Mit Luhmann zu sprechen: Stimmt es, dass die Wirtschaft ein Subsystem der gesellschaft ist — oder inzwischen die Gesellschaft ein Subsystem der Wirtschaft. Nämlich der nicht-produktive zeitliche (Feierabend, Rente, Krankheit), menschliche (Arbeitslose, Rentner) usw. Überschuss, der aus dem Gesamtsystem Wirtschaft herausragt wie das Bein eines Schlafenden aus dem Bett? Hat also das System Wirtschaft sich das System Gesellschaft einverleibt — und lässt nur noch ein Bein heraushängen? Dann ist wiederum an Brecht orientiert die Frage:
Wer aber ist die <Wirtschaft>?
Sitzt sie in einem Haus mit Telefonen?
Sind ihre Gedanken geheim, ihre Entschlüsse unbekannt?
Wer ist sie?Wir sind sie.
Du und ich und ihr — wir alle.
Wenn es so ist, dass die Gesellschaft ein Subsystem der Wirtschaft ist, die Mitglieder des Subsystems Gesellschaft zugleich Träger des Systems Wirtschaft sind — dann führt die Veränderung der Mitglieder der Gesellschaft auch zu einer Veränderung des Systems Wirtschaft.
Hm.
Oder nicht?
Die Frage ist eben deswegen nicht irrelevant, weil etwa die Verkürzung der Ursachen der sogenannten Finanzkrise auf die “Gier einiger Banker” zu kurz greift. Weil es gesellschaftliche Prozesse und Veränderungen sind, die hier mitgewirkt haben. Verändertes Kauf‑, Schulden‑, Arbeits‑, Kommunikationsverhalten. Die stille aber schmerzhafte Revolution, die gerade im Gange ist, wird betrieben von Revolutionären, die gar nicht wissen, dass sie Revolutionäre sind. Die gar nicht wissen, dass Wirtschaften zusammenbrechen, weil sie ein bisschen weniger Zeitung lesen und Fernsehen schauen und dafür mehr im Internet surfen. Zum Beispiel.
To be continued.