­sel­be bist (und nicht etwa zwi­schen­drin noch­mal Kus­anow­sky gele­sen hast)? Wäh­rend das Buch aber in sei­ner Her­stel­lung und Ver­viel­fäl­ti­gung noch unter­nimmt, eine “Sel­big­keit” wenigs­tens mate­ria­li­ter zu garan­tie­ren — da schwin­det die­se Sel­big­keit im digi­ta­len Umfeld. Denn das was auf die­ser Web­sei­te hier zu sehen ist, ist das Ergeb­nis eines elek­tro­ni­schen Inter­pre­ta­ti­ons- und Dar­stel­lungs­pro­zes­ses, ein Pro­zess, der die­se Sei­te kurz erzeugt, der sie auch anders erzeu­gen kann, anders­wo, in ande­rem Zusam­men­hang — und dem Ände­run­gen nicht anzu­se­hen sind. Weil kein “Ori­gi­nal” vor­han­den ist. Das bringt die wun­der­ba­re (und bedroh­li­che) bewe­gung in die Sache — bne­droh­lich, weil unse­re Kul­tur, unser Staat, unse­re Welt im Wesent­li­chen aus Doku­men­ten gebaut ist oder doch auf Doku­men­ten basiert (Geset­zen, Aus­weis­do­ku­men­ten, Ori­gi­nal­ge­mäl­den, Marken …).
    Web­sei­te-Ände­rung: Er scheint es geän­dert zu haben — und mei­nem Zitat ange­gli­chen. Ist damit das von mir mani­pu­la­tiv “doku­men­tier­te” “Doku­ment jetzt wie­der ein Doku­ment, weil es mit sei­nem gefälsch­ten Zitat wie­der in Über­ein­stim­mung gebracht wur­de durch mani­pu­la­ti­ven Akt? Und somit die Fäl­schung wie­der zu einem Zitat gemacht hat?

  • Anonymus sagt:

    “Wäh­rend das Buch aber in sei­ner Her­stel­lung und Ver­viel­fäl­ti­gung noch unter­nimmt, eine “Sel­big­keit” wenigs­tens mate­ria­li­ter zu garan­tie­ren – da schwin­det die­se Sel­big­keit im digi­ta­len Umfeld.”

    “Weil kein “Ori­gi­nal” vor­han­den ist.”

    Gut, aber was ist beim Buch als das Ori­gi­nal zu bezeich­nen. Gibt es da eins, was sich ohne Schwie­rig­kei­ten deik­tisch bestim­men lies­se? Die Fas­sung letz­ter Hand, das Manu­skript, die Erstaus­aus­ga­be? Das jemals ein Ori­gi­nal DA gewe­sen wäre ist eben jenes Phan­tas­ma, des­sen Trug­haf­tig­keit heu­te selbst von den kri­ti­schen Edi­ti­ons­phi­lo­lo­gen ein­ge­stan­den wird. Es gibt kein Ori­gi­nal, was nicht sei­ner­seits schon wie­der unter dem Ver­dacht ste­hen müss­te blos­se Kopie zu sein. Und den­noch ist es not­wen­di­ger Schein von einem sol­chen aus­ge­hen zu müs­sen. Wie der Glau­be, daß das Kon­zept des Doku­ments und des Per­for­mats von Kus­anow­sky etwas Sta­bi­les (alle Ände­run­gen der Defin­ti­on sind mar­gi­nal, weil sie in einem iden­ti­schen Bedeu­tungs­be­reich verbleiben)sei, auf das man zurück­kom­men, das man (unter Anga­be von Quel­len oder durch Nach­fra­ge beim Autor) zitie­ren kann. Wür­de Kus­anow­sky sei­ne Defi­ni­ti­on ein­mal ändern in “Ein Per­for­mat ist ein Nicht-Per­for­mat” wäre ich sogar geneigt ihm zu glauben.

  • Postdramatiker sagt:

    Gut dass das Ori­gi­nal durch Anfüh­rungs­zei­chen als Zitat gekenn­zeich­net war — denn selbst­ver­ständ­lich ist die Fra­ge nach dem ori­gi­na­len Ori­gi­nal nahe­zu sinn­los. Aller­dings sind die edi­ti­ons­phi­lo­lo­gi­schen Prak­ti­ken, die als sol­che wis­sen­schaft­lich legi­ti­miert und als gül­tig aner­kannt sind, eben genau die Erschaf­fungs­be­din­gun­gen von etwas, das hin­ter­her als Doku­ment die­nen kann. Stim­me dir in fast allem Wei­te­ren zu — auch dem not­wen­di­gen Schein. Oder in der Iden­ti­tät von Iden­ti­tät und Nicht-Iden­ti­tät bzw. von Per­for­mat und Nicht­per­for­mat. Der “iden­ti­sche Bedeu­tungs­be­reich” scheint mir so nicht halt­bar, da die Bedeu­tung eben — wie du zuletzt ja schriebst — eben ein Kon­strukt des Lese­pro­zes­ses ist, inso­fern klei­ne Ver­schie­bun­gen gro­ße Bedeu­tungs­un­ter­schie­de nach sich zie­hen kön­nen. Wobei “klein” nicht ein­mal mei­nen muß, nur weni­ge Buch­sta­ben zu betref­fen. Um mich dann für heu­te zu verb­schie­den wür­de ich schlie­ßen: das Per­for­mie­ren des digi­ta­len Raums schafft eine erneu­te Ach­sam­keit für einer­seits die Pro­zes­se und Prak­ti­ken, die zur Gene­se von “Doku­men­ten” not­wen­dig sind (weil die Doku­men­ta­ri­tät nicht dem Doku­ment ange­se­hen wer­den kann) und ande­rer­seits auch für die Imper­fek­ti­on des Doku­ments selbst. Das sich nun­mehr in einer Wei­se ver­flüs­sigt, dass die Ver­su­che, an die­sem Kon­zept fest zu hal­ten gera­de­zu rüh­rend erschei­nen. Oder von sinn­lo­ser Gewalt.

  • Anonymus sagt:

    “Das sich nun­mehr in einer Wei­se ver­flüs­sigt, dass die Ver­su­che, an die­sem Kon­zept fest zu hal­ten gera­de­zu rüh­rend erschei­nen. Oder von sinn­lo­ser Gewalt.”

    Nun­ja, das Doku­men­ta­ri­sche, wie das Archi­va­ri­sche, hat sich ja seit dem alten Noah bis zum Luh­mann­schen Zet­tel­kas­ten instau­riert gera­de auch um einer gewis­sen “sinn­lo­sen” Gewalt zu trotzen.

    Sackt das Köl­ner Stadt­ar­chiv ab, ein­her­ge­hend mit dem Ver­lust unschätz­ba­rer Men­gen von “Ori­gi­nal-Doku­men­ten” ist das m.E. nicht nur ein Grund zum Fei­ern. Und jene, die am Erhalt inter­es­siert waren, las­sen sich nicht durch­weg als rüh­ren­de oder sinn­los gewalt­tä­ti­ge Reak­tio­nä­re denunzieren.
    Im Gegen­teil: die Zer­stö­rung von Doku­men­ten, man den­ke nur an Bücher­ver­bren­nun­gen der Nazis,kann selbst Zeug­nis des­sen sein, was du bezeich­nest mit: sinn­lo­ser Gewalt.

  • Rolf sagt:

    @Anonymus: Kann man das Kon­zept des “Kon­zepts” (in dei­nem Bei­spiel die Arche, das Archiv)und den ihm eige­nen Trotz, eine “Sache” auf Dau­er zu stel­len und — als Doku­ment ‑in ihrer Ein­zig­ar­tig­keit vor Ver­let­zung und Zer­stö­rung zu bewah­ren nicht in Oppo­si­ti­on set­zen zu dem Trotz, der die­sem Trotz trotzt?

    Ein Per­for­mat wäre somit eigent­lich nur ein maso­chis­ti­sches Doku­ment, was unaus­ge­setzt den Befehl aus­sen­det: Ver­letz mich, schlag mich, mach mich kaputt. Bewei­se mir dei­ne Wert­schät­zung dadurch, daß du mich geringschätzt.

  • Anonymus sagt:

    “Ein Per­for­mat wäre somit eigent­lich nur ein maso­chis­ti­sches Doku­ment, was unaus­ge­setzt den Befehl aus­sen­det: Ver­letz mich, schlag mich, mach mich kaputt. Bewei­se mir dei­ne Wert­schät­zung dadurch, daß du mich geringschätzt.”

    Das ist hübsch und gefällt mir gut. Die sadis­ti­sche Sei­te wäre mit­hin die auf Erhalt, Ver­bleib, Unver­än­der­lich­keit behar­ren­de “Dick­köp­fig­keit” des Dokuments?

    Wor­auf ich eigent­lich jedoch hin­aus woll­te: Die per­for­ma­ti­ve Unter­schei­dung von Per­for­mat und Doku­ment drängt(masochistisch) nach Dekon­struk­ti­on, will kaputt gemacht wer­den und macht sich selbst kaputt; wider­strei­tet damit ihrer gegen­stre­bi­gen Ten­denz, sich doku­men­ta­risch zu verhärten.

    Es lie­ße sich in Bezug auf Dokument/Performat wei­test­ge­hend nach dem Vor­bild von Der­ri­das Dekon­struk­ti­on der Aus­t­in­schen Unter­schei­dung von per­for­ma­ti­ven und kon­sta­ti­ven Sprech­ak­ten (in Limi­t­ed Inc. und Signa­tur, Ereig­nis, Kon­text) verfahren?

  • Rolf sagt:

    “Es lie­ße sich in Bezug auf Dokument/Performat wei­test­ge­hend nach dem Vor­bild von Der­ri­das Dekon­struk­ti­on der Aus­t­in­schen Unter­schei­dung von per­for­ma­ti­ven und kon­sta­ti­ven Sprech­ak­ten (in Limi­t­ed Inc. und Signa­tur, Ereig­nis, Kon­text) verfahren?”

    Ja, jeden­falls hal­te ich´s für äus­serst pro­ble­ma­tisch ‚über­haupt davon zu spre­chen ein alles­be­stim­men­des Beob­ach­tungs­sche­ma wür­de durch ein ande­res eben­so Domi­nan­tes abge­löst und dabei zu ver­ges­sen, daß dies (nur) eine Beob­ach­tung (unter Ver­wen­dung eines bestimm­ten (wel­chen?) Sche­mas) ist. Man kann und konn­te m.E. das Doku­ment­sche­ma (wie jedes Sche­ma) stets ver­schie­den beobachten.
    Die Auf­fas­sung, es habe zu jeder Zeit nur EIN Sche­ma zur Beob­ach­tung des Doku­ments gege­ben will mir nicht einleuchten.

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